Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.Buchenwald eingebettet liegt. Als Pendant zu dem erwähnten rothen Fort Nach seiner strategischen Lage wird Swinemünde, wo im Frühjahr d. I. Buchenwald eingebettet liegt. Als Pendant zu dem erwähnten rothen Fort Nach seiner strategischen Lage wird Swinemünde, wo im Frühjahr d. I. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0334" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117866"/> <p xml:id="ID_1071" prev="#ID_1070"> Buchenwald eingebettet liegt. Als Pendant zu dem erwähnten rothen Fort<lb/> an der Wurzel der Westermole liegen jenseits, rechts der Swine und nahe<lb/> der Wurzel der Ostermole, ein Paar grüne Erdschanzen, und hinter denselben<lb/> steigt 204 Fuß hoch der schlanke gelbe Leuchtthurm in die Luft, dessen Laterne<lb/> dem Besucher eine prachtvolle Rundsicht auf See- und Landschaft gewährt,<lb/> und auch an sich hohes Interesse bietet durch ihre parabolisch („diabolisch"<lb/> belehrt uns der Wärter) geschliffenen Gläser, die'zur Verstärkung des Lichts<lb/> der Flamme bestimmt sind. Sobald die Dunkelheit eingebrochen ist, beginnt<lb/> das Leuchtfeuer zu strahlen und dem Seefahrer den Pfad auf der pfadlosen<lb/> See zu zeigen. Und wieder strahlend und blitzend im Sonnenschein steht sie<lb/> bei Tage aus einsamer Höhe und eröffnet durch ihre krystallene Hülle dem<lb/> Besucher ein entzückendes Panorama. Endlos und nur durch den Horizont<lb/> begrenzt dehnt sich nach Norden die tiefblaue See aus, die in das Land mit<lb/> einem weiten fast halbkreisförmigen Bogen hineintritt, von ihm durch die<lb/> weißen Streifen der Brandung und die sandigen Dünenketten geschieden,<lb/> welche das dichte Buchengrün vor der Gewalt der Wogen zu schützen suchen;<lb/> unmittelbar zu unseren Füßen aber strömt die Swine zwischen den Ufern der<lb/> beiden grünen Inseln dahin, und schaukelt die Kriegsschiffe, deren Masten<lb/> und Warten jetzt wie ein seines und zierliches Spielwerk zu uns empor¬<lb/> streben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1072" next="#ID_1073"> Nach seiner strategischen Lage wird Swinemünde, wo im Frühjahr d. I.<lb/> auch der Bau eines Kriegs- und Friedenslaboratoriums angeordnet worden<lb/> ist, wie wir oben auseinandersetzten, stets eine wichtige Marinestation bleiben,<lb/> namentlich nach Errichtung eines vollständigen Marinedepots und nach Ver¬<lb/> stärkung der jetzigen Befestigung, welche wie die des Dänholms bei Stralsund<lb/> aus dem Jahre 1831 datirt. Und seine Bedeutung würde noch unendlich ge¬<lb/> winnen, wenn einmal die oben erwähnte, für Heranschaffung von Truppen<lb/> und Kriegsmaterial wichtige Haffbahn zur Ausführung käme, und wenn<lb/> andererseits der Hafen dadurch Erweiterung erführe, daß man den allerdings<lb/> versumpften Vietziger See mit der Swine oder auch durch einen V- Meile<lb/> langen Canal mit der See selbst in Verbindung setzte, da eine Austiefung<lb/> der Swine auf 30 Fuß nicht ausführbar erscheint. Dann wäre die Station<lb/> selbst für die schwersten Panzerschiffe benutzbar. Die Swine ist übrigens auch<lb/> für Schiffe, die 19 bis höchstens 22 Fuß Tiefgang haben, nicht immer bequem<lb/> anzusegeln, da der Eingang zu den Molen zwar 90 Ruthen breit ist, aber<lb/> nur 30 Ruthen tiefes Fahrwasser bietet, indem 60 Ruthen Breite durch<lb/> Bänke (besonders die Johannisbänke) für schwere Schiffe unsicher gemacht<lb/> werden. Trotzdem ist auch schon jetzt für leichtere Flottillen Swinemünde<lb/> mit feinen 3 Ausfallsthoren nach der See der passendste Hafen, weil er seiner<lb/> Lage nach die geeignetste Operationsbasis gegen Norden bildet, da er selbst</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0334]
