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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

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vollendet im Roth ihrer Backsteine tief unter uns in grandioser Länge dahin,
beide in demselben Kessel hart nebeneinander, parallel und nach Westen wie
nach Norden und Süden von kolossalen senkrechten Erdwänden abgeschlossen,
die durch das Ausschachten des Dockbassins entstanden sind. Nach Osten
vor uns öffnet sich dieses Dockbässin, um in das noch viel größere Binnen,
Hafenbassin überzugehen: sobald beide fertig und voll Wasser sind, werden
sie von einander in der Weise, wie es an der Weser am gewöhnlichsten ist,
nämlich durch Pontonschleusen getrennt werden, d. h. durch ein eisernes Schiff-
dessen Längenschnitt die Schleusenbreite gerade ausfüllt und somit ein Pon¬
ton-Thor bildet. An seiner Westseite dagegen, d. h, unmittelbar uns zu Füßen,
enthält das Dockbässin noch zwei Paar besonderer abgerundeter Fundament-
constructionen aus Klinkersteinen, welche bestimmt sind, vier große Pumpen
eines mächtigen Pumpwerks zu tragen, sowie die drei Dampfmaschinen
mit ihren fünf Cornwallkesseln, 'welche die Pumpen in Bewegung setzen.
Innerhalb der Dockmauern laufen große Spülcanäle, die mit Schützen ver¬
sehen sind und das Wasser der Docks nach dem Pumpwerk führen, wo es
gehoben und wieder in den Binnenhafen gepumpt werden kann.

Nördlich der beiden oben beschriebenen Docks wird noch ein drittes
Trockendock angelegt, das kleiner und nur etwa für gedeckte Corvetten be¬
stimmt ist, also circa 330 Fuß Länge erhält. Vor der Panzerära waren nur
zwei kleinere von 200 -- 230 Fuß Länge projectirt, 1867 sind zwei große
Trockendocks in Angriff und ein drittes kleineres in Aussicht genommen, die
mit der Wasserhebungs- und der Dampfmaschine 1,600,000 Thlr. kosten sollen-
Das kleinere Dock wie zwei nördlich davon, dicht daneben zu erbauende ge¬
deckte Hellinge (für den Bau neuer oder die Reparatur aufgeschlippter Schiffe)
sind den beiden großen Docks ganz parallel, auch von Westen nach Osten
gerichtet. Die östlichen Enden aller fünf Platformen münden rechtwinklig in
die Westseite des Binnenhafenbassins, während sich nordwestlich noch das
kleine Bassin des Boot- und Mastenhafens an dieselbe anschließen wird.
Vorläufig aber stehen nördlich des Bassins der beiden großen Docks noch
nahe dem Rand aus der Höhe die Gruppe von vier Cisternen, die zwei
Traß- und zwei Mörtel-Mühlen, die zusammen über 20,000 Thlr. gekostet
haben, und das Bindemittel der Bausteine unter un'd über Wasser liefern.

Wir steigen jetzt von unserem Standpunkt, der Westkante des ganzen
Marineetablissements, von wo wir die Docks, das Binnenhafenbassin und
den Hafenccmal übersehen, zu den ersteren nieder und nun wird erst augen¬
fällig, wie hoch der Rand der Bassins über ihrer Sohle liegt, wie tief man
bis zur letzteren hat graben müssen. Unten schreiten wir auf der Ziegelstein-
platform, der Basis eines der beiden mächtigen Docks dahin, und treten aus
ihrem östlichen Ende in ein noch viel geräumigeres künftiges Binnenhafen-


vollendet im Roth ihrer Backsteine tief unter uns in grandioser Länge dahin,
beide in demselben Kessel hart nebeneinander, parallel und nach Westen wie
nach Norden und Süden von kolossalen senkrechten Erdwänden abgeschlossen,
die durch das Ausschachten des Dockbassins entstanden sind. Nach Osten
vor uns öffnet sich dieses Dockbässin, um in das noch viel größere Binnen,
Hafenbassin überzugehen: sobald beide fertig und voll Wasser sind, werden
sie von einander in der Weise, wie es an der Weser am gewöhnlichsten ist,
nämlich durch Pontonschleusen getrennt werden, d. h. durch ein eisernes Schiff-
dessen Längenschnitt die Schleusenbreite gerade ausfüllt und somit ein Pon¬
ton-Thor bildet. An seiner Westseite dagegen, d. h, unmittelbar uns zu Füßen,
enthält das Dockbässin noch zwei Paar besonderer abgerundeter Fundament-
constructionen aus Klinkersteinen, welche bestimmt sind, vier große Pumpen
eines mächtigen Pumpwerks zu tragen, sowie die drei Dampfmaschinen
mit ihren fünf Cornwallkesseln, 'welche die Pumpen in Bewegung setzen.
Innerhalb der Dockmauern laufen große Spülcanäle, die mit Schützen ver¬
sehen sind und das Wasser der Docks nach dem Pumpwerk führen, wo es
gehoben und wieder in den Binnenhafen gepumpt werden kann.

