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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.

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daß ich bis zum 20. dieses, eine Messe von Ihnen zu erhalten, die angenehme
Erwartung haben könne, deren Erfüllung mir um so viel mehr Freude machen
wird, als ich mir davon sehr viel verspreche, und Ihre geäußerte Besorgniß
in Vergleich der Haydnischen Messen, nur noch mehr den Werth Ihres Werkes
erhöhet. Ich wünsche Ihnen übrigens von Herzen die schleunigste Herstellung
Ihrer vollkommenen Gesundheit, und bin mit aller Schäzung


Ihr bereitwilligster

Eisenstabe den 9. August 1807


exp. >6xxettig,tu!^ F. Esterhazy.


Ueber den Erfolg der ersten Aufführung in Eisenstabe wußte Man am
23. September 1807 in Wien noch Nichts zu sagen. Unter diesem Datum
berichtet man der "Leipziger Allgemeinen Musikzeitung" aus Wien: "Beet¬
hoven hat eine neue Messe für den Fürsten Ehlers^zy geschrieben. Bekannt¬
lich ist dieser Fürst ein eifriger Liebhaber der Kirchenmusik, für welche auch
schon Kozeluch, N. Hummel und Kreuzer aus Zürich ähnliche Arbeiten ver¬
fertigt haben." -- Beethoven selbst führte in seinem obenerwähnten Benefiee
im Theater an der Wien drei Sätze aus seiner Messe auf: "Hymne mit lat.
Text" (Gloria) und "Heilig, im Kirchenstil geschrieben" (Sanctus und Bene-
dictus). , Es war jenes merkwürdige Benefiee, in dem Beethoven u. a. seine
vmoll- und Pastorat-Symphonie und die Phantasie für Pianoforte, Chor
und Orchester aufführte. Bei der letzteren warf das Orchester um, so
daß Beethoven abbrechen und wieder von vorne anfangen ließ. Im Stich
erschien die Messe im Jahre 1812 (siehe Nottebohm: them. Verzeichniß
der W. von L. v. Beethoven Ur. 86); dennoch fand eine erste
öffentliche und vollständige Aufführung in Wien erst im Jahre 1816
statt. Die "Leipziger Allgem. M.-Zeitung" sagt darüber in demselben
Jahr in einer Notiz aus Wien: "Durch den'Betrieb des hier beliebten Mu¬
siklehrers und geschickten Organisten Herrn Gebauer wurde uns der erfreu"
liebe Genuß, Beethoven's herrliche Messe zum ersten Male öffentlich in der
Augustinerkirche aufführen zu hören. Ueber das Werk selbst ist in diesen
Blättern schon erschöpfend geurtheilt worden lBand XV. Ur. 24 u. 25) und
man bedauerte nur^ daß das Locale; wegen seiner Länge, hohen' Wölbung
und der vielen! hindernden Pfeiler, eben nicht günstig gewählt war." --
Sonstige Aufführungen der Beethoven'schen Messe waren um jene Zeit: in
Mannheim im Jahre 1815 (mehrere Sätze im Concertsaal); in PassaU' im
Jahre 1816 (zweimal in der Kirche); in Leipzig im März 1817 (im Concert). --


C. F. Po si.


daß ich bis zum 20. dieses, eine Messe von Ihnen zu erhalten, die angenehme
Erwartung haben könne, deren Erfüllung mir um so viel mehr Freude machen
wird, als ich mir davon sehr viel verspreche, und Ihre geäußerte Besorgniß
in Vergleich der Haydnischen Messen, nur noch mehr den Werth Ihres Werkes
erhöhet. Ich wünsche Ihnen übrigens von Herzen die schleunigste Herstellung
Ihrer vollkommenen Gesundheit, und bin mit aller Schäzung


Ihr bereitwilligster

Eisenstabe den 9. August 1807


exp. >6xxettig,tu!^ F. Esterhazy.


Ueber den Erfolg der ersten Aufführung in Eisenstabe wußte Man am
23. September 1807 in Wien noch Nichts zu sagen. Unter diesem Datum
berichtet man der „Leipziger Allgemeinen Musikzeitung" aus Wien: „Beet¬
hoven hat eine neue Messe für den Fürsten Ehlers^zy geschrieben. Bekannt¬
lich ist dieser Fürst ein eifriger Liebhaber der Kirchenmusik, für welche auch
schon Kozeluch, N. Hummel und Kreuzer aus Zürich ähnliche Arbeiten ver¬
fertigt haben." — Beethoven selbst führte in seinem obenerwähnten Benefiee
im Theater an der Wien drei Sätze aus seiner Messe auf: „Hymne mit lat.
Text" (Gloria) und „Heilig, im Kirchenstil geschrieben" (Sanctus und Bene-
dictus). , Es war jenes merkwürdige Benefiee, in dem Beethoven u. a. seine
vmoll- und Pastorat-Symphonie und die Phantasie für Pianoforte, Chor
und Orchester aufführte. Bei der letzteren warf das Orchester um, so
daß Beethoven abbrechen und wieder von vorne anfangen ließ. Im Stich
erschien die Messe im Jahre 1812 (siehe Nottebohm: them. Verzeichniß
der W. von L. v. Beethoven Ur. 86); dennoch fand eine erste
öffentliche und vollständige Aufführung in Wien erst im Jahre 1816
statt. Die „Leipziger Allgem. M.-Zeitung" sagt darüber in demselben
Jahr in einer Notiz aus Wien: „Durch den'Betrieb des hier beliebten Mu¬
siklehrers und geschickten Organisten Herrn Gebauer wurde uns der erfreu«
liebe Genuß, Beethoven's herrliche Messe zum ersten Male öffentlich in der
Augustinerkirche aufführen zu hören. Ueber das Werk selbst ist in diesen
Blättern schon erschöpfend geurtheilt worden lBand XV. Ur. 24 u. 25) und
man bedauerte nur^ daß das Locale; wegen seiner Länge, hohen' Wölbung
und der vielen! hindernden Pfeiler, eben nicht günstig gewählt war." —
Sonstige Aufführungen der Beethoven'schen Messe waren um jene Zeit: in
Mannheim im Jahre 1815 (mehrere Sätze im Concertsaal); in PassaU' im
Jahre 1816 (zweimal in der Kirche); in Leipzig im März 1817 (im Concert). —


C. F. Po si.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_287271/270>, abgerufen am 05.02.2025.