Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.wurde oft gegeben. In Wien wurde im Jahre 1817 im Josephstädter An Privatconcerten war diesen Winter kein Mangel. Es kostet einige wurde oft gegeben. In Wien wurde im Jahre 1817 im Josephstädter An Privatconcerten war diesen Winter kein Mangel. Es kostet einige <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0338" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117870"/> <p xml:id="ID_1081" prev="#ID_1080"> wurde oft gegeben. In Wien wurde im Jahre 1817 im Josephstädter<lb/> Theater derselbe Stoff zu einem romantischen Schauspiel mit Gesang und<lb/> dem Titel „Velasco da Gama, der Seeräuber-Admiral", von Gleich bear¬<lb/> beitet, die Musik war von.Ferdinand Kauer, dem Komponisten des einst so<lb/> weitverbreiteten „Donauweibchen". — Die einzige neue Oper im Verlauf so<lb/> vieler Monate war Gounot's „Romeo und Julie". So viele Componisten<lb/> sich auch an Shakespeare's gewaltige Schöpfung heranwagten, dieselbe für<lb/> sich zurecht zu legen — sie prallten ab gleich Nadeln an eisernen Rüstungen.<lb/> Giov. Schwanenberger in Braunschweig (schon 1770), Benda. der über<lb/> die Arie „meinen Romeo zu sehen" selber närrisch entzückt war; Steibelt,<lb/> dessen Melodram 1793 im llieatrs I^e^Äsau aufgeführt wurde; Zingarelli,<lb/> dessen für den Castraten Crescentini geschriebene Arie „omdrg, aäorata," sich<lb/> bis in die neueste Zeit in Transcriptionen erhielt; Vaccaj (1823), Bellini<lb/> (1830) — sie Alle fanden nun auch in einem Franzosen einen Nachfolger.<lb/> Gounot ist gewiß ein achtunggebietendes Talent, dem jede Bizarrere! fern<lb/> liegt und das nur auf Wahrheit des Ausdrucks gerichtet ist; seine Behand¬<lb/> lung der Singstimme ist natürlich und dankbar, seine Chöre sind wirkungs¬<lb/> voll (im Romeo aber ohne Bedeutung), die Jnstrumentation voll reizender<lb/> Einzelheiten. Aber dem Bilde fehlen die nöthigen Schlagschatten; wir inte-<lb/> ressiren uns wohl für die sein gezeichneten Details, das Kunstwerk als Gan¬<lb/> zes packt uns nicht. Zeigt auch schon die, wenn auch in einzelnen Scenen<lb/> farbenreichere Oper „Faust" einen auffallenden Mangel an dramatischer Be¬<lb/> gabung, so gilt dies noch viel mehr vom Romeo, der in seinen Hauptelemen¬<lb/> ten, den Liebesduetten (von denen keine die Gartenscene im Faust erreicht),<lb/> zu Milch und Honig zusammenfließt. — Ein tragisches Geschick rief van<lb/> der Null, den Erbauer des im Aeußern nun vollendeten neuen Opernhau¬<lb/> ses gewaltsam vom irdischen Schauplatz ab — ein Opfer von Ränken und<lb/> unverdienten Kränkungen. Auch der Bildhauer Hans Gaffer, der zur<lb/> Ausschmückung desselben würdig beitrug, ist nicht mehr. In diesen seinen<lb/> letzten Arbeiten will man bereits eine Abschwächung seiner Kräfte ge¬<lb/> funden haben; dagegen geben zahlreiche Schöpfungen aus seiner besten Zeit,<lb/> worunter viele in Privatbesitz, von seinem schönen Talente Zeugniß. Auch<lb/> das von der Stadt Wien gewidmete Grabdenkmal Mozarts auf dem Se,<lb/> Marxer Friedhofe ist von seiner Hand.</p><lb/> <p xml:id="ID_1082" next="#ID_1083"> An Privatconcerten war diesen Winter kein Mangel. Es kostet einige<lb/> Selbstüberwindung, die zahlreichen mannichfaltigen Programme durchzugehen<lb/> und die Spreu von dem Waizen zu sondern. Vier Namen treten uns hier<lb/> achtunggebietend entgegen: Rubinstein, Joachim, Brahms und der<lb/> Violoncellist Davidoff. Als Ergänzung des über Rubinstein schon im<lb/> November v. I. Gesagten sei nur erwähnt, daß derselbe fünf Concerte mit</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0338]
wurde oft gegeben. In Wien wurde im Jahre 1817 im Josephstädter
Theater derselbe Stoff zu einem romantischen Schauspiel mit Gesang und
dem Titel „Velasco da Gama, der Seeräuber-Admiral", von Gleich bear¬
beitet, die Musik war von.Ferdinand Kauer, dem Komponisten des einst so
weitverbreiteten „Donauweibchen". — Die einzige neue Oper im Verlauf so
vieler Monate war Gounot's „Romeo und Julie". So viele Componisten
sich auch an Shakespeare's gewaltige Schöpfung heranwagten, dieselbe für
sich zurecht zu legen — sie prallten ab gleich Nadeln an eisernen Rüstungen.
