Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.gehende Privatarbeiten geliefert, aus den Classikern Mehreres vorgetragen Man hat, sagt der Vorstand der östreichischen Ordensprovinz, keine zweck¬ Diese Anschauungen finden sich schon in der früher besprochenen i-alio Der Organisationsentwurf sagt: "Als den Gegenstand, in welchem an Was also der Organisationsentwurf über die zu behandelnden Gegen¬ gehende Privatarbeiten geliefert, aus den Classikern Mehreres vorgetragen Man hat, sagt der Vorstand der östreichischen Ordensprovinz, keine zweck¬ Diese Anschauungen finden sich schon in der früher besprochenen i-alio Der Organisationsentwurf sagt: „Als den Gegenstand, in welchem an Was also der Organisationsentwurf über die zu behandelnden Gegen¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0138" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117670"/> <p xml:id="ID_414" prev="#ID_413"> gehende Privatarbeiten geliefert, aus den Classikern Mehreres vorgetragen<lb/> und Declamationsübungen vorgenommen werden." —</p><lb/> <p xml:id="ID_415"> Man hat, sagt der Vorstand der östreichischen Ordensprovinz, keine zweck¬<lb/> mäßigeren Mittel kennen gelernt als die eben bezeichneten, um die Jugend<lb/> zum eifrigen Studium zu vermögen, und deshalb dieselben beibehalten. Und<lb/> weil man nichts besseres wußte, hat man auch die oben besprochenen Aemter<lb/> des Präs es und Präfec ten in den Jesuitengymnasien nicht abgeschafft. „Zur<lb/> Belebung des religiösen Geistes und zur Pflege der Unschuld und Tugend"<lb/> besteht bei allen Jesuitengymnasien die Marianische Congregation, an deren<lb/> Spitze der Präses steht, der die Gymnasiasten in alle dem leitet, was diese<lb/> religiöse Congregation von ihren Mitgliedern fordert. Unter ihm steht der<lb/> Präfect, welchen die Mitglieder dieser Congregation, „die Elite der ganzen<lb/> Lehranstalt" aus ihrer Mitte wählen.</p><lb/> <p xml:id="ID_416"> Diese Anschauungen finden sich schon in der früher besprochenen i-alio<lb/> stucliorum, der die Jesuiten, auch was den Unterricht anbelangt, in<lb/> allen wesentlichen Bestimmungen noch unbedingt folgen. Ja sie schmeicheln<lb/> sich, „in ihr die Grundlage eines Bildungsganges zu besitzen, der in der<lb/> Natur der Sache liegt und darum soweit hinaufreicht, wie die Bildung<lb/> selbst."</p><lb/> <p xml:id="ID_417"> Der Organisationsentwurf sagt: „Als den Gegenstand, in welchem an<lb/> Gymnasien gleichsam der Schwerpunkt des ganzen Unterrichtes zu ruhen habe,<lb/> hat man die classischen Sprachen angesehen; ... der neue Plan verschmäht<lb/> in dieser Beziehung jeden falschen Schein; sein Schwerpunkt liegt nicht in<lb/> der classischen Literatur, noch in dieser zusammen mit der vaterländischen,<lb/> obwohl beiden Gegenständen ungefähr die Hälfte der gesammten Unterrichts¬<lb/> zeit zugetheilt ist, sondern in der wechselseitigen Beziehung beider aufein¬<lb/> ander." — Diesen klaren Bestimmungen gegenüber sagen nun die Jesuiten:<lb/> „Das Studium der lateinischen und griechischen Sprache und ihrer Litera¬<lb/> turen sind nach der ratio stuäiorum als Hauptgegenstände, alle übrigen<lb/> Zweige aber sind als Nebengegenstände zu betrachten. Den ersteren sind<lb/> stets so viel tägliche Lehrstunden und soviel praktische Uebungen und ein<lb/> solcher Zeitraum zur Vollendung dieses Studiums eingeräumt, als die lange<lb/> Erfahrung für nothwendig herausgestellt hat. Den Nebengegenständen