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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.

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Hierzu kommen nun noch Staatsschulden seit 1852 . . 3000,000,000 "
Gewinn der Rentenconversion ......... 150,000,000 "
Anlehen von 1868-440Mill. baar a 68°/" ..... 625,000.000 "
7781,606,226 Frs^

Also aus mehr als 7°/" Milliarden Franken beläuft sich die außerordent¬
liche Ausgabe Frankreichs in den 15'/2 Jahren seit der Gründung des-Kcnser-
reichs. wofür zu 4'/"°/" 450 Mill. Frs. Zinsen erfordert werden. Außerdem
sind mit Sicherheit noch weitere Staatsanlehen vorauszusehen, die mexika¬
nischen Obligationeninhaber sollen entschädigt werden. Der Finanzminister
hat in seinem Bericht bereits vor der Illusion gewarnt, daß mit 440 Mill.
die gesammten Kosten der Reorganisation gedeckt werden könnten und dabei
sind wirklich kriegerische Verwickelungen noch gar nicht in Anschlag gebracht.
Wie erwähnt sehen wir an sich in dieser Lage noch keine unmittelbare Ge¬
fahr für die Zahlungsfähigkeit Frankreichs. Wenn durch den steigenden Ver¬
kehr die großen Hilfsquellen des Landes noch mehr zur Entfaltung gekom¬
men sein werden, wenn die Steuerlast richtiger verthei.le, die verderbliche In¬
stitution der Generaleinnehmer abgeschafft und durch eine ökonomische Ver¬
waltung ersetzt sein wird, so könnte Frankreich gewiß 2'/- Milliarden jähr¬
lich aufbringen und die Staatsschuld, so colossal sie angeschwollen, beträgt
doch noch kaum der englischen. Aber zu derartigen Reformen ist augen¬
blicklich keine Aussicht, man wird nicht sparen können, deshalb fortfahren,
auf Rechnung der Zukunft zu leben und es nach dem Grundsatz aprös nous
le ÄeluM den Nachfolgern im Regiment überlassen, die neuen Steuern auf¬
zulegen, um das Deficit zu beseitigen. Aber niemand kann sich verhehlen, daß
ein solcher Zustand voll von Gefahr ist, denn Napoleon muß wünschen, die
Aufmerksamkeit von dieser Situation abziehen und zugleich die verletzte Na¬
tionaleitelkeit nach außen zu-befriedigen. Es fragt sich nun, gegen wen er sich
wenden könnte? Daß Italien sich ihm unterwerfen muß, ist kein Trost, weil
es kein ebenbürtiger Gegner wäre, mit Deutschland mag er nicht ohne Noth
anbinden, mit England zu brechen liegt kein Grund vor. Es bleibt sonach
nur Rußland, Napoleon wird nicht isolirt in den Krieg gehen und allein
gegen Rußland kann er jetzt den einzigen Verbündeten anwerben, den er
überhaupt findet, Oestreich, weil in der That dasselbe alles von Nußland zu
befürchten hat. Rußland bietet auch leicht einen Grund zum Kriege, denn
wenn es nicht im Orient intriguirt, so unterdrückt es die Polen und gerade
jetzt ist durch kaiserlichen Ukas die letzte Spur des Königreichs Polen ver¬
schwunden, zu dessen König einst Louis Napoleon erwählt war. Es ist dies^
eine wenig bekannte und beachtete Thatsache, die aber feststeht. Die Gesandten
der provisorischen Regierung haben in Augsburg dem Prinzen Louis Napo-


OdliMtions an könnts ävs travc>.ux xublios ac ?g.ris . . 120,000,000 Frs.
Hierzu kommen nun noch Staatsschulden seit 1852 . . 3000,000,000 „
Gewinn der Rentenconversion ......... 150,000,000 „
Anlehen von 1868-440Mill. baar a 68°/» ..... 625,000.000 „
7781,606,226 Frs^

Also aus mehr als 7°/» Milliarden Franken beläuft sich die außerordent¬
liche Ausgabe Frankreichs in den 15'/2 Jahren seit der Gründung des-Kcnser-
reichs. wofür zu 4'/«°/» 450 Mill. Frs. Zinsen erfordert werden. Außerdem
sind mit Sicherheit noch weitere Staatsanlehen vorauszusehen, die mexika¬
nischen Obligationeninhaber sollen entschädigt werden. Der Finanzminister
hat in seinem Bericht bereits vor der Illusion gewarnt, daß mit 440 Mill.
die gesammten Kosten der Reorganisation gedeckt werden könnten und dabei
sind wirklich kriegerische Verwickelungen noch gar nicht in Anschlag gebracht.
Wie erwähnt sehen wir an sich in dieser Lage noch keine unmittelbare Ge¬
fahr für die Zahlungsfähigkeit Frankreichs. Wenn durch den steigenden Ver¬
kehr die großen Hilfsquellen des Landes noch mehr zur Entfaltung gekom¬
men sein werden, wenn die Steuerlast richtiger verthei.le, die verderbliche In¬
stitution der Generaleinnehmer abgeschafft und durch eine ökonomische Ver¬
waltung ersetzt sein wird, so könnte Frankreich gewiß 2'/- Milliarden jähr¬
lich aufbringen und die Staatsschuld, so colossal sie angeschwollen, beträgt
doch noch kaum der englischen. Aber zu derartigen Reformen ist augen¬
blicklich keine Aussicht, man wird nicht sparen können, deshalb fortfahren,
auf Rechnung der Zukunft zu leben und es nach dem Grundsatz aprös nous
le ÄeluM den Nachfolgern im Regiment überlassen, die neuen Steuern auf¬
zulegen, um das Deficit zu beseitigen. Aber niemand kann sich verhehlen, daß
ein solcher Zustand voll von Gefahr ist, denn Napoleon muß wünschen, die
Aufmerksamkeit von dieser Situation abziehen und zugleich die verletzte Na¬
tionaleitelkeit nach außen zu-befriedigen. Es fragt sich nun, gegen wen er sich
wenden könnte? Daß Italien sich ihm unterwerfen muß, ist kein Trost, weil
es kein ebenbürtiger Gegner wäre, mit Deutschland mag er nicht ohne Noth
anbinden, mit England zu brechen liegt kein Grund vor. Es bleibt sonach
nur Rußland, Napoleon wird nicht isolirt in den Krieg gehen und allein
gegen Rußland kann er jetzt den einzigen Verbündeten anwerben, den er
überhaupt findet, Oestreich, weil in der That dasselbe alles von Nußland zu
befürchten hat. Rußland bietet auch leicht einen Grund zum Kriege, denn
wenn es nicht im Orient intriguirt, so unterdrückt es die Polen und gerade
jetzt ist durch kaiserlichen Ukas die letzte Spur des Königreichs Polen ver¬
schwunden, zu dessen König einst Louis Napoleon erwählt war. Es ist dies^
eine wenig bekannte und beachtete Thatsache, die aber feststeht. Die Gesandten
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_362043/49>, abgerufen am 15.01.2025.