Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.dem sonst verdankt als dem Vorgang des sreiheitmörderischen Nordhundes. Es ist bezeichnend, daß das amtliche Organ ein Wort des Bedauerns dem sonst verdankt als dem Vorgang des sreiheitmörderischen Nordhundes. Es ist bezeichnend, daß das amtliche Organ ein Wort des Bedauerns <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0114" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117646"/> <p xml:id="ID_351" prev="#ID_350"> dem sonst verdankt als dem Vorgang des sreiheitmörderischen Nordhundes.<lb/> Jetzt hat die Demokratie in der Agitation, die sie mit hoher obrigkeitlicher<lb/> Bewilligung betrieb, ihre Kräfte erprobt. Die von der Regierung gebilligte<lb/> Parole: „preußisch oder nichtpreußisch" hat ihre Dienste gethan, sie wird auch<lb/> bei der bevorstehenden Wahl ihre Dienste thun-. Unter Vorantritt der klei¬<lb/> nen officiösen Presse ist eine Saat des Preußenhasses unter das Volk aus¬<lb/> gestreut worden, deren Früchte immerhin der Regierung eines Tages unbe¬<lb/> quem werden könnten. Auch in der nächsten Kammer wird die deutsche<lb/> Partei gar nicht oder kaum vertreten sein, mit deren Hilfe allein die Regie¬<lb/> rung in der letzten Session die Verträge, die Gesetze und Organisationen hat<lb/> durchsetzen können, welche die Grundlage des jetzigen Rechtszustandes bilden.<lb/> Vergebens haben einzelne Oberamtleute, weiterblickend als die Minister, die<lb/> warnende Vorstellung erhoben, sie können nicht jetzt bei den Zollparlaments¬<lb/> wahlen Hand in Hand mit der Demokratie gehen, wenn sie dieselbe bei den<lb/> Abgeordnetenwahlen bekämpfen sollen. Die Regierung wird ernten, was sie<lb/> gesät hat, sie wird eine Kammer nach dem Herzen des „Beobachters" bekom¬<lb/> men, und sie mag zusehen, wie sie zwischen den Zumuthungen der Födera¬<lb/> tivrepublikaner und ihren eingegangenen nationalen Verpflichtungen die Sou¬<lb/> veränität des Landes glücklich hindurchsteuert. ^</p><lb/> <p xml:id="ID_352" next="#ID_353"> Es ist bezeichnend, daß das amtliche Organ ein Wort des Bedauerns<lb/> darüber, daß „in der Heftigkeit der Wahlagitation da und dort Aeußerun¬<lb/> gen der Feindseligkeit gegen Preußen und den Nordbund hervorgetreten<lb/> sind", erst acht Tage nach geschehener Wahl gefunden hat, erst nachdem die<lb/> berliner Ofsiciösen bereits angefangen hatten, die Wahlvorgänge in Würtem-<lb/> berg in wenig schmeichelhafter Weise zu beleuchten. Vergebens bemüht sich<lb/> die Regierung, die Mitschuld für diese Art der Wahlagitation von sich abzu¬<lb/> wälzen. Damals, als die Minister selbst Wahlzettel an ihre Untergebenen<lb/> vertheilen ließen, als ganze Classen von Beamten unter Berufung aus ihren<lb/> Diensteid aufgefordert wurden, für den Regierungscandidaten zu stimmen,<lb/> wußten sie doch recht gut, mit welchen Mitteln für diesen agitirt wurde.<lb/> Die Vorgänge im Ministerrath entziehen sich selbstverständlich der Öffentlich¬<lb/> keit, aber es wird versichert, daß der förmliche Beschluß gefaßt wurde, überall<lb/> die Gegner der nationalen Candidaten zu unterstützen. Bei einzelnen Namen<lb/> regte sich doch eine Anwandlung von Sorge vor den Folgen solcher Ver¬<lb/> blendung. So bei Moritz Mohl; aber man begnügte sich, wie um gegen<lb/> eine etwaige Reclamation sich zu decken, mit einem einmaligen Versuch im<lb/> Staatsanzeiger diese Kandidatur lächerlich zu machen- So bei dem Freiherrn<lb/> v. Neurath, der während der luxemburger Crisis aus dem Cabinet scheiden<lb/> mußte, und dessen Wiederauftauchen unter den Reihen der Regierungscandi¬<lb/> daten selbst dem Freiherrn v. Mittnacht bedenklich scheinen mochte; aber man</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0114]
dem sonst verdankt als dem Vorgang des sreiheitmörderischen Nordhundes.
