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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.

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wären ihm zufolge "Ach diese Schiffe ebenso zugerichtet gewesen. Die Ein¬
fahrt in die Bai wurde nicht wieder versucht: die Flotte des Admirals Dahl-
gren unterstützte später nur durch ihr Feuer die Operationen Gilmores gegen
die Forts Wagner und Sünder. Man begreift hiernach, wie schwierig selbst
für bie weit besseren europäischen Panzerschiffe ein Angriff auf unsere Küsten¬
befestigungen bei Kiel u. s. w. sein würde, namentlich da letztere eine starke
Armirung sehr schwerer gezogener Geschütze erhalten. Auch als Admiral
Farragut die Forts Morgan und Gaues forcirt hatte, wagte er nicht in
die versperrten Zugänge Spanisch River Channel und Choctaw Paß in der
oberen Bai von Mohne einzudringen -- selbst für flachgehende Schiffe er¬
klärte er es trotz aller seiner Tollkühnheit für unmöglich. Auch Admiral
Porter erklärt mehrmals, daß das Feuer richtig angelegter Landbatterien
bei gesperrten Fahrwasser selbst mit Panzerschiffen sich nicht passiren läßt.
Die ISzölligen Vorderlader des Unionsmonitors "Weehawken" zwangen,
obwol sie, wie die Versuche zu Shoeburyneß im Juni d. I. gezeigt haben,
den Woolwich-300Pfünder und dem Krupp-96Pfänder nicht entfernt ge¬
wachsen sind, den Conföoerirten Panzerwidder "Areansas" nach drei Schüssen
auf 300 Yards zum Streichen der Flagge.

Gegen Erd- und Sandwerk zeigte sich die Wirkung der schwersten ame¬
rikanischen Geschütze verhältnißmäßig gering. Im Fort Fisher waren die
Geschützstände ca. 100 Schritt auseinander und durch breite und hohe Tra¬
versen seitlich gedeckt, aber nach oben ungeschützt. Deshalb füllten die in den
Traversen crepirenden Geschosse oft die Geschütze mit Sand und begruben unter
demselben die Kanoniere, sodaß die Kanonen nicht feuern konnten. Besser
war Arkansas-Post, das casemattirte Geschützstände besaß und die Scharten
und Wände durch zwei Lagen Eisenbahnschienen verstärkt hatte, wobei die
Scharten nach Innen nur groß genug für die Geschützmündungen waren.
Gegen seine eilf Geschütze, darunter drei 9- und 10-zottige, die auf abgesteckte
Distanzen feuerten, traten Admiral Porters Panzerboote mit neun 9zölligen
und zwei 8zölligen Kanonen in die Schranken auf 1100, 700 und öOO Yards.
Wo aber die Größe der Scharten im Fort es erlaubte, feuerte Porter auf
70 Yards hereindampfend mit Kartätschen in die Scharten, sodaß innen alle
Kanoniere getödtet wurden: nach dreistündigem Kampf waren alle Geschütze
zum Schweigen gebracht, und Landtruppen stürmten das Fort.

Am Schlüsse des 4jährigen Krieges reichte Porter dem Marinemtnister
einen Bericht ein, in welchem er die bisherige Befestigung gegenüber den Panzer-
flotten gänzlich verwirft. Kein amerikanisches Fort könne den combinirten
Angriff der Monitors und der "Jronsides" widerstehen, wenn sie 1 Mile
von den Strandgeschützen entfernt 15 gegen 1 Geschütz stehen. Dann sei es
nur eine Zeitfrage, daß ein Landangriss das Fort einnehme -- auch Fort


Grenzboten I.. 1869. 54

wären ihm zufolge «Ach diese Schiffe ebenso zugerichtet gewesen. Die Ein¬
fahrt in die Bai wurde nicht wieder versucht: die Flotte des Admirals Dahl-
gren unterstützte später nur durch ihr Feuer die Operationen Gilmores gegen
die Forts Wagner und Sünder. Man begreift hiernach, wie schwierig selbst
für bie weit besseren europäischen Panzerschiffe ein Angriff auf unsere Küsten¬
befestigungen bei Kiel u. s. w. sein würde, namentlich da letztere eine starke
Armirung sehr schwerer gezogener Geschütze erhalten. Auch als Admiral
Farragut die Forts Morgan und Gaues forcirt hatte, wagte er nicht in
die versperrten Zugänge Spanisch River Channel und Choctaw Paß in der
oberen Bai von Mohne einzudringen — selbst für flachgehende Schiffe er¬
klärte er es trotz aller seiner Tollkühnheit für unmöglich. Auch Admiral
Porter erklärt mehrmals, daß das Feuer richtig angelegter Landbatterien
bei gesperrten Fahrwasser selbst mit Panzerschiffen sich nicht passiren läßt.
Die ISzölligen Vorderlader des Unionsmonitors „Weehawken" zwangen,
obwol sie, wie die Versuche zu Shoeburyneß im Juni d. I. gezeigt haben,
den Woolwich-300Pfünder und dem Krupp-96Pfänder nicht entfernt ge¬
wachsen sind, den Conföoerirten Panzerwidder „Areansas" nach drei Schüssen
auf 300 Yards zum Streichen der Flagge.

