Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.ranken für römische Magistratsdiener Eurysaces vor der Porta maggiore in Die antiken Brode waren rund und entweder mit zwei Kreuzkerben ver¬ Bei Betrachtung einiger folgender Scenen glauben wir uns nach Mer¬ ranken für römische Magistratsdiener Eurysaces vor der Porta maggiore in Die antiken Brode waren rund und entweder mit zwei Kreuzkerben ver¬ Bei Betrachtung einiger folgender Scenen glauben wir uns nach Mer¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0393" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117924"/> <p xml:id="ID_1220" prev="#ID_1219"> ranken für römische Magistratsdiener Eurysaces vor der Porta maggiore in<lb/> Rom: Auf ihm ist die Art der Brodbereitung auf sehr instruktive Weise dar¬<lb/> gestellt. Wir sehen das Mahlen des Korns in zwei von Eseln getriebenen<lb/> Mühlen. Vier Sclaven sind beschäftigt das Mehl zu sieben, acht andere<lb/> kneten auf zwei Tischen den Teig; während einer an der durch ein Pferd be¬<lb/> wegten Maschine steht, die vielleicht zum Umrühren des Teiges diente. Das<lb/> fertige Brod wird von Dienern in Körben fortgetragen, wie sie noch heut<lb/> zur Aufbewahrung des Brodes üblich sind. Mörser, zum Einrühren des Tei¬<lb/> ges bestimmt, Brodkörbe und kleine Brödchen mit Kreuzkerben, letztere an<lb/> Stelle der Rosetten, bilden die Verzierung des Denkmals. — Die eine von<lb/> Jahr vorgeführte Scene zeigt uns den Brodverkäufer hinter seinem geschlos¬<lb/> senen Ladentisch auf hohem Stuhle sitzend. Die größeren runden Brode sind<lb/> zum Theil regelmäßig übereinander geschichtet, die kleineren liegen in Körben;<lb/> der weitere Vorrath befindet sich hinter dem Verkäufer auf einem Bretter-<lb/> repositorium, wie unsere Bäcker heutzutage ganz ähnliche haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1221"> Die antiken Brode waren rund und entweder mit zwei Kreuzkerben ver¬<lb/> sehen, welche Form die Christen des Symbols wegen beibehielten, oder sie<lb/> hatten mehrere, etwa sechs bis acht Einschnitte, die von einer Vertiefung in<lb/> der Mitte einem ringförmigen Kerbe an der Seite zuliefen. Die zum Bäcker<lb/> von den Haushaltungen aus gesandten Brode versah man mit einem Stem¬<lb/> pel, wie ihn auch das erhaltene Brod aus Herculanum zeigt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1222" next="#ID_1223"> Bei Betrachtung einiger folgender Scenen glauben wir uns nach Mer¬<lb/> gellina oder an den Strand von Santa Lucia versetzt, wo die Kochtöpfe über<lb/> dem Kohlenfeuer auf offener Straße brodeln, um dem Lazarone seine Brühe,<lb/> Maccaroni oder Potocki zu liefern und die Tische mit den eben frisch aus<lb/> dem Meere gekommenen Austern und den sogenannten trutti all mars bedeckt<lb/> sind. Ein Garkoch hat Brühe aus dem über Feuer stehenden großen Ge¬<lb/> fäß, in, dem ein Löffel zum Umrühren, mittelst eines kleinen Schöpfeimers<lb/> am Feuerhaken herausgeholt, um sie dem zur Seite stehenden hastig zugrei¬<lb/> fenden Gaste zu überreichen, während er mit der Linken den zudringlichen<lb/> Bettler, der auch sein Theil haben will, abwehrt. Neben einer Gruppe<lb/> Vorübergehender steht ein Mädchen, lüstern nach den auf dem Tische liegen¬<lb/> den Herrlichkeiten sehend. In einiger Entfernung sitzt ein alter kahlköpfiger<lb/> Verkäufer vor einem Tisch mit Victualien — man. erkennt deutlich Vögel,<lb/> etwa Wachteln oder Feigenschnepsen von Capri, und Fische, deren der blaue<lb/> Golf ja so mannigfache Arten bietet. Den Blick zu Boden gesenkt ist er schon<lb/> vor der Stunde der Siesta in den süßen Träumen des apies tar nimeh be¬<lb/> griffen; denn er überhört gänzlich die Forderung zweier Kunden — eines<lb/> Knaben, der ihm eine Schale zum Füllen hinhält, und eines Mannes, der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0393]
