Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.IX. In der Zuckerzoll-Angelegenheit handelt es sich bekanntlich vor- In der ersteren Beziehung stimmten alle vorliegenden Anträge darin Die zweite der obigen Fragen anlangend, wollte der Referent ebenfalls IX. In der Zuckerzoll-Angelegenheit handelt es sich bekanntlich vor- In der ersteren Beziehung stimmten alle vorliegenden Anträge darin Die zweite der obigen Fragen anlangend, wollte der Referent ebenfalls <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0257" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/287529"/> <p xml:id="ID_667"> IX. In der Zuckerzoll-Angelegenheit handelt es sich bekanntlich vor-<lb/> zugsweise um zwei Punkte: einmal um das Verhältniß des Zolles auf Co-<lb/> lonialzucker zur Rübenzuckersteuer und sodann um die Frage, ob die letztere<lb/> die Form der Rübensteuer behalten oder in eine Fabrikatsteuer verwandelt<lb/> werden soll.</p><lb/> <p xml:id="ID_668"> In der ersteren Beziehung stimmten alle vorliegenden Anträge darin<lb/> überein, daß das S es utzz olls ystem zu verlassen sei. Selbst die b adisch en<lb/> Handelskammern, welche den sämmtlichen vom Ausschuß ausgegangenen Tarif-<lb/> Anträgen eine geschlossene Phalanx stark schutzzöllnerisch gefärbter Resolutionen<lb/> entgegengestellt hatten, sprachen sich hier für ein „möglichst richtiges Verhält¬<lb/> niß" zwischen Zoll und Steuer, im Uebrigen aber für Uebergang zur Tages¬<lb/> ordnung über diese Frage als eine durch technische Untersuchungen bedingte<lb/> aus. Specielle Borschläge enthielt ein Antrag des Herrn Eugen vom Rath<lb/> aus Cöln, welcher insbesondere die Rübensteuer von 7V- auf 8 Sgr. pro Ctr.<lb/> erhöht wissen wollte — ein Wunsch, der den Ohren des Finanzministers wie<lb/> süße Melodie geklungen haben wird. Der Ausschuß hatte aus dem angedeu¬<lb/> teten Grunde es vermieden, specielle Vorschläge zu machen, wünschte jedoch<lb/> für den Fall, daß eine umfassende Vorlage bis zum nächsten Zollparlament<lb/> nicht fertiggestellt werden könnte, eine vorläufige wesentliche Ermäßigung<lb/> der Eingangsabgaben für Zucker, insbesondere Rohzucker zum allgemeinen<lb/> Gebrauch, und für Syrup. Langen-Cöln und Brock ho ff-Duisburg hatten<lb/> speciell vorgeschlagen, daß der Eingangszoll auf Rohzucker sofort auf 3^2 Thlr.<lb/> ermäßigt werde. Gegen ein derartiges Provisorium war ein Antrag der<lb/> Magdeburger Kaufmannschaft und der Handelskammer zu Braun«<lb/> schweig gerichtet.</p><lb/> <p xml:id="ID_669"> Die zweite der obigen Fragen anlangend, wollte der Referent ebenfalls<lb/> die eventuelle Einführung einer Fabrikatsteuer nur den Regierungen zur Er¬<lb/> wägung anheimstellen. Für Beibehaltung des bisherigen Modus hatten,<lb/> insbesondere die Corporationen von Magd eburg und Braunsch we i g sich<lb/> erklärt, während Langen und Brockhoff und außerdem Reisten-Stuttgart<lb/> „im Namen sämmtlicher süddeutscher Zuckerfabriken" beantragt hatten, daß nur<lb/> die in den Consum übergehenden Zuckerfabrikate besteuert werden möchten,<lb/> weil — wie es in den Motiven heißt — „die bisherige Erhebung der Zucker¬<lb/> steuer nach dem Gewichte der Rüben einer ferneren gesunden Entwickelung der<lb/> Zucker-Production des Zollvereins ebenso hinderlich im Wege steht wie einer<lb/> gerechten Gleichstellung des Süßigkeitswerthes der fremden und einheimischen<lb/> Zucker". Unter den — freilich ungleich zahlreicheren — norddeutschen Zucker¬<lb/> fabrikanten hat diese Ansicht bisher nur einen Vertreter gefunden, welcher<lb/> deshalb als „der weiße Sperling" bekannt ist.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0257]
IX. In der Zuckerzoll-Angelegenheit handelt es sich bekanntlich vor-
zugsweise um zwei Punkte: einmal um das Verhältniß des Zolles auf Co-
lonialzucker zur Rübenzuckersteuer und sodann um die Frage, ob die letztere
die Form der Rübensteuer behalten oder in eine Fabrikatsteuer verwandelt
werden soll.
In der ersteren Beziehung stimmten alle vorliegenden Anträge darin
überein, daß das S es utzz olls ystem zu verlassen sei. Selbst die b adisch en
Handelskammern, welche den sämmtlichen vom Ausschuß ausgegangenen Tarif-
Anträgen eine geschlossene Phalanx stark schutzzöllnerisch gefärbter Resolutionen
entgegengestellt hatten, sprachen sich hier für ein „möglichst richtiges Verhält¬
niß" zwischen Zoll und Steuer, im Uebrigen aber für Uebergang zur Tages¬
ordnung über diese Frage als eine durch technische Untersuchungen bedingte
aus. Specielle Borschläge enthielt ein Antrag des Herrn Eugen vom Rath
aus Cöln, welcher insbesondere die Rübensteuer von 7V- auf 8 Sgr. pro Ctr.
erhöht wissen wollte — ein Wunsch, der den Ohren des Finanzministers wie
süße Melodie geklungen haben wird. Der Ausschuß hatte aus dem angedeu¬
teten Grunde es vermieden, specielle Vorschläge zu machen, wünschte jedoch
für den Fall, daß eine umfassende Vorlage bis zum nächsten Zollparlament
nicht fertiggestellt werden könnte, eine vorläufige wesentliche Ermäßigung
der Eingangsabgaben für Zucker, insbesondere Rohzucker zum allgemeinen
Gebrauch, und für Syrup. Langen-Cöln und Brock ho ff-Duisburg hatten
speciell vorgeschlagen, daß der Eingangszoll auf Rohzucker sofort auf 3^2 Thlr.
ermäßigt werde. Gegen ein derartiges Provisorium war ein Antrag der
Magdeburger Kaufmannschaft und der Handelskammer zu Braun«
schweig gerichtet.
Die zweite der obigen Fragen anlangend, wollte der Referent ebenfalls
die eventuelle Einführung einer Fabrikatsteuer nur den Regierungen zur Er¬
wägung anheimstellen. Für Beibehaltung des bisherigen Modus hatten,
insbesondere die Corporationen von Magd eburg und Braunsch we i g sich
erklärt, während Langen und Brockhoff und außerdem Reisten-Stuttgart
„im Namen sämmtlicher süddeutscher Zuckerfabriken" beantragt hatten, daß nur
die in den Consum übergehenden Zuckerfabrikate besteuert werden möchten,
weil — wie es in den Motiven heißt — „die bisherige Erhebung der Zucker¬
steuer nach dem Gewichte der Rüben einer ferneren gesunden Entwickelung der
Zucker-Production des Zollvereins ebenso hinderlich im Wege steht wie einer
gerechten Gleichstellung des Süßigkeitswerthes der fremden und einheimischen
Zucker". Unter den — freilich ungleich zahlreicheren — norddeutschen Zucker¬
fabrikanten hat diese Ansicht bisher nur einen Vertreter gefunden, welcher
deshalb als „der weiße Sperling" bekannt ist.
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