Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.zöstscheu Publicum auszusprechen gewagt hat. Der Russenhaß und vielleicht Mehr Erfolg scheint er auf rein literarischem Gebiete zu haben. Seiner Dem neuerdings von Deutschland entlehnten Institut der Privatdocenten, zöstscheu Publicum auszusprechen gewagt hat. Der Russenhaß und vielleicht Mehr Erfolg scheint er auf rein literarischem Gebiete zu haben. Seiner Dem neuerdings von Deutschland entlehnten Institut der Privatdocenten, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0544" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/287816"/> <p xml:id="ID_1378" prev="#ID_1377"> zöstscheu Publicum auszusprechen gewagt hat. Der Russenhaß und vielleicht<lb/> auch die Russenfurcht der Franzosen sind zu stark, als daß ihm nicht schon<lb/> bei geringer panslavistischer Nüancirung die nationalen Bestrebungen der<lb/> verschiedenen slavischen Völker mißliebig werden sollten. Herr Leger ist des¬<lb/> halb auch in seiner politischen Agitation für slavische Interessen in Paris<lb/> mehr oder weniger ein Prediger in der Wüste.</p><lb/> <p xml:id="ID_1379"> Mehr Erfolg scheint er auf rein literarischem Gebiete zu haben. Seiner<lb/> unermüdlichen Thätigkeit in Revüen, Broschüren und größeren Werken ge¬<lb/> lingt es vielleicht wirklich, der Kenntniß slavischer, namentlich böhmischer Ge¬<lb/> schichte und Literatur ein weiteres Publicum zu gewinnen. — Wie wir hören,<lb/> wird er diesen Winter in den „Louis annexW als ig, Lordorms" (einer neuen<lb/> Einrichtung, die der deutschen Privatdocentur entspricht) Vorlesungen über<lb/> südslavische Literatur halten und ohne Zweifel dazu beitragen, daß den Fran¬<lb/> zosen die slavischen Dinge nicht mehr völlig böhmische Dörfer sind. Er müßte<lb/> es übrigens sehr geschickt anfangen, wenn er seine französischen Zuhörer ver¬<lb/> hindern wollte, die Bemerkung zu machen, daß sich Literaturen doch nicht so<lb/> aus der Erde stampfen lassen und daß die nöthigen Dichter und Schriftsteller<lb/> nicht auf der flachen Hand wachsen. Mit der rechtzeitigen Auffindung eini¬<lb/> ger mehr oder minder authentischen Manuscripte, mit der Errichtung von<lb/> Akademien ist es eben noch nicht gethan. Vor allen Dingen — künstlich läßt<lb/> sich so etwas nicht hervorbringen und die Treibhauscultur ist auf Geistes-<lb/> producte nicht anwendbar; doch dem Allen wird die Zeit sein Recht<lb/> werden lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1380" next="#ID_1381"> Dem neuerdings von Deutschland entlehnten Institut der Privatdocenten,<lb/> einer Einrichtung des um den secundären und namentlich um den höheren<lb/> Unterricht so verdienten Unterrichtsministers Duruy (der sür diese Zweige<lb/> während der kurzen Zeit seiner Amtsdauer mehr gethan, als alle die berühm¬<lb/> ten Namen, die in den letzten dreißig Jahren seine Amtsvorgänger waren),<lb/> diesen Lours lmuexes as ig. Lordonng, denen jetzt ein eigenes Gebäude neben<lb/> der alten Sorbonne errichtet wird, können wir als einer Stätte ernsthafter<lb/> Gelehrsamkeit, in der namentlich auch die Resultate der friedlich erobernden<lb/> Thätigkeit des deutschen Geistes auf dem Felde der Wissenschaft unsern über¬<lb/> rheinischen Nachbarn vermittelt werden, nur von Herzen Glück und Gedeihen<lb/> wünschen. Diese Einrichtung tritt jetzt in das zweite Jahr ihres Bestehens<lb/> und zu mehreren vortheilhaft bekannten Namen, die bereits im ersten Jahre<lb/> ihr Programm zierten und unter welchen namentlich Gaston Paris zu nen¬<lb/> nen ist', der bekannte Verfasser der „Ilistoire po6tiquv d«z LiligrlömgZne",<lb/> welcher auch in Deutschland eines wohlverdienten wissenschaftlichen Rufes ge¬<lb/> nießt, treten jetzt außer Herrn Leger noch mehrere Neue hinzu, unter<lb/> welchen wir namentlich Charles Morel, den bekannten Redacteur der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0544]
zöstscheu Publicum auszusprechen gewagt hat. Der Russenhaß und vielleicht
auch die Russenfurcht der Franzosen sind zu stark, als daß ihm nicht schon
bei geringer panslavistischer Nüancirung die nationalen Bestrebungen der
verschiedenen slavischen Völker mißliebig werden sollten. Herr Leger ist des¬
halb auch in seiner politischen Agitation für slavische Interessen in Paris
mehr oder weniger ein Prediger in der Wüste.
