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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.

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Port-Said ist eine vollkommen europäische Stadt und hat in diesem
Jahre circa 10,000 Einwohner, welche Bevölkerung aus Egyptern und nächst
diesen hauptsächlich aus Oestreichern, Franzosen. Italienern und Griechen
besteht. Letztere, der Auswurf ihres Landes, machen indeß das Leben in
Port-Said eben so unsicher wie in Suez und Alexandria. In allen diesen
Städten kommt durchschnittlich jeden Tag ein Mord vor. Zum Glück für
die übrigen Europäer, von denen sie wie die Pest gemieden werden, schlachten
die Griechen sich meist unter einander ab. Die Stadt hat einen egyptischen
Gouverneur und einen von der Regierung gepflegten Gesundheitsdienst;
fast alle maritimen Staaten sind durch Consuln vertreten, der norddeutsche
Bund durch Herrn Braun, welcher früher schon ebendaselbst Consul Preußens
war. Es gibt Kirchen. Moscheen, Hospitäler und Klöster, eine Menge
Hotels, von denen das Hotel Paguon das erste sein soll, sodann Cafes mit
und ohne Musik, öffentliche Bäder, Clubs, kurz es fehlt nichts, um schon jetzt
Port-Said als kleine Großstadt bezeichnen zu können.

Schon gegenwärtig zieht sich ein sehr reger Verkehr von und nach Port-
Said. Die Messageries, der östreichische Lloyd, die Assiste-Compagnie, die rus¬
sischen Postdampfer, sowie andere regelmäßige Dampflinien von Privaten unter¬
halten eine regelmäßige PostVerbindung mit den Haupthafen des Mittelmeeres,
der Ein- und Auslauf der Waarenschiffe ist ebenfalls ein sehr bedeutender.

Port-Said hat eine große Zukunft, und wenn Suez auch in der Ein¬
wohnerzahl, die jetzt nahe an 30,000 Seelen beträgt, vorangeeilt ist, so ist das
dem Umstände zuzuschreiben, daß es Eisenbahn hat und Transitpunkt des
Verkehrs nach Indien war. Port-Said mag in einer Reihe von Jahren die
erste Stadt (Ägyptens sein. Wie Alexandria mit seinen 200,000 Einwohnern
(zur Zeit Napoleon's I. nur 50,000 Bewohner stark) Damiette und Rosette
überflügelt hat, so wird es seinerseits von Port-Said überholt werden.
Wenn einmal die Verbindung zwischen dem rothen und mittelländischen
Meer offen steht, dann wird, falls der Durchgang frei ist und eine Eisen¬
bahn den Canal entlang läuft, alle Welt diesen Weg gehen.

Hür die Sendungen nach oder von Suez, sowie für Güter aus den
Häfen des rothen Meeres oder dahin, ist der Weg über den Isthmus zum
Theil schon heute viel billiger als jener über Cairo. Allerdings dauert
der Transport über den Isthmus 2 bis 3 Tage länger, als der über
Cairo; da die Güter aber ohnehin nicht gleich nach der Einschiffung ab¬
gehen, so wird in den meisten Fällen durch den längeren Transport nichts
an Zeit verloren. Dagegen sind die bedeutenden Ersparnisse an Fracht bei
vielen Waaren, die in großen Quantitäten versendet werden, Bürge dafür,
daß sich recht bald ein großer Waarenverkehr über den Isthmus entwickeln wird.




Grenzboten IV. 18K3.20

Port-Said ist eine vollkommen europäische Stadt und hat in diesem
Jahre circa 10,000 Einwohner, welche Bevölkerung aus Egyptern und nächst
diesen hauptsächlich aus Oestreichern, Franzosen. Italienern und Griechen
besteht. Letztere, der Auswurf ihres Landes, machen indeß das Leben in
Port-Said eben so unsicher wie in Suez und Alexandria. In allen diesen
Städten kommt durchschnittlich jeden Tag ein Mord vor. Zum Glück für
die übrigen Europäer, von denen sie wie die Pest gemieden werden, schlachten
die Griechen sich meist unter einander ab. Die Stadt hat einen egyptischen
Gouverneur und einen von der Regierung gepflegten Gesundheitsdienst;
fast alle maritimen Staaten sind durch Consuln vertreten, der norddeutsche
Bund durch Herrn Braun, welcher früher schon ebendaselbst Consul Preußens
war. Es gibt Kirchen. Moscheen, Hospitäler und Klöster, eine Menge
Hotels, von denen das Hotel Paguon das erste sein soll, sodann Cafes mit
und ohne Musik, öffentliche Bäder, Clubs, kurz es fehlt nichts, um schon jetzt
Port-Said als kleine Großstadt bezeichnen zu können.

Schon gegenwärtig zieht sich ein sehr reger Verkehr von und nach Port-
Said. Die Messageries, der östreichische Lloyd, die Assiste-Compagnie, die rus¬
sischen Postdampfer, sowie andere regelmäßige Dampflinien von Privaten unter¬
halten eine regelmäßige PostVerbindung mit den Haupthafen des Mittelmeeres,
der Ein- und Auslauf der Waarenschiffe ist ebenfalls ein sehr bedeutender.