Nördlich der beiden oben beschriebenen Docks wird noch ein drittes
Trockendock angelegt, das kleiner und nur etwa für gedeckte Corvetten be¬
stimmt ist, also circa 330 Fuß Länge erhält. Vor der Panzerära waren nur
zwei kleinere von 200 — 230 Fuß Länge projectirt, 1867 sind zwei große
Trockendocks in Angriff und ein drittes kleineres in Aussicht genommen, die
mit der Wasserhebungs- und der Dampfmaschine 1,600,000 Thlr. kosten sollen-
Das kleinere Dock wie zwei nördlich davon, dicht daneben zu erbauende ge¬
deckte Hellinge (für den Bau neuer oder die Reparatur aufgeschlippter Schiffe)
sind den beiden großen Docks ganz parallel, auch von Westen nach Osten
gerichtet. Die östlichen Enden aller fünf Platformen münden rechtwinklig in
die Westseite des Binnenhafenbassins, während sich nordwestlich noch das
kleine Bassin des Boot- und Mastenhafens an dieselbe anschließen wird.
Vorläufig aber stehen nördlich des Bassins der beiden großen Docks noch
nahe dem Rand aus der Höhe die Gruppe von vier Cisternen, die zwei
Traß- und zwei Mörtel-Mühlen, die zusammen über 20,000 Thlr. gekostet
haben, und das Bindemittel der Bausteine unter un'd über Wasser liefern.

Wir steigen jetzt von unserem Standpunkt, der Westkante des ganzen
Marineetablissements, von wo wir die Docks, das Binnenhafenbassin und
den Hafenccmal übersehen, zu den ersteren nieder und nun wird erst augen¬
fällig, wie hoch der Rand der Bassins über ihrer Sohle liegt, wie tief man
bis zur letzteren hat graben müssen. Unten schreiten wir auf der Ziegelstein-
platform, der Basis eines der beiden mächtigen Docks dahin, und treten aus
ihrem östlichen Ende in ein noch viel geräumigeres künftiges Binnenhafen-


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[0490] vollendet im Roth ihrer Backsteine tief unter uns in grandioser Länge dahin, beide in demselben Kessel hart nebeneinander, parallel und nach Westen wie nach Norden und Süden von kolossalen senkrechten Erdwänden abgeschlossen, die durch das Ausschachten des Dockbassins entstanden sind. Nach Osten vor uns öffnet sich dieses Dockbässin, um in das noch viel größere Binnen, Hafenbassin überzugehen: sobald beide fertig und voll Wasser sind, werden sie von einander in der Weise, wie es an der Weser am gewöhnlichsten ist, nämlich durch Pontonschleusen getrennt werden, d. h. durch ein eisernes Schiff- dessen Längenschnitt die Schleusenbreite gerade ausfüllt und somit ein Pon¬ ton-Thor bildet. An seiner Westseite dagegen, d. h, unmittelbar uns zu Füßen, enthält das Dockbässin noch zwei Paar besonderer abgerundeter Fundament- constructionen aus Klinkersteinen, welche bestimmt sind, vier große Pumpen eines mächtigen Pumpwerks zu tragen, sowie die drei Dampfmaschinen mit ihren fünf Cornwallkesseln, 'welche die Pumpen in Bewegung setzen. Innerhalb der Dockmauern laufen große Spülcanäle, die mit Schützen ver¬ sehen sind und das Wasser der Docks nach dem Pumpwerk führen, wo es gehoben und wieder in den Binnenhafen gepumpt werden kann. Nördlich der beiden oben beschriebenen Docks wird noch ein drittes Trockendock angelegt, das kleiner und nur etwa für gedeckte Corvetten be¬ stimmt ist, also circa 330 Fuß Länge erhält. Vor der Panzerära waren nur zwei kleinere von 200 — 230 Fuß Länge projectirt, 1867 sind zwei große Trockendocks in Angriff und ein drittes kleineres in Aussicht genommen, die mit der Wasserhebungs- und der Dampfmaschine 1,600,000 Thlr. kosten sollen- Das kleinere Dock wie zwei nördlich davon, dicht daneben zu erbauende ge¬ deckte Hellinge (für den Bau neuer oder die Reparatur aufgeschlippter Schiffe) sind den beiden großen Docks ganz parallel, auch von Westen nach Osten gerichtet. Die östlichen Enden aller fünf Platformen münden rechtwinklig in die Westseite des Binnenhafenbassins, während sich nordwestlich noch das kleine Bassin des Boot- und Mastenhafens an dieselbe anschließen wird. Vorläufig aber stehen nördlich des Bassins der beiden großen Docks noch nahe dem Rand aus der Höhe die Gruppe von vier Cisternen, die zwei Traß- und zwei Mörtel-Mühlen, die zusammen über 20,000 Thlr. gekostet haben, und das Bindemittel der Bausteine unter un'd über Wasser liefern. Wir steigen jetzt von unserem Standpunkt, der Westkante des ganzen Marineetablissements, von wo wir die Docks, das Binnenhafenbassin und den Hafenccmal übersehen, zu den ersteren nieder und nun wird erst augen¬ fällig, wie hoch der Rand der Bassins über ihrer Sohle liegt, wie tief man bis zur letzteren hat graben müssen. Unten schreiten wir auf der Ziegelstein- platform, der Basis eines der beiden mächtigen Docks dahin, und treten aus ihrem östlichen Ende in ein noch viel geräumigeres künftiges Binnenhafen-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/490>, abgerufen am 04.07.2024.