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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.

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Die Götter und Heroen Griechenlands, Eine Vorschule der Kunstmytho¬
logie von O. Seemann. Leipzig, Verlag von E. A. Seemann 1869.

Entstanden aus dem sehr beherzigenswerthen Wunsche, Schülern der oberen
Gymnasialclassen und'Akademien Einführung in die Kunstmythologie zu gewähren,
muß dieses Handbuch, welches durchweg dem Verständniß solcher Leser angepaßt ist,
als eine geschickte und verdienstliche Arbeit bezeichnet werden. Mit gutem Takt sind
die neuen Resultate archäologischer Forschung benutzt, ohne daß irgendwo auf Hy¬
pothesen gebaut wird, und so entsteht ein sachlich und klar gehaltener Text, dessen
positive Beschaffenheit in entscheidenden Fragen doch nicht über den wissenschaftlichen
Thatbestand täuscht. Die Abbildungen sind zum überwiegenden Theile sehr gut,
die Auswahl ist überall entsprechend. -- Einer neuen Auflage würde einerseits deutlichere
Hervorhebung der Haupttypen durch größere Holzschnitte (wobei dann u. A. die
Nachbildung der Athene Parthenos nicht fehlen dürfte) und andererseits ein etwas
reichlicherer, gleichmäßigerer Quellenverweis nützlich sein. --




Niccolo Machiavelli: Das Buch vom Fürsten. Ins Deutsche übertragen
von Alfred Eberhard. Berlin, W. Adolf et Co. 1868.

Die beste Apologie großer und eigenthümlicher Menschen, deren Chrakterbild in
der Geschichte schwankt, ist achtungsvolle Beurtheilung ihrer Werke. Diesen Zweck
schätzen wir zunächst in dem Unternehmen, das Buch vom Fürsten, das den modernen
Staatsrechtslehrern wie feurige Kohle durch die Hände gegangen ist, uns aufs Neue
zu eigen zu machen. Aber wir dürfen hinzufügen, es geschieht hier in so exacter
und vollkommener Weise, daß wir nur zu bedauern hätten, wenn uns der Ueber¬
setzer nicht den ganzen Machiavell reproducirte. Der kleine trefflich geschriebene Essay,
welcher die Uebersetzung des Principe als Vorwort einleitet, gibt dem vielgeschmäh¬
ten Werke und seinem Autor die historische und zugleich die sittliche Rechtfertigung.
Denn so fremdartig und erschreckend die Moral ist, welche dieser "Schwärmer des
Verstandes" predigt, sie will dennoch aus einem Ideale verstanden sein, das die be¬
wegende Macht seiner Zeit war. Feind oder Freund, Jeder muß erkennen, daß die
Politik in ihrer wahren Natur, die sittliche Mathematik zu sein, nie schärfer erfaßt,
nie rückhaltloser dargelegt ist und daß die Staatswissenschaft durch dieses kleine
Buch zuerst von Theologie und Jurisprudenz emancipirt wurde. Schon um des¬
willen ist diese Erinnerung an den großen florentinischen Staatsmann, der mit
antiker Selbstverleugnung unter jeglichem Adspect nur seinem Vaterlande und dessen
höchsten Zwecken diente, willkommen. Und gerade wir Deutschen haben heute ganz
im Frischer Anlaß genug, den vierten Säculartag seiner Geburt (Mai 1469) mit
Selbstbetrachtungen zu feiern. --




Mit Ser. R beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal,
welches durch alle Buchhandlungen und Postämter zu be¬
ziehen ist.
Leipzig, im December 1868.Die Verlagshandlung.




Verantwortliche Redacteure: Gustav Areytag u. ZuliuS Eckardt.
Verlag von K. L. Herbig. -- Druck von Hiithel Segler in Leipzig.
Die Götter und Heroen Griechenlands, Eine Vorschule der Kunstmytho¬
logie von O. Seemann. Leipzig, Verlag von E. A. Seemann 1869.

Entstanden aus dem sehr beherzigenswerthen Wunsche, Schülern der oberen
Gymnasialclassen und'Akademien Einführung in die Kunstmythologie zu gewähren,
muß dieses Handbuch, welches durchweg dem Verständniß solcher Leser angepaßt ist,
als eine geschickte und verdienstliche Arbeit bezeichnet werden. Mit gutem Takt sind
die neuen Resultate archäologischer Forschung benutzt, ohne daß irgendwo auf Hy¬
pothesen gebaut wird, und so entsteht ein sachlich und klar gehaltener Text, dessen
positive Beschaffenheit in entscheidenden Fragen doch nicht über den wissenschaftlichen
Thatbestand täuscht. Die Abbildungen sind zum überwiegenden Theile sehr gut,
die Auswahl ist überall entsprechend. — Einer neuen Auflage würde einerseits deutlichere
Hervorhebung der Haupttypen durch größere Holzschnitte (wobei dann u. A. die
Nachbildung der Athene Parthenos nicht fehlen dürfte) und andererseits ein etwas
reichlicherer, gleichmäßigerer Quellenverweis nützlich sein. —




Niccolo Machiavelli: Das Buch vom Fürsten. Ins Deutsche übertragen
von Alfred Eberhard. Berlin, W. Adolf et Co. 1868.

