Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.unter die Presse, welche unser Bild mit zwei an Querhölzern gedrehten Die Tischler sind wieder durch Eroten vertreten. Sie durchsägen, der Der Süden hat seine Blumenfülle nicht nur zum Schmuck der Gärten -- Auch mit Handwerkerfesten werden wir bekannt. So sah schon Göthe unter die Presse, welche unser Bild mit zwei an Querhölzern gedrehten Die Tischler sind wieder durch Eroten vertreten. Sie durchsägen, der Der Süden hat seine Blumenfülle nicht nur zum Schmuck der Gärten — Auch mit Handwerkerfesten werden wir bekannt. So sah schon Göthe <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0394" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117926"/> <p xml:id="ID_1223" prev="#ID_1222"> unter die Presse, welche unser Bild mit zwei an Querhölzern gedrehten<lb/> Schraubstöcken versehen darstellt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1224"> Die Tischler sind wieder durch Eroten vertreten. Sie durchsägen, der<lb/> eine in sitzender Stellung, der andre stehend, ein auf der Hobelbank aufliegen¬<lb/> des Brett; ein andres ist mittelst Schraubstock oder Klammer an dieselbe be¬<lb/> festigt; Hammer und Kasten auf der Erde deuten auf die bei der Hantirung<lb/> gebrauchten Werkzeuge. Zimmerleute sind leider auf diesen Bildern nicht dar¬<lb/> gestellt. Ihre Beschäftigung bei Bauten erkennen wir recht anschaulich auf<lb/> einem Relief im Lateran, das jetzt auch veröffentlicht ist, wo namentlich die<lb/> Maschine zum Aufwinden mit einer Art von Flaschenzug besonderes Interesse<lb/> verdient.</p><lb/> <p xml:id="ID_1225"> Der Süden hat seine Blumenfülle nicht nur zum Schmuck der Gärten —<lb/> er weiß sie auch sonst zum Genuß zu verwenden. Der Alte zierte bei jeder<lb/> festlichen Gelegenheit nicht blos den Festplatz mit Guirlanden, sondern auch<lb/> sein Haupt mit frischen Kränzen. Die Kunst des Blumenwindens war da¬<lb/> her lohnender als bei uns. Die Darstellungen verrathen, daß ein bestimmtes,<lb/> handwerksmäßig festes Verfahren unter Theilung der Arbeit dabei angewen¬<lb/> det wurde. Der Tisch, auf dem die in verschiedenartigen Körben herbeige¬<lb/> brachten Blumen liegen — auch hier wird das Geschäft größtentheils von<lb/> Eroten ausgeführt — hat einen erhöhten Rand zum Schutz gegen das Herab¬<lb/> fallen. Ein Gestell, über dem Tisch oder an der Decke angebracht, ist an<lb/> den oberen Latten mit Pflöcken versehen, von denen die Schnüre zum Binden<lb/> der Guirlanden herabhängen. Die fertige Waare wird an einen gekrümmten<lb/> Stab gebunden und so zu Markte gebracht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1226"> Auch mit Handwerkerfesten werden wir bekannt. So sah schon Göthe<lb/> in dem Wandgemälde an einem Pfeiler in Pompeji einen Festzug' von Hand¬<lb/> werkern. Vier Zimmerleute in aufgeschürzter Tunica tragen, die Rechte auf<lb/> einen Stock gestützt, vermittelst zweier Stäbe auf der linken Schulter Jnstg"<lb/> rien ihres Metiers, denen ähnlich, wie sie unsre Gewerke beim Einzug fürst¬<lb/> licher Personen ihren Handwerksgenossen voraufzutragen pflegen. Diese be¬<lb/> stehen aus einer Art von Gebäude en mimawre, dessen Tragstäbe kleine Ge¬<lb/> fäße an gelbem Bande verzieren. Im Raum unter dem Dache sieht man<lb/> neben der Schutzgöttin Athene einen Mann an einer Hobelbank; rechts da¬<lb/> von zwei Arbeiter, beschäftigt ein großes auf einer Stütze ruhendes Brett zu<lb/> durchsägen, aus welchem der eine steht, während der andre die Säge von<lb/> unten anfaßt. Die übrigen beiden Figuren sind nicht recht zu erklären: ein<lb/> bärtiger Mann mit einem Werkzeug in der einen Hand blickt, die Unke sin¬<lb/> nend an's Kinn haltend, auf einen am Boden ausgestreckt liegenden Jüng¬<lb/> ling, dem ein großer Nagel durch den Kopf getrieben ist. Man hat in dem<lb/> Letzteren ein Opfer des Künstlerneides erkennen wollen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0394]
unter die Presse, welche unser Bild mit zwei an Querhölzern gedrehten
Schraubstöcken versehen darstellt.
