Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.in Cherbourg und in einer guten Zahl von Forts der Union, die trotz zehn¬ Bei richtigen Vorkehrungen am Lande kann weder eine Passage der So sind wir Deutsche, wenn wir die amerikanischen Erfahrungen richtig 54-
in Cherbourg und in einer guten Zahl von Forts der Union, die trotz zehn¬ Bei richtigen Vorkehrungen am Lande kann weder eine Passage der So sind wir Deutsche, wenn wir die amerikanischen Erfahrungen richtig 54-
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0439" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/120628"/> <p xml:id="ID_1283" prev="#ID_1282"> in Cherbourg und in einer guten Zahl von Forts der Union, die trotz zehn¬<lb/> fach stärkerer Kanonenzahl in offenen Geschützständen oder auch hinter ge¬<lb/> mauerten Casematten den Flotten dennoch Erfolge gestatteten wegen schwachen<lb/> Calibers und schlechter Bedienung in den Landbatterien. So passirten am<lb/> 28. Januar 1862 bei Vicksburg selbst hölzerne Dampfer, welche durch Woll-<lb/> und Baumwoll- oder Heuballen- und Kohlen-Prahme in den Flanken ge¬<lb/> schützt waren. Freilich hätten sie glühenden Kugeln nicht widerstehen können,<lb/> wenn selbst der im Aazoo-River gebaute Panzerwidder „Arcansas" durch<lb/> das Unionspanzerkanonenboot „Essex" mittelst glühender Kugeln in Brand<lb/> gesetzt wurde, nachdem sein Panzer zerschossen war. Wie wichtig übrigens<lb/> auch für Küstenfahrzeuge große Schnelligkeit ist, zeigt die Verlegenheit der<lb/> Unionskriegsschiffe, die höchstens 11 Knoten machten, gegenüber den 15 Kno¬<lb/> ten laufenden Blokaderennern. Am S. August 1864 gelang dem Admiral<lb/> Farragut die Einfahrt in die Bai von Mohne mit 4 Panzerschiffen und<lb/> 13 Holzschiffen selbst bei Tage nur darum, weil die Torpedos an jener<lb/> Stelle durch langes Liegen schlecht geworden und die Schiffswände durch<lb/> Heuballen und umgewundene Ankerketten geschützt waren. Hierbei wurde der<lb/> Panzerwidder „Tennessee" durch die Is zölligen Geschütze des Unionsmonitors<lb/> „Manhattan" leck geschossen. Sonst wurden die Conföderirten-Werke immer<lb/> heimlich passirt, und Vicksburg und Port Hudson konnten später gar nicht<lb/> mehr passirt werden, weil durch Anlage von Etagenbatterien, wie wir sie<lb/> früher vorschlugen, auf den Bluffs, den Uferhöhen, ein ieu plovAöant, auf<lb/> das Oberdeck der feindlichen Schiffe ermöglicht wurde, und viele Schiffe ganz<lb/> zerstört wurden. So gelang es, als Farragut am 13. März bei Port Hudson<lb/> mit dem Flaggenschiff „Hartford", 25 K., dem „Richmond", 26 K.. dem „Essex',<lb/> 7 K.. 4 Kanonenbooten zu 4 Geschützen und 10 Mörserbooten (morwr boats)<lb/> Passiren wollte, nur dem Flaggenschiff und dem „Albatroß" durchzukommen,<lb/> als bei Nacht unter künstlicher Beleuchtung die Conföderirten-Batterien ihr<lb/> Feuer eröffneten; die anderen Schiffe konnten nicht durchdringen, und dem<lb/> Panzerkanonenboot „Mauntcity" wurde sogar der Kessel durchschossen, und<lb/> die Mannschaft durch den ausströmenden Dampf getödtet.</p><lb/> <p xml:id="ID_1284"> Bei richtigen Vorkehrungen am Lande kann weder eine Passage der<lb/> Batterien, noch ein Flottenangriff auf dieselben gelingen, wenn nicht gleich-<lb/> zeitig ein Landangriff erfolgt; auch nach Porter muß mit jedem Flottenangriff<lb/> auf Küstenbefestigungen ein Landangriff combinirt werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1285"> So sind wir Deutsche, wenn wir die amerikanischen Erfahrungen richtig<lb/> benutzen, wol zu der Annahme berechtigt, daß im Fall eines Krieges auch<lb/> eine Ueberlegenheit feindlicher Flotten zur See uns den Schutz unserer Küsten<lb/> nicht unmöglich machen werde.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 54-</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0439]
