Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.darin, diese Stadt rechts und links von wackeren Gesinnungsgenossen flan- Ueberdies kam zu der Erwägung, daß es unter allen Umständen ange¬ Nun trug aber die Versammlung vom 28. Febr. keineswegs den blos darin, diese Stadt rechts und links von wackeren Gesinnungsgenossen flan- Ueberdies kam zu der Erwägung, daß es unter allen Umständen ange¬ Nun trug aber die Versammlung vom 28. Febr. keineswegs den blos <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0433" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/120622"/> <p xml:id="ID_1266" prev="#ID_1265"> darin, diese Stadt rechts und links von wackeren Gesinnungsgenossen flan-<lb/> kirr zu sehen. Stößt doch gen Osten unmittelbar das Ulmische an. der<lb/> Wahlkreis des jungen Nationalökonomen Ed. Pfeiffer, und gen Westen<lb/> grenzt eben der Hohenstaufenbezirk, der Hölder, den Führer der Partei, in<lb/> die Kammer gesandt hat. Und auch sonst im Land sind noch verschiedene<lb/> Städte und Aemter, in welchen die nationalgesinnten Kandidaten mit weit<lb/> größeren Majoritäten, als zu Geislingen, mit dem Vertrauen der Wähler<lb/> beehrt worden sind, so daß es also jedenfalls außer dem Bergstädtchen an<lb/> der Alb noch mehrere andere Orte gibt, in welchen die Volkspartei eine<lb/> Landesversammlung voraussichtlich nicht halten wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_1267"> Ueberdies kam zu der Erwägung, daß es unter allen Umständen ange¬<lb/> nehmer sei, mit fröhlichem Händedruck als mit Steinwürfen empfangen zu<lb/> werden — derlei kam beispielsweise damals zu Göppingen vor — noch ein<lb/> anderes. Geislingen liegt nicht eben in der Mitte des Landes, aber es er¬<lb/> möglichte, bequem von Seiten des Unterlands zugänglich, zugleich eine stärkere<lb/> Betheiligung von Seiten des hier anstoßenden Oberlandes, wo die deutsche<lb/> Partei zahlreiche und eifrige Genossen zählt, trotzdem daß dieser Theil des<lb/> Landes, oder vielmehr, gerade )veil derselbe überwiegend katholisch ist. Alle<lb/> freisinnigen und intelligenten Elemente hängen hier zugleich der nationalen<lb/> Sache an, schon weil sie den gefährlichsten Feind derselben ganz in der Nähe<lb/> kennen zu lernen Gelegenheit haben. Der „Beobachter", der den Ultramon¬<lb/> tanismus seinen Lesern gerne als eine boshafte Erfindung des Ministeriums<lb/> Jolly darstellt, ist deshalb sehr übel zu sprechen auf die „erbärmliche Bornirt-<lb/> heit des Constssionalismus". d. h. gegen die wohlbegründete Abneigung<lb/> gegen die Ultramontanen, welche naturgemäß in das nationale Lager führt.<lb/> Eine Volkspartei existirt dort nicht, und was sie zuweilen als ihre Erfolge<lb/> daselbst zu verkündigen liebt, sind einzig Erfolge des Beichtstuhls, eine<lb/> Allianz, die von der Volkspartei heute noch ebenso sorgsam gepflegt wird,<lb/> wie zur Zeit der Zollparlamentswahlen. So stand bei einer kürzlich vorge¬<lb/> nommenen Nachwahl zum Landtag in dem oberschwäbischen Bezirk Ried-<lb/> lingen die deutsche Partei zu dem Regierungskandidaten, der denn auch sieg¬<lb/> reich aus der Wahl hervorging, während der „Beobachter", das Organ der<lb/> süddeutschen Freiheit, sich für den Schützling der Klerisei engagirt hatte, und<lb/> es selbst nicht verschmähte, das katholische Landvolk darauf aufmerksam zu<lb/> machen, daß der siegreiche Kandidat, ein Regierungsbeamter sei und obwol<lb/> selbst Katholik, dennoch seine Kinder protestantisch erziehen lasse. Diesmal<lb/> war der do«nirte Confessionalismus doch jedenfalls nicht auf der vom „Be¬<lb/> obachter" bekämpften Seite.</p><lb/> <p xml:id="ID_1268" next="#ID_1269"> Nun trug aber die Versammlung vom 28. Febr. keineswegs den blos<lb/> localen Charakter. Kam auch das Hauptcontingent der Menge, welche ti></p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0433]
