Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.werden, die aber nicht zu den ersten Bedürfnissen gehören; es hat sich bei Vorläufig wird noch zu viel gesunder Sinn im Volke sein, als daß solche ",Ä 4) Der Gang der Dinge hängt von Gladstone ab, dessen Politik werden, die aber nicht zu den ersten Bedürfnissen gehören; es hat sich bei Vorläufig wird noch zu viel gesunder Sinn im Volke sein, als daß solche «,Ä 4) Der Gang der Dinge hängt von Gladstone ab, dessen Politik <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0444" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/287716"/> <p xml:id="ID_1109" prev="#ID_1108"> werden, die aber nicht zu den ersten Bedürfnissen gehören; es hat sich bei<lb/> denselben demgemäß eine fortwährende Steigerung der Erträge gezeigt.<lb/> Wenn Bright nun die Abschaffung der Zölle auf Thee, Kaffee und Zucker<lb/> verlangt, so streicht er damit, da er nicht eine Verdreifachung der Einkommen¬<lb/> steuer wollen kann, einfach etwa 12 Mill. aus den Staatseinnahmen, folg¬<lb/> lich müßten die Ausgaben um ebenso viel verringert werden; und da die ca.<lb/> 28. Mill. Zinsen für die Staatsschuld doch gezahlt werden sollen, müßte das<lb/> Kriegs- und Marinebudget von 26 Mill. auf 13 herabgesetzt werden. Das<lb/> wäre allerdings nach dem Herzen des Friedensmannes, der den Krimkrieg<lb/> für Unsinn erklärte; setzte er das durch, so könnten ihm Rußland und Frank¬<lb/> reich Denkmale errichten, aber England müßte die Standbilder Wellington's<lb/> und Nelson's als altes Metall verkaufen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1110"> Vorläufig wird noch zu viel gesunder Sinn im Volke sein, als daß solche<lb/> Projecte Fuß fassen könnten; aber man muß darauf vorbereitet sein, daß die<lb/> radikale Partei Fragen aufs Tapet bringt, welche die jetzige Majorität der<lb/> Wähler, die Arbeiter, bei einer Neuwahl zu einer compacten Partei vereinigt,<lb/> und erst dann würde man sehen, was Haushalterwahlrecht in England be¬<lb/> deutet. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1111" next="#ID_1112"> «,Ä 4) Der Gang der Dinge hängt von Gladstone ab, dessen Politik<lb/> zweifelhaft ist. Gladstone wird binnen Kurzem Premier sein; die Nachricht,<lb/> daß die Königin versuchen werde ein Cabinet durch Lord Granville zu bil¬<lb/> den, ist nicht ernsthaft zu nehmen, da, selbst wenn Disraeli mit einem so<lb/> schlimmen Rathe bei der Königin durchdringen sollte, Granville der Erste sein<lb/> würde seiner Gebieterin zu sagen, daß er eine so unmögliche Aufgabe ab¬<lb/> lehnen müsse. Zunächst wird es dann aus die Zusammensetzung des Glad-<lb/> stone'schen Ministeriums ankommen. Kann der Eintritt Brights vermieden<lb/> werden, so wäre das ein großer Gewinn für die liberale Partei. Bright ist<lb/> zwar als Individuum vielleicht der mächtigste Mann im Parlament; als Mini¬<lb/> ster würde er auflösend auf die Partei wirken. Allen alten Whigs ist er im<lb/> Herzen antipathisch; sie fürchten mit Recht seine weitgehenden Projecte, die<lb/> namentlich in Bezug auf Irland und auf Steuern kürzlich wieder stark her¬<lb/> vorgetreten sind, und falls er im Cabinet mit solchen Ideen durchdränge,<lb/> würden Viele eine starke Neigung spüren, zu den Tones überzugehen; es<lb/> könnte sich demzufolge eine ganz neue Gruppirung bilden welche mehr den<lb/> continentalen Parteien, Centrum, Rechte und Linke entspräche. In ähnlicher<lb/> Weise ungünstig würde Bright's Eintritt auf die auswärtige Politik wirken;<lb/> Lord Stanley's neuliche unglückliche Aeußerungen über die Türkei werden<lb/> nur den Erfolg haben. Die zu ermuthigen. welche auf ihren Zerfall speculiren,<lb/> aber die Freude in Se. Petersburg und Athen würde vollkommen sein, wenn<lb/> die personificirte Nichtintervention in London ans Ruder käme. Auch auf</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0444]
werden, die aber nicht zu den ersten Bedürfnissen gehören; es hat sich bei
denselben demgemäß eine fortwährende Steigerung der Erträge gezeigt.