Giov. Schwanenberger in Braunschweig (schon 1770), Benda. der über
die Arie „meinen Romeo zu sehen" selber närrisch entzückt war; Steibelt,
dessen Melodram 1793 im llieatrs I^e^Äsau aufgeführt wurde; Zingarelli,
dessen für den Castraten Crescentini geschriebene Arie „omdrg, aäorata," sich
bis in die neueste Zeit in Transcriptionen erhielt; Vaccaj (1823), Bellini
(1830) — sie Alle fanden nun auch in einem Franzosen einen Nachfolger.
Gounot ist gewiß ein achtunggebietendes Talent, dem jede Bizarrere! fern
liegt und das nur auf Wahrheit des Ausdrucks gerichtet ist; seine Behand¬
lung der Singstimme ist natürlich und dankbar, seine Chöre sind wirkungs¬
voll (im Romeo aber ohne Bedeutung), die Jnstrumentation voll reizender
Einzelheiten. Aber dem Bilde fehlen die nöthigen Schlagschatten; wir inte-
ressiren uns wohl für die sein gezeichneten Details, das Kunstwerk als Gan¬
zes packt uns nicht. Zeigt auch schon die, wenn auch in einzelnen Scenen
farbenreichere Oper „Faust" einen auffallenden Mangel an dramatischer Be¬
gabung, so gilt dies noch viel mehr vom Romeo, der in seinen Hauptelemen¬
ten, den Liebesduetten (von denen keine die Gartenscene im Faust erreicht),
zu Milch und Honig zusammenfließt. — Ein tragisches Geschick rief van
der Null, den Erbauer des im Aeußern nun vollendeten neuen Opernhau¬
ses gewaltsam vom irdischen Schauplatz ab — ein Opfer von Ränken und
unverdienten Kränkungen. Auch der Bildhauer Hans Gaffer, der zur
Ausschmückung desselben würdig beitrug, ist nicht mehr. In diesen seinen
letzten Arbeiten will man bereits eine Abschwächung seiner Kräfte ge¬
funden haben; dagegen geben zahlreiche Schöpfungen aus seiner besten Zeit,
worunter viele in Privatbesitz, von seinem schönen Talente Zeugniß. Auch
das von der Stadt Wien gewidmete Grabdenkmal Mozarts auf dem Se,
Marxer Friedhofe ist von seiner Hand.
An Privatconcerten war diesen Winter kein Mangel. Es kostet einige
Selbstüberwindung, die zahlreichen mannichfaltigen Programme durchzugehen
und die Spreu von dem Waizen zu sondern. Vier Namen treten uns hier
achtunggebietend entgegen: Rubinstein, Joachim, Brahms und der
Violoncellist Davidoff. Als Ergänzung des über Rubinstein schon im
November v. I. Gesagten sei nur erwähnt, daß derselbe fünf Concerte mit
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