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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.

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früh verstorbene Schluttig, an dem auch Platen nahen Antheil nahm,
Platen seine Gedichte mit; ja, es fanden sogar Wettkämpfe in Sonetten
nach aufgegebenen Endreimen zwischen ihnen Statt. Auch brieflich wurden
solche Zusendungen fortgesetzt; einige der Mittheilungen Platens, die ich in
seinen gesammelten Werken nicht finde, wird man nicht ohne Interesse lesen.
"

"Da mich in der letzten Zeit die neun Göttinnen häufig besuchen,
schreibt er (24. Nov. 1830) "so wollte ich nicht blos für mich dichten, son-
dern auch für die deutsche Nation etwas thun, um mich endlich in den
Geruch des Genies zu setzen. Ich habe daher ein Gedicht im Geschmack des
berliner Musenalmanachs entworfen, das ich Ihnen hier beilege, da Sie die
Vorbilder kennen."

Deutsche Tiefe.
Deutsche Tiefe will ich singen,
Alle meine Saiten springen
Bei des bloßen Worts Idee.
Frisches Brod ist frei von Schimmel,
Der wie Wolken ist am Himmel,
Aber tiefer als die See. Indiens Selbstbewußtsein rüttelt
Nie sich mehr, das deutsche schüttelt
Einen Kopf, der viel entschied:
Wenn die Winde blähn das Segel,
Steigt ans Land Adonis -- Hegel,
Schön wie Bramas Zeugeglied. Rings um ihn die Wissensgroßen:
Raupel, um den Reim zu stoßen,
Nimmermann in stiller Wuth:
Seid gegrüßt, ihr Hoftalente,
Denn das Hintertheil der Ente
Taucht sich nicht in Lethes Fluth! Sprich, zu welcherlei Systemen
Willst du dich mit uns bequemen,
Wenn du deine Grillen fängst?
Blos Verliebte rauchen Knaster,
Und der späte Flor der Aster
Uebertraf die Rose längst. Welche Blumen sind die gelbsten?
Jene die sich selbst verselbsten
Durch der deutschen Tiefe Saft.
Wenn Diogenes die Sonne
Scheinen läßt in seine Tonne,
Triumphirt die Wissenschaft!

Nicht so harmlos als diese Berse im Stil der Musenklänge sind, wie man
denken kann, seine Ervectorationen aus der Potenzen.

"Ich weiß nicht." schreibt er 13. April 1831 "ob Sie die neuesten Kunst.
Nachrichten aus Berlin kennen? Aus dem Gelde, das man Ihren Lands-
leuten, den Polen*), confiscire hat, werden in Berlin zwei Säulen, eine



') Gerhard war in Posen geboren, was er nicht ohne halb scherzhafte Entschuldigung
zu erwähnen pflegte.

früh verstorbene Schluttig, an dem auch Platen nahen Antheil nahm,
Platen seine Gedichte mit; ja, es fanden sogar Wettkämpfe in Sonetten
nach aufgegebenen Endreimen zwischen ihnen Statt. Auch brieflich wurden
solche Zusendungen fortgesetzt; einige der Mittheilungen Platens, die ich in
seinen gesammelten Werken nicht finde, wird man nicht ohne Interesse lesen.
"

„Da mich in der letzten Zeit die neun Göttinnen häufig besuchen,
schreibt er (24. Nov. 1830) „so wollte ich nicht blos für mich dichten, son-
dern auch für die deutsche Nation etwas thun, um mich endlich in den
Geruch des Genies zu setzen. Ich habe daher ein Gedicht im Geschmack des
berliner Musenalmanachs entworfen, das ich Ihnen hier beilege, da Sie die
Vorbilder kennen."

Deutsche Tiefe.
Deutsche Tiefe will ich singen,
Alle meine Saiten springen
Bei des bloßen Worts Idee.
Frisches Brod ist frei von Schimmel,
Der wie Wolken ist am Himmel,
Aber tiefer als die See. Indiens Selbstbewußtsein rüttelt
Nie sich mehr, das deutsche schüttelt
Einen Kopf, der viel entschied:
Wenn die Winde blähn das Segel,
Steigt ans Land Adonis — Hegel,
Schön wie Bramas Zeugeglied. Rings um ihn die Wissensgroßen:
Raupel, um den Reim zu stoßen,
Nimmermann in stiller Wuth:
Seid gegrüßt, ihr Hoftalente,
Denn das Hintertheil der Ente
Taucht sich nicht in Lethes Fluth! Sprich, zu welcherlei Systemen
Willst du dich mit uns bequemen,
Wenn du deine Grillen fängst?
Blos Verliebte rauchen Knaster,
Und der späte Flor der Aster
Uebertraf die Rose längst. Welche Blumen sind die gelbsten?
Jene die sich selbst verselbsten
Durch der deutschen Tiefe Saft.
Wenn Diogenes die Sonne
Scheinen läßt in seine Tonne,
Triumphirt die Wissenschaft!

Nicht so harmlos als diese Berse im Stil der Musenklänge sind, wie man
denken kann, seine Ervectorationen aus der Potenzen.

„Ich weiß nicht." schreibt er 13. April 1831 „ob Sie die neuesten Kunst.
Nachrichten aus Berlin kennen? Aus dem Gelde, das man Ihren Lands-
leuten, den Polen*), confiscire hat, werden in Berlin zwei Säulen, eine



') Gerhard war in Posen geboren, was er nicht ohne halb scherzhafte Entschuldigung
zu erwähnen pflegte.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_362043/442>, abgerufen am 15.01.2025.