Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.gener im Verkehr und noch heut wird der aufmerksame Beobachter dort eine Diese Arbeitsverhältnisse, wie wir sie in vorliegender Skizze geschildert Nachdem wir im Vorhergehenden eine Darstellung des gewerblichen Le¬ Das Werk knüpft an eine Reihe von Wandgemälden an, die im Jahr Die Scenerie in den Eingangs erwähnten Bildern ist der Markt mit gener im Verkehr und noch heut wird der aufmerksame Beobachter dort eine Diese Arbeitsverhältnisse, wie wir sie in vorliegender Skizze geschildert Nachdem wir im Vorhergehenden eine Darstellung des gewerblichen Le¬ Das Werk knüpft an eine Reihe von Wandgemälden an, die im Jahr Die Scenerie in den Eingangs erwähnten Bildern ist der Markt mit <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0390" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117922"/> <p xml:id="ID_1209" prev="#ID_1208"> gener im Verkehr und noch heut wird der aufmerksame Beobachter dort eine<lb/> weniger ängstliche Scheidung der Stände bemerken, als sie im Norden sich<lb/> zu finden Pflegt. Ein Zeichen davon ist der Besuch von Handwerkerbuden<lb/> seitens der angesehenen Athener, wie wir ihn oben geschildert haben. Ferner<lb/> hoben sich oft Persönlichkeiten durch tiefere Bildung und Geist weit über den<lb/> gemeinen Haufen. Sie benutzten das Erworbene, um eine Zeit lang ohne<lb/> Sorge für den Lebensunterhalt liberaleren Beschäftigungen nachgehn zu können.</p><lb/> <p xml:id="ID_1210"> Diese Arbeitsverhältnisse, wie wir sie in vorliegender Skizze geschildert<lb/> haben, erhielten sich auch in dem Verfall des Staatslebens, bis nach der<lb/> Occupation durch die Römer manches diesem Volke Eigenthümliche Platz<lb/> fand, was, wie z. B die römischen Zünfte, die Brücke zu den Zuständen<lb/> des Mittelalters bildete.</p><lb/> <p xml:id="ID_1211"> Nachdem wir im Vorhergehenden eine Darstellung des gewerblichen Le¬<lb/> bens in Athen den Nachrichten der Schriftsteller gemäß zu geben versucht<lb/> haben, möge es uns gestattet sein, jetzt auch auf antike Wandgemälde, die<lb/> auf Handwerk und Handelsverkehr Bezug haben, etwas näher einzugehen.<lb/> Diese stellen zwar nicht speciell ätherisches Leben dar — wir verdanken sie<lb/> den Fundstätten Süditaliens — geben aber neben römischem Leben auch von<lb/> früherer hellenischer Cultur Kunde. Veranlassung dazu bietet uns ein höchst<lb/> interessantes neues Werk des unermüdlichen Koryphäen der Alterthumsfor¬<lb/> schung, Otto Jahr: „Ueber Darstellungen des Handwerks- und Handelsver¬<lb/> kehrs auf antiken Wandgemälden. (Leipzig, bei S. Hirzel. 1868.)</p><lb/> <p xml:id="ID_1212"> Das Werk knüpft an eine Reihe von Wandgemälden an, die im Jahr<lb/> 17SS in CivitZ. gefunden wurden. Sie haben das Leben und Treiben aus.<lb/> dem Markte einer ansehnlichen Stadt zum Vorwurf, ein Bild, welches in<lb/> reichster Weise durch Heranziehung anderer pompejanischer und herculanischer<lb/> Wandgemälde erweitert wird. Wer bei einem Aufenthalt in Neapel das<lb/> Volksleben dieser buntbewegten Stadt mit Sinn und Liebe beobachtet hat,<lb/> wird bei Durchwanderung der den pompejanischen Alterthümern geweihten<lb/> Säle der studi durch so manche Gegenstände an dasselbe erinnert worden<lb/> sein. Bald geschah dies durch den Dudelsack des antiken Pifferaro, bald<lb/> durch ein Amulet gegen den bösen Blick, bald durch