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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.

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der Forts Sünder, Moultrie und Beauregard auf SSO--800 Uards, also
eine Distanz, die im Vergleich zu der bei den englischen Panzerproben nor¬
malen Entfernung von 200 Uards --ca. 300 Schritt sehr bedeutend war,
und demnach den Panzerschiffen noch verhältnißmäßig große Sicherheit hätte
gewährleisten müssen. Dennoch litten die letzteren enorm, was dem schlechten
amerikanischen Panzer (10 einzölligen aufeinander gemieteten Platten statt
massiver 4^--S zolliger Platten) und der unvermeidlich sehr empfindlichen
Drehungsmaschinerie des Ericsonschen Thurmes zugeschrieben werden muß.
um so mehr als nur wenige Geschütze der Conföderirten sehr schweres Ka¬
liber hatten und gezogen waren.*) Um 2 Uhr SO Minuten begann das
Feuer, um 4 Uhr 30 Minuten gab Dupont das Signal zum Rückzug: aber
kein einziges Schiff war länger als 40 Minuten im Feuer gewesen. Die
einzelnen Schiffe hatten folgende Beschädigungen erlitten: Der Monitor
"Knokuk" war in 30 Minuten, während er selbst nur drei Mal feuern konnte,
neunzig Mal getroffen worden auf eine Distanz von SSO Aards, und hier¬
durch waren viele Eisenplatten abgerissen und der Thurm eingedrückt, so daß
er am folgenden Tage sank. Der "Nahant", welcher nur fünfzehn Schuß
feuerte, war sechunddreißig Mal getroffen: ihm war dadurch der Thurm un¬
drehbar geworden, das Steuerhaus zerschmettert, und von der Panzerung
76 Psd. schwere Eisenstücke abgerissen. Der "Poctapsco", welcher vier Schuß
abgab, war siebenundvierzig Mal, der "Nantucket", der drei Mal feuerte, war
einundfünfzig Mal (davon fünfzehn Mal im Thurm), der "Passaic", der vier
Schuß feuerte, fünfundvierzig Mal getroffen, sodaß auch sein Thurm ernstlich
beschädigt war. Keines der Schiffe konnte mehr feuern, da entweder die Ge¬
schützpforten der Thürme zerschlagen und die Platten verschoben waren, sodaß
die Mündung nicht in die Pforten gebracht werden konnte, oder der Thurm
nicht mehr drehbar war, weil die feindlichen Geschosse das Eisen an der
Liderung des Thurms im Deck verbogen hatten. Man begreift hiernach die
geringe Vorliebe für die amerikanischen Monitors, welche zu einer Zeit, wo
diese Resultate noch nicht bekannt waren, hier ausgesprochen wurde. Als
ein Erstling der beginnenden amerikanischen Fabrication hatte übrigens auch
das einzige Breitseitenpanzerschiff der Union,.die "Jronsides", die später im
Sturm untergegangen ist, trotz ihrer 4^ zölligen Platten auf 1000 Uards.
durch ausschlagende schwere Geschosse in den Platten bedenkliche Sprünge
erhalten. Nach Duponls eigenem Bericht konnten zwar außer den genannten
sechs Panzerschiffen alle übrigen noch feuern: aber in 30 weiteren Minuten



Die meisten waren glatt, wie auch die Rodman-, Parrott- und Dahlgren-Geschütze
der Union, welche letztere auf den Panzer mehr durch Erschütterung als durch Durchschlagen
wirken sollen, aber in Shoeburyneß beim Vergleichschießen viel weniger gewirkt haben, als
die gezogenen, und außerdem sehr wenig TrcMhigkeit besitzen.

der Forts Sünder, Moultrie und Beauregard auf SSO—800 Uards, also
eine Distanz, die im Vergleich zu der bei den englischen Panzerproben nor¬
malen Entfernung von 200 Uards —ca. 300 Schritt sehr bedeutend war,
und demnach den Panzerschiffen noch verhältnißmäßig große Sicherheit hätte
gewährleisten müssen. Dennoch litten die letzteren enorm, was dem schlechten
amerikanischen Panzer (10 einzölligen aufeinander gemieteten Platten statt
massiver 4^—S zolliger Platten) und der unvermeidlich sehr empfindlichen
Drehungsmaschinerie des Ericsonschen Thurmes zugeschrieben werden muß.
um so mehr als nur wenige Geschütze der Conföderirten sehr schweres Ka¬
liber hatten und gezogen waren.*) Um 2 Uhr SO Minuten begann das
Feuer, um 4 Uhr 30 Minuten gab Dupont das Signal zum Rückzug: aber
kein einziges Schiff war länger als 40 Minuten im Feuer gewesen. Die
einzelnen Schiffe hatten folgende Beschädigungen erlitten: Der Monitor
„Knokuk" war in 30 Minuten, während er selbst nur drei Mal feuern konnte,
neunzig Mal getroffen worden auf eine Distanz von SSO Aards, und hier¬
durch waren viele Eisenplatten abgerissen und der Thurm eingedrückt, so daß
er am folgenden Tage sank. Der „Nahant", welcher nur fünfzehn Schuß
feuerte, war sechunddreißig Mal getroffen: ihm war dadurch der Thurm un¬
drehbar geworden, das Steuerhaus zerschmettert, und von der Panzerung
76 Psd. schwere Eisenstücke abgerissen. Der „Poctapsco", welcher vier Schuß
abgab, war siebenundvierzig Mal, der „Nantucket", der drei Mal feuerte, war
einundfünfzig Mal (davon fünfzehn Mal im Thurm), der „Passaic", der vier
Schuß feuerte, fünfundvierzig Mal getroffen, sodaß auch sein Thurm ernstlich
beschädigt war. Keines der Schiffe konnte mehr feuern, da entweder die Ge¬
schützpforten der Thürme zerschlagen und die Platten verschoben waren, sodaß
die Mündung nicht in die Pforten gebracht werden konnte, oder der Thurm
nicht mehr drehbar war, weil die feindlichen Geschosse das Eisen an der
Liderung des Thurms im Deck verbogen hatten. Man begreift hiernach die
geringe Vorliebe für die amerikanischen Monitors, welche zu einer Zeit, wo
diese Resultate noch nicht bekannt waren, hier ausgesprochen wurde. Als
ein Erstling der beginnenden amerikanischen Fabrication hatte übrigens auch
das einzige Breitseitenpanzerschiff der Union,.die „Jronsides", die später im
Sturm untergegangen ist, trotz ihrer 4^ zölligen Platten auf 1000 Uards.
durch ausschlagende schwere Geschosse in den Platten bedenkliche Sprünge
erhalten. Nach Duponls eigenem Bericht konnten zwar außer den genannten
sechs Panzerschiffen alle übrigen noch feuern: aber in 30 weiteren Minuten



