Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.ihren numerischen Verhältnissen.zu vertheilen, wodurch auf erstere etwa '/" Der erste Vorschlag, von torystischer Seite ausgegangen, wird jetzt kaum ihren numerischen Verhältnissen.zu vertheilen, wodurch auf erstere etwa '/» Der erste Vorschlag, von torystischer Seite ausgegangen, wird jetzt kaum <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0410" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117942"/> <p xml:id="ID_1298" prev="#ID_1297"> ihren numerischen Verhältnissen.zu vertheilen, wodurch auf erstere etwa '/»<lb/> und auf beide andere je V« kommen würden, 3) die Einkünfte einfach ein¬<lb/> zuziehen und zwar ausschließlich für Irland, aber für nichtkirchliche Zwecke<lb/> zu verwenden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1299" next="#ID_1300"> Der erste Vorschlag, von torystischer Seite ausgegangen, wird jetzt kaum<lb/> noch ernsthaft vertheidigt, denn er würde die Ungerechtigkeit der reich aus¬<lb/> gestatteten Minoritätskirche bestehen lassen und außerdem der Staatskasse<lb/> große Opfer auferlegen. Der dritte wird von allen Freunden der radikalen<lb/> Trennung von Kirche und Staat befürwortet und auch Gladstone neigt ihm<lb/> offenbar zu. Wir vermögen ihm indeß nicht beizupflichten; zunächst wird es<lb/> fast unmöglich sein, ein EinVerständniß über die Zwecke herzustellen, für<lb/> welche dann die Einkünfte verwendet werden sollen. Wenn man z. B. an¬<lb/> nimmt: für Schulen, so verlangt der katholische Clerus die ausschließliche<lb/> Leitung derselben, wogegen Presbyterianer und Anglikaner Protestiren. Aber<lb/> auch abgesehen hiervon, würden wir jene vollständige Trennung von Kirche und<lb/> Staat für Irland nur für ein großes Unglück halten. Entzieht man ein¬<lb/> fach der protestantischen Kirche Einkünfte und Schutz, so stellt man zwei sich<lb/> bitter hassende religiöse Parteien ohne jede Controle einander gegenüber und<lb/> die Katholiken werden dann ihre Majorität und Uebermacht sicher gebrauchen,<lb/> um sich für das jahrelang erlittene Unrecht zu rächen. Die großen eng¬<lb/> lischen Staatsmänner Pitt, Lord Grey und noch bis vor kurzem auch Lord<lb/> Rüssel, beabsichtigten, der katholischen Kirche in Irland'dieselbe Stellung zu<lb/> geben, wie sie die anglikanische in England, die presbyterianische in Schott¬<lb/> land hat, sie wollten dieselbe ausstatten und dadurch eine Controle über sie<lb/> gewinnen, denn sie sahen ein, daß gerade die bisherige Stellung des Clerus<lb/> demselben die große und gefährliche Macht über das Volk gibt. Wir halten<lb/> deshalb den zweiten Weg, welchen Lord Russel in seiner Flugschrift über<lb/> Irland vorgeschlagen, für den richtigen, d. h. die Einkünfte der Staats¬<lb/> kirche, je nachdem sie durch Erledigung der Pfründen verfügbar werden,<lb/> zwischen den verschiedenen Confessionen je nach ihrer numerischen Bedeutung<lb/> zu vertheilen. Die katholische Bevölkerung Irlands ist jetzt doppelt besteuert,<lb/> sie bezahlt indirect Zehnten an die Staatskirche und außerdem Abgaben für<lb/> die Erhaltung ihres eigenen Cultus. Bei gleichmäßiger Vertheilung der<lb/> anglikanischen Einkünfte würden den Katholiken etwa 300,000 Pfd. Se. an<lb/> Beiträgen gespart werden, welche ihnen jetzt der Unterhalt ihrer Kirche kostet-<lb/> Man hat gegen diesen Vorschlag die wiederholte Weigerung des irländischen<lb/> Clerus gegen jede Dotation seitens der englischen Regierung geltend gemacht<lb/> und wir begreifen die Beweggründe dieses Protestes sehr wohl. Die Priester¬<lb/> schaft würde durch eine derartige Ausstattung ihre gegenwärtige vollständige<lb/> Unabhängigkeit verlieren, aber wir sind mit Lord Rüssel überzeugt, daß die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0410]
ihren numerischen Verhältnissen.zu vertheilen, wodurch auf erstere etwa '/»
und auf beide andere je V« kommen würden, 3) die Einkünfte einfach ein¬
zuziehen und zwar ausschließlich für Irland, aber für nichtkirchliche Zwecke
zu verwenden.