Jetzt hat die Demokratie in der Agitation, die sie mit hoher obrigkeitlicher
Bewilligung betrieb, ihre Kräfte erprobt. Die von der Regierung gebilligte
Parole: „preußisch oder nichtpreußisch" hat ihre Dienste gethan, sie wird auch
bei der bevorstehenden Wahl ihre Dienste thun-. Unter Vorantritt der klei¬
nen officiösen Presse ist eine Saat des Preußenhasses unter das Volk aus¬
gestreut worden, deren Früchte immerhin der Regierung eines Tages unbe¬
quem werden könnten. Auch in der nächsten Kammer wird die deutsche
Partei gar nicht oder kaum vertreten sein, mit deren Hilfe allein die Regie¬
rung in der letzten Session die Verträge, die Gesetze und Organisationen hat
durchsetzen können, welche die Grundlage des jetzigen Rechtszustandes bilden.
Vergebens haben einzelne Oberamtleute, weiterblickend als die Minister, die
warnende Vorstellung erhoben, sie können nicht jetzt bei den Zollparlaments¬
wahlen Hand in Hand mit der Demokratie gehen, wenn sie dieselbe bei den
Abgeordnetenwahlen bekämpfen sollen. Die Regierung wird ernten, was sie
gesät hat, sie wird eine Kammer nach dem Herzen des „Beobachters" bekom¬
men, und sie mag zusehen, wie sie zwischen den Zumuthungen der Födera¬
tivrepublikaner und ihren eingegangenen nationalen Verpflichtungen die Sou¬
veränität des Landes glücklich hindurchsteuert. ^
Es ist bezeichnend, daß das amtliche Organ ein Wort des Bedauerns
darüber, daß „in der Heftigkeit der Wahlagitation da und dort Aeußerun¬
gen der Feindseligkeit gegen Preußen und den Nordbund hervorgetreten
sind", erst acht Tage nach geschehener Wahl gefunden hat, erst nachdem die
berliner Ofsiciösen bereits angefangen hatten, die Wahlvorgänge in Würtem-
berg in wenig schmeichelhafter Weise zu beleuchten. Vergebens bemüht sich
die Regierung, die Mitschuld für diese Art der Wahlagitation von sich abzu¬
wälzen. Damals, als die Minister selbst Wahlzettel an ihre Untergebenen
vertheilen ließen, als ganze Classen von Beamten unter Berufung aus ihren
Diensteid aufgefordert wurden, für den Regierungscandidaten zu stimmen,
wußten sie doch recht gut, mit welchen Mitteln für diesen agitirt wurde.
Die Vorgänge im Ministerrath entziehen sich selbstverständlich der Öffentlich¬
keit, aber es wird versichert, daß der förmliche Beschluß gefaßt wurde, überall
die Gegner der nationalen Candidaten zu unterstützen. Bei einzelnen Namen
regte sich doch eine Anwandlung von Sorge vor den Folgen solcher Ver¬
blendung. So bei Moritz Mohl; aber man begnügte sich, wie um gegen
eine etwaige Reclamation sich zu decken, mit einem einmaligen Versuch im
Staatsanzeiger diese Kandidatur lächerlich zu machen- So bei dem Freiherrn
v. Neurath, der während der luxemburger Crisis aus dem Cabinet scheiden
mußte, und dessen Wiederauftauchen unter den Reihen der Regierungscandi¬
daten selbst dem Freiherrn v. Mittnacht bedenklich scheinen mochte; aber man
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