Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.Schuppen geschoben oder mittelst der Eisenbahn nach dem Binnenlande ver- Drüben aber, links vom Hafen, auf der anderen Seite des Stroms, wo Hier liegen am User von Se. Pauli die kolossalen Schraubendampfer der 58"
Schuppen geschoben oder mittelst der Eisenbahn nach dem Binnenlande ver- Drüben aber, links vom Hafen, auf der anderen Seite des Stroms, wo Hier liegen am User von Se. Pauli die kolossalen Schraubendampfer der 58"
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Schuppen geschoben oder mittelst der Eisenbahn nach dem Binnenlande ver-
sandt werden. Denn auf dem Quai selbst, hart am Wasser, laufen Schienen¬
gleise mit Eisenbahnwagen, auf welche die Ladetakel die Ballen aus dem
Schiff übersetzen. Noch leichter geschieht dies durch die zahlreichen locomo-
bilen Dampfkrahne, kleine Dampfmaschinen, die auf den Gleisen laufen
und an jeder Stelle, wo es gewünscht wird, rastlos schnarrend mit außer¬
ordentlicher Schnelligkeit wie die Heinzelmännchen der Volkssage die Um¬
setzung der Güter zwischen Schiff und Quai besorgen. Endlos dem Auge
dehnt sich dieser Quai am Grasbrook hin, und wenn ihn auch nicht Schiffe
allergrößter Art mit voller Ladung benutzen können, so hat er doch bet Ebbe
wie bei Fluth stets 20 Fuß Wasser ; hier löschen und laden die größeren Dampfer
(außer den amerikanischen) fast ausschließlich und die Großartigkeit der Ein¬
richtungen nähert sich wenigstens der in den Bassins in Havre. Außerdem
sind neue Bassinanlagen auf dem Grasbrook selbst im Entstehn. Rechts steigt
steil und hoch die Uferhöhe empor, durch deren grünbebuschte Schluchten die
Straßen aus der Stadt nach dem Hafen herabführen, während darüber die
dem Seefahrer vertrauten geschnörkelten Linien des alten Michaeliskirchthurms
gegen den Himmel ragen. Und wie auf Vorgebirgen liegen dazwischen statt¬
lich die rothen Gebäude der Vorstadt Se. Pauli und das weithinschauende
rothe Schloß des „Seemannsasyls" mit seiner wehenden Flagge, wo beschäf¬
tigungslose Seeleute fürsorgliche Aufnahme finden.
Drüben aber, links vom Hafen, auf der anderen Seite des Stroms, wo
die Inseln am Reiherstieg mit seiner großen Eisenschiffbauanstalt und Stein¬
marder mit der bewährten einzigen Seemannsschule Deutschlands, den
zahlreichen Werften und den Sloman'schen Docks das flache Ufer füllen, bietet
sich ein neues Bild: niedrige Häuser und davor die hohen Körper der Schiffe
.auf Stapel und im Dock. Und inmitten der ganzen Scenerie liegen schwim-
wenden Burgen gleich fünf Reihen mächtiger Seeschiffe vor Anker oder an
Pfahlgruppen verdaut, stolze Klipper der größten Classe mit hochragenden
Masten und bunten spielenden Flaggen, aus Amerika, Ostindien und den
entferntesten Ländern der Erde. Dazwischen kreuzen kleine Ewer mit
ihren spitzen weißen Topsegeln und den rothbraunen Gaffelsegeln den Strom,
majestätisch wie Schwäne kommen Briggs und Barkschiffe im Gewände ihrer
Weißen Segel den Strom heraufgezogen, während dazwischen unaufhaltsam
daherschäumend die Dampfer sich den Weg bahnen.
Hier liegen am User von Se. Pauli die kolossalen Schraubendampfer der
..Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actiengesellschaft" — der
allerdings ein kürzerer Name zu wünschen wäre — die mit den bremer nord¬
deutschen Lloydsteamern wetteifernd den Verkehr Deutschlands mit Nord-
amerika unterhalten. Es ist eine prächtige Flotte, diese mächtigen als Barth
58"
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