Der erste Vorschlag, von torystischer Seite ausgegangen, wird jetzt kaum
noch ernsthaft vertheidigt, denn er würde die Ungerechtigkeit der reich aus¬
gestatteten Minoritätskirche bestehen lassen und außerdem der Staatskasse
große Opfer auferlegen. Der dritte wird von allen Freunden der radikalen
Trennung von Kirche und Staat befürwortet und auch Gladstone neigt ihm
offenbar zu. Wir vermögen ihm indeß nicht beizupflichten; zunächst wird es
fast unmöglich sein, ein EinVerständniß über die Zwecke herzustellen, für
welche dann die Einkünfte verwendet werden sollen. Wenn man z. B. an¬
nimmt: für Schulen, so verlangt der katholische Clerus die ausschließliche
Leitung derselben, wogegen Presbyterianer und Anglikaner Protestiren. Aber
auch abgesehen hiervon, würden wir jene vollständige Trennung von Kirche und
Staat für Irland nur für ein großes Unglück halten. Entzieht man ein¬
fach der protestantischen Kirche Einkünfte und Schutz, so stellt man zwei sich
bitter hassende religiöse Parteien ohne jede Controle einander gegenüber und
die Katholiken werden dann ihre Majorität und Uebermacht sicher gebrauchen,
um sich für das jahrelang erlittene Unrecht zu rächen. Die großen eng¬
lischen Staatsmänner Pitt, Lord Grey und noch bis vor kurzem auch Lord
Rüssel, beabsichtigten, der katholischen Kirche in Irland'dieselbe Stellung zu
geben, wie sie die anglikanische in England, die presbyterianische in Schott¬
land hat, sie wollten dieselbe ausstatten und dadurch eine Controle über sie
gewinnen, denn sie sahen ein, daß gerade die bisherige Stellung des Clerus
demselben die große und gefährliche Macht über das Volk gibt. Wir halten
deshalb den zweiten Weg, welchen Lord Russel in seiner Flugschrift über
Irland vorgeschlagen, für den richtigen, d. h. die Einkünfte der Staats¬
kirche, je nachdem sie durch Erledigung der Pfründen verfügbar werden,
zwischen den verschiedenen Confessionen je nach ihrer numerischen Bedeutung
zu vertheilen. Die katholische Bevölkerung Irlands ist jetzt doppelt besteuert,
sie bezahlt indirect Zehnten an die Staatskirche und außerdem Abgaben für
die Erhaltung ihres eigenen Cultus. Bei gleichmäßiger Vertheilung der
anglikanischen Einkünfte würden den Katholiken etwa 300,000 Pfd. Se. an
Beiträgen gespart werden, welche ihnen jetzt der Unterhalt ihrer Kirche kostet-
Man hat gegen diesen Vorschlag die wiederholte Weigerung des irländischen
Clerus gegen jede Dotation seitens der englischen Regierung geltend gemacht
und wir begreifen die Beweggründe dieses Protestes sehr wohl. Die Priester¬
schaft würde durch eine derartige Ausstattung ihre gegenwärtige vollständige
Unabhängigkeit verlieren, aber wir sind mit Lord Rüssel überzeugt, daß die
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