Castagnetten oder durch<lb/> die Form mancher Gefäße, wie z. B. der birnenförmigen Flaschen (der pö-<lb/> rvtti). Unwillkürlich leiht auch bei Vorstellung antiken Verkehrs die Phan-<lb/> taste demselben Züge der Gegenwart. Und daß dies gar nicht so mit<lb/> Unrecht geschieht, beweisen eben jene Darstellungen auf den antiken Wand¬<lb/> gemälden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1213" next="#ID_1214"> Die Scenerie in den Eingangs erwähnten Bildern ist der Markt mit<lb/> seinen Säulengängen und anstoßenden Baulichkeiten, der mit einem reichen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0390]
gener im Verkehr und noch heut wird der aufmerksame Beobachter dort eine
weniger ängstliche Scheidung der Stände bemerken, als sie im Norden sich
zu finden Pflegt. Ein Zeichen davon ist der Besuch von Handwerkerbuden
seitens der angesehenen Athener, wie wir ihn oben geschildert haben. Ferner
hoben sich oft Persönlichkeiten durch tiefere Bildung und Geist weit über den
gemeinen Haufen. Sie benutzten das Erworbene, um eine Zeit lang ohne
Sorge für den Lebensunterhalt liberaleren Beschäftigungen nachgehn zu können.
Diese Arbeitsverhältnisse, wie wir sie in vorliegender Skizze geschildert
haben, erhielten sich auch in dem Verfall des Staatslebens, bis nach der
Occupation durch die Römer manches diesem Volke Eigenthümliche Platz
fand, was, wie z. B die römischen Zünfte, die Brücke zu den Zuständen
des Mittelalters bildete.
Nachdem wir im Vorhergehenden eine Darstellung des gewerblichen Le¬
bens in Athen den Nachrichten der Schriftsteller gemäß zu geben versucht
haben, möge es uns gestattet sein, jetzt auch auf antike Wandgemälde, die
auf Handwerk und Handelsverkehr Bezug haben, etwas näher einzugehen.
Diese stellen zwar nicht speciell ätherisches Leben dar — wir verdanken sie
den Fundstätten Süditaliens — geben aber neben römischem Leben auch von
früherer hellenischer Cultur Kunde. Veranlassung dazu bietet uns ein höchst
interessantes neues Werk des unermüdlichen Koryphäen der Alterthumsfor¬
schung, Otto Jahr: „Ueber Darstellungen des Handwerks- und Handelsver¬
kehrs auf antiken Wandgemälden. (Leipzig, bei S. Hirzel. 1868.)
Das Werk knüpft an eine Reihe von Wandgemälden an, die im Jahr
17SS in CivitZ. gefunden wurden. Sie haben das Leben und Treiben aus.
dem Markte einer ansehnlichen Stadt zum Vorwurf, ein Bild, welches in
reichster Weise durch Heranziehung anderer pompejanischer und herculanischer
Wandgemälde erweitert wird. Wer bei einem Aufenthalt in Neapel das
Volksleben dieser buntbewegten Stadt mit Sinn und Liebe beobachtet hat,
wird bei Durchwanderung der den pompejanischen Alterthümern geweihten
Säle der studi durch so manche Gegenstände an dasselbe erinnert worden
sein. Bald geschah dies durch den Dudelsack des antiken Pifferaro, bald
durch ein Amulet gegen den bösen Blick, bald durch Castagnetten oder durch
die Form mancher Gefäße, wie z. B. der birnenförmigen Flaschen (der pö-
rvtti). Unwillkürlich leiht auch bei Vorstellung antiken Verkehrs die Phan-
taste demselben Züge der Gegenwart. Und daß dies gar nicht so mit
Unrecht geschieht, beweisen eben jene Darstellungen auf den antiken Wand¬
gemälden.
Die Scenerie in den Eingangs erwähnten Bildern ist der Markt mit
seinen Säulengängen und anstoßenden Baulichkeiten, der mit einem reichen
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