darin, diese Stadt rechts und links von wackeren Gesinnungsgenossen flan-
kirr zu sehen. Stößt doch gen Osten unmittelbar das Ulmische an. der
Wahlkreis des jungen Nationalökonomen Ed. Pfeiffer, und gen Westen
grenzt eben der Hohenstaufenbezirk, der Hölder, den Führer der Partei, in
die Kammer gesandt hat. Und auch sonst im Land sind noch verschiedene
Städte und Aemter, in welchen die nationalgesinnten Kandidaten mit weit
größeren Majoritäten, als zu Geislingen, mit dem Vertrauen der Wähler
beehrt worden sind, so daß es also jedenfalls außer dem Bergstädtchen an
der Alb noch mehrere andere Orte gibt, in welchen die Volkspartei eine
Landesversammlung voraussichtlich nicht halten wird.
Ueberdies kam zu der Erwägung, daß es unter allen Umständen ange¬
nehmer sei, mit fröhlichem Händedruck als mit Steinwürfen empfangen zu
werden — derlei kam beispielsweise damals zu Göppingen vor — noch ein
anderes. Geislingen liegt nicht eben in der Mitte des Landes, aber es er¬
möglichte, bequem von Seiten des Unterlands zugänglich, zugleich eine stärkere
Betheiligung von Seiten des hier anstoßenden Oberlandes, wo die deutsche
Partei zahlreiche und eifrige Genossen zählt, trotzdem daß dieser Theil des
Landes, oder vielmehr, gerade )veil derselbe überwiegend katholisch ist. Alle
freisinnigen und intelligenten Elemente hängen hier zugleich der nationalen
Sache an, schon weil sie den gefährlichsten Feind derselben ganz in der Nähe
kennen zu lernen Gelegenheit haben. Der „Beobachter", der den Ultramon¬
tanismus seinen Lesern gerne als eine boshafte Erfindung des Ministeriums
Jolly darstellt, ist deshalb sehr übel zu sprechen auf die „erbärmliche Bornirt-
heit des Constssionalismus". d. h. gegen die wohlbegründete Abneigung
gegen die Ultramontanen, welche naturgemäß in das nationale Lager führt.
Eine Volkspartei existirt dort nicht, und was sie zuweilen als ihre Erfolge
daselbst zu verkündigen liebt, sind einzig Erfolge des Beichtstuhls, eine
Allianz, die von der Volkspartei heute noch ebenso sorgsam gepflegt wird,
wie zur Zeit der Zollparlamentswahlen. So stand bei einer kürzlich vorge¬
nommenen Nachwahl zum Landtag in dem oberschwäbischen Bezirk Ried-
lingen die deutsche Partei zu dem Regierungskandidaten, der denn auch sieg¬
reich aus der Wahl hervorging, während der „Beobachter", das Organ der
süddeutschen Freiheit, sich für den Schützling der Klerisei engagirt hatte, und
es selbst nicht verschmähte, das katholische Landvolk darauf aufmerksam zu
machen, daß der siegreiche Kandidat, ein Regierungsbeamter sei und obwol
selbst Katholik, dennoch seine Kinder protestantisch erziehen lasse. Diesmal
war der do«nirte Confessionalismus doch jedenfalls nicht auf der vom „Be¬
obachter" bekämpften Seite.
Nun trug aber die Versammlung vom 28. Febr. keineswegs den blos
localen Charakter. Kam auch das Hauptcontingent der Menge, welche ti>
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