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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.

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fact Majolica, gelegentlich Basen gemalt hätte; unwahrscheinlich aber ist
weder das eine noch das andere.

Prusten an den alten Thongefäßen zunächst das, womit es das Hand¬
werk zu thun hat, so ergibt sich, daß es, wie meistentheils im Alterthum,
meisterlich geübt ist.

Ganz vorzüglich ist die Thonarbeit. Zuvörderst ist der Thon mit
der größten Sorgfalt zubereitet und außerordentlich fein; sodann ist die
Bearbeitung sowohl durch Manipuliren auf der Scheibe als durch Brennen
im Ofen von gleicher Tüchtigkeit. Kleinere Gefäße sind aus einem Stück
gemacht, bei größeren ist der eigentliche Körper, Füße, Henkel, Hals beson¬
ders angefertigt und dann zusammengesetzt. Die Dünnheit und Härte der
Wände, auch bei großem Volumen, wird von den Sachverständigen als
meisterhaft bewundert; sie ist ein großer Schutz gegen Betrug: nachgemachte
Thongefäße verrathen sich in der Regel schon durch ihre Plumpheit und
Schwere. Allerdings ist ein Unterschied nicht zu verkennen. Gewisse Vasen,
die entweder ein entschiedenes Gepräge hohen Alterthums zeigen, oder grup.
penweise auch sonst bestimmt gekennzeichnet sich an bestimmten Orten finden,,
unterscheiden sich durch geringere Leichtigkeit und Festigkeit des Thors von
der überwiegend großen Menge der sonst mannigfach variirenden aber hie¬
rin übereinstimmenden Thongefäße. Leider hat die chemische Untersuchung des
Thors an verschiedenen Orten gefundener Gefäße nicht den gewünschten Er¬
folg gehabt, sichere äußere Kennzeichen zu ermitteln, welche durch die Be¬
schaffenheit drs Thors entscheiden ließen, ob die Gefäße an verschiedenen
und an welchen, oder an einem bestimmten Ort fabricirt sind.

Nicht minder vorzüglich ist Farbe und Firniß, deren Bereitung eben-
falls nicht ermittelt ist. Der Thon zeigt ein schönes, lebhaftes Rothgelb,
das durch ein demselben zugesetztes Pigment hervorgebracht und mittelst eines
sehr dünnen Firnisses, wenigstens mitunter, noch gehoben wurde. An den
Thon ist dann die schwarze, manchmal ins Grünliche fallende Farbe von leuch¬
tendem Glänze aufgetragen. Auf dem Gegensatz dieser Farben beruht we¬
sentlich die Wirkung der bemalten Vasen, und zwar unterscheiden sich nach
der Art desselben zwei große Classen. Entweder heben sich von dem hellen
Grunde die schwarzen Figuren und Ornamente ab - und dies sind die äl¬
teren Gefäße - oder umgekehrt die Figuren treten hell aus dem schwarzen
Grunde hervor; und es ist merkwürdig, wie dieser so einfache Wechsel ganz
naturgemäß mit einer vollständigen Reform aller stilistischen VerlMmsse ver--
bunten ist. Uebrigens wiederholt sich die Erscheinung, daß die ältesten und
gewisse an bestimmten Orten gefundene Vasen nicht so schöne Farben zeigen
wie die überwiegend große Masse. Das Gelb ist hier Heller, ohne den Zu¬
satz von lebhaftem Noth, das Schwarz ist mehr ein nicht ganz reines Braun,


fact Majolica, gelegentlich Basen gemalt hätte; unwahrscheinlich aber ist
weder das eine noch das andere.

Prusten an den alten Thongefäßen zunächst das, womit es das Hand¬
werk zu thun hat, so ergibt sich, daß es, wie meistentheils im Alterthum,
meisterlich geübt ist.

Ganz vorzüglich ist die Thonarbeit. Zuvörderst ist der Thon mit
der größten Sorgfalt zubereitet und außerordentlich fein; sodann ist die
Bearbeitung sowohl durch Manipuliren auf der Scheibe als durch Brennen
im Ofen von gleicher Tüchtigkeit. Kleinere Gefäße sind aus einem Stück
gemacht, bei größeren ist der eigentliche Körper, Füße, Henkel, Hals beson¬
ders angefertigt und dann zusammengesetzt. Die Dünnheit und Härte der
Wände, auch bei großem Volumen, wird von den Sachverständigen als
meisterhaft bewundert; sie ist ein großer Schutz gegen Betrug: nachgemachte
Thongefäße verrathen sich in der Regel schon durch ihre Plumpheit und
Schwere. Allerdings ist ein Unterschied nicht zu verkennen. Gewisse Vasen,
die entweder ein entschiedenes Gepräge hohen Alterthums zeigen, oder grup.
penweise auch sonst bestimmt gekennzeichnet sich an bestimmten Orten finden,,
unterscheiden sich durch geringere Leichtigkeit und Festigkeit des Thors von
der überwiegend großen Menge der sonst mannigfach variirenden aber hie¬
rin übereinstimmenden Thongefäße. Leider hat die chemische Untersuchung des
Thors an verschiedenen Orten gefundener Gefäße nicht den gewünschten Er¬
folg gehabt, sichere äußere Kennzeichen zu ermitteln, welche durch die Be¬
schaffenheit drs Thors entscheiden ließen, ob die Gefäße an verschiedenen
und an welchen, oder an einem bestimmten Ort fabricirt sind.

