Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.Mas Museum für vaterländische Alterthümer in Kiel. Brief an den Redacteur der Flensburger Norddeutschen Zeitung. Verehrter Herr College! Vor einigen Wochen setzte ein Correspondent aus Sylt in Ihrem Blatt Und so ist es gekommen. Es erschien zunächst ein unzufriedenes Eingesandt Auch sein Correspondent von Sylt fuhr fort, einen Unwillen der Insel Mas Museum für vaterländische Alterthümer in Kiel. Brief an den Redacteur der Flensburger Norddeutschen Zeitung. Verehrter Herr College! Vor einigen Wochen setzte ein Correspondent aus Sylt in Ihrem Blatt Und so ist es gekommen. Es erschien zunächst ein unzufriedenes Eingesandt Auch sein Correspondent von Sylt fuhr fort, einen Unwillen der Insel <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0170" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/287442"/> </div> <div n="1"> <head> Mas Museum für vaterländische Alterthümer in Kiel.</head><lb/> <div n="2"> <head> Brief an den Redacteur der Flensburger Norddeutschen Zeitung.</head><lb/> <note type="salute"> Verehrter Herr College!</note><lb/> <p xml:id="ID_428"> Vor einigen Wochen setzte ein Correspondent aus Sylt in Ihrem Blatt<lb/> meinen Namen in eine gewisse Verbindung mit der Stein- und Bronzezeit. Die<lb/> gelehrten Anschauungen der Notiz ließen ahnen, daß ihr Verfasser der würdige<lb/> Reporter von den Inseln, Herr Lehrer Hansen vonKeitum, war. Unsere Freunde<lb/> von der deutschen Zeitungspresse, denen obliegt, unter dem Feuilletonstrich<lb/> die lyrischen Gefühle der Leser durch Allerlei zu befriedigen, waren nach einem<lb/> warmen Sommer wenig zur Schonung geneigt und brachten in vielen Blättern<lb/> einen alten Amtsgenossen als Schatzgräber in die Gesellschaft von Haifischen,<lb/> Feuersbrünsten und neuen Petroleumquellen. Der Gleichmuth, welcher einem<lb/> Journalisten bei so plötzlicher Berühmtheit wohl ansteht, wurde dem Schreiber<lb/> dieses durch die trübe Ahnung vermindert, daß jene Mittheilung weitere<lb/> Folgen haben, d. h. ihn zuletzt zu einem Journalartikel nöthigen werde.</p><lb/> <p xml:id="ID_429"> Und so ist es gekommen. Es erschien zunächst ein unzufriedenes Eingesandt<lb/> — Jtzehoer Nachrichten — worin eine Stimme von Sylt mittheilte, daß ein<lb/> Fremder, den sie als Hamburger Geschäftsmann darstellte, aus einem Hünen¬<lb/> grabs Schätze entführt und dadurch allgemeine Unzufriedenheit auf der Insel<lb/> Sylt hervorgerufen habe, auch gegen den Einsender ungefällig gewesen sei.<lb/> Darauf folgte weitere Verwickelung, durch ein Mißverständniß aus Edelmuth.<lb/> Denn Ihre Zeitung belehrte die Jtzehoer Nachrichten mit einer Ritterlichkeit,<lb/> die mich entzückt haben würde, wäre ich nicht selbst der Beschirmte gewesen,<lb/> nicht ein Hamburger Kaufmann, sondern ich sei der Räuber, und von meiner<lb/> Ehrlichkeit sei zu erwarten, daß ich Fund und Beobachtungen der civilisirten<lb/> Welt nicht vorenthalten werde. Darauf replicirte unser verehrter College in<lb/> Itzehoe, an der Identität zweifelnd und verständigen Unwillen über das Ver¬<lb/> schleppen der Alterthümer ausdrückend.</p><lb/> <p xml:id="ID_430" next="#ID_431"> Auch sein Correspondent von Sylt fuhr fort, einen Unwillen der Insel<lb/> über mehrfache Ausgrabungen durch Fremde zu constatiren: ich für mein Theil<lb/> stehe im Verdacht, einen Kessel aus einem Grabe fortgeführt zu haben, es<lb/> sei zu hoffen, daß ich mich rechtfertige. Dieser Correspondent ist wahrschein¬<lb/> lich wieder unser litecarischer Nestor von den Inseln, welcher nach dem alten<lb/> Brauch der Friesen, auf ihrer Weide ein schwarzes und ein weißes Schaf<lb/> nebeneinander zu pflöcken, sich nicht versagt hat, seiner ruhigen Würdigung<lb/> menschlicher Bestrebungen in Ihrer loyalen Zeitung eine strenge kritische Be¬<lb/> trachtung in dem Oppositionsblatt von Itzehoe gegenüberzustellen. — In<lb/> solcher Art aufgefordert, bekenne ich, in diesem Sommer nach eingeholter<lb/> Erlaubniß einen kleinen bereits zerwühlten Grabhügel unweit Kämpen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0170]
Mas Museum für vaterländische Alterthümer in Kiel.