Wenn Bright nun die Abschaffung der Zölle auf Thee, Kaffee und Zucker
verlangt, so streicht er damit, da er nicht eine Verdreifachung der Einkommen¬
steuer wollen kann, einfach etwa 12 Mill. aus den Staatseinnahmen, folg¬
lich müßten die Ausgaben um ebenso viel verringert werden; und da die ca.
28. Mill. Zinsen für die Staatsschuld doch gezahlt werden sollen, müßte das
Kriegs- und Marinebudget von 26 Mill. auf 13 herabgesetzt werden. Das
wäre allerdings nach dem Herzen des Friedensmannes, der den Krimkrieg
für Unsinn erklärte; setzte er das durch, so könnten ihm Rußland und Frank¬
reich Denkmale errichten, aber England müßte die Standbilder Wellington's
und Nelson's als altes Metall verkaufen.
Vorläufig wird noch zu viel gesunder Sinn im Volke sein, als daß solche
Projecte Fuß fassen könnten; aber man muß darauf vorbereitet sein, daß die
radikale Partei Fragen aufs Tapet bringt, welche die jetzige Majorität der
Wähler, die Arbeiter, bei einer Neuwahl zu einer compacten Partei vereinigt,
und erst dann würde man sehen, was Haushalterwahlrecht in England be¬
deutet. —
«,Ä 4) Der Gang der Dinge hängt von Gladstone ab, dessen Politik
zweifelhaft ist. Gladstone wird binnen Kurzem Premier sein; die Nachricht,
daß die Königin versuchen werde ein Cabinet durch Lord Granville zu bil¬
den, ist nicht ernsthaft zu nehmen, da, selbst wenn Disraeli mit einem so
schlimmen Rathe bei der Königin durchdringen sollte, Granville der Erste sein
würde seiner Gebieterin zu sagen, daß er eine so unmögliche Aufgabe ab¬
lehnen müsse. Zunächst wird es dann aus die Zusammensetzung des Glad-
stone'schen Ministeriums ankommen. Kann der Eintritt Brights vermieden
werden, so wäre das ein großer Gewinn für die liberale Partei. Bright ist
zwar als Individuum vielleicht der mächtigste Mann im Parlament; als Mini¬
ster würde er auflösend auf die Partei wirken. Allen alten Whigs ist er im
Herzen antipathisch; sie fürchten mit Recht seine weitgehenden Projecte, die
namentlich in Bezug auf Irland und auf Steuern kürzlich wieder stark her¬
vorgetreten sind, und falls er im Cabinet mit solchen Ideen durchdränge,
würden Viele eine starke Neigung spüren, zu den Tones überzugehen; es
könnte sich demzufolge eine ganz neue Gruppirung bilden welche mehr den
continentalen Parteien, Centrum, Rechte und Linke entspräche. In ähnlicher
Weise ungünstig würde Bright's Eintritt auf die auswärtige Politik wirken;
Lord Stanley's neuliche unglückliche Aeußerungen über die Türkei werden
nur den Erfolg haben. Die zu ermuthigen. welche auf ihren Zerfall speculiren,
aber die Freude in Se. Petersburg und Athen würde vollkommen sein, wenn
die personificirte Nichtintervention in London ans Ruder käme. Auch auf
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