Nicht minder vorzüglich ist Farbe und Firniß, deren Bereitung eben-
falls nicht ermittelt ist. Der Thon zeigt ein schönes, lebhaftes Rothgelb,
das durch ein demselben zugesetztes Pigment hervorgebracht und mittelst eines
sehr dünnen Firnisses, wenigstens mitunter, noch gehoben wurde. An den
Thon ist dann die schwarze, manchmal ins Grünliche fallende Farbe von leuch¬
tendem Glänze aufgetragen. Auf dem Gegensatz dieser Farben beruht we¬
sentlich die Wirkung der bemalten Vasen, und zwar unterscheiden sich nach
der Art desselben zwei große Classen. Entweder heben sich von dem hellen
Grunde die schwarzen Figuren und Ornamente ab - und dies sind die äl¬
teren Gefäße - oder umgekehrt die Figuren treten hell aus dem schwarzen
Grunde hervor; und es ist merkwürdig, wie dieser so einfache Wechsel ganz
naturgemäß mit einer vollständigen Reform aller stilistischen VerlMmsse ver--
bunten ist. Uebrigens wiederholt sich die Erscheinung, daß die ältesten und
gewisse an bestimmten Orten gefundene Vasen nicht so schöne Farben zeigen
wie die überwiegend große Masse. Das Gelb ist hier Heller, ohne den Zu¬
satz von lebhaftem Noth, das Schwarz ist mehr ein nicht ganz reines Braun,


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[0487] fact Majolica, gelegentlich Basen gemalt hätte; unwahrscheinlich aber ist weder das eine noch das andere. Prusten an den alten Thongefäßen zunächst das, womit es das Hand¬ werk zu thun hat, so ergibt sich, daß es, wie meistentheils im Alterthum, meisterlich geübt ist. Ganz vorzüglich ist die Thonarbeit. Zuvörderst ist der Thon mit der größten Sorgfalt zubereitet und außerordentlich fein; sodann ist die Bearbeitung sowohl durch Manipuliren auf der Scheibe als durch Brennen im Ofen von gleicher Tüchtigkeit. Kleinere Gefäße sind aus einem Stück gemacht, bei größeren ist der eigentliche Körper, Füße, Henkel, Hals beson¬ ders angefertigt und dann zusammengesetzt. Die Dünnheit und Härte der Wände, auch bei großem Volumen, wird von den Sachverständigen als meisterhaft bewundert; sie ist ein großer Schutz gegen Betrug: nachgemachte Thongefäße verrathen sich in der Regel schon durch ihre Plumpheit und Schwere. Allerdings ist ein Unterschied nicht zu verkennen. Gewisse Vasen, die entweder ein entschiedenes Gepräge hohen Alterthums zeigen, oder grup. penweise auch sonst bestimmt gekennzeichnet sich an bestimmten Orten finden,, unterscheiden sich durch geringere Leichtigkeit und Festigkeit des Thors von der überwiegend großen Menge der sonst mannigfach variirenden aber hie¬ rin übereinstimmenden Thongefäße. Leider hat die chemische Untersuchung des Thors an verschiedenen Orten gefundener Gefäße nicht den gewünschten Er¬ folg gehabt, sichere äußere Kennzeichen zu ermitteln, welche durch die Be¬ schaffenheit drs Thors entscheiden ließen, ob die Gefäße an verschiedenen und an welchen, oder an einem bestimmten Ort fabricirt sind. Nicht minder vorzüglich ist Farbe und Firniß, deren Bereitung eben- falls nicht ermittelt ist. Der Thon zeigt ein schönes, lebhaftes Rothgelb, das durch ein demselben zugesetztes Pigment hervorgebracht und mittelst eines sehr dünnen Firnisses, wenigstens mitunter, noch gehoben wurde. An den Thon ist dann die schwarze, manchmal ins Grünliche fallende Farbe von leuch¬ tendem Glänze aufgetragen. Auf dem Gegensatz dieser Farben beruht we¬ sentlich die Wirkung der bemalten Vasen, und zwar unterscheiden sich nach der Art desselben zwei große Classen. Entweder heben sich von dem hellen Grunde die schwarzen Figuren und Ornamente ab - und dies sind die äl¬ teren Gefäße - oder umgekehrt die Figuren treten hell aus dem schwarzen Grunde hervor; und es ist merkwürdig, wie dieser so einfache Wechsel ganz naturgemäß mit einer vollständigen Reform aller stilistischen VerlMmsse ver-- bunten ist. Uebrigens wiederholt sich die Erscheinung, daß die ältesten und gewisse an bestimmten Orten gefundene Vasen nicht so schöne Farben zeigen wie die überwiegend große Masse. Das Gelb ist hier Heller, ohne den Zu¬ satz von lebhaftem Noth, das Schwarz ist mehr ein nicht ganz reines Braun,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_362043/487>, abgerufen am 15.01.2025.