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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.

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so weit, daß er dem zur ersten Ausschußsitzung erschienenen neuen Statthalter Frei-
Herrn v. Lasser leichtfertig an einem Bleistifte schnitzend hinwarf, die Beamten ver¬
ständen alle Nichts von der Schule, was er dann freilich mit einer Abbitte büßen
mußte. Das Bestreben der Clericalen zielte auf Verschleppung der Schulfragc ab
und wenn der Statthalter den Ausschuß nicht fortwährend zu deren Berathung ge¬
drängt hätte, wäre diese wohl erst in der nächsten Session überhaupt zu Stande
gekommen. Die treuen Alttiroler, die sich mit den feudalen Czechen und Polen in
steter Fühlung erhielten, hofften auf das Gelingen des Sturmanlaufs in Lemberg
und auf den Sturz des liberalen Ministeriums, dem sie nnr noch eine kurze Frist
von höchstens sechs Wochen gaben; dann übernahmen vielleicht Greuter und Giova-
nelli die Portefeuilles des Cultus und der Justiz. Bis dahin sollte sich der Land¬
tag mit unschädlichen Spielwerk beschäftigen, um jedes Präjudiz für die Zukunft
zu vermeiden, und der clericale Landeshauptmann or. Haßlwanter unterstützte seine
Freunde so gut er konnte, anfangs durch achttägige Ferien und später durch die
Beihilfe der säumigen Comites.

Die Berathungen der ersten fünf Wochen füllten zumeist Gesuche um Nachlaß
früherer oder Gewährung neuer Vorschüsse und Darlehen, insbesondere aus Wälsch-
tirol aus. Wenn von seinen Abgeordneten in Folge der Enthaltungspolitik der Jtalia-
nissimi (mit Einschluß zweier Vertreter des adeligen großen Grundbesitzes) auch nur
zehn auf dem Landtag erschienen waren, so vergaßen die dortigen Gemeinden doch nie
ihre Zugehörigkeit geltend zu machen, sobald es sich um die Vertheilung der Ein¬
künfte des Approvisirungsfonds handelte. Clericale und Liberale spendeten dann
mit vollen Händen, jene aus Opposition gegen Italien, das den Staat von der
Herrschaft der Kirche befreien will, diese zur Erlangung neuer Bundesgenossen bei
den künftigen Wahlen. Auch die Statute für die Unterstützung der Landesver¬
theidiger und die Brandversicherung liehen zu drei.Sitzungen Stoff.

Daran reihten sich Gesetzentwürfe über die Bezirksvertretungen und die Er¬
neuerung der Hypotheken sowie eine Verhandlung über den Ankauf der Güter des
ehemaligen Chorherrenstiftes Se. Michael. Erstere waren im Jahre 1863 auf
großen Widerstand gestoßen: man besorgte davon - eine Schmälerung der geistlichen
Bevormundung. Nun, da die Regierung die volle Autonomie der Gemeinden auf ihre
Fahne geschrieben, erschien Nichts Wünschenswerther als ein Mittelglied zwischen diesen
und dem Landesausschuß, das sie überwachen, in Recurssällen Bericht erstatten sollte ?c.

Im Grunde dachte man dabei nur an neue Knotenpunkte für gute Disciplin,
und weil diese den Geistlichen bei kleinen Bezirken leichter fiel als bei großen, hielt
man sich an den schon vor fünf Jahren gemachten Vorschlag der Eintheilung nach
Gerichtssprengeln, deren es in der gefürsteten Grafschaft Tirol nicht weniger als
K5 gibt. Dagegen sträubten sich vor Allen die Wälschtiroler, die für sich am liebsten
einen einzigen Bezirk mit einem kleinen Sonderlandtage in Trient gebildet hätten.
Dies schien trotz der Vermittelung des Fürstbischofs und des Probstes Degara auch
den Clericalen gefährlich, und da ihr Vorwort doch einige Rücksicht gebot, kam es hinter
den Coulissen zu einem Vergleich, wodurch der schwarze Club deu Wälschtirolern
acht Bezirksvertretungen nach der Zahl und Ausdehnung ihrer Bezirkshauptmann¬
schaften bewilligte. Einer Eintheilung nach demselben Princip für Deutschtirol, die
dessen Vertreter auf der Linken wünschten, traten die Hüter der Stiftshütte um so
entschiedener entgegen, als es sich dabei um die Verwaltung der eigentlichen Privat¬
domäne ihrer Landeshoheit handelte; es blieb für die Gemeinden deutscher Zunge bei
den 38 Gerichtsbezirken. Die einzige Beschränkung, die ihnen der Statthalter abnöthigte,
bestand in dem Schutze der Gemeinden vor einer Schmälerung ihres selbständigen
Wirkungskreises; eine fernere Andeutung, daß das Netz gemeinsamer Interessen auch
der wichtigste Maßstab für ihre Ausdehnung sei, verhallte an tauben Ohren.

