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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.

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zu sehr senken, sodaß z. B. in Paraguay die brasilianischen Panzerdampfer
bei geringer Veränderung des Wasserstandes über dieselben hinwegfahren
konnten. Das Richtige sind solide, schon im Frieden vorbereitete schwim¬
mende Sperrungen, die durch Gewichte und Verankerung in einer bestimmten
Tiefe (etwa 5 Fuß) unter Wasser gehalten werden, und zwar wieder nicht
hölzerne Kästen oder Tonnen, die sich im letzten amerikanischen Kriege nicht
bewährt haben, sondern eiserne Kisten, wo möglich mit vielen einzelnen wasser¬
dichten Abtheilungen wie die Bojen, sodaß sie selbst bei Beschädigungen an
mehreren Stellen doch nicht untergehen, und die außerdem mit Ketten unter¬
einander verbunden sind, und mehrere distante Reihen hintereinander bilden,
sodaß Panzerdampfer, die mit starkem Anlauf etwa die erste Reihe gesprengt
haben, doch nicht sofort die zweite sprengen können. Wenn ihre Mann¬
schaften dieses Hinderniß beseitigen wollen, bleiben die Schiffe sicher längere
Zeit im Bereich des wirksamsten Feuers; selbst den schwachen Geschützen der
Forts von Charleston gegenüber konnte kein Monitor es über Minuten aus¬
halten. Nöthig dabei ist nur, daß auch in der Nachtzeit sür die Möglichkeit
Heller Beleuchtung in jedem Augenblick gesorgt ist, damit die Küstenbatterien
scharf zielen können, also an den Hauptpunkten durch electrisches Licht, sonst
durch Holzstöße, die sofort in Flammen gesetzt werden, wie im amerikanischen
Kriege. Wünschenswert!) ist außerdem, daß ein Mittelglied der Sperrung
sich auslösen läßt, um unserer Flotte eventuell Ausfälle zu gestatten, und
daß dabei Netze und Taue ausgelegt sind, um die Schrauben der feindlichen
Schiffe zu verstricken.

Ein zweites wichtiges Mittel sür Hafenvertheidigung sind die unter¬
seeischen Minen oder Torpedos, hohle mit starker Sprengmasse (Pulver,
Dynamik u. s. w.) gefüllte Behälter, die unter Wasser verborgen, entweder
schwimmend und verankert, oder auf fester Unterlage 3--10 Fuß unter Wasser
als Rahmen-Torpedos liegen, bei einer Berührung explodiren, und das be¬
rührende feindliche Schiff entweder in die Luft sprengen oder ihm ein Loch
in den Boden reißen. Zuerst wurden diese Torpedos von den Russen und
ausgiebiger von den Conföderirten im letzten amerikanischen Kriege ange¬
wandt, zum Theil mit großem Erfolge, da sie mehrfach Unionsschiffe*) in
die Luft sprengten, -- den Monitor "Tecumseh" so schnell, daß nur wenige
von der Mannschaft sich retten konnten -- und die muthigsten Admiräle
in respectvoller Entfernung hielten. Preußen hat jetzt eine Gelegenheit,
die Erfahrungen der Konföderation sich zu Nutze zu machen, da der
miet en^meer ihres Küstenvertheidigungsdepartements für den Golf von



") Nach einer noch nicht einmal vollständigen Liste wurden im Laufe des Krieges der
Unionsmarine durch Torpedos zertrümmert 8 Holzschiffe und 9 Panzerschisse (Monitors) außer
mehren Transportschiffen.

zu sehr senken, sodaß z. B. in Paraguay die brasilianischen Panzerdampfer
bei geringer Veränderung des Wasserstandes über dieselben hinwegfahren
konnten. Das Richtige sind solide, schon im Frieden vorbereitete schwim¬
mende Sperrungen, die durch Gewichte und Verankerung in einer bestimmten
Tiefe (etwa 5 Fuß) unter Wasser gehalten werden, und zwar wieder nicht
hölzerne Kästen oder Tonnen, die sich im letzten amerikanischen Kriege nicht
bewährt haben, sondern eiserne Kisten, wo möglich mit vielen einzelnen wasser¬
dichten Abtheilungen wie die Bojen, sodaß sie selbst bei Beschädigungen an
mehreren Stellen doch nicht untergehen, und die außerdem mit Ketten unter¬
einander verbunden sind, und mehrere distante Reihen hintereinander bilden,
sodaß Panzerdampfer, die mit starkem Anlauf etwa die erste Reihe gesprengt
haben, doch nicht sofort die zweite sprengen können. Wenn ihre Mann¬
schaften dieses Hinderniß beseitigen wollen, bleiben die Schiffe sicher längere
Zeit im Bereich des wirksamsten Feuers; selbst den schwachen Geschützen der
Forts von Charleston gegenüber konnte kein Monitor es über Minuten aus¬
halten. Nöthig dabei ist nur, daß auch in der Nachtzeit sür die Möglichkeit
Heller Beleuchtung in jedem Augenblick gesorgt ist, damit die Küstenbatterien
scharf zielen können, also an den Hauptpunkten durch electrisches Licht, sonst
durch Holzstöße, die sofort in Flammen gesetzt werden, wie im amerikanischen
Kriege. Wünschenswert!) ist außerdem, daß ein Mittelglied der Sperrung
sich auslösen läßt, um unserer Flotte eventuell Ausfälle zu gestatten, und
daß dabei Netze und Taue ausgelegt sind, um die Schrauben der feindlichen
Schiffe zu verstricken.

Ein zweites wichtiges Mittel sür Hafenvertheidigung sind die unter¬
seeischen Minen oder Torpedos, hohle mit starker Sprengmasse (Pulver,
Dynamik u. s. w.) gefüllte Behälter, die unter Wasser verborgen, entweder
schwimmend und verankert, oder auf fester Unterlage 3—10 Fuß unter Wasser
als Rahmen-Torpedos liegen, bei einer Berührung explodiren, und das be¬
rührende feindliche Schiff entweder in die Luft sprengen oder ihm ein Loch
in den Boden reißen. Zuerst wurden diese Torpedos von den Russen und
ausgiebiger von den Conföderirten im letzten amerikanischen Kriege ange¬
wandt, zum Theil mit großem Erfolge, da sie mehrfach Unionsschiffe*) in
die Luft sprengten, — den Monitor „Tecumseh" so schnell, daß nur wenige
von der Mannschaft sich retten konnten — und die muthigsten Admiräle
in respectvoller Entfernung hielten. Preußen hat jetzt eine Gelegenheit,
die Erfahrungen der Konföderation sich zu Nutze zu machen, da der
miet en^meer ihres Küstenvertheidigungsdepartements für den Golf von



") Nach einer noch nicht einmal vollständigen Liste wurden im Laufe des Krieges der
Unionsmarine durch Torpedos zertrümmert 8 Holzschiffe und 9 Panzerschisse (Monitors) außer
mehren Transportschiffen.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120192/380>, abgerufen am 28.09.2024.