Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

etliche Gesänge der Jliade, welche dem lateinischen Uebungsbuche angehängt
waren. Wir sagen,'zu sehen bekamen, denn gelesen konnten diese Stücke
schon aus dem Grunde nicht werden, weil der Unterricht im Griechischen sich,
wenn er nicht ganz übergangen wurde, auf Erklärungen griechischer Para¬
digmata beschränkte, welche einstündig und zwar nach einer Grammatik trac-
tirt wurden, die in ihrer Art unerreicht dasteht.

Ebenso einzig in ihrer Art waren die Lehrbücher, welche in Fragen und
Antworten abgefaßt, in den einzelnen Classen dem Geschichtsunterricht
zum Grunde gelegt wurden, der in der untersten Classe die biblische Geschichte,
in der zweiten die Geschichte der sogenannten vier Monarchien (Assyrien,
Persien, Griechenland, Rom) umfaßte. In der dritten wurde die römische
Geschichte sortgesetzt, in der vierten die Geschichte der Deutschen, sowie der
übrigen Länder Europas, ferner Asiens, Afrikas und Amerikas behandelt. --
In der fünften Classe begann nach der Reform vom Jahre 1763, Art. 10,
der Unterricht in der Geographie und in der sechsten endlich wurde Kirchen¬
geschichte gelehrt. Wir dürfen uns hier nicht versagen, einige Stellen aus
den Unterrichtsbüchern anzuführen.

Die griechische Geschichte von den ältesten Zeiten bis zu Alexanders
Tode wurde in folgenden 13 Fragen abgehandelt: 1. Um welche Zeit hat
man angefangen, Griechenland zu bewohnen? -- 2. Welches waren die Zei¬
ten der griechischen Fabeln?-- 3. Von welchen Fabeln wird absonderlich in
der Fabelzeit gedacht? -- 4. Wie gienge es mit den griechischen Königreichen
zu? -- 5. Was erzählt man von Codro? -- 6. Was für Kriege führte die
griechische Republik? -- 7. Was waren die Olympischen Spiele? -- 8. Was
ist bei dieser mittlern Zeit der alten Griechen noch sonst merkwürdig? --
9. Wie gienge es in Griechenland zu bei der letzten Zeit vor Aufrichtung
der Monarchie? -- 10. In was für Stücken zeigte der junge Alexander sein
großes Gemüthe? -- 11. Wie führte sich Alexander in Griechenland vor
dem persischen Kriege auf? -- 12. Wie führte sich Alexander nach eroberter
Monarchie auf? -- 13. Was hat Alexander für ein Ende genommen? --
Bezüglich der Antworten sei nur die eine angeführt auf die Frage, welche
Kriege die griechische Republik führte: "Etwelche mit Persien und zwar glück¬
lich. Nach der Zeit entstünden allerhand Unruhen und Spaltungen zwi¬
schen denen Republiken selbst, dadurch sie sich untereinander sehr geschwächt
haben."

Aber nicht nur mangelhaft wurden die Schüler unterrichtet, man lehrte
sie, ganz abgesehen von den Anschauungen, welche durch Parteirücksichten her¬
vorgerufen waren, vollständige Unrichtigkeiten.

"Um die Jugend noch während derer unteren Schulen in etwelchen Be¬
griff derer bei Amplectirung höherer Studien unumgänglich nöthiger Wissen-


etliche Gesänge der Jliade, welche dem lateinischen Uebungsbuche angehängt
waren. Wir sagen,'zu sehen bekamen, denn gelesen konnten diese Stücke
schon aus dem Grunde nicht werden, weil der Unterricht im Griechischen sich,
wenn er nicht ganz übergangen wurde, auf Erklärungen griechischer Para¬
digmata beschränkte, welche einstündig und zwar nach einer Grammatik trac-
tirt wurden, die in ihrer Art unerreicht dasteht.

Ebenso einzig in ihrer Art waren die Lehrbücher, welche in Fragen und
Antworten abgefaßt, in den einzelnen Classen dem Geschichtsunterricht
zum Grunde gelegt wurden, der in der untersten Classe die biblische Geschichte,
in der zweiten die Geschichte der sogenannten vier Monarchien (Assyrien,
Persien, Griechenland, Rom) umfaßte. In der dritten wurde die römische
Geschichte sortgesetzt, in der vierten die Geschichte der Deutschen, sowie der
übrigen Länder Europas, ferner Asiens, Afrikas und Amerikas behandelt. —
In der fünften Classe begann nach der Reform vom Jahre 1763, Art. 10,
der Unterricht in der Geographie und in der sechsten endlich wurde Kirchen¬
geschichte gelehrt. Wir dürfen uns hier nicht versagen, einige Stellen aus
den Unterrichtsbüchern anzuführen.