ranken für römische Magistratsdiener Eurysaces vor der Porta maggiore in
Rom: Auf ihm ist die Art der Brodbereitung auf sehr instruktive Weise dar¬
gestellt. Wir sehen das Mahlen des Korns in zwei von Eseln getriebenen
Mühlen. Vier Sclaven sind beschäftigt das Mehl zu sieben, acht andere
kneten auf zwei Tischen den Teig; während einer an der durch ein Pferd be¬
wegten Maschine steht, die vielleicht zum Umrühren des Teiges diente. Das
fertige Brod wird von Dienern in Körben fortgetragen, wie sie noch heut
zur Aufbewahrung des Brodes üblich sind. Mörser, zum Einrühren des Tei¬
ges bestimmt, Brodkörbe und kleine Brödchen mit Kreuzkerben, letztere an
Stelle der Rosetten, bilden die Verzierung des Denkmals. — Die eine von
Jahr vorgeführte Scene zeigt uns den Brodverkäufer hinter seinem geschlos¬
senen Ladentisch auf hohem Stuhle sitzend. Die größeren runden Brode sind
zum Theil regelmäßig übereinander geschichtet, die kleineren liegen in Körben;
der weitere Vorrath befindet sich hinter dem Verkäufer auf einem Bretter-
repositorium, wie unsere Bäcker heutzutage ganz ähnliche haben.
Die antiken Brode waren rund und entweder mit zwei Kreuzkerben ver¬
sehen, welche Form die Christen des Symbols wegen beibehielten, oder sie
hatten mehrere, etwa sechs bis acht Einschnitte, die von einer Vertiefung in
der Mitte einem ringförmigen Kerbe an der Seite zuliefen. Die zum Bäcker
von den Haushaltungen aus gesandten Brode versah man mit einem Stem¬
pel, wie ihn auch das erhaltene Brod aus Herculanum zeigt.
Bei Betrachtung einiger folgender Scenen glauben wir uns nach Mer¬
gellina oder an den Strand von Santa Lucia versetzt, wo die Kochtöpfe über
dem Kohlenfeuer auf offener Straße brodeln, um dem Lazarone seine Brühe,
Maccaroni oder Potocki zu liefern und die Tische mit den eben frisch aus
dem Meere gekommenen Austern und den sogenannten trutti all mars bedeckt
sind. Ein Garkoch hat Brühe aus dem über Feuer stehenden großen Ge¬
fäß, in, dem ein Löffel zum Umrühren, mittelst eines kleinen Schöpfeimers
am Feuerhaken herausgeholt, um sie dem zur Seite stehenden hastig zugrei¬
fenden Gaste zu überreichen, während er mit der Linken den zudringlichen
Bettler, der auch sein Theil haben will, abwehrt. Neben einer Gruppe
Vorübergehender steht ein Mädchen, lüstern nach den auf dem Tische liegen¬
den Herrlichkeiten sehend. In einiger Entfernung sitzt ein alter kahlköpfiger
Verkäufer vor einem Tisch mit Victualien — man. erkennt deutlich Vögel,
etwa Wachteln oder Feigenschnepsen von Capri, und Fische, deren der blaue
Golf ja so mannigfache Arten bietet. Den Blick zu Boden gesenkt ist er schon
vor der Stunde der Siesta in den süßen Träumen des apies tar nimeh be¬
griffen; denn er überhört gänzlich die Forderung zweier Kunden — eines
Knaben, der ihm eine Schale zum Füllen hinhält, und eines Mannes, der
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