Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.auch mit Euch, und ich werde dann die gerupfte gute Person sein, ohne Nach den Friedensschlüssen von Barcelona (Juni 1629) und Cambrai Der Zustand Italiens am Ende dieses Zeitraums ist nur demjenigen auch mit Euch, und ich werde dann die gerupfte gute Person sein, ohne Nach den Friedensschlüssen von Barcelona (Juni 1629) und Cambrai Der Zustand Italiens am Ende dieses Zeitraums ist nur demjenigen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0321" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/120510"/> <p xml:id="ID_911" prev="#ID_910"> auch mit Euch, und ich werde dann die gerupfte gute Person sein, ohne<lb/> etwas von dem Meinigen zurück zu erlangen. Ich wiederhole Euch, ich sehe<lb/> wol, daß das, was ihr mir rathet, der wahre Weg wäre, und ich sehe auf<lb/> dem anderen Wege den Ruin Italiens, aber ich sage Euch, daß man auf<lb/> dieser Welt keinen Lohn findet, und wer ehrlich geht, wie eine Bestie behan¬<lb/> delt wird." Dies waren die Gründe, aus welchen der Statthalter Christi<lb/> die Partei ergriff, auf welcher er den Ruin Italiens sah.</p><lb/> <p xml:id="ID_912"> Nach den Friedensschlüssen von Barcelona (Juni 1629) und Cambrai<lb/> (August 1S29) mußte auch Venedig nachgeben. Lange der Vorkämpfer der<lb/> italienischen Sache, rettete es nun wenigstens sich selbst. Aber es mußte<lb/> Cervia und Ravenna an Clemens geben, der auf die dringenden Vorstellun¬<lb/> gen Contanni's nichts zu sagen wußte als: „Was Ihr mir saget, ist wahr,<lb/> aber ich will doch nicht der einzige sein, der sich zu beklagen hat." Der Con-<lb/> greß zu Bologna entschied vollends die Angelegenheiten Italiens. Franz<lb/> Sforza erschien selbst am 22. November gichtkrank, abgemagert, seine Unschuld<lb/> an der Verschwörung Morones betheuernd, im Uebrigen durchaus unter¬<lb/> würfig. Mailand wurde ihm zurückgegeben, weil man sein baldiges Ende<lb/> voraussah, aber unter sehr harten Bedingungen, um schwere Summen gegen<lb/> die Investitur, und zum Wächter des Herzogtums wurde Antonio de Leva<lb/> bestellt, der als oberster Feldhauptmann der kaiserlichen Truppen und Statt¬<lb/> halter des Bundes zum Herrn von Pavia gemacht wurde. Nach dem Tod<lb/> Sforzas, 1L35, wurde Mailand vollends Habsburgische Provinz. Dem Plane<lb/> Karls, einen Bund mit den italienischen Fürsten zu gegenseitiger Verthei¬<lb/> digung zu schließen, widersetzten sich die Venetianer lebhaft, doch wurde er<lb/> zuletzt wenigstens für Mailand und Neapel abgeschlossen. Seitdem blieb<lb/> diese Conföderation ein traditionelles Element der Habsburgischen Politik in<lb/> Italien. Im Jahre 1592 betrieb Philipp II. das Zustandekommen einer<lb/> solchen Conföderation. und noch in unserem Jahrhundert war es einer der<lb/> am hartnäckigsten verfolgten Plane Oestreichs, das durch diesen Bund ebenso<lb/> ganz Italien beherrschen wollte, wie es durch den deutschen Bund Deutschland<lb/> beherrschte.</p><lb/> <p xml:id="ID_913" next="#ID_914"> Der Zustand Italiens am Ende dieses Zeitraums ist nur demjenigen<lb/> Deutschlands nach dem 30jährigen Kriege vergleichbar. Die Städte ver¬<lb/> wüstet und entvölkert, die Felder verödet, ganze Gegenden wie ausgestorben.<lb/> Und empfindlicher noch waren die Wirkungen auf den politischen und mora¬<lb/> lischen Geist der Bevölkerung. Die Spuren einer nationalen Gesinnung ver¬<lb/> schwinden vollends gänzlich. Die kleinen Fürstentümer suchen ihre Stütze<lb/> einzig an dem Kaiser. Es war ein Wettlaufen der Ergebenheit, während sie<lb/> unter sich in kleinlichen Hader und Rangstreitigkeiten lebten, wie das schon bei<lb/> der Krönung Karls zu Bologna sich zeigte, wo der Streit um den Vorrang</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0321]
auch mit Euch, und ich werde dann die gerupfte gute Person sein, ohne
etwas von dem Meinigen zurück zu erlangen. Ich wiederhole Euch, ich sehe
wol, daß das, was ihr mir rathet, der wahre Weg wäre, und ich sehe auf
dem anderen Wege den Ruin Italiens, aber ich sage Euch, daß man auf
dieser Welt keinen Lohn findet, und wer ehrlich geht, wie eine Bestie behan¬
delt wird." Dies waren die Gründe, aus welchen der Statthalter Christi
die Partei ergriff, auf welcher er den Ruin Italiens sah.
