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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.

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die Westküste läßt sich durch Kanonenboote auf den Binnengewässern gegen
Landungsversuche völlig schützen.

Sobald man nämlich, wie es vor der Besitznahme von Kiel Seitens
der preußischen Regierung zunächst beabsichtigt war, die schmalste Stelle der
Schaabe durchstochen hat, bietet der jasmunder Bodden einen vorzüglichen
Binnenhafen, in welchem, namentlich am westlichen allerdings theilweise ver¬
sumpften Ufer, sich Docks, Magazine, Werften und Kohlenlager ganz nahe
dem tiefen Fahrwasser anlegen lassen und genügenden Raum zur Erweiterung
finden. Diese Anlagen sind weit genug vom tromper Wiek entfernt, um
Bombardements Seitens einer feindlichen Flotte unschädlich zu machen; das
Fahrwasser ist hier tief und geräumig und durch die Schaabe gegen Wind
und Brandung geschützt, und ein Angriff durch den Seezugang (das See¬
gatt) des Boddens von Westen her nicht zu befürchten, da die geringe
Wassertiefe an jener Stelle nur kleinen Fahrzeugen das Einlaufen erlaubt
und auch diese durch unterseeische Sperrungen bis auf einen engen durch
Batterien vertheidigten Durchlaß leicht abzuhalten sind. Vom natürlichen
Eingang des Boddens im Westen der Insel her wechselt nämlich bei einer
Breite von V-^V" Meile die Tiefe meist zwischen 12 und 30 Fuß und ist
nach Anlage des Hafens hier nur in der vielgewundenen Fahrstraße durch- .
gängig auf 18 Fuß zu bringen, um für leichte Corvetten und Panzerfahr¬
zeuge passirbar zu werden. Jetzt beträgt sie an den flachsten Stellen nach
einander 14, 13. 11, 16, 10, 5, 12, 10. 12. 11, 12--18 Fuß, und dann geht
sie in den eigentlichen Bodden über. wo sich in dem festen Kreidefelsen, der
den Grund bildet, große Mulden von V- Meile Länge, -/"-'/<. Meile Breite
und 14. 20, 20--24 und 20--30 Fuß Tiefe befinden. Am Westufer, gerade
an der Stelle, die zum Flottenlager ausersehen ist, sind diese langen Mulden
am häufigsten und tiefsten, 26-29 Fuß tief und getrennt durch unterseeische
Plateaur. auf welchen immer noch 17--22 Fuß Wasser steht. Um das ganze
Bassin von einer Meile Durchmesser nutzbar zu machen, braucht man blos
diese Mulden durch ausgebaggerte Canäle von 29 Fuß Tiefe und 100--1000
Fuß Länge zu verbinden und an einigen Stellen dicht ans Land zu führen,
um einen prachtvollen Binnenhafen herzustellen. Der Kalkgrund des Binnen¬
hafens (wie der Rhede) bietet nun allerdings den Baggerungen bei der ersten
Arbeit größere Schwierigkeiten als anderer Grund, aber diese Erschwerung
deo. Arbeit steht in gar keinem Verhältniß zu dem größeren Vortheile, daß
späterhin auch in einer langer Reihe von Jahren keine Versandung zu befürch¬
ten ist: wäre dies der Fall, so müßte sie schon lange eingetreten sein und
namentlich könnten beim Vorhandensein von Strömungen sich nicht die schar¬
fen Unterschiede der Bodenerhebung des Grundes in dieser Weise erhalten
haben. ,Und wie gering ist die Arbeit des Ausbaggerns dieser Canäle gegen-


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die Westküste läßt sich durch Kanonenboote auf den Binnengewässern gegen
Landungsversuche völlig schützen.

