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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.

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Erklärung.

Zu der in Nro. 10 der "Grenzboten" gebrachten Besprechung des Lebens
Michelangelo's darf ich mir wol erlauben, einige Erläuterungen zu geben

1) Niccolo Valori wurde bekanntlich zum Tode verurtheilt, auf Ver¬
wendung seines Neffen Bartolomeus jedoch zu lebenslänglichem Gefängniß
begnadigt. Der geehrte Recensent wolle darüber etwa Mräi, Istoiie I,. VI.,
0. XVI. nachsehen.

2) Die Frage über Entstehung von San Miniato bei Florenz ist aller¬
dings eine schwierig zu lösende. Grundplan, innerer Ausbau, Faxade, Glocken¬
thurm gehören verschiedenen Jahrhunderten an. Alles in Allem genommen,
bildet diese Kirche ein Ganzes jedoch, für das sich die Bezeichnung "beste
hohenstaufische Zeit" schon deshalb empfahl, weil sie nur auf die Zeit
hinwies, welche dem Gebäude ihren Hauptstempel aufgedrückt hat. Der ge¬
ehrte Recensent schöpft, wie sein umfangreiches Citat zeigt, seine Ansichten
aus Schnaase's Arbeiten. Wollte er doch einmal auf Autoritäten gehen,
statt die Sache auf die Quellen hin zu erörtern, so würde ihm Burckhard
(Neue Ausgabe von Kugler, Band IV., p. 23) besser zu statten gekommen
sein. Jedenfalls ist der Faxadenbau von 1207, wie Burckhard annimmt, als
Mitte der in San Miniato sich darstellenden architektonischen Thätigkeit zu
betrachten.

3) Die Wandseiten der Capelle von San Lorenzo, an welchen Michel¬
angelo's Sarkophage mit den Figuren stehen, haben die vom geehrten Re¬
censenten bei meiner Darstellung vermißten Thüren gar nicht. Eines Zurück¬
gehens auf Erinnerung bedarf es hier nicht, da überall leicht erreichbare
Photographien die Architektur genau so erscheinen lassen werden, wie ich sie
beschrieben.

4) Das diese Wandseiten durchschneidende architektonische Glied ist ein
sehr charakteristisch ornamentirter Fries. Daß derselbe mit einem Gesims
nach oben abschließen muß, läßt meine Beschreibung vollständig erkennen.

5) Ein Index wäre zu umfangreich geworden. Das Buch eignet sich
nicht zu einer registrtrten Aufzählung seines Inhaltes.

6) Die betreffende Literatur (ältere wie neuere) ist bei dieser wie bei
den vorhergehenden Auflagen auf das Sorgfältigste benutzt worden. Jedoch
natürlicherweise nur da, wo sie neues Material darbot. Sollte mir
etwas entgangen sein, so würde ich specielle Nachweise, welche der geehrte
Recensent leider nicht gibt, dankbar annehmen und berücksichtigen.

Mit der Bitte um Abdruck des Vorstehenden in Ihrem geschätzten Blatte


Hochachtungsvoll
H. Grimm.


Erklärung.

Zu der in Nro. 10 der „Grenzboten" gebrachten Besprechung des Lebens
Michelangelo's darf ich mir wol erlauben, einige Erläuterungen zu geben

1) Niccolo Valori wurde bekanntlich zum Tode verurtheilt, auf Ver¬
wendung seines Neffen Bartolomeus jedoch zu lebenslänglichem Gefängniß
begnadigt. Der geehrte Recensent wolle darüber etwa Mräi, Istoiie I,. VI.,
0. XVI. nachsehen.

2) Die Frage über Entstehung von San Miniato bei Florenz ist aller¬
dings eine schwierig zu lösende. Grundplan, innerer Ausbau, Faxade, Glocken¬
thurm gehören verschiedenen Jahrhunderten an. Alles in Allem genommen,
bildet diese Kirche ein Ganzes jedoch, für das sich die Bezeichnung „beste
hohenstaufische Zeit" schon deshalb empfahl, weil sie nur auf die Zeit
hinwies, welche dem Gebäude ihren Hauptstempel aufgedrückt hat. Der ge¬
ehrte Recensent schöpft, wie sein umfangreiches Citat zeigt, seine Ansichten
aus Schnaase's Arbeiten. Wollte er doch einmal auf Autoritäten gehen,
statt die Sache auf die Quellen hin zu erörtern, so würde ihm Burckhard
(Neue Ausgabe von Kugler, Band IV., p. 23) besser zu statten gekommen
sein. Jedenfalls ist der Faxadenbau von 1207, wie Burckhard annimmt, als
Mitte der in San Miniato sich darstellenden architektonischen Thätigkeit zu
betrachten.