Gegen Erd- und Sandwerk zeigte sich die Wirkung der schwersten ame¬
rikanischen Geschütze verhältnißmäßig gering. Im Fort Fisher waren die
Geschützstände ca. 100 Schritt auseinander und durch breite und hohe Tra¬
versen seitlich gedeckt, aber nach oben ungeschützt. Deshalb füllten die in den
Traversen crepirenden Geschosse oft die Geschütze mit Sand und begruben unter
demselben die Kanoniere, sodaß die Kanonen nicht feuern konnten. Besser
war Arkansas-Post, das casemattirte Geschützstände besaß und die Scharten
und Wände durch zwei Lagen Eisenbahnschienen verstärkt hatte, wobei die
Scharten nach Innen nur groß genug für die Geschützmündungen waren.
Gegen seine eilf Geschütze, darunter drei 9- und 10-zottige, die auf abgesteckte
Distanzen feuerten, traten Admiral Porters Panzerboote mit neun 9zölligen
und zwei 8zölligen Kanonen in die Schranken auf 1100, 700 und öOO Yards.
Wo aber die Größe der Scharten im Fort es erlaubte, feuerte Porter auf
70 Yards hereindampfend mit Kartätschen in die Scharten, sodaß innen alle
Kanoniere getödtet wurden: nach dreistündigem Kampf waren alle Geschütze
zum Schweigen gebracht, und Landtruppen stürmten das Fort.

Am Schlüsse des 4jährigen Krieges reichte Porter dem Marinemtnister
einen Bericht ein, in welchem er die bisherige Befestigung gegenüber den Panzer-
flotten gänzlich verwirft. Kein amerikanisches Fort könne den combinirten
Angriff der Monitors und der „Jronsides" widerstehen, wenn sie 1 Mile
von den Strandgeschützen entfernt 15 gegen 1 Geschütz stehen. Dann sei es
nur eine Zeitfrage, daß ein Landangriss das Fort einnehme — auch Fort


Grenzboten I.. 1869. 54
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[0437] wären ihm zufolge «Ach diese Schiffe ebenso zugerichtet gewesen. Die Ein¬ fahrt in die Bai wurde nicht wieder versucht: die Flotte des Admirals Dahl- gren unterstützte später nur durch ihr Feuer die Operationen Gilmores gegen die Forts Wagner und Sünder. Man begreift hiernach, wie schwierig selbst für bie weit besseren europäischen Panzerschiffe ein Angriff auf unsere Küsten¬ befestigungen bei Kiel u. s. w. sein würde, namentlich da letztere eine starke Armirung sehr schwerer gezogener Geschütze erhalten. Auch als Admiral Farragut die Forts Morgan und Gaues forcirt hatte, wagte er nicht in die versperrten Zugänge Spanisch River Channel und Choctaw Paß in der oberen Bai von Mohne einzudringen — selbst für flachgehende Schiffe er¬ klärte er es trotz aller seiner Tollkühnheit für unmöglich. Auch Admiral Porter erklärt mehrmals, daß das Feuer richtig angelegter Landbatterien bei gesperrten Fahrwasser selbst mit Panzerschiffen sich nicht passiren läßt. Die ISzölligen Vorderlader des Unionsmonitors „Weehawken" zwangen, obwol sie, wie die Versuche zu Shoeburyneß im Juni d. I. gezeigt haben, den Woolwich-300Pfünder und dem Krupp-96Pfänder nicht entfernt ge¬ wachsen sind, den Conföoerirten Panzerwidder „Areansas" nach drei Schüssen auf 300 Yards zum Streichen der Flagge. Gegen Erd- und Sandwerk zeigte sich die Wirkung der schwersten ame¬ rikanischen Geschütze verhältnißmäßig gering. Im Fort Fisher waren die Geschützstände ca. 100 Schritt auseinander und durch breite und hohe Tra¬ versen seitlich gedeckt, aber nach oben ungeschützt. Deshalb füllten die in den Traversen crepirenden Geschosse oft die Geschütze mit Sand und begruben unter demselben die Kanoniere, sodaß die Kanonen nicht feuern konnten. Besser war Arkansas-Post, das casemattirte Geschützstände besaß und die Scharten und Wände durch zwei Lagen Eisenbahnschienen verstärkt hatte, wobei die Scharten nach Innen nur groß genug für die Geschützmündungen waren. Gegen seine eilf Geschütze, darunter drei 9- und 10-zottige, die auf abgesteckte Distanzen feuerten, traten Admiral Porters Panzerboote mit neun 9zölligen und zwei 8zölligen Kanonen in die Schranken auf 1100, 700 und öOO Yards. Wo aber die Größe der Scharten im Fort es erlaubte, feuerte Porter auf 70 Yards hereindampfend mit Kartätschen in die Scharten, sodaß innen alle Kanoniere getödtet wurden: nach dreistündigem Kampf waren alle Geschütze zum Schweigen gebracht, und Landtruppen stürmten das Fort. Am Schlüsse des 4jährigen Krieges reichte Porter dem Marinemtnister einen Bericht ein, in welchem er die bisherige Befestigung gegenüber den Panzer- flotten gänzlich verwirft. Kein amerikanisches Fort könne den combinirten Angriff der Monitors und der „Jronsides" widerstehen, wenn sie 1 Mile von den Strandgeschützen entfernt 15 gegen 1 Geschütz stehen. Dann sei es nur eine Zeitfrage, daß ein Landangriss das Fort einnehme — auch Fort Grenzboten I.. 1869. 54

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120192/437>, abgerufen am 28.09.2024.