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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.

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und mit Befestigungen zu versehen vorgeschlagen, um von hier aus das
Elbfahrwasser wirksamer zu beherrschen. Die Befestigungen bei Curhaven
waren schon 1860 von der deutschen Küstenbefestigungscommission projectirt:
aber erst jetzt werden sie, allerdings in erster Linie, ausgeführt. Nach dem
Bundeshaushaltsetat für 1869 werden verwandt für Beendigung des Werks
an der Kugelbaak (einem Wegweiser, der für die Seefahrer am Lande aufge¬
stellt ist und eine Kugel trägt) bei Curhaven 80,000 Thlr.. für die artilleri-
stische Ausrüstung desselben (und zugleich des Weserforts bei Brinkhammers-
hof) 80,000 Thlr., ferner für das Werk am Leuchthurm bei Curhaven
120,000 Thlr. und für das Werk am Groden (eigentlich Außendeichland) bei
Curhaven 60.000 Thlr.: sämmtlich Werke, die natürlich blos von Schiffsge¬
schützen beschossen werden können, da sie den Positionsgeschützen eines von
Jütland herabmarschirenden Heers wegen der Breite der Elbe nicht erreich¬
bar sind.

Glücklicherweise sind wir jetzt auch durch die tegler Schießversuche mit Arm¬
strong. 300 Pfdrn., Krupp-300Pfdrn. und 200Pfdrn. (nommat 90Pfd. und
72 Pfd.) zur definitiven Feststellung der Geschützarten gelangt, welche als
Einheitscaliber für Panzerschiffe und Küstenbefestigungen dienen sollen. Jetzt
kann, unbeirrt von wechselnden Erfolgen einzelner Proben, die Fabrikation,
schnell und im Großen vor sich gehen und eine baldige Herstellung der Ver¬
theidigungsfähigkeit unserer Küstenforts wird somit zur Gewißheit.

Wir würden nach Allem, was wir bisher ausführten, bei einem voll¬
ständigen Ausbau unsrer Küsten und Hafenetablissements in der Nordsee,
außer dem Centralkriegshafen an der Jahde, eine Station an der Knocke
unterhalb Emden auf dem äußersten linken Flügel, die Weserstation bei
Bieren bez. Jmsum und die Elvstation bei Curhaven besitzen, wozu als
Marinedepots für kleinere Fahrzeuge vielleicht Norden, Tönning oder Husum
kommen könnten. Die Lage aller dieser Punkte kann sich der Leser recht gut
auf der schon erwähnten Karte der deutschen Nordseebäder im Bädeker S. S8
veranschaulichen. Doch hätten wir für die künftige Erneuerung dieser Karte
und selbst für die Herstellung der Karten in Schulatlanten noch den Wunsch,
baß Untiefen nicht blos im Allgemeinen durch punctirten Grund angedeutet
werden, sondern daß statt der unnützen, dem Land parallel laufenden Schraf-
firung vor Allem distinct diejenigen Grenzlinien von flachem und tiefem Wasser
angegeben werden, die praktisch für die Schifffahrt von Bedeutung sind.
Wir meinen erstens die Linie von S oder auch 6 Faden (36 Fuß) Tiefe bei
mittlerer Fluth, welche angibt, bis wohin das Terrain allen, auch den schwer¬
sten Kriegsschiffen zugänglich ist. Die zweite Linie wäre die von 3 Faden,
(18 Fuß) Tiefe bei mittlerer Fluth, die also Kauffahrteischiffen von nicht allzu
bedeutender Größe d. h. von 16 Fuß Tiefgang binnen längstens 12 Senn-


und mit Befestigungen zu versehen vorgeschlagen, um von hier aus das
Elbfahrwasser wirksamer zu beherrschen. Die Befestigungen bei Curhaven
waren schon 1860 von der deutschen Küstenbefestigungscommission projectirt:
aber erst jetzt werden sie, allerdings in erster Linie, ausgeführt. Nach dem
Bundeshaushaltsetat für 1869 werden verwandt für Beendigung des Werks
an der Kugelbaak (einem Wegweiser, der für die Seefahrer am Lande aufge¬
stellt ist und eine Kugel trägt) bei Curhaven 80,000 Thlr.. für die artilleri-
stische Ausrüstung desselben (und zugleich des Weserforts bei Brinkhammers-
hof) 80,000 Thlr., ferner für das Werk am Leuchthurm bei Curhaven
120,000 Thlr. und für das Werk am Groden (eigentlich Außendeichland) bei
Curhaven 60.000 Thlr.: sämmtlich Werke, die natürlich blos von Schiffsge¬
schützen beschossen werden können, da sie den Positionsgeschützen eines von
Jütland herabmarschirenden Heers wegen der Breite der Elbe nicht erreich¬
bar sind.

Glücklicherweise sind wir jetzt auch durch die tegler Schießversuche mit Arm¬
strong. 300 Pfdrn., Krupp-300Pfdrn. und 200Pfdrn. (nommat 90Pfd. und
72 Pfd.) zur definitiven Feststellung der Geschützarten gelangt, welche als
Einheitscaliber für Panzerschiffe und Küstenbefestigungen dienen sollen. Jetzt
kann, unbeirrt von wechselnden Erfolgen einzelner Proben, die Fabrikation,
schnell und im Großen vor sich gehen und eine baldige Herstellung der Ver¬
theidigungsfähigkeit unserer Küstenforts wird somit zur Gewißheit.

Wir würden nach Allem, was wir bisher ausführten, bei einem voll¬
ständigen Ausbau unsrer Küsten und Hafenetablissements in der Nordsee,
außer dem Centralkriegshafen an der Jahde, eine Station an der Knocke
unterhalb Emden auf dem äußersten linken Flügel, die Weserstation bei
Bieren bez. Jmsum und die Elvstation bei Curhaven besitzen, wozu als
Marinedepots für kleinere Fahrzeuge vielleicht Norden, Tönning oder Husum
kommen könnten. Die Lage aller dieser Punkte kann sich der Leser recht gut
auf der schon erwähnten Karte der deutschen Nordseebäder im Bädeker S. S8
veranschaulichen. Doch hätten wir für die künftige Erneuerung dieser Karte
und selbst für die Herstellung der Karten in Schulatlanten noch den Wunsch,
baß Untiefen nicht blos im Allgemeinen durch punctirten Grund angedeutet
werden, sondern daß statt der unnützen, dem Land parallel laufenden Schraf-
firung vor Allem distinct diejenigen Grenzlinien von flachem und tiefem Wasser
angegeben werden, die praktisch für die Schifffahrt von Bedeutung sind.
Wir meinen erstens die Linie von S oder auch 6 Faden (36 Fuß) Tiefe bei
mittlerer Fluth, welche angibt, bis wohin das Terrain allen, auch den schwer¬
sten Kriegsschiffen zugänglich ist. Die zweite Linie wäre die von 3 Faden,
(18 Fuß) Tiefe bei mittlerer Fluth, die also Kauffahrteischiffen von nicht allzu
bedeutender Größe d. h. von 16 Fuß Tiefgang binnen längstens 12 Senn-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_287271/495>, abgerufen am 06.02.2025.