Die beste Apologie großer und eigenthümlicher Menschen, deren Chrakterbild in
der Geschichte schwankt, ist achtungsvolle Beurtheilung ihrer Werke. Diesen Zweck
schätzen wir zunächst in dem Unternehmen, das Buch vom Fürsten, das den modernen
Staatsrechtslehrern wie feurige Kohle durch die Hände gegangen ist, uns aufs Neue
zu eigen zu machen. Aber wir dürfen hinzufügen, es geschieht hier in so exacter
und vollkommener Weise, daß wir nur zu bedauern hätten, wenn uns der Ueber¬
setzer nicht den ganzen Machiavell reproducirte. Der kleine trefflich geschriebene Essay,
welcher die Uebersetzung des Principe als Vorwort einleitet, gibt dem vielgeschmäh¬
ten Werke und seinem Autor die historische und zugleich die sittliche Rechtfertigung.
Denn so fremdartig und erschreckend die Moral ist, welche dieser „Schwärmer des
Verstandes" predigt, sie will dennoch aus einem Ideale verstanden sein, das die be¬
wegende Macht seiner Zeit war. Feind oder Freund, Jeder muß erkennen, daß die
Politik in ihrer wahren Natur, die sittliche Mathematik zu sein, nie schärfer erfaßt,
nie rückhaltloser dargelegt ist und daß die Staatswissenschaft durch dieses kleine
Buch zuerst von Theologie und Jurisprudenz emancipirt wurde. Schon um des¬
willen ist diese Erinnerung an den großen florentinischen Staatsmann, der mit
antiker Selbstverleugnung unter jeglichem Adspect nur seinem Vaterlande und dessen
höchsten Zwecken diente, willkommen. Und gerade wir Deutschen haben heute ganz
im Frischer Anlaß genug, den vierten Säculartag seiner Geburt (Mai 1469) mit
Selbstbetrachtungen zu feiern. —




Mit Ser. R beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal,
welches durch alle Buchhandlungen und Postämter zu be¬
ziehen ist.
Leipzig, im December 1868.Die Verlagshandlung.




Verantwortliche Redacteure: Gustav Areytag u. ZuliuS Eckardt.
Verlag von K. L. Herbig. — Druck von Hiithel Segler in Leipzig.
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[0512] Die Götter und Heroen Griechenlands, Eine Vorschule der Kunstmytho¬ logie von O. Seemann. Leipzig, Verlag von E. A. Seemann 1869. Entstanden aus dem sehr beherzigenswerthen Wunsche, Schülern der oberen Gymnasialclassen und'Akademien Einführung in die Kunstmythologie zu gewähren, muß dieses Handbuch, welches durchweg dem Verständniß solcher Leser angepaßt ist, als eine geschickte und verdienstliche Arbeit bezeichnet werden. Mit gutem Takt sind die neuen Resultate archäologischer Forschung benutzt, ohne daß irgendwo auf Hy¬ pothesen gebaut wird, und so entsteht ein sachlich und klar gehaltener Text, dessen positive Beschaffenheit in entscheidenden Fragen doch nicht über den wissenschaftlichen Thatbestand täuscht. Die Abbildungen sind zum überwiegenden Theile sehr gut, die Auswahl ist überall entsprechend. — Einer neuen Auflage würde einerseits deutlichere Hervorhebung der Haupttypen durch größere Holzschnitte (wobei dann u. A. die Nachbildung der Athene Parthenos nicht fehlen dürfte) und andererseits ein etwas reichlicherer, gleichmäßigerer Quellenverweis nützlich sein. — Niccolo Machiavelli: Das Buch vom Fürsten. Ins Deutsche übertragen von Alfred Eberhard. Berlin, W. Adolf et Co. 1868. Die beste Apologie großer und eigenthümlicher Menschen, deren Chrakterbild in der Geschichte schwankt, ist achtungsvolle Beurtheilung ihrer Werke. Diesen Zweck schätzen wir zunächst in dem Unternehmen, das Buch vom Fürsten, das den modernen Staatsrechtslehrern wie feurige Kohle durch die Hände gegangen ist, uns aufs Neue zu eigen zu machen. Aber wir dürfen hinzufügen, es geschieht hier in so exacter und vollkommener Weise, daß wir nur zu bedauern hätten, wenn uns der Ueber¬ setzer nicht den ganzen Machiavell reproducirte. Der kleine trefflich geschriebene Essay, welcher die Uebersetzung des Principe als Vorwort einleitet, gibt dem vielgeschmäh¬ ten Werke und seinem Autor die historische und zugleich die sittliche Rechtfertigung. Denn so fremdartig und erschreckend die Moral ist, welche dieser „Schwärmer des Verstandes" predigt, sie will dennoch aus einem Ideale verstanden sein, das die be¬ wegende Macht seiner Zeit war. Feind oder Freund, Jeder muß erkennen, daß die Politik in ihrer wahren Natur, die sittliche Mathematik zu sein, nie schärfer erfaßt, nie rückhaltloser dargelegt ist und daß die Staatswissenschaft durch dieses kleine Buch zuerst von Theologie und Jurisprudenz emancipirt wurde. Schon um des¬ willen ist diese Erinnerung an den großen florentinischen Staatsmann, der mit antiker Selbstverleugnung unter jeglichem Adspect nur seinem Vaterlande und dessen höchsten Zwecken diente, willkommen. Und gerade wir Deutschen haben heute ganz im Frischer Anlaß genug, den vierten Säculartag seiner Geburt (Mai 1469) mit Selbstbetrachtungen zu feiern. — Mit Ser. R beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal, welches durch alle Buchhandlungen und Postämter zu be¬ ziehen ist. Leipzig, im December 1868.Die Verlagshandlung. Verantwortliche Redacteure: Gustav Areytag u. ZuliuS Eckardt. Verlag von K. L. Herbig. — Druck von Hiithel Segler in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_287271/512>, abgerufen am 05.02.2025.