Sobald man nämlich, wie es vor der Besitznahme von Kiel Seitens
der preußischen Regierung zunächst beabsichtigt war, die schmalste Stelle der
Schaabe durchstochen hat, bietet der jasmunder Bodden einen vorzüglichen
Binnenhafen, in welchem, namentlich am westlichen allerdings theilweise ver¬
sumpften Ufer, sich Docks, Magazine, Werften und Kohlenlager ganz nahe
dem tiefen Fahrwasser anlegen lassen und genügenden Raum zur Erweiterung
finden. Diese Anlagen sind weit genug vom tromper Wiek entfernt, um
Bombardements Seitens einer feindlichen Flotte unschädlich zu machen; das
Fahrwasser ist hier tief und geräumig und durch die Schaabe gegen Wind
und Brandung geschützt, und ein Angriff durch den Seezugang (das See¬
gatt) des Boddens von Westen her nicht zu befürchten, da die geringe
Wassertiefe an jener Stelle nur kleinen Fahrzeugen das Einlaufen erlaubt
und auch diese durch unterseeische Sperrungen bis auf einen engen durch
Batterien vertheidigten Durchlaß leicht abzuhalten sind. Vom natürlichen
Eingang des Boddens im Westen der Insel her wechselt nämlich bei einer
Breite von V-^V» Meile die Tiefe meist zwischen 12 und 30 Fuß und ist
nach Anlage des Hafens hier nur in der vielgewundenen Fahrstraße durch- .
gängig auf 18 Fuß zu bringen, um für leichte Corvetten und Panzerfahr¬
zeuge passirbar zu werden. Jetzt beträgt sie an den flachsten Stellen nach
einander 14, 13. 11, 16, 10, 5, 12, 10. 12. 11, 12—18 Fuß, und dann geht
sie in den eigentlichen Bodden über. wo sich in dem festen Kreidefelsen, der
den Grund bildet, große Mulden von V- Meile Länge, -/«-'/<. Meile Breite
und 14. 20, 20—24 und 20—30 Fuß Tiefe befinden. Am Westufer, gerade
an der Stelle, die zum Flottenlager ausersehen ist, sind diese langen Mulden
am häufigsten und tiefsten, 26-29 Fuß tief und getrennt durch unterseeische
Plateaur. auf welchen immer noch 17—22 Fuß Wasser steht. Um das ganze
Bassin von einer Meile Durchmesser nutzbar zu machen, braucht man blos
diese Mulden durch ausgebaggerte Canäle von 29 Fuß Tiefe und 100—1000
Fuß Länge zu verbinden und an einigen Stellen dicht ans Land zu führen,
um einen prachtvollen Binnenhafen herzustellen. Der Kalkgrund des Binnen¬
hafens (wie der Rhede) bietet nun allerdings den Baggerungen bei der ersten
Arbeit größere Schwierigkeiten als anderer Grund, aber diese Erschwerung
deo. Arbeit steht in gar keinem Verhältniß zu dem größeren Vortheile, daß
späterhin auch in einer langer Reihe von Jahren keine Versandung zu befürch¬
ten ist: wäre dies der Fall, so müßte sie schon lange eingetreten sein und
namentlich könnten beim Vorhandensein von Strömungen sich nicht die schar¬
fen Unterschiede der Bodenerhebung des Grundes in dieser Weise erhalten
haben. ,Und wie gering ist die Arbeit des Ausbaggerns dieser Canäle gegen-


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[0431] die Westküste läßt sich durch Kanonenboote auf den Binnengewässern gegen Landungsversuche völlig schützen. Sobald man nämlich, wie es vor der Besitznahme von Kiel Seitens der preußischen Regierung zunächst beabsichtigt war, die schmalste Stelle der Schaabe durchstochen hat, bietet der jasmunder Bodden einen vorzüglichen Binnenhafen, in welchem, namentlich am westlichen allerdings theilweise ver¬ sumpften Ufer, sich Docks, Magazine, Werften und Kohlenlager ganz nahe dem tiefen Fahrwasser anlegen lassen und genügenden Raum zur Erweiterung finden. Diese Anlagen sind weit genug vom tromper Wiek entfernt, um Bombardements Seitens einer feindlichen Flotte unschädlich zu machen; das Fahrwasser ist hier tief und geräumig und durch die Schaabe gegen Wind und Brandung geschützt, und ein Angriff durch den Seezugang (das See¬ gatt) des Boddens von Westen her nicht zu befürchten, da die geringe Wassertiefe an jener Stelle nur kleinen Fahrzeugen das Einlaufen erlaubt und auch diese durch unterseeische Sperrungen bis auf einen engen durch Batterien vertheidigten Durchlaß leicht abzuhalten sind. Vom natürlichen Eingang des Boddens im Westen der Insel her wechselt nämlich bei einer Breite von V-^V» Meile die Tiefe meist zwischen 12 und 30 Fuß und ist nach Anlage des Hafens hier nur in der vielgewundenen Fahrstraße durch- . gängig auf 18 Fuß zu bringen, um für leichte Corvetten und Panzerfahr¬ zeuge passirbar zu werden. Jetzt beträgt sie an den flachsten Stellen nach einander 14, 13. 11, 16, 10, 5, 12, 10. 12. 11, 12—18 Fuß, und dann geht sie in den eigentlichen Bodden über. wo sich in dem festen Kreidefelsen, der den Grund bildet, große Mulden von V- Meile Länge, -/«-'/<. Meile Breite und 14. 20, 20—24 und 20—30 Fuß Tiefe befinden. Am Westufer, gerade an der Stelle, die zum Flottenlager ausersehen ist, sind diese langen Mulden am häufigsten und tiefsten, 26-29 Fuß tief und getrennt durch unterseeische Plateaur. auf welchen immer noch 17—22 Fuß Wasser steht. Um das ganze Bassin von einer Meile Durchmesser nutzbar zu machen, braucht man blos diese Mulden durch ausgebaggerte Canäle von 29 Fuß Tiefe und 100—1000 Fuß Länge zu verbinden und an einigen Stellen dicht ans Land zu führen, um einen prachtvollen Binnenhafen herzustellen. Der Kalkgrund des Binnen¬ hafens (wie der Rhede) bietet nun allerdings den Baggerungen bei der ersten Arbeit größere Schwierigkeiten als anderer Grund, aber diese Erschwerung deo. Arbeit steht in gar keinem Verhältniß zu dem größeren Vortheile, daß späterhin auch in einer langer Reihe von Jahren keine Versandung zu befürch¬ ten ist: wäre dies der Fall, so müßte sie schon lange eingetreten sein und namentlich könnten beim Vorhandensein von Strömungen sich nicht die schar¬ fen Unterschiede der Bodenerhebung des Grundes in dieser Weise erhalten haben. ,Und wie gering ist die Arbeit des Ausbaggerns dieser Canäle gegen- 54*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_362043/431>, abgerufen am 15.01.2025.