Nach den Friedensschlüssen von Barcelona (Juni 1629) und Cambrai
(August 1S29) mußte auch Venedig nachgeben. Lange der Vorkämpfer der
italienischen Sache, rettete es nun wenigstens sich selbst. Aber es mußte
Cervia und Ravenna an Clemens geben, der auf die dringenden Vorstellun¬
gen Contanni's nichts zu sagen wußte als: „Was Ihr mir saget, ist wahr,
aber ich will doch nicht der einzige sein, der sich zu beklagen hat." Der Con-
greß zu Bologna entschied vollends die Angelegenheiten Italiens. Franz
Sforza erschien selbst am 22. November gichtkrank, abgemagert, seine Unschuld
an der Verschwörung Morones betheuernd, im Uebrigen durchaus unter¬
würfig. Mailand wurde ihm zurückgegeben, weil man sein baldiges Ende
voraussah, aber unter sehr harten Bedingungen, um schwere Summen gegen
die Investitur, und zum Wächter des Herzogtums wurde Antonio de Leva
bestellt, der als oberster Feldhauptmann der kaiserlichen Truppen und Statt¬
halter des Bundes zum Herrn von Pavia gemacht wurde. Nach dem Tod
Sforzas, 1L35, wurde Mailand vollends Habsburgische Provinz. Dem Plane
Karls, einen Bund mit den italienischen Fürsten zu gegenseitiger Verthei¬
digung zu schließen, widersetzten sich die Venetianer lebhaft, doch wurde er
zuletzt wenigstens für Mailand und Neapel abgeschlossen. Seitdem blieb
diese Conföderation ein traditionelles Element der Habsburgischen Politik in
Italien. Im Jahre 1592 betrieb Philipp II. das Zustandekommen einer
solchen Conföderation. und noch in unserem Jahrhundert war es einer der
am hartnäckigsten verfolgten Plane Oestreichs, das durch diesen Bund ebenso
ganz Italien beherrschen wollte, wie es durch den deutschen Bund Deutschland
beherrschte.
Der Zustand Italiens am Ende dieses Zeitraums ist nur demjenigen
Deutschlands nach dem 30jährigen Kriege vergleichbar. Die Städte ver¬
wüstet und entvölkert, die Felder verödet, ganze Gegenden wie ausgestorben.
Und empfindlicher noch waren die Wirkungen auf den politischen und mora¬
lischen Geist der Bevölkerung. Die Spuren einer nationalen Gesinnung ver¬
schwinden vollends gänzlich. Die kleinen Fürstentümer suchen ihre Stütze
einzig an dem Kaiser. Es war ein Wettlaufen der Ergebenheit, während sie
unter sich in kleinlichen Hader und Rangstreitigkeiten lebten, wie das schon bei
der Krönung Karls zu Bologna sich zeigte, wo der Streit um den Vorrang
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