Port-Said hat eine große Zukunft, und wenn Suez auch in der Ein¬
wohnerzahl, die jetzt nahe an 30,000 Seelen beträgt, vorangeeilt ist, so ist das
dem Umstände zuzuschreiben, daß es Eisenbahn hat und Transitpunkt des
Verkehrs nach Indien war. Port-Said mag in einer Reihe von Jahren die
erste Stadt (Ägyptens sein. Wie Alexandria mit seinen 200,000 Einwohnern
(zur Zeit Napoleon's I. nur 50,000 Bewohner stark) Damiette und Rosette
überflügelt hat, so wird es seinerseits von Port-Said überholt werden.
Wenn einmal die Verbindung zwischen dem rothen und mittelländischen
Meer offen steht, dann wird, falls der Durchgang frei ist und eine Eisen¬
bahn den Canal entlang läuft, alle Welt diesen Weg gehen.

Hür die Sendungen nach oder von Suez, sowie für Güter aus den
Häfen des rothen Meeres oder dahin, ist der Weg über den Isthmus zum
Theil schon heute viel billiger als jener über Cairo. Allerdings dauert
der Transport über den Isthmus 2 bis 3 Tage länger, als der über
Cairo; da die Güter aber ohnehin nicht gleich nach der Einschiffung ab¬
gehen, so wird in den meisten Fällen durch den längeren Transport nichts
an Zeit verloren. Dagegen sind die bedeutenden Ersparnisse an Fracht bei
vielen Waaren, die in großen Quantitäten versendet werden, Bürge dafür,
daß sich recht bald ein großer Waarenverkehr über den Isthmus entwickeln wird.




Grenzboten IV. 18K3.20
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[0169] Port-Said ist eine vollkommen europäische Stadt und hat in diesem Jahre circa 10,000 Einwohner, welche Bevölkerung aus Egyptern und nächst diesen hauptsächlich aus Oestreichern, Franzosen. Italienern und Griechen besteht. Letztere, der Auswurf ihres Landes, machen indeß das Leben in Port-Said eben so unsicher wie in Suez und Alexandria. In allen diesen Städten kommt durchschnittlich jeden Tag ein Mord vor. Zum Glück für die übrigen Europäer, von denen sie wie die Pest gemieden werden, schlachten die Griechen sich meist unter einander ab. Die Stadt hat einen egyptischen Gouverneur und einen von der Regierung gepflegten Gesundheitsdienst; fast alle maritimen Staaten sind durch Consuln vertreten, der norddeutsche Bund durch Herrn Braun, welcher früher schon ebendaselbst Consul Preußens war. Es gibt Kirchen. Moscheen, Hospitäler und Klöster, eine Menge Hotels, von denen das Hotel Paguon das erste sein soll, sodann Cafes mit und ohne Musik, öffentliche Bäder, Clubs, kurz es fehlt nichts, um schon jetzt Port-Said als kleine Großstadt bezeichnen zu können. Schon gegenwärtig zieht sich ein sehr reger Verkehr von und nach Port- Said. Die Messageries, der östreichische Lloyd, die Assiste-Compagnie, die rus¬ sischen Postdampfer, sowie andere regelmäßige Dampflinien von Privaten unter¬ halten eine regelmäßige PostVerbindung mit den Haupthafen des Mittelmeeres, der Ein- und Auslauf der Waarenschiffe ist ebenfalls ein sehr bedeutender. Port-Said hat eine große Zukunft, und wenn Suez auch in der Ein¬ wohnerzahl, die jetzt nahe an 30,000 Seelen beträgt, vorangeeilt ist, so ist das dem Umstände zuzuschreiben, daß es Eisenbahn hat und Transitpunkt des Verkehrs nach Indien war. Port-Said mag in einer Reihe von Jahren die erste Stadt (Ägyptens sein. Wie Alexandria mit seinen 200,000 Einwohnern (zur Zeit Napoleon's I. nur 50,000 Bewohner stark) Damiette und Rosette überflügelt hat, so wird es seinerseits von Port-Said überholt werden. Wenn einmal die Verbindung zwischen dem rothen und mittelländischen Meer offen steht, dann wird, falls der Durchgang frei ist und eine Eisen¬ bahn den Canal entlang läuft, alle Welt diesen Weg gehen. Hür die Sendungen nach oder von Suez, sowie für Güter aus den Häfen des rothen Meeres oder dahin, ist der Weg über den Isthmus zum Theil schon heute viel billiger als jener über Cairo. Allerdings dauert der Transport über den Isthmus 2 bis 3 Tage länger, als der über Cairo; da die Güter aber ohnehin nicht gleich nach der Einschiffung ab¬ gehen, so wird in den meisten Fällen durch den längeren Transport nichts an Zeit verloren. Dagegen sind die bedeutenden Ersparnisse an Fracht bei vielen Waaren, die in großen Quantitäten versendet werden, Bürge dafür, daß sich recht bald ein großer Waarenverkehr über den Isthmus entwickeln wird. Grenzboten IV. 18K3.20

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_287271/169>, abgerufen am 05.02.2025.