Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.bildet seinen Hauptinhalt), gründlich verschieden sei von dem Capitel spani¬ Der erste Halbhart war an neuen Aufschlüssen und Gesichtspunkten sür Der vorliegende zweite Halbhart ist an neuen wichtigen Aufschlüssen Ein glücklicher Umstand ist dem Verfasser dabei allerdings zu Hilfe ge- bildet seinen Hauptinhalt), gründlich verschieden sei von dem Capitel spani¬ Der erste Halbhart war an neuen Aufschlüssen und Gesichtspunkten sür Der vorliegende zweite Halbhart ist an neuen wichtigen Aufschlüssen Ein glücklicher Umstand ist dem Verfasser dabei allerdings zu Hilfe ge- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0341" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/287613"/> <p xml:id="ID_871" prev="#ID_870"> bildet seinen Hauptinhalt), gründlich verschieden sei von dem Capitel spani¬<lb/> scher Revolutionshistorie, welches uns die nächste Zukunft bringen soll-</p><lb/> <p xml:id="ID_872"> Der erste Halbhart war an neuen Aufschlüssen und Gesichtspunkten sür<lb/> die spanische Restauration nach der Rückkehr des siebenten Ferdinand aus<lb/> Bayonne, außerordentlich reich gewesen. Während man bisher angenommen<lb/> hatte, der reactionäre Einfluß der Staaten der heiligen Alliance und nament¬<lb/> lich Rußlands habe wesentliche Mitschuld an der verbrecherischen Thorheit<lb/> und tyrannischen Roheit gehabt, mit welcher der letzte männliche Regent<lb/> aus dem Hause der spanischen Bourbonen gegen die Männer gewüthet hatte,<lb/> denen die Rettung seines Throns und der Unabhängigkeit seines Vaterlandes<lb/> zu danken gewesen war — erfuhren wir an der Hand der archivalischen<lb/> Schätze, welche Baumgarten's Fleiß erschlossen hatte, daß dem nicht so ge¬<lb/> wesen. Aus russischen, englischen und preußischen Depeschen wurde uns nach¬<lb/> gewiesen, daß Kaiser Alexander I. und König Friedrich Wilhelm III. Ferdi-<lb/> dinand's Wüthen gegen die Liberalen, seine Rückkehr zu den brutalsten<lb/> Formen des Absolutismus und seine Abwendung von allen Gedanken an<lb/> eine rechtlich geordnete Verfassung ebenso mißbilligt hatten, wie die, Vertreter<lb/> Englands und die freisinnigen Männer in ganz Europa. Der russische Ge¬<lb/> sandte Tatischtschew, der bisher für den Hauptmitschuldigen der nichtswürdigen<lb/> madrider Camarilla gegolten, war in Wahrheit unablässig bemüht gewesen, den<lb/> König auf bessere Bahnen zu leiten und die eingekerkerten liberalen Führer<lb/> zu befreien; in ihren Depeschen an Hardenberg und Lord Castlereagh, den<lb/> Todfeind des continentalen Liberalismus, hatten die Gesandten Schepeler<lb/> und Sir Henry Wellesley die spanische Mißregierung mindestens ebenso hart<lb/> verurtheilt, als es jene englischen Oppositionsredner thaten, welche Se. katholische<lb/> Majestät vor offenem Hause einen „verabscheuungswürdigen Wicht" (oxse-<lb/> rable nretek) titulirten — jede Spur einer Entschuldigung für den Fürsten,<lb/> der sein patriotisches Volk wie ein mongolischer Chan behandelte, ist weggefallen<lb/> und dadurch das strenge Urtheil, welches über Ferdinand VII. schon früher<lb/> feststand, beträchtlich verschärft worden.</p><lb/> <p xml:id="ID_873"> Der vorliegende zweite Halbhart ist an neuen wichtigen Aufschlüssen<lb/> nicht minder reich. Trotz der Schwierigkeiten, welche der Verfasser zu über¬<lb/> winden hatte, um in den Besitz des nöthigen Materials zu gelangen, und<lb/> trotz des Scheiterns seiner Versuche, in die Depeschen der französischen, eng¬<lb/> lischen und italienischen Staatsmänner, welche Zeugen der Vorgänge von<lb/> 1820 bis 1824 waren, gehörige Einsicht zu gewinnen, ist er im Stande<lb/> gewesen ein Bild jener Ereignisse zu entwerfen, das allenthalben das Ge¬<lb/> präge lebensvoller Wahrheit trägt und die reiche Anerkennung, welche er<lb/> durch seine früheren Arbeiten auf dem Gebiet spanischer Geschichte erworben,<lb/> beträchtlich vermehren wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_874" next="#ID_875"> Ein glücklicher Umstand ist dem Verfasser dabei allerdings zu Hilfe ge-<lb/> kommen. Das revolutionäre Spanien der I. 1820 bis 1824 könnte von einem<lb/> Manne, der so gründliche Vorstudien getrieben hatte wie Baumgarten, auch ohne<lb/> die Hilfe der Staatsarchive, welche ihm verschlossen blieben, studirt und verstan¬<lb/> den werden. Für die diplomatische Zeitgeschichte boten die preußischen Depeschen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0341]
