Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.Eine populäre Partei aber darf und muß ihr letztes Ziel immer wieder 7. Briefe über die Vertheidigung deutscher Küsten. Der Artikel in Ur. 10 der Grenzboten: Vertheidigung der deutschen Am 8. April 1863 versuchte der Unionsadmiral Dupont mit 9 Panzer¬ Eine populäre Partei aber darf und muß ihr letztes Ziel immer wieder 7. Briefe über die Vertheidigung deutscher Küsten. Der Artikel in Ur. 10 der Grenzboten: Vertheidigung der deutschen Am 8. April 1863 versuchte der Unionsadmiral Dupont mit 9 Panzer¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0435" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/120624"/> <p xml:id="ID_1271"> Eine populäre Partei aber darf und muß ihr letztes Ziel immer wieder<lb/> aussprechen, auch wenn es nicht heute und nicht morgen zu verwirklichen ist.<lb/> Sie braucht sich auch nicht in die große Politik zu mischen, und den Staats¬<lb/> männern Mittel und Wege vorzuschreiben: sie hat sich einfach an das Pflicht¬<lb/> gefühl des deutschen Bürgers zu wenden. Und das ist es, was die geis-<lb/> linger Versammlung wollte, sie war eine Appellation an das deutsche<lb/> Gewissen der Schwaben. Man wird zugeben, daß eine solche Kund¬<lb/> gebung in Schwaben gerade heute nichts weniger als überflüssig war. Zu¬<lb/> dringlicher als je sind die Einflüsterungen aus Wien, daß die Einigung<lb/> Deutschlands positiv verboten sei durch den Buchstaben des prager Friedens.<lb/> Frecher als je wird in unserem Lande die Neutralität in dem Kriege Deutsch¬<lb/> lands mit Frankreich gepredigt, von derselben Seite, von der man vor drei<lb/> Jahren zum Krieg gegen Deutsche hetzte, die nächtliche Axt gegen Deutsche<lb/> empfahl, und das Verlangen der Neutralität im östreichisch-preußischen Zwei¬<lb/> kampf als Landesverrat!) denuncirte. Und schwankend stehl die Regierung<lb/> mitten unter den Parteien, unfähig, sie zu beherrschen, und so das Land in<lb/> einem Zustande der Ungewißheit und der Zerfahrenheit haltend, der im<lb/> Inneren die besseren Elemente der Bevölkerung ihr entfremdet hält, nach<lb/> Außen aber fortwährend gerechtes Mißtrauen herausfordert.</p><lb/> <note type="byline"> 7.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Briefe über die Vertheidigung deutscher Küsten.</head><lb/> <p xml:id="ID_1272"> Der Artikel in Ur. 10 der Grenzboten: Vertheidigung der deutschen<lb/> Küsten gibt willkommene Veranlassung an die Erfahrungen zu erinnern,<lb/> welche in neuer Zeit über den Kampf vom Land gegen Schiffe an anderen<lb/> Orten gemacht worden sind. Das einzige Beispiel für Angriff und Ver¬<lb/> theidigung großer Küstenstrecken mit allen Hilfsmitteln der modernen Technik<lb/> bietet der letzte Krieg in Amerika, aus dem hier einige Beispiele vorgeführt<lb/> werden sollen; dieselben werden die in dem früherem Aufsatze aufgestellten<lb/> Grundsätze erklären und bestätigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1273" next="#ID_1274"> Am 8. April 1863 versuchte der Unionsadmiral Dupont mit 9 Panzer¬<lb/> schiffen — und 6 Schiffen in Reserve außerhalb der Barre — die Einfahrt<lb/> in die durch Taue, Pfähle, Torpedos, gesperrte Bai von Charleston zu<lb/> erzwingen. Die Monitors und speciell der „Knokuk" kamen bis in die Höhe<lb/> von Fort Moultrie, wo die Hauptsperrungen durch Taue und Netze zum<lb/> Verwickeln der Schrauben anfingen: dann erst begann ein concentrirtes Feuer</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0435]
Eine populäre Partei aber darf und muß ihr letztes Ziel immer wieder
aussprechen, auch wenn es nicht heute und nicht morgen zu verwirklichen ist.
Sie braucht sich auch nicht in die große Politik zu mischen, und den Staats¬
männern Mittel und Wege vorzuschreiben: sie hat sich einfach an das Pflicht¬
gefühl des deutschen Bürgers zu wenden. Und das ist es, was die geis-
linger Versammlung wollte, sie war eine Appellation an das deutsche
Gewissen der Schwaben. Man wird zugeben, daß eine solche Kund¬
gebung in Schwaben gerade heute nichts weniger als überflüssig war. Zu¬
dringlicher als je sind die Einflüsterungen aus Wien, daß die Einigung
Deutschlands positiv verboten sei durch den Buchstaben des prager Friedens.
Frecher als je wird in unserem Lande die Neutralität in dem Kriege Deutsch¬
lands mit Frankreich gepredigt, von derselben Seite, von der man vor drei
Jahren zum Krieg gegen Deutsche hetzte, die nächtliche Axt gegen Deutsche
empfahl, und das Verlangen der Neutralität im östreichisch-preußischen Zwei¬
kampf als Landesverrat!) denuncirte. Und schwankend stehl die Regierung
mitten unter den Parteien, unfähig, sie zu beherrschen, und so das Land in
einem Zustande der Ungewißheit und der Zerfahrenheit haltend, der im
Inneren die besseren Elemente der Bevölkerung ihr entfremdet hält, nach
Außen aber fortwährend gerechtes Mißtrauen herausfordert.
7.
Briefe über die Vertheidigung deutscher Küsten.
Der Artikel in Ur. 10 der Grenzboten: Vertheidigung der deutschen
Küsten gibt willkommene Veranlassung an die Erfahrungen zu erinnern,
welche in neuer Zeit über den Kampf vom Land gegen Schiffe an anderen
Orten gemacht worden sind. Das einzige Beispiel für Angriff und Ver¬
theidigung großer Küstenstrecken mit allen Hilfsmitteln der modernen Technik
bietet der letzte Krieg in Amerika, aus dem hier einige Beispiele vorgeführt
werden sollen; dieselben werden die in dem früherem Aufsatze aufgestellten
Grundsätze erklären und bestätigen.
Am 8. April 1863 versuchte der Unionsadmiral Dupont mit 9 Panzer¬
schiffen — und 6 Schiffen in Reserve außerhalb der Barre — die Einfahrt
in die durch Taue, Pfähle, Torpedos, gesperrte Bai von Charleston zu
erzwingen. Die Monitors und speciell der „Knokuk" kamen bis in die Höhe
von Fort Moultrie, wo die Hauptsperrungen durch Taue und Netze zum
Verwickeln der Schrauben anfingen: dann erst begann ein concentrirtes Feuer
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