Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.Holzkohlen, Holzasche. Wolle u. s, w. -- der Lumpenzoll allein noch ge- Die Verwendung der Lumpen ist bekannt. Sie sind das beste Material Sollen wir -- so sagen die Vertheidiger des Lumpenzolles -- diesen kost- Grenzboten II. 1368. 34
Holzkohlen, Holzasche. Wolle u. s, w. — der Lumpenzoll allein noch ge- Die Verwendung der Lumpen ist bekannt. Sie sind das beste Material Sollen wir — so sagen die Vertheidiger des Lumpenzolles — diesen kost- Grenzboten II. 1368. 34
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Holzkohlen, Holzasche. Wolle u. s, w. — der Lumpenzoll allein noch ge-
rettet worden, eine einsame Säule, zeugend von geschwundener Pracht. Auch
er wurde damals von 3 Thlr. auf 1-/, Thlr. herabgesetzt; als Unterabthei¬
lung zahlen „altes Tauwerk, alte Fischernetze und Stricke, getheert oder nicht
getheert" '/, Thlr. Frankreich versprach gleichzeitig, seinen Lumpen-Ausfuhr¬
zoll vom 1. Januar 1868 ab aus 6 Fr., von 1869 ab auf 4 Fr. zu ernie¬
drigen. Ganz beseitigt haben ihn nur England und Belgien an ihren Grenzen.
Die Verwendung der Lumpen ist bekannt. Sie sind das beste Material
zur Papierfabrikation und bis jetzt für diesen Zweck unersetzlich, wenn auch
gemahlenes Holz den Lumpen bis zu etwa 20°/o mit Vortheil zugesetzt werden
kann und Stroh wenigstens zu Packpapieren und Pappe verarbeitet wird;
das feinere Maisstrohpapier, auf welches z. B. der östreichische Catalog der
londoner Ausstellung gedruckt war, ist doch über den Charakter einer Kurio¬
sität kaum noch hinaus gekommen. Wollene Lumpen, die in der Papier¬
fabrikation nur zu Löschpapier und dergl. verwendbar sind, werden durch
Reinigung und Zerfaserung zu sogenannter Kunstwolle präparirt und wieder
zu Garn versponnen. Für das Papier sind leinene Lumpen die vorzüglichsten.
Von ihnen erzeugt das Zollvereinsgebiet ein verhältnißmäßig bedeutendes
Quantum; der Norden verbraucht mehr Wolle, die südlichen Völker ziehen
die Baumwolle vor.
Sollen wir — so sagen die Vertheidiger des Lumpenzolles — diesen kost-
baren Stoff ungehindert ins Ausland ziehen lassen, damit Engländer, Fran¬
zosen. Belgier sich auf unsere Kosten wohlfeiles Papier bereiten? Die Irr¬
thümer des Mercantilsystems sind uns nicht gefährlich. Getreide-Ausfuhr¬
zölle z. B. zu vertheidigen, würde uns nicht einfallen. Wir haben einsehen
gelernt, daß ein solcher Zoll da. wo er zu helfen bestimmt ist. zur Zeit der
Theuerung, keine Wirkung hat, während er zur Zeit des Ueberflusses dem
Landwirthe die Verwerthung seiner Vorräthe verkümmert und ihm den wirk¬
samsten Sporn zur Verbesserung und Vermehrung der Cultur raubt, ja ihn
zum Anbau anderer Gewächse nöthigt, für die sich vielleicht Boden und
Clima weniger eignen, die aber von dem Einfluß einer falschen Handels¬
politik unberührt geblieben sind; daß also die Folge das Gegentheil von
dem ist, was der Zoll bezweckte: verminderte Fähigkeit des Landes zur
Selbstversorgung mit Getreide. Wir haben aus ähnlichen Gründen gern in
die Aufhebung aller anderen Ausfuhrzölle gewilligt. Die Eigenthümlichkeit
der Lumpen rechtfertigt und fordert aber eine Ausnahmestellung. Lumpen
werden nicht „producirt". Ihre Erzeugung läßt sich nicht beliebig vermehren;
Einführung verbesserter Maschinen zu ihrer Fabrikation ist so wenig denkbar
wie irgend ein anderes Mittel zur vermehrten Erzeugung. Die wachsende Civi¬
lisation führt die Vermehrung von selbst mit sich, zugleich aber, und in noch
Grenzboten II. 1368. 34
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