Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.besonders den auch in unseren öffentlichen Blättern mehrfach erwähnten Mu¬ Zur weiteren Darstellung des Geistes und Tones der Zeitung geben Grenzboten II. 1868. 38
besonders den auch in unseren öffentlichen Blättern mehrfach erwähnten Mu¬ Zur weiteren Darstellung des Geistes und Tones der Zeitung geben Grenzboten II. 1868. 38
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0301" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117833"/> <p xml:id="ID_959" prev="#ID_958"> besonders den auch in unseren öffentlichen Blättern mehrfach erwähnten Mu¬<lb/> stafa Fäzyl Pascha. Gleich die erste Nummer meldet, daß derselbe gegen¬<lb/> wärtig auf seine Kosten in Constantinopel eine große Elementarschule bauen<lb/> läßt, in welcher ohne Zweifel die von dem Vereine herauszugebenden Schul¬<lb/> bücher eingeführt werden sollen, von denen der vorhergehende Leitartikel<lb/> spricht. Ueberhaupt müssen dem Vereine bedeutende Geldmittel zu Gebote<lb/> stehen, um seine nach verschiedenen Richtungen hin entworfenen Pläne aus¬<lb/> zuführen. Er will nicht blos Elementarbücher für den ersten Schulunterricht<lb/> vom ABCbuch an, sondern auch Lehrbücher für zu gründende höhere Lehr¬<lb/> anstalten, ja eine ganz neue wissenschaftliche Literatur schaffen, insoweit nöthig<lb/> mit Aneignung der Ergebnisse christlich-europäischer Forschung, im übrigen<lb/> aber mit Festhaltung islamischer Glaubens-, Sitten- und Rechtsgrundlage,<lb/> daher auch mit Reproduction altbewährter Grundwerke der muhammedanischen<lb/> Staats- und Rechtslehre. Dieser Conservatismus und diese unbedingte Unter¬<lb/> thanentreue werden wiederholt stark betont, offenbar als Gegengewicht zu<lb/> dem scheinbar Revolutionären in der ganzen Stellung und den Tendenzen der<lb/> Partei, insbesondere aber zu ihrer systematischen, scharfen, in alle Einzelheiten<lb/> eingehenden Opposition gegen das jetzige Ministerium, gegen dessen ganze<lb/> innere und äußere Politik, besonders auch gegen dessen heillose Finanzwirth¬<lb/> schaft. Nebenher gehen statistische Uebersichten über die jetzigen inneren Ver¬<lb/> hältnisse und Zustände der Türkei, Besprechungen der inneren Schäden und<lb/> Verwickelungen, an denen dieselbe leidet, und der Mittel und Wege zu ihrer<lb/> Hebung, Berichtigungen der gewöhnlichen europäischen Vorurtheile und Irrthü¬<lb/> mer in Bezug auf Türken und Türkenthum, Auszüge aus europäischen Zeitschrif¬<lb/> ten über Dinge und Begebenheiten, welche für türkische Leser ein näheres oder<lb/> ferneres Interesse haben. Das Blatt eifert für die Erhaltung der Selbständigkeit<lb/> und Integrität des osmanischen Reichs, sucht die Unverträglichkeit der disparaten<lb/> christlichen Elemente desselben mit der Bildung eines aus ihnen zusammenzusetzen¬<lb/> den neuen Staates, sei es unter einem auswärtigen Protectorate, sei es ohne ein<lb/> solches, nachzuweisen, und wird nicht müde, Rußland als den eigentlichen Erbfeind<lb/> des Osmanenthums, als den Heger und Pfleger aller diesem feindlichen Bestre¬<lb/> bungen von innen und außen, als den die Rechte und Freiheiten auch der<lb/> Christen in der Türkei unter der Maske eines Freundes und Helfers bedro¬<lb/> henden unersättlichen Eroberer darzustellen. Sollten diese Jungtürken wirk¬<lb/> lich früher oder später daheim in den Besitz der Herrschaft gelangen, so wird<lb/> die russische Politik allen Anzeichen nach am Bosporus einen schweren Stand<lb/> bekommen, desto höher aber der Einfluß Englands steigen, wo man der Par-<lb/> tei natürlich in jeder Weise entgegenkommt, um ihrer Dankbarkeit für mög¬<lb/> liche Fälle gewiß zu sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_960" next="#ID_961"> Zur weiteren Darstellung des Geistes und Tones der Zeitung geben</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten II. 1868. 38</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0301]