Die griechische Geschichte von den ältesten Zeiten bis zu Alexanders
Tode wurde in folgenden 13 Fragen abgehandelt: 1. Um welche Zeit hat
man angefangen, Griechenland zu bewohnen? — 2. Welches waren die Zei¬
ten der griechischen Fabeln?— 3. Von welchen Fabeln wird absonderlich in
der Fabelzeit gedacht? — 4. Wie gienge es mit den griechischen Königreichen
zu? — 5. Was erzählt man von Codro? — 6. Was für Kriege führte die
griechische Republik? — 7. Was waren die Olympischen Spiele? — 8. Was
ist bei dieser mittlern Zeit der alten Griechen noch sonst merkwürdig? —
9. Wie gienge es in Griechenland zu bei der letzten Zeit vor Aufrichtung
der Monarchie? — 10. In was für Stücken zeigte der junge Alexander sein
großes Gemüthe? — 11. Wie führte sich Alexander in Griechenland vor
dem persischen Kriege auf? — 12. Wie führte sich Alexander nach eroberter
Monarchie auf? — 13. Was hat Alexander für ein Ende genommen? —
Bezüglich der Antworten sei nur die eine angeführt auf die Frage, welche
Kriege die griechische Republik führte: „Etwelche mit Persien und zwar glück¬
lich. Nach der Zeit entstünden allerhand Unruhen und Spaltungen zwi¬
schen denen Republiken selbst, dadurch sie sich untereinander sehr geschwächt
haben."

Aber nicht nur mangelhaft wurden die Schüler unterrichtet, man lehrte
sie, ganz abgesehen von den Anschauungen, welche durch Parteirücksichten her¬
vorgerufen waren, vollständige Unrichtigkeiten.