Der Antrag wegen des Ankaufs der ehemaligen Stiftsgüter von Se. Michael
bezog sich auf einen Landtagsbeschluß vom Jahre 18K4, der die Nothwendigkeit einer


so weit, daß er dem zur ersten Ausschußsitzung erschienenen neuen Statthalter Frei-
Herrn v. Lasser leichtfertig an einem Bleistifte schnitzend hinwarf, die Beamten ver¬
ständen alle Nichts von der Schule, was er dann freilich mit einer Abbitte büßen
mußte. Das Bestreben der Clericalen zielte auf Verschleppung der Schulfragc ab
und wenn der Statthalter den Ausschuß nicht fortwährend zu deren Berathung ge¬
drängt hätte, wäre diese wohl erst in der nächsten Session überhaupt zu Stande
gekommen. Die treuen Alttiroler, die sich mit den feudalen Czechen und Polen in
steter Fühlung erhielten, hofften auf das Gelingen des Sturmanlaufs in Lemberg
und auf den Sturz des liberalen Ministeriums, dem sie nnr noch eine kurze Frist
von höchstens sechs Wochen gaben; dann übernahmen vielleicht Greuter und Giova-
nelli die Portefeuilles des Cultus und der Justiz. Bis dahin sollte sich der Land¬
tag mit unschädlichen Spielwerk beschäftigen, um jedes Präjudiz für die Zukunft
zu vermeiden, und der clericale Landeshauptmann or. Haßlwanter unterstützte seine
Freunde so gut er konnte, anfangs durch achttägige Ferien und später durch die
Beihilfe der säumigen Comites.

Die Berathungen der ersten fünf Wochen füllten zumeist Gesuche um Nachlaß
früherer oder Gewährung neuer Vorschüsse und Darlehen, insbesondere aus Wälsch-
tirol aus. Wenn von seinen Abgeordneten in Folge der Enthaltungspolitik der Jtalia-
nissimi (mit Einschluß zweier Vertreter des adeligen großen Grundbesitzes) auch nur
zehn auf dem Landtag erschienen waren, so vergaßen die dortigen Gemeinden doch nie
ihre Zugehörigkeit geltend zu machen, sobald es sich um die Vertheilung der Ein¬
künfte des Approvisirungsfonds handelte. Clericale und Liberale spendeten dann
mit vollen Händen, jene aus Opposition gegen Italien, das den Staat von der
Herrschaft der Kirche befreien will, diese zur Erlangung neuer Bundesgenossen bei
den künftigen Wahlen. Auch die Statute für die Unterstützung der Landesver¬
theidiger und die Brandversicherung liehen zu drei.Sitzungen Stoff.

Daran reihten sich Gesetzentwürfe über die Bezirksvertretungen und die Er¬
neuerung der Hypotheken sowie eine Verhandlung über den Ankauf der Güter des
ehemaligen Chorherrenstiftes Se. Michael. Erstere waren im Jahre 1863 auf
großen Widerstand gestoßen: man besorgte davon - eine Schmälerung der geistlichen
Bevormundung. Nun, da die Regierung die volle Autonomie der Gemeinden auf ihre
Fahne geschrieben, erschien Nichts Wünschenswerther als ein Mittelglied zwischen diesen
und dem Landesausschuß, das sie überwachen, in Recurssällen Bericht erstatten sollte ?c.

Im Grunde dachte man dabei nur an neue Knotenpunkte für gute Disciplin,
und weil diese den Geistlichen bei kleinen Bezirken leichter fiel als bei großen, hielt
man sich an den schon vor fünf Jahren gemachten Vorschlag der Eintheilung nach
Gerichtssprengeln, deren es in der gefürsteten Grafschaft Tirol nicht weniger als
K5 gibt. Dagegen sträubten sich vor Allen die Wälschtiroler, die für sich am liebsten
einen einzigen Bezirk mit einem kleinen Sonderlandtage in Trient gebildet hätten.
Dies schien trotz der Vermittelung des Fürstbischofs und des Probstes Degara auch
den Clericalen gefährlich, und da ihr Vorwort doch einige Rücksicht gebot, kam es hinter
den Coulissen zu einem Vergleich, wodurch der schwarze Club deu Wälschtirolern
acht Bezirksvertretungen nach der Zahl und Ausdehnung ihrer Bezirkshauptmann¬
schaften bewilligte. Einer Eintheilung nach demselben Princip für Deutschtirol, die
dessen Vertreter auf der Linken wünschten, traten die Hüter der Stiftshütte um so
entschiedener entgegen, als es sich dabei um die Verwaltung der eigentlichen Privat¬
domäne ihrer Landeshoheit handelte; es blieb für die Gemeinden deutscher Zunge bei
den 38 Gerichtsbezirken. Die einzige Beschränkung, die ihnen der Statthalter abnöthigte,
bestand in dem Schutze der Gemeinden vor einer Schmälerung ihres selbständigen
Wirkungskreises; eine fernere Andeutung, daß das Netz gemeinsamer Interessen auch
der wichtigste Maßstab für ihre Ausdehnung sei, verhallte an tauben Ohren.

