Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.zu schützen und das Evangelium zu retten -- ist die evangelische Welt ihm Die Gewöhnung. Gustav Adolf's welthistorische Bedeutung ausschließlich G. Droysen's Anschauung kann mithin darauf rechnen, in der öffentlichen zu schützen und das Evangelium zu retten — ist die evangelische Welt ihm Die Gewöhnung. Gustav Adolf's welthistorische Bedeutung ausschließlich G. Droysen's Anschauung kann mithin darauf rechnen, in der öffentlichen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0406" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/120595"/> <p xml:id="ID_1191" prev="#ID_1190"> zu schützen und das Evangelium zu retten — ist die evangelische Welt ihm<lb/> minder Dank schuldig, wenn das. was er vollbrachte, ihr zum Heil gereichte.<lb/> Der Erfolg überdauert in der Geschichte, nicht die Absicht. Was erreicht ist,<lb/> bleibt dasselbe, wie immer es erreicht wurde, die Tugend und das Laster des<lb/> Handelnden sällt nicht zurück auf das Resultat seines Handelns........<lb/> Nicht daß für die Entwickelung der reinen Lehre Gustav Adolf's Eingreifen<lb/> in die deutschen Angelegenheiten entscheidend gewesen ist, bestreite ich. Aber<lb/> ich bestreite, daß er zu Nutz und Frommen des kirchlichen Lebens und der<lb/> Glaubensfreiheit in sie hat eingreifen wollen. Ich behaupte, daß Gründe<lb/> rein politischer Natur ihn zur Verwendung auch dieses Mittels bewogen,<lb/> gezwungen haben."</p><lb/> <p xml:id="ID_1192"> Die Gewöhnung. Gustav Adolf's welthistorische Bedeutung ausschließlich<lb/> oder auch nur vorzugsweise in der Rettung des Evangeliums zu suchen, ist,<lb/> unserer Meinung nach weder so allgemein, noch so unbeschränkt gewesen, daß<lb/> der Verf. mit seiner Anschauung auf principiellen Widerspruch zu stoßen<lb/> fürchten müßte. Im Gegentheil sind die Zeiten der naiven Bewunderung<lb/> für den „Heros des Protestantismus" auch in der deutsch - protestantischen<lb/> Welt so gründlich vorüber, daß schon vor fünfzehn Jahren Versuche gemacht<lb/> werden konnten, den großen Todten von Lützen vor dem Vorwurf gemeiner<lb/> Eroberungslust und frechen Eindrangs (wie er namentlich durch Leo, Bart-<lb/> hold und Gfrörer erhoben worden) zu vertheidigen; dafür daß die nöthige<lb/> Reaction gegen die einseitig idealisirende Auffassung früherer Zeiten ihren<lb/> Einfluß auch in weiteren Kreisen geltend gemacht hat, ja, in gewissem Sinne<lb/> sogar in das Volksbewußtsein übergegangen ist, läßt sich das anspruchsloseste<lb/> aller Zeugnisse, das Conversationslexikon anführen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1193" next="#ID_1194"> G. Droysen's Anschauung kann mithin darauf rechnen, in der öffentlichen<lb/> Meinung entschiedenes Entgegenkommen zu finden, und die Methode, nach<lb/> welcher der Verf. gearbeitet hat, trägt so überzeugend den Stempel der Un¬<lb/> befangenheit und Solidität an sich, daß ihr die Anerkennung der Fachmänner<lb/> ebenso wenig fehlen wird, wie die des großen Publikums, Nicht eine Bio¬<lb/> graphie Gustav Adolf's, sondern eine Geschichte seiner Politik ist es, mit<lb/> welcher wir es im strengsten Sinne des Worts zu thun haben. — Das erste<lb/> Buch macht den Leser im Einzelnen mit dem System bekannt, welches Gustav<lb/> Was«, Erich und Karl IX. befolgten, um ein schwedisches Uebergewicht an der<lb/> Ostsee zu begründen. Die Spitze desselben ist zunächst gegen Dänemark ge¬<lb/> richtet, das sich einmal von den Traditionen der kalmarischen Union nicht<lb/> los machen kann, und später Schwedens Erwerbungen an der östlichen, liv-<lb/> estländischen Küste des baltischen Meeres entgegentritt, und dem Einfluß, den<lb/> Erich XIV. durch die Unterwerfung Revals gewonnen (Juli 1661) die<lb/> Schattengestalt des mit Nußland verbündeten „Königs" Magnus entgegen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0406]
zu schützen und das Evangelium zu retten — ist die evangelische Welt ihm
minder Dank schuldig, wenn das. was er vollbrachte, ihr zum Heil gereichte.