Mehr Erfolg scheint er auf rein literarischem Gebiete zu haben. Seiner
unermüdlichen Thätigkeit in Revüen, Broschüren und größeren Werken ge¬
lingt es vielleicht wirklich, der Kenntniß slavischer, namentlich böhmischer Ge¬
schichte und Literatur ein weiteres Publicum zu gewinnen. — Wie wir hören,
wird er diesen Winter in den „Louis annexW als ig, Lordorms" (einer neuen
Einrichtung, die der deutschen Privatdocentur entspricht) Vorlesungen über
südslavische Literatur halten und ohne Zweifel dazu beitragen, daß den Fran¬
zosen die slavischen Dinge nicht mehr völlig böhmische Dörfer sind. Er müßte
es übrigens sehr geschickt anfangen, wenn er seine französischen Zuhörer ver¬
hindern wollte, die Bemerkung zu machen, daß sich Literaturen doch nicht so
aus der Erde stampfen lassen und daß die nöthigen Dichter und Schriftsteller
nicht auf der flachen Hand wachsen. Mit der rechtzeitigen Auffindung eini¬
ger mehr oder minder authentischen Manuscripte, mit der Errichtung von
Akademien ist es eben noch nicht gethan. Vor allen Dingen — künstlich läßt
sich so etwas nicht hervorbringen und die Treibhauscultur ist auf Geistes-
producte nicht anwendbar; doch dem Allen wird die Zeit sein Recht
werden lassen.
Dem neuerdings von Deutschland entlehnten Institut der Privatdocenten,
einer Einrichtung des um den secundären und namentlich um den höheren
Unterricht so verdienten Unterrichtsministers Duruy (der sür diese Zweige
während der kurzen Zeit seiner Amtsdauer mehr gethan, als alle die berühm¬
ten Namen, die in den letzten dreißig Jahren seine Amtsvorgänger waren),
diesen Lours lmuexes as ig. Lordonng, denen jetzt ein eigenes Gebäude neben
der alten Sorbonne errichtet wird, können wir als einer Stätte ernsthafter
Gelehrsamkeit, in der namentlich auch die Resultate der friedlich erobernden
Thätigkeit des deutschen Geistes auf dem Felde der Wissenschaft unsern über¬
rheinischen Nachbarn vermittelt werden, nur von Herzen Glück und Gedeihen
wünschen. Diese Einrichtung tritt jetzt in das zweite Jahr ihres Bestehens
und zu mehreren vortheilhaft bekannten Namen, die bereits im ersten Jahre
ihr Programm zierten und unter welchen namentlich Gaston Paris zu nen¬
nen ist', der bekannte Verfasser der „Ilistoire po6tiquv d«z LiligrlömgZne",
welcher auch in Deutschland eines wohlverdienten wissenschaftlichen Rufes ge¬
nießt, treten jetzt außer Herrn Leger noch mehrere Neue hinzu, unter
welchen wir namentlich Charles Morel, den bekannten Redacteur der
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