Buchenwald eingebettet liegt. Als Pendant zu dem erwähnten rothen Fort
an der Wurzel der Westermole liegen jenseits, rechts der Swine und nahe
der Wurzel der Ostermole, ein Paar grüne Erdschanzen, und hinter denselben
steigt 204 Fuß hoch der schlanke gelbe Leuchtthurm in die Luft, dessen Laterne
dem Besucher eine prachtvolle Rundsicht auf See- und Landschaft gewährt,
und auch an sich hohes Interesse bietet durch ihre parabolisch („diabolisch"
belehrt uns der Wärter) geschliffenen Gläser, die'zur Verstärkung des Lichts
der Flamme bestimmt sind. Sobald die Dunkelheit eingebrochen ist, beginnt
das Leuchtfeuer zu strahlen und dem Seefahrer den Pfad auf der pfadlosen
See zu zeigen. Und wieder strahlend und blitzend im Sonnenschein steht sie
bei Tage aus einsamer Höhe und eröffnet durch ihre krystallene Hülle dem
Besucher ein entzückendes Panorama. Endlos und nur durch den Horizont
begrenzt dehnt sich nach Norden die tiefblaue See aus, die in das Land mit
einem weiten fast halbkreisförmigen Bogen hineintritt, von ihm durch die
weißen Streifen der Brandung und die sandigen Dünenketten geschieden,
welche das dichte Buchengrün vor der Gewalt der Wogen zu schützen suchen;
unmittelbar zu unseren Füßen aber strömt die Swine zwischen den Ufern der
beiden grünen Inseln dahin, und schaukelt die Kriegsschiffe, deren Masten
und Warten jetzt wie ein seines und zierliches Spielwerk zu uns empor¬
streben.
Nach seiner strategischen Lage wird Swinemünde, wo im Frühjahr d. I.
auch der Bau eines Kriegs- und Friedenslaboratoriums angeordnet worden
ist, wie wir oben auseinandersetzten, stets eine wichtige Marinestation bleiben,
namentlich nach Errichtung eines vollständigen Marinedepots und nach Ver¬
stärkung der jetzigen Befestigung, welche wie die des Dänholms bei Stralsund
aus dem Jahre 1831 datirt. Und seine Bedeutung würde noch unendlich ge¬
winnen, wenn einmal die oben erwähnte, für Heranschaffung von Truppen
und Kriegsmaterial wichtige Haffbahn zur Ausführung käme, und wenn
andererseits der Hafen dadurch Erweiterung erführe, daß man den allerdings
versumpften Vietziger See mit der Swine oder auch durch einen V- Meile
langen Canal mit der See selbst in Verbindung setzte, da eine Austiefung
der Swine auf 30 Fuß nicht ausführbar erscheint. Dann wäre die Station
selbst für die schwersten Panzerschiffe benutzbar. Die Swine ist übrigens auch
für Schiffe, die 19 bis höchstens 22 Fuß Tiefgang haben, nicht immer bequem
anzusegeln, da der Eingang zu den Molen zwar 90 Ruthen breit ist, aber
nur 30 Ruthen tiefes Fahrwasser bietet, indem 60 Ruthen Breite durch
Bänke (besonders die Johannisbänke) für schwere Schiffe unsicher gemacht
werden. Trotzdem ist auch schon jetzt für leichtere Flottillen Swinemünde
mit feinen 3 Ausfallsthoren nach der See der passendste Hafen, weil er seiner
Lage nach die geeignetste Operationsbasis gegen Norden bildet, da er selbst
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