besonders den auch in unseren öffentlichen Blättern mehrfach erwähnten Mu¬
stafa Fäzyl Pascha. Gleich die erste Nummer meldet, daß derselbe gegen¬
wärtig auf seine Kosten in Constantinopel eine große Elementarschule bauen
läßt, in welcher ohne Zweifel die von dem Vereine herauszugebenden Schul¬
bücher eingeführt werden sollen, von denen der vorhergehende Leitartikel
spricht. Ueberhaupt müssen dem Vereine bedeutende Geldmittel zu Gebote
stehen, um seine nach verschiedenen Richtungen hin entworfenen Pläne aus¬
zuführen. Er will nicht blos Elementarbücher für den ersten Schulunterricht
vom ABCbuch an, sondern auch Lehrbücher für zu gründende höhere Lehr¬
anstalten, ja eine ganz neue wissenschaftliche Literatur schaffen, insoweit nöthig
mit Aneignung der Ergebnisse christlich-europäischer Forschung, im übrigen
aber mit Festhaltung islamischer Glaubens-, Sitten- und Rechtsgrundlage,
daher auch mit Reproduction altbewährter Grundwerke der muhammedanischen
Staats- und Rechtslehre. Dieser Conservatismus und diese unbedingte Unter¬
thanentreue werden wiederholt stark betont, offenbar als Gegengewicht zu
dem scheinbar Revolutionären in der ganzen Stellung und den Tendenzen der
Partei, insbesondere aber zu ihrer systematischen, scharfen, in alle Einzelheiten
eingehenden Opposition gegen das jetzige Ministerium, gegen dessen ganze
innere und äußere Politik, besonders auch gegen dessen heillose Finanzwirth¬
schaft. Nebenher gehen statistische Uebersichten über die jetzigen inneren Ver¬
hältnisse und Zustände der Türkei, Besprechungen der inneren Schäden und
Verwickelungen, an denen dieselbe leidet, und der Mittel und Wege zu ihrer
Hebung, Berichtigungen der gewöhnlichen europäischen Vorurtheile und Irrthü¬
mer in Bezug auf Türken und Türkenthum, Auszüge aus europäischen Zeitschrif¬
ten über Dinge und Begebenheiten, welche für türkische Leser ein näheres oder
ferneres Interesse haben. Das Blatt eifert für die Erhaltung der Selbständigkeit
und Integrität des osmanischen Reichs, sucht die Unverträglichkeit der disparaten
christlichen Elemente desselben mit der Bildung eines aus ihnen zusammenzusetzen¬
den neuen Staates, sei es unter einem auswärtigen Protectorate, sei es ohne ein
solches, nachzuweisen, und wird nicht müde, Rußland als den eigentlichen Erbfeind
des Osmanenthums, als den Heger und Pfleger aller diesem feindlichen Bestre¬
bungen von innen und außen, als den die Rechte und Freiheiten auch der
Christen in der Türkei unter der Maske eines Freundes und Helfers bedro¬
henden unersättlichen Eroberer darzustellen. Sollten diese Jungtürken wirk¬
lich früher oder später daheim in den Besitz der Herrschaft gelangen, so wird
die russische Politik allen Anzeichen nach am Bosporus einen schweren Stand
bekommen, desto höher aber der Einfluß Englands steigen, wo man der Par-
tei natürlich in jeder Weise entgegenkommt, um ihrer Dankbarkeit für mög¬
liche Fälle gewiß zu sein.
Zur weiteren Darstellung des Geistes und Tones der Zeitung geben
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