ist<lb/> zuzuwenden, was übrig bleibt." —</p><lb/> <p xml:id="ID_418" next="#ID_419"> Was also der Organisationsentwurf über die zu behandelnden Gegen¬<lb/> stände und ihr gegenseitiges Verhältniß festgesetzt hat, lassen die Jesuiten¬<lb/> gymnasien ebensowenig gelten, als sie sich darum kümmern, in welcher<lb/> Weise die einzelnen Lehrgegenstände nach dem Organisationsentwurf behandelt<lb/> Werden sollen. Dieser verlangt ausdrücklich, auch den Naturwissenschaften<lb/> nach allen Seiten hin nachzugehen; die Jesuiten aber behaupten, es sei</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0138]
gehende Privatarbeiten geliefert, aus den Classikern Mehreres vorgetragen
und Declamationsübungen vorgenommen werden." —
Man hat, sagt der Vorstand der östreichischen Ordensprovinz, keine zweck¬
mäßigeren Mittel kennen gelernt als die eben bezeichneten, um die Jugend
zum eifrigen Studium zu vermögen, und deshalb dieselben beibehalten. Und
weil man nichts besseres wußte, hat man auch die oben besprochenen Aemter
des Präs es und Präfec ten in den Jesuitengymnasien nicht abgeschafft. „Zur
Belebung des religiösen Geistes und zur Pflege der Unschuld und Tugend"
besteht bei allen Jesuitengymnasien die Marianische Congregation, an deren
Spitze der Präses steht, der die Gymnasiasten in alle dem leitet, was diese
religiöse Congregation von ihren Mitgliedern fordert. Unter ihm steht der
Präfect, welchen die Mitglieder dieser Congregation, „die Elite der ganzen
Lehranstalt" aus ihrer Mitte wählen.
Diese Anschauungen finden sich schon in der früher besprochenen i-alio
stucliorum, der die Jesuiten, auch was den Unterricht anbelangt, in
allen wesentlichen Bestimmungen noch unbedingt folgen. Ja sie schmeicheln
sich, „in ihr die Grundlage eines Bildungsganges zu besitzen, der in der
Natur der Sache liegt und darum soweit hinaufreicht, wie die Bildung
selbst."
Der Organisationsentwurf sagt: „Als den Gegenstand, in welchem an
Gymnasien gleichsam der Schwerpunkt des ganzen Unterrichtes zu ruhen habe,
hat man die classischen Sprachen angesehen; ... der neue Plan verschmäht
in dieser Beziehung jeden falschen Schein; sein Schwerpunkt liegt nicht in
der classischen Literatur, noch in dieser zusammen mit der vaterländischen,
obwohl beiden Gegenständen ungefähr die Hälfte der gesammten Unterrichts¬
zeit zugetheilt ist, sondern in der wechselseitigen Beziehung beider aufein¬
ander." — Diesen klaren Bestimmungen gegenüber sagen nun die Jesuiten:
„Das Studium der lateinischen und griechischen Sprache und ihrer Litera¬
turen sind nach der ratio stuäiorum als Hauptgegenstände, alle übrigen
Zweige aber sind als Nebengegenstände zu betrachten. Den ersteren sind
stets so viel tägliche Lehrstunden und soviel praktische Uebungen und ein
solcher Zeitraum zur Vollendung dieses Studiums eingeräumt, als die lange
Erfahrung für nothwendig herausgestellt hat. Den Nebengegenständen ist
zuzuwenden, was übrig bleibt." —
Was also der Organisationsentwurf über die zu behandelnden Gegen¬
stände und ihr gegenseitiges Verhältniß festgesetzt hat, lassen die Jesuiten¬
gymnasien ebensowenig gelten, als sie sich darum kümmern, in welcher
Weise die einzelnen Lehrgegenstände nach dem Organisationsentwurf behandelt
Werden sollen. Dieser verlangt ausdrücklich, auch den Naturwissenschaften
nach allen Seiten hin nachzugehen; die Jesuiten aber behaupten, es sei
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