Brief an den Redacteur der Flensburger Norddeutschen Zeitung.
Verehrter Herr College!
Vor einigen Wochen setzte ein Correspondent aus Sylt in Ihrem Blatt
meinen Namen in eine gewisse Verbindung mit der Stein- und Bronzezeit. Die
gelehrten Anschauungen der Notiz ließen ahnen, daß ihr Verfasser der würdige
Reporter von den Inseln, Herr Lehrer Hansen vonKeitum, war. Unsere Freunde
von der deutschen Zeitungspresse, denen obliegt, unter dem Feuilletonstrich
die lyrischen Gefühle der Leser durch Allerlei zu befriedigen, waren nach einem
warmen Sommer wenig zur Schonung geneigt und brachten in vielen Blättern
einen alten Amtsgenossen als Schatzgräber in die Gesellschaft von Haifischen,
Feuersbrünsten und neuen Petroleumquellen. Der Gleichmuth, welcher einem
Journalisten bei so plötzlicher Berühmtheit wohl ansteht, wurde dem Schreiber
dieses durch die trübe Ahnung vermindert, daß jene Mittheilung weitere
Folgen haben, d. h. ihn zuletzt zu einem Journalartikel nöthigen werde.
Und so ist es gekommen. Es erschien zunächst ein unzufriedenes Eingesandt
— Jtzehoer Nachrichten — worin eine Stimme von Sylt mittheilte, daß ein
Fremder, den sie als Hamburger Geschäftsmann darstellte, aus einem Hünen¬
grabs Schätze entführt und dadurch allgemeine Unzufriedenheit auf der Insel
Sylt hervorgerufen habe, auch gegen den Einsender ungefällig gewesen sei.
Darauf folgte weitere Verwickelung, durch ein Mißverständniß aus Edelmuth.
Denn Ihre Zeitung belehrte die Jtzehoer Nachrichten mit einer Ritterlichkeit,
die mich entzückt haben würde, wäre ich nicht selbst der Beschirmte gewesen,
nicht ein Hamburger Kaufmann, sondern ich sei der Räuber, und von meiner
Ehrlichkeit sei zu erwarten, daß ich Fund und Beobachtungen der civilisirten
Welt nicht vorenthalten werde. Darauf replicirte unser verehrter College in
Itzehoe, an der Identität zweifelnd und verständigen Unwillen über das Ver¬
schleppen der Alterthümer ausdrückend.
Auch sein Correspondent von Sylt fuhr fort, einen Unwillen der Insel
über mehrfache Ausgrabungen durch Fremde zu constatiren: ich für mein Theil
stehe im Verdacht, einen Kessel aus einem Grabe fortgeführt zu haben, es
sei zu hoffen, daß ich mich rechtfertige. Dieser Correspondent ist wahrschein¬
lich wieder unser litecarischer Nestor von den Inseln, welcher nach dem alten
Brauch der Friesen, auf ihrer Weide ein schwarzes und ein weißes Schaf
nebeneinander zu pflöcken, sich nicht versagt hat, seiner ruhigen Würdigung
menschlicher Bestrebungen in Ihrer loyalen Zeitung eine strenge kritische Be¬
trachtung in dem Oppositionsblatt von Itzehoe gegenüberzustellen. — In
solcher Art aufgefordert, bekenne ich, in diesem Sommer nach eingeholter
Erlaubniß einen kleinen bereits zerwühlten Grabhügel unweit Kämpen
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