in Cherbourg und in einer guten Zahl von Forts der Union, die trotz zehn¬
fach stärkerer Kanonenzahl in offenen Geschützständen oder auch hinter ge¬
mauerten Casematten den Flotten dennoch Erfolge gestatteten wegen schwachen
Calibers und schlechter Bedienung in den Landbatterien. So passirten am
28. Januar 1862 bei Vicksburg selbst hölzerne Dampfer, welche durch Woll-
und Baumwoll- oder Heuballen- und Kohlen-Prahme in den Flanken ge¬
schützt waren. Freilich hätten sie glühenden Kugeln nicht widerstehen können,
wenn selbst der im Aazoo-River gebaute Panzerwidder „Arcansas" durch
das Unionspanzerkanonenboot „Essex" mittelst glühender Kugeln in Brand
gesetzt wurde, nachdem sein Panzer zerschossen war. Wie wichtig übrigens
auch für Küstenfahrzeuge große Schnelligkeit ist, zeigt die Verlegenheit der
Unionskriegsschiffe, die höchstens 11 Knoten machten, gegenüber den 15 Kno¬
ten laufenden Blokaderennern. Am S. August 1864 gelang dem Admiral
Farragut die Einfahrt in die Bai von Mohne mit 4 Panzerschiffen und
13 Holzschiffen selbst bei Tage nur darum, weil die Torpedos an jener
Stelle durch langes Liegen schlecht geworden und die Schiffswände durch
Heuballen und umgewundene Ankerketten geschützt waren. Hierbei wurde der
Panzerwidder „Tennessee" durch die Is zölligen Geschütze des Unionsmonitors
„Manhattan" leck geschossen. Sonst wurden die Conföderirten-Werke immer
heimlich passirt, und Vicksburg und Port Hudson konnten später gar nicht
mehr passirt werden, weil durch Anlage von Etagenbatterien, wie wir sie
früher vorschlugen, auf den Bluffs, den Uferhöhen, ein ieu plovAöant, auf
das Oberdeck der feindlichen Schiffe ermöglicht wurde, und viele Schiffe ganz
zerstört wurden. So gelang es, als Farragut am 13. März bei Port Hudson
mit dem Flaggenschiff „Hartford", 25 K., dem „Richmond", 26 K.. dem „Essex',
7 K.. 4 Kanonenbooten zu 4 Geschützen und 10 Mörserbooten (morwr boats)
Passiren wollte, nur dem Flaggenschiff und dem „Albatroß" durchzukommen,
als bei Nacht unter künstlicher Beleuchtung die Conföderirten-Batterien ihr
Feuer eröffneten; die anderen Schiffe konnten nicht durchdringen, und dem
Panzerkanonenboot „Mauntcity" wurde sogar der Kessel durchschossen, und
die Mannschaft durch den ausströmenden Dampf getödtet.
Bei richtigen Vorkehrungen am Lande kann weder eine Passage der
Batterien, noch ein Flottenangriff auf dieselben gelingen, wenn nicht gleich-
zeitig ein Landangriff erfolgt; auch nach Porter muß mit jedem Flottenangriff
auf Küstenbefestigungen ein Landangriff combinirt werden.
So sind wir Deutsche, wenn wir die amerikanischen Erfahrungen richtig
benutzen, wol zu der Annahme berechtigt, daß im Fall eines Krieges auch
eine Ueberlegenheit feindlicher Flotten zur See uns den Schutz unserer Küsten
nicht unmöglich machen werde.
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