Die meisten waren glatt, wie auch die Rodman-, Parrott- und Dahlgren-Geschütze
der Union, welche letztere auf den Panzer mehr durch Erschütterung als durch Durchschlagen
wirken sollen, aber in Shoeburyneß beim Vergleichschießen viel weniger gewirkt haben, als
die gezogenen, und außerdem sehr wenig TrcMhigkeit besitzen.
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[0436] der Forts Sünder, Moultrie und Beauregard auf SSO—800 Uards, also eine Distanz, die im Vergleich zu der bei den englischen Panzerproben nor¬ malen Entfernung von 200 Uards —ca. 300 Schritt sehr bedeutend war, und demnach den Panzerschiffen noch verhältnißmäßig große Sicherheit hätte gewährleisten müssen. Dennoch litten die letzteren enorm, was dem schlechten amerikanischen Panzer (10 einzölligen aufeinander gemieteten Platten statt massiver 4^—S zolliger Platten) und der unvermeidlich sehr empfindlichen Drehungsmaschinerie des Ericsonschen Thurmes zugeschrieben werden muß. um so mehr als nur wenige Geschütze der Conföderirten sehr schweres Ka¬ liber hatten und gezogen waren.*) Um 2 Uhr SO Minuten begann das Feuer, um 4 Uhr 30 Minuten gab Dupont das Signal zum Rückzug: aber kein einziges Schiff war länger als 40 Minuten im Feuer gewesen. Die einzelnen Schiffe hatten folgende Beschädigungen erlitten: Der Monitor „Knokuk" war in 30 Minuten, während er selbst nur drei Mal feuern konnte, neunzig Mal getroffen worden auf eine Distanz von SSO Aards, und hier¬ durch waren viele Eisenplatten abgerissen und der Thurm eingedrückt, so daß er am folgenden Tage sank. Der „Nahant", welcher nur fünfzehn Schuß feuerte, war sechunddreißig Mal getroffen: ihm war dadurch der Thurm un¬ drehbar geworden, das Steuerhaus zerschmettert, und von der Panzerung 76 Psd. schwere Eisenstücke abgerissen. Der „Poctapsco", welcher vier Schuß abgab, war siebenundvierzig Mal, der „Nantucket", der drei Mal feuerte, war einundfünfzig Mal (davon fünfzehn Mal im Thurm), der „Passaic", der vier Schuß feuerte, fünfundvierzig Mal getroffen, sodaß auch sein Thurm ernstlich beschädigt war. Keines der Schiffe konnte mehr feuern, da entweder die Ge¬ schützpforten der Thürme zerschlagen und die Platten verschoben waren, sodaß die Mündung nicht in die Pforten gebracht werden konnte, oder der Thurm nicht mehr drehbar war, weil die feindlichen Geschosse das Eisen an der Liderung des Thurms im Deck verbogen hatten. Man begreift hiernach die geringe Vorliebe für die amerikanischen Monitors, welche zu einer Zeit, wo diese Resultate noch nicht bekannt waren, hier ausgesprochen wurde. Als ein Erstling der beginnenden amerikanischen Fabrication hatte übrigens auch das einzige Breitseitenpanzerschiff der Union,.die „Jronsides", die später im Sturm untergegangen ist, trotz ihrer 4^ zölligen Platten auf 1000 Uards. durch ausschlagende schwere Geschosse in den Platten bedenkliche Sprünge erhalten. Nach Duponls eigenem Bericht konnten zwar außer den genannten sechs Panzerschiffen alle übrigen noch feuern: aber in 30 weiteren Minuten Die meisten waren glatt, wie auch die Rodman-, Parrott- und Dahlgren-Geschütze der Union, welche letztere auf den Panzer mehr durch Erschütterung als durch Durchschlagen wirken sollen, aber in Shoeburyneß beim Vergleichschießen viel weniger gewirkt haben, als die gezogenen, und außerdem sehr wenig TrcMhigkeit besitzen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120192/436>, abgerufen am 28.09.2024.