3) Die Wandseiten der Capelle von San Lorenzo, an welchen Michel¬
angelo's Sarkophage mit den Figuren stehen, haben die vom geehrten Re¬
censenten bei meiner Darstellung vermißten Thüren gar nicht. Eines Zurück¬
gehens auf Erinnerung bedarf es hier nicht, da überall leicht erreichbare
Photographien die Architektur genau so erscheinen lassen werden, wie ich sie
beschrieben.

4) Das diese Wandseiten durchschneidende architektonische Glied ist ein
sehr charakteristisch ornamentirter Fries. Daß derselbe mit einem Gesims
nach oben abschließen muß, läßt meine Beschreibung vollständig erkennen.

5) Ein Index wäre zu umfangreich geworden. Das Buch eignet sich
nicht zu einer registrtrten Aufzählung seines Inhaltes.

6) Die betreffende Literatur (ältere wie neuere) ist bei dieser wie bei
den vorhergehenden Auflagen auf das Sorgfältigste benutzt worden. Jedoch
natürlicherweise nur da, wo sie neues Material darbot. Sollte mir
etwas entgangen sein, so würde ich specielle Nachweise, welche der geehrte
Recensent leider nicht gibt, dankbar annehmen und berücksichtigen.

Mit der Bitte um Abdruck des Vorstehenden in Ihrem geschätzten Blatte


Hochachtungsvoll
H. Grimm.


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[0490] Erklärung. Zu der in Nro. 10 der „Grenzboten" gebrachten Besprechung des Lebens Michelangelo's darf ich mir wol erlauben, einige Erläuterungen zu geben 1) Niccolo Valori wurde bekanntlich zum Tode verurtheilt, auf Ver¬ wendung seines Neffen Bartolomeus jedoch zu lebenslänglichem Gefängniß begnadigt. Der geehrte Recensent wolle darüber etwa Mräi, Istoiie I,. VI., 0. XVI. nachsehen. 2) Die Frage über Entstehung von San Miniato bei Florenz ist aller¬ dings eine schwierig zu lösende. Grundplan, innerer Ausbau, Faxade, Glocken¬ thurm gehören verschiedenen Jahrhunderten an. Alles in Allem genommen, bildet diese Kirche ein Ganzes jedoch, für das sich die Bezeichnung „beste hohenstaufische Zeit" schon deshalb empfahl, weil sie nur auf die Zeit hinwies, welche dem Gebäude ihren Hauptstempel aufgedrückt hat. Der ge¬ ehrte Recensent schöpft, wie sein umfangreiches Citat zeigt, seine Ansichten aus Schnaase's Arbeiten. Wollte er doch einmal auf Autoritäten gehen, statt die Sache auf die Quellen hin zu erörtern, so würde ihm Burckhard (Neue Ausgabe von Kugler, Band IV., p. 23) besser zu statten gekommen sein. Jedenfalls ist der Faxadenbau von 1207, wie Burckhard annimmt, als Mitte der in San Miniato sich darstellenden architektonischen Thätigkeit zu betrachten. 3) Die Wandseiten der Capelle von San Lorenzo, an welchen Michel¬ angelo's Sarkophage mit den Figuren stehen, haben die vom geehrten Re¬ censenten bei meiner Darstellung vermißten Thüren gar nicht. Eines Zurück¬ gehens auf Erinnerung bedarf es hier nicht, da überall leicht erreichbare Photographien die Architektur genau so erscheinen lassen werden, wie ich sie beschrieben. 4) Das diese Wandseiten durchschneidende architektonische Glied ist ein sehr charakteristisch ornamentirter Fries. Daß derselbe mit einem Gesims nach oben abschließen muß, läßt meine Beschreibung vollständig erkennen. 5) Ein Index wäre zu umfangreich geworden. Das Buch eignet sich nicht zu einer registrtrten Aufzählung seines Inhaltes. 6) Die betreffende Literatur (ältere wie neuere) ist bei dieser wie bei den vorhergehenden Auflagen auf das Sorgfältigste benutzt worden. Jedoch natürlicherweise nur da, wo sie neues Material darbot. Sollte mir etwas entgangen sein, so würde ich specielle Nachweise, welche der geehrte Recensent leider nicht gibt, dankbar annehmen und berücksichtigen. Mit der Bitte um Abdruck des Vorstehenden in Ihrem geschätzten Blatte Hochachtungsvoll H. Grimm.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120192/490>, abgerufen am 28.09.2024.