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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.

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Stationen, in Tirol 28 Pfarreien, 78 andere Stationen, in Salzburg 10
Pfarreien, 18 andere Stationen, in Mähren 8 Pfarreien, 9 andere Stationen,
in Kärnthen endlich 6 Pfarreien.

Es bleiben also nach Abrechnung von 1000 mit der Seelsorge beschäf¬
tigten und ungefähr 260 im Lehramte thätigen Stiftspriestern ungefähr 500
übrig, welche keine specielle, dauernde Beschäftigung haben. Diese sind theils
Religionslehrer an den häufig mit den Stiftern verbundenen Pfarrschulen,
theils, und zwar zum größten Theil, alte emeritirte Pfarrer und Gymnasial¬
lehrer, welche, wenn sie ihrem speciellen Berufe nicht mehr vorstehen können,
in das Stift zurückkehren und hier, von Funktionen befreit, ihr Leben be¬
schließen. Es sind das ferner die Leiter der Abteien lAebte, Prälaten --
Prioren, Subprioren), sowie jene, welche der Küche und dem Keller, kurz
dem Hauswesen vorstehen oder endlich als Provisoren, Jnspectoren, Forst¬
verwalter um das Vermögen der Stifter sorgen. Die Stifter haben nämlich
zwar weltliche Beamte, aber die Oberleitung des Betriebes in Oekonomie
und Forstwirthschaft ist Geistlichen des Stiftes anvertraut, welche so die
äußeren Geschäfte der Stifter besorgen, während dem Prior die Aussicht über
das innere, geistige Leben zukommt und dem Abte die oberste Leitung sowie die
Repräsentanz verbleibt. Selbstverständlich muß der Provisor :c. dem ver¬
sammelten Convent d. h. allen Geistlichen des Stiftes in einem Capitel nicht
blos Rechnung über seine Gebahrung legen, sondern auch bei wichtigeren
Fragen z. B. bei Neubauten :c. die Bewilligung desselben einholen, aber auf
den Betrieb des Feldbaues, auf die Forstcultur kann Abt und Convent keinen
directen Einfluß ausüben. Das bleibt dem Provisor :c. überlassen, der also, je
nachdem er ein guter oder schlechter Wirth und die Wahl des Prälaten eine
gute oder schlechte gewesen ist -- denn der Abt ernennt alle diese Funktionäre
-- ein Stift in seinen Vermögensverhältnissen ebenso heben, wie zurück¬
bringen kann. Denn das Vermögen derselben besteht fast ausschließlich in
Grund und Boden. Was sie sonst an fundirten Revenuen besitzen ist unerheblich.
Um so bedeutender aber ist der Grundbesitz und das aus demselben fließende
Erträgniß. Ich führe, um in diese bisher überhaupt wenig, in weiteren
Kreisen aber gar nicht bekannten Verhältnisse eine Einsicht zu gewähren, den
Besitzstand der oben erwähnten böhmischen Stifter an, einmal weil
mir über diese zuverlässige Zahlen zu Gebote stehen, und dann, weil die
böhmischen Stifter die reichsten sind.

Obenan unter diesen Stiftern stehen Strahof mit 16,238 Joch
(Quadratklaftern lasse ich weg; 1 Joch -- 1600 Quadratklaftern); Brau-
nau und Margareth mit 16,062 Joch. Tepl mit 15,699 Joch. Dann folgen
das Kreuzherrnstift mit 9764 Joch, Hohenfurt mit 9797 Joch, Ossegg mit
6258 Joch, Seelau mit 5068 Joch, Emaus mit 1985 Joch landtäflichen


Wlenzbotcn I. 1869. 24

Stationen, in Tirol 28 Pfarreien, 78 andere Stationen, in Salzburg 10
Pfarreien, 18 andere Stationen, in Mähren 8 Pfarreien, 9 andere Stationen,
in Kärnthen endlich 6 Pfarreien.

Es bleiben also nach Abrechnung von 1000 mit der Seelsorge beschäf¬
tigten und ungefähr 260 im Lehramte thätigen Stiftspriestern ungefähr 500
übrig, welche keine specielle, dauernde Beschäftigung haben. Diese sind theils
Religionslehrer an den häufig mit den Stiftern verbundenen Pfarrschulen,
theils, und zwar zum größten Theil, alte emeritirte Pfarrer und Gymnasial¬
lehrer, welche, wenn sie ihrem speciellen Berufe nicht mehr vorstehen können,
in das Stift zurückkehren und hier, von Funktionen befreit, ihr Leben be¬
schließen. Es sind das ferner die Leiter der Abteien lAebte, Prälaten —
Prioren, Subprioren), sowie jene, welche der Küche und dem Keller, kurz
dem Hauswesen vorstehen oder endlich als Provisoren, Jnspectoren, Forst¬
verwalter um das Vermögen der Stifter sorgen. Die Stifter haben nämlich
zwar weltliche Beamte, aber die Oberleitung des Betriebes in Oekonomie
und Forstwirthschaft ist Geistlichen des Stiftes anvertraut, welche so die
äußeren Geschäfte der Stifter besorgen, während dem Prior die Aussicht über
das innere, geistige Leben zukommt und dem Abte die oberste Leitung sowie die
Repräsentanz verbleibt. Selbstverständlich muß der Provisor :c. dem ver¬
sammelten Convent d. h. allen Geistlichen des Stiftes in einem Capitel nicht
blos Rechnung über seine Gebahrung legen, sondern auch bei wichtigeren
Fragen z. B. bei Neubauten :c. die Bewilligung desselben einholen, aber auf
den Betrieb des Feldbaues, auf die Forstcultur kann Abt und Convent keinen
directen Einfluß ausüben. Das bleibt dem Provisor :c. überlassen, der also, je
nachdem er ein guter oder schlechter Wirth und die Wahl des Prälaten eine
gute oder schlechte gewesen ist — denn der Abt ernennt alle diese Funktionäre
— ein Stift in seinen Vermögensverhältnissen ebenso heben, wie zurück¬
bringen kann. Denn das Vermögen derselben besteht fast ausschließlich in
Grund und Boden. Was sie sonst an fundirten Revenuen besitzen ist unerheblich.
Um so bedeutender aber ist der Grundbesitz und das aus demselben fließende
Erträgniß. Ich führe, um in diese bisher überhaupt wenig, in weiteren
Kreisen aber gar nicht bekannten Verhältnisse eine Einsicht zu gewähren, den
Besitzstand der oben erwähnten böhmischen Stifter an, einmal weil
mir über diese zuverlässige Zahlen zu Gebote stehen, und dann, weil die
böhmischen Stifter die reichsten sind.

Obenan unter diesen Stiftern stehen Strahof mit 16,238 Joch
(Quadratklaftern lasse ich weg; 1 Joch — 1600 Quadratklaftern); Brau-
nau und Margareth mit 16,062 Joch. Tepl mit 15,699 Joch. Dann folgen
das Kreuzherrnstift mit 9764 Joch, Hohenfurt mit 9797 Joch, Ossegg mit
6258 Joch, Seelau mit 5068 Joch, Emaus mit 1985 Joch landtäflichen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120192/197>, abgerufen am 28.09.2024.