Der Antrag wegen des Ankaufs der ehemaligen Stiftsgüter von Se. Michael
bezog sich auf einen Landtagsbeschluß vom Jahre 18K4, der die Nothwendigkeit einer


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[0085] so weit, daß er dem zur ersten Ausschußsitzung erschienenen neuen Statthalter Frei- Herrn v. Lasser leichtfertig an einem Bleistifte schnitzend hinwarf, die Beamten ver¬ ständen alle Nichts von der Schule, was er dann freilich mit einer Abbitte büßen mußte. Das Bestreben der Clericalen zielte auf Verschleppung der Schulfragc ab und wenn der Statthalter den Ausschuß nicht fortwährend zu deren Berathung ge¬ drängt hätte, wäre diese wohl erst in der nächsten Session überhaupt zu Stande gekommen. Die treuen Alttiroler, die sich mit den feudalen Czechen und Polen in steter Fühlung erhielten, hofften auf das Gelingen des Sturmanlaufs in Lemberg und auf den Sturz des liberalen Ministeriums, dem sie nnr noch eine kurze Frist von höchstens sechs Wochen gaben; dann übernahmen vielleicht Greuter und Giova- nelli die Portefeuilles des Cultus und der Justiz. Bis dahin sollte sich der Land¬ tag mit unschädlichen Spielwerk beschäftigen, um jedes Präjudiz für die Zukunft zu vermeiden, und der clericale Landeshauptmann or. Haßlwanter unterstützte seine Freunde so gut er konnte, anfangs durch achttägige Ferien und später durch die Beihilfe der säumigen Comites. Die Berathungen der ersten fünf Wochen füllten zumeist Gesuche um Nachlaß früherer oder Gewährung neuer Vorschüsse und Darlehen, insbesondere aus Wälsch- tirol aus. Wenn von seinen Abgeordneten in Folge der Enthaltungspolitik der Jtalia- nissimi (mit Einschluß zweier Vertreter des adeligen großen Grundbesitzes) auch nur zehn auf dem Landtag erschienen waren, so vergaßen die dortigen Gemeinden doch nie ihre Zugehörigkeit geltend zu machen, sobald es sich um die Vertheilung der Ein¬ künfte des Approvisirungsfonds handelte. Clericale und Liberale spendeten dann mit vollen Händen, jene aus Opposition gegen Italien, das den Staat von der Herrschaft der Kirche befreien will, diese zur Erlangung neuer Bundesgenossen bei den künftigen Wahlen. Auch die Statute für die Unterstützung der Landesver¬ theidiger und die Brandversicherung liehen zu drei.Sitzungen Stoff. Daran reihten sich Gesetzentwürfe über die Bezirksvertretungen und die Er¬ neuerung der Hypotheken sowie eine Verhandlung über den Ankauf der Güter des ehemaligen Chorherrenstiftes Se. Michael. Erstere waren im Jahre 1863 auf großen Widerstand gestoßen: man besorgte davon - eine Schmälerung der geistlichen Bevormundung. Nun, da die Regierung die volle Autonomie der Gemeinden auf ihre Fahne geschrieben, erschien Nichts Wünschenswerther als ein Mittelglied zwischen diesen und dem Landesausschuß, das sie überwachen, in Recurssällen Bericht erstatten sollte ?c. Im Grunde dachte man dabei nur an neue Knotenpunkte für gute Disciplin, und weil diese den Geistlichen bei kleinen Bezirken leichter fiel als bei großen, hielt man sich an den schon vor fünf Jahren gemachten Vorschlag der Eintheilung nach Gerichtssprengeln, deren es in der gefürsteten Grafschaft Tirol nicht weniger als K5 gibt. Dagegen sträubten sich vor Allen die Wälschtiroler, die für sich am liebsten einen einzigen Bezirk mit einem kleinen Sonderlandtage in Trient gebildet hätten. Dies schien trotz der Vermittelung des Fürstbischofs und des Probstes Degara auch den Clericalen gefährlich, und da ihr Vorwort doch einige Rücksicht gebot, kam es hinter den Coulissen zu einem Vergleich, wodurch der schwarze Club deu Wälschtirolern acht Bezirksvertretungen nach der Zahl und Ausdehnung ihrer Bezirkshauptmann¬ schaften bewilligte. Einer Eintheilung nach demselben Princip für Deutschtirol, die dessen Vertreter auf der Linken wünschten, traten die Hüter der Stiftshütte um so entschiedener entgegen, als es sich dabei um die Verwaltung der eigentlichen Privat¬ domäne ihrer Landeshoheit handelte; es blieb für die Gemeinden deutscher Zunge bei den 38 Gerichtsbezirken. Die einzige Beschränkung, die ihnen der Statthalter abnöthigte, bestand in dem Schutze der Gemeinden vor einer Schmälerung ihres selbständigen Wirkungskreises; eine fernere Andeutung, daß das Netz gemeinsamer Interessen auch der wichtigste Maßstab für ihre Ausdehnung sei, verhallte an tauben Ohren. Der Antrag wegen des Ankaufs der ehemaligen Stiftsgüter von Se. Michael bezog sich auf einen Landtagsbeschluß vom Jahre 18K4, der die Nothwendigkeit einer

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120192/85>, abgerufen am 28.09.2024.