„Um die Jugend noch während derer unteren Schulen in etwelchen Be¬
griff derer bei Amplectirung höherer Studien unumgänglich nöthiger Wissen-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0062" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117594"/>
          <p xml:id="ID_205" prev="#ID_204"> etliche Gesänge der Jliade, welche dem lateinischen Uebungsbuche angehängt<lb/>
waren. Wir sagen,'zu sehen bekamen, denn gelesen konnten diese Stücke<lb/>
schon aus dem Grunde nicht werden, weil der Unterricht im Griechischen sich,<lb/>
wenn er nicht ganz übergangen wurde, auf Erklärungen griechischer Para¬<lb/>
digmata beschränkte, welche einstündig und zwar nach einer Grammatik trac-<lb/>
tirt wurden, die in ihrer Art unerreicht dasteht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_206"> Ebenso einzig in ihrer Art waren die Lehrbücher, welche in Fragen und<lb/>
Antworten abgefaßt, in den einzelnen Classen dem Geschichtsunterricht<lb/>
zum Grunde gelegt wurden, der in der untersten Classe die biblische Geschichte,<lb/>
in der zweiten die Geschichte der sogenannten vier Monarchien (Assyrien,<lb/>
Persien, Griechenland, Rom) umfaßte. In der dritten wurde die römische<lb/>
Geschichte sortgesetzt, in der vierten die Geschichte der Deutschen, sowie der<lb/>
übrigen Länder Europas, ferner Asiens, Afrikas und Amerikas behandelt. &#x2014;<lb/>
In der fünften Classe begann nach der Reform vom Jahre 1763, Art. 10,<lb/>
der Unterricht in der Geographie und in der sechsten endlich wurde Kirchen¬<lb/>
geschichte gelehrt. Wir dürfen uns hier nicht versagen, einige Stellen aus<lb/>
den Unterrichtsbüchern anzuführen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_207"> Die griechische Geschichte von den ältesten Zeiten bis zu Alexanders<lb/>
Tode wurde in folgenden 13 Fragen abgehandelt: 1. Um welche Zeit hat<lb/>
man angefangen, Griechenland zu bewohnen? &#x2014; 2. Welches waren die Zei¬<lb/>
ten der griechischen Fabeln?&#x2014; 3. Von welchen Fabeln wird absonderlich in<lb/>
der Fabelzeit gedacht? &#x2014; 4. Wie gienge es mit den griechischen Königreichen<lb/>
zu? &#x2014; 5. Was erzählt man von Codro? &#x2014; 6. Was für Kriege führte die<lb/>
griechische Republik? &#x2014; 7. Was waren die Olympischen Spiele? &#x2014; 8. Was<lb/>
ist bei dieser mittlern Zeit der alten Griechen noch sonst merkwürdig? &#x2014;<lb/>
9. Wie gienge es in Griechenland zu bei der letzten Zeit vor Aufrichtung<lb/>
der Monarchie? &#x2014; 10. In was für Stücken zeigte der junge Alexander sein<lb/>
großes Gemüthe? &#x2014; 11. Wie führte sich Alexander in Griechenland vor<lb/>
dem persischen Kriege auf? &#x2014; 12. Wie führte sich Alexander nach eroberter<lb/>
Monarchie auf? &#x2014; 13. Was hat Alexander für ein Ende genommen? &#x2014;<lb/>
Bezüglich der Antworten sei nur die eine angeführt auf die Frage, welche<lb/>
Kriege die griechische Republik führte: &#x201E;Etwelche mit Persien und zwar glück¬<lb/>
lich. Nach der Zeit entstünden allerhand Unruhen und Spaltungen zwi¬<lb/>
schen denen Republiken selbst, dadurch sie sich untereinander sehr geschwächt<lb/>
haben."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_208"> Aber nicht nur mangelhaft wurden die Schüler unterrichtet, man lehrte<lb/>
sie, ganz abgesehen von den Anschauungen, welche durch Parteirücksichten her¬<lb/>
vorgerufen waren, vollständige Unrichtigkeiten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_209" next="#ID_210"> &#x201E;Um die Jugend noch während derer unteren Schulen in etwelchen Be¬<lb/>
griff derer bei Amplectirung höherer Studien unumgänglich nöthiger Wissen-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0062] etliche Gesänge der Jliade, welche dem lateinischen Uebungsbuche angehängt waren. Wir sagen,'zu sehen bekamen, denn gelesen konnten diese Stücke schon aus dem Grunde nicht werden, weil der Unterricht im Griechischen sich, wenn er nicht ganz übergangen wurde, auf Erklärungen griechischer Para¬ digmata beschränkte, welche einstündig und zwar nach einer Grammatik trac- tirt wurden, die in ihrer Art unerreicht dasteht. Ebenso einzig in ihrer Art waren die Lehrbücher, welche in Fragen und Antworten abgefaßt, in den einzelnen Classen dem Geschichtsunterricht zum Grunde gelegt wurden, der in der untersten Classe die biblische Geschichte, in der zweiten die Geschichte der sogenannten vier Monarchien (Assyrien, Persien, Griechenland, Rom) umfaßte. In der dritten wurde die römische Geschichte sortgesetzt, in der vierten die Geschichte der Deutschen, sowie der übrigen Länder Europas, ferner Asiens, Afrikas und Amerikas behandelt. — In der fünften Classe begann nach der Reform vom Jahre 1763, Art. 10, der Unterricht in der Geographie und in der sechsten endlich wurde Kirchen¬ geschichte gelehrt. Wir dürfen uns hier nicht versagen, einige Stellen aus den Unterrichtsbüchern anzuführen. Die griechische Geschichte von den ältesten Zeiten bis zu Alexanders Tode wurde in folgenden 13 Fragen abgehandelt: 1. Um welche Zeit hat man angefangen, Griechenland zu bewohnen? — 2. Welches waren die Zei¬ ten der griechischen Fabeln?— 3. Von welchen Fabeln wird absonderlich in der Fabelzeit gedacht? — 4. Wie gienge es mit den griechischen Königreichen zu? — 5. Was erzählt man von Codro? — 6. Was für Kriege führte die griechische Republik? — 7. Was waren die Olympischen Spiele? — 8. Was ist bei dieser mittlern Zeit der alten Griechen noch sonst merkwürdig? — 9. Wie gienge es in Griechenland zu bei der letzten Zeit vor Aufrichtung der Monarchie? — 10. In was für Stücken zeigte der junge Alexander sein großes Gemüthe? — 11. Wie führte sich Alexander in Griechenland vor dem persischen Kriege auf? — 12. Wie führte sich Alexander nach eroberter Monarchie auf? — 13. Was hat Alexander für ein Ende genommen? — Bezüglich der Antworten sei nur die eine angeführt auf die Frage, welche Kriege die griechische Republik führte: „Etwelche mit Persien und zwar glück¬ lich. Nach der Zeit entstünden allerhand Unruhen und Spaltungen zwi¬ schen denen Republiken selbst, dadurch sie sich untereinander sehr geschwächt haben." Aber nicht nur mangelhaft wurden die Schüler unterrichtet, man lehrte sie, ganz abgesehen von den Anschauungen, welche durch Parteirücksichten her¬ vorgerufen waren, vollständige Unrichtigkeiten. „Um die Jugend noch während derer unteren Schulen in etwelchen Be¬ griff derer bei Amplectirung höherer Studien unumgänglich nöthiger Wissen-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_362043
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_362043/62
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_362043/62>, abgerufen am 15.01.2025.