Die Tischler sind wieder durch Eroten vertreten. Sie durchsägen, der
eine in sitzender Stellung, der andre stehend, ein auf der Hobelbank aufliegen¬
des Brett; ein andres ist mittelst Schraubstock oder Klammer an dieselbe be¬
festigt; Hammer und Kasten auf der Erde deuten auf die bei der Hantirung
gebrauchten Werkzeuge. Zimmerleute sind leider auf diesen Bildern nicht dar¬
gestellt. Ihre Beschäftigung bei Bauten erkennen wir recht anschaulich auf
einem Relief im Lateran, das jetzt auch veröffentlicht ist, wo namentlich die
Maschine zum Aufwinden mit einer Art von Flaschenzug besonderes Interesse
verdient.
Der Süden hat seine Blumenfülle nicht nur zum Schmuck der Gärten —
er weiß sie auch sonst zum Genuß zu verwenden. Der Alte zierte bei jeder
festlichen Gelegenheit nicht blos den Festplatz mit Guirlanden, sondern auch
sein Haupt mit frischen Kränzen. Die Kunst des Blumenwindens war da¬
her lohnender als bei uns. Die Darstellungen verrathen, daß ein bestimmtes,
handwerksmäßig festes Verfahren unter Theilung der Arbeit dabei angewen¬
det wurde. Der Tisch, auf dem die in verschiedenartigen Körben herbeige¬
brachten Blumen liegen — auch hier wird das Geschäft größtentheils von
Eroten ausgeführt — hat einen erhöhten Rand zum Schutz gegen das Herab¬
fallen. Ein Gestell, über dem Tisch oder an der Decke angebracht, ist an
den oberen Latten mit Pflöcken versehen, von denen die Schnüre zum Binden
der Guirlanden herabhängen. Die fertige Waare wird an einen gekrümmten
Stab gebunden und so zu Markte gebracht.
Auch mit Handwerkerfesten werden wir bekannt. So sah schon Göthe
in dem Wandgemälde an einem Pfeiler in Pompeji einen Festzug' von Hand¬
werkern. Vier Zimmerleute in aufgeschürzter Tunica tragen, die Rechte auf
einen Stock gestützt, vermittelst zweier Stäbe auf der linken Schulter Jnstg"
rien ihres Metiers, denen ähnlich, wie sie unsre Gewerke beim Einzug fürst¬
licher Personen ihren Handwerksgenossen voraufzutragen pflegen. Diese be¬
stehen aus einer Art von Gebäude en mimawre, dessen Tragstäbe kleine Ge¬
fäße an gelbem Bande verzieren. Im Raum unter dem Dache sieht man
neben der Schutzgöttin Athene einen Mann an einer Hobelbank; rechts da¬
von zwei Arbeiter, beschäftigt ein großes auf einer Stütze ruhendes Brett zu
durchsägen, aus welchem der eine steht, während der andre die Säge von
unten anfaßt. Die übrigen beiden Figuren sind nicht recht zu erklären: ein
bärtiger Mann mit einem Werkzeug in der einen Hand blickt, die Unke sin¬
nend an's Kinn haltend, auf einen am Boden ausgestreckt liegenden Jüng¬
ling, dem ein großer Nagel durch den Kopf getrieben ist. Man hat in dem
Letzteren ein Opfer des Künstlerneides erkennen wollen.
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