bildet seinen Hauptinhalt), gründlich verschieden sei von dem Capitel spani¬
scher Revolutionshistorie, welches uns die nächste Zukunft bringen soll-
Der erste Halbhart war an neuen Aufschlüssen und Gesichtspunkten sür
die spanische Restauration nach der Rückkehr des siebenten Ferdinand aus
Bayonne, außerordentlich reich gewesen. Während man bisher angenommen
hatte, der reactionäre Einfluß der Staaten der heiligen Alliance und nament¬
lich Rußlands habe wesentliche Mitschuld an der verbrecherischen Thorheit
und tyrannischen Roheit gehabt, mit welcher der letzte männliche Regent
aus dem Hause der spanischen Bourbonen gegen die Männer gewüthet hatte,
denen die Rettung seines Throns und der Unabhängigkeit seines Vaterlandes
zu danken gewesen war — erfuhren wir an der Hand der archivalischen
Schätze, welche Baumgarten's Fleiß erschlossen hatte, daß dem nicht so ge¬
wesen. Aus russischen, englischen und preußischen Depeschen wurde uns nach¬
gewiesen, daß Kaiser Alexander I. und König Friedrich Wilhelm III. Ferdi-
dinand's Wüthen gegen die Liberalen, seine Rückkehr zu den brutalsten
Formen des Absolutismus und seine Abwendung von allen Gedanken an
eine rechtlich geordnete Verfassung ebenso mißbilligt hatten, wie die, Vertreter
Englands und die freisinnigen Männer in ganz Europa. Der russische Ge¬
sandte Tatischtschew, der bisher für den Hauptmitschuldigen der nichtswürdigen
madrider Camarilla gegolten, war in Wahrheit unablässig bemüht gewesen, den
König auf bessere Bahnen zu leiten und die eingekerkerten liberalen Führer
zu befreien; in ihren Depeschen an Hardenberg und Lord Castlereagh, den
Todfeind des continentalen Liberalismus, hatten die Gesandten Schepeler
und Sir Henry Wellesley die spanische Mißregierung mindestens ebenso hart
verurtheilt, als es jene englischen Oppositionsredner thaten, welche Se. katholische
Majestät vor offenem Hause einen „verabscheuungswürdigen Wicht" (oxse-
rable nretek) titulirten — jede Spur einer Entschuldigung für den Fürsten,
der sein patriotisches Volk wie ein mongolischer Chan behandelte, ist weggefallen
und dadurch das strenge Urtheil, welches über Ferdinand VII. schon früher
feststand, beträchtlich verschärft worden.
Der vorliegende zweite Halbhart ist an neuen wichtigen Aufschlüssen
nicht minder reich. Trotz der Schwierigkeiten, welche der Verfasser zu über¬
winden hatte, um in den Besitz des nöthigen Materials zu gelangen, und
trotz des Scheiterns seiner Versuche, in die Depeschen der französischen, eng¬
lischen und italienischen Staatsmänner, welche Zeugen der Vorgänge von
1820 bis 1824 waren, gehörige Einsicht zu gewinnen, ist er im Stande
gewesen ein Bild jener Ereignisse zu entwerfen, das allenthalben das Ge¬
präge lebensvoller Wahrheit trägt und die reiche Anerkennung, welche er
durch seine früheren Arbeiten auf dem Gebiet spanischer Geschichte erworben,
beträchtlich vermehren wird.
Ein glücklicher Umstand ist dem Verfasser dabei allerdings zu Hilfe ge-
kommen. Das revolutionäre Spanien der I. 1820 bis 1824 könnte von einem
Manne, der so gründliche Vorstudien getrieben hatte wie Baumgarten, auch ohne
die Hilfe der Staatsarchive, welche ihm verschlossen blieben, studirt und verstan¬
den werden. Für die diplomatische Zeitgeschichte boten die preußischen Depeschen
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