Der Erfolg überdauert in der Geschichte, nicht die Absicht. Was erreicht ist,
bleibt dasselbe, wie immer es erreicht wurde, die Tugend und das Laster des
Handelnden sällt nicht zurück auf das Resultat seines Handelns........
Nicht daß für die Entwickelung der reinen Lehre Gustav Adolf's Eingreifen
in die deutschen Angelegenheiten entscheidend gewesen ist, bestreite ich. Aber
ich bestreite, daß er zu Nutz und Frommen des kirchlichen Lebens und der
Glaubensfreiheit in sie hat eingreifen wollen. Ich behaupte, daß Gründe
rein politischer Natur ihn zur Verwendung auch dieses Mittels bewogen,
gezwungen haben."
Die Gewöhnung. Gustav Adolf's welthistorische Bedeutung ausschließlich
oder auch nur vorzugsweise in der Rettung des Evangeliums zu suchen, ist,
unserer Meinung nach weder so allgemein, noch so unbeschränkt gewesen, daß
der Verf. mit seiner Anschauung auf principiellen Widerspruch zu stoßen
fürchten müßte. Im Gegentheil sind die Zeiten der naiven Bewunderung
für den „Heros des Protestantismus" auch in der deutsch - protestantischen
Welt so gründlich vorüber, daß schon vor fünfzehn Jahren Versuche gemacht
werden konnten, den großen Todten von Lützen vor dem Vorwurf gemeiner
Eroberungslust und frechen Eindrangs (wie er namentlich durch Leo, Bart-
hold und Gfrörer erhoben worden) zu vertheidigen; dafür daß die nöthige
Reaction gegen die einseitig idealisirende Auffassung früherer Zeiten ihren
Einfluß auch in weiteren Kreisen geltend gemacht hat, ja, in gewissem Sinne
sogar in das Volksbewußtsein übergegangen ist, läßt sich das anspruchsloseste
aller Zeugnisse, das Conversationslexikon anführen.
G. Droysen's Anschauung kann mithin darauf rechnen, in der öffentlichen
Meinung entschiedenes Entgegenkommen zu finden, und die Methode, nach
welcher der Verf. gearbeitet hat, trägt so überzeugend den Stempel der Un¬
befangenheit und Solidität an sich, daß ihr die Anerkennung der Fachmänner
ebenso wenig fehlen wird, wie die des großen Publikums, Nicht eine Bio¬
graphie Gustav Adolf's, sondern eine Geschichte seiner Politik ist es, mit
welcher wir es im strengsten Sinne des Worts zu thun haben. — Das erste
Buch macht den Leser im Einzelnen mit dem System bekannt, welches Gustav
Was«, Erich und Karl IX. befolgten, um ein schwedisches Uebergewicht an der
Ostsee zu begründen. Die Spitze desselben ist zunächst gegen Dänemark ge¬
richtet, das sich einmal von den Traditionen der kalmarischen Union nicht
los machen kann, und später Schwedens Erwerbungen an der östlichen, liv-
estländischen Küste des baltischen Meeres entgegentritt, und dem Einfluß, den
Erich XIV. durch die Unterwerfung Revals gewonnen (Juli 1661) die
Schattengestalt des mit Nußland verbündeten „Königs" Magnus entgegen
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