Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.sind, wobei der First und das ganze Gebäude stark nach dem Wasser ge¬ Unweit des südlichsten Theiles der Werft liegt endlich gegenüber einer Trotz der Verlegung der Werftdivision und aller andren Hauptmarine¬ sind, wobei der First und das ganze Gebäude stark nach dem Wasser ge¬ Unweit des südlichsten Theiles der Werft liegt endlich gegenüber einer Trotz der Verlegung der Werftdivision und aller andren Hauptmarine¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0350" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/287062"/> <p xml:id="ID_895" prev="#ID_894"> sind, wobei der First und das ganze Gebäude stark nach dem Wasser ge¬<lb/> neigt ist: darin aber erhebt sich, auf colossalen Stapelklötzen ruhend, der ge¬<lb/> waltige Bau einer Corvette mit ihren massigen Eichenstamm - Spanten und<lb/> den völlig sichtbaren schönen feinen Formen, deren scharfe Schneide an den<lb/> Enden allmählich mit der mächtigen Wölbung des Körpers in der Mitte<lb/> verschmilzt und hinten den Schraubenbrunnen mit seinen bronzenen Führun¬<lb/> gen zum Auf- und Abwinden der Schraube zeigt. Am südlichsten Theil des<lb/> Stromufers aber, gegenüber der weiter binnen liegenden Schmiede, den Reep¬<lb/> schlägerbahnen für Anfertigung der Taue und den Segelmacherböden, lag<lb/> früher das Kasernenschiff „Barbarossa", das jetzt seinen Platz in Kiel am<lb/> königlichen Schlosse gefunden hat, stationär vor Anker; dessen grotesk buntes,<lb/> unkünstlerisches Gallionbild, aus den Zeiten der deutschen Flotte stammend,<lb/> starrt als Holzstatue Kaiser Rothbarts noch heute in den Magazinen dem<lb/> Besucher überraschend entgegen.</p><lb/> <p xml:id="ID_896"> Unweit des südlichsten Theiles der Werft liegt endlich gegenüber einer<lb/> Schanze des rechten Ufers im Strom verankert das hölzerne, schwimmende<lb/> Dock des Schiffbaumeisters Klaevitter, das aber mit seinen Schleusenthoren<lb/> und seiner geringen Tiefe nur Schiffen bis 13 Fuß Tiefgang Eingang ver¬<lb/> stattet, sodaß „Gefion" und „Thetis" erst gänzlich abrüsten mußten, um<lb/> darin ausgebessert werden zu können, und die gedeckten Corvetten sogar<lb/> noch Maschinen und Kessel herzugeben gezwungen waren, obwohl eine sichere,<lb/> feste Lage dieser Stücke von höchster Wichtigkeit ist. Weiter abwärts<lb/> im Strom, vom Dock aus gerechnet, zieht sich ziemlich nahe dem Ufer<lb/> eine ganze Kette von Kriegsschiffen hin, die allerdings vor der Verlegung<lb/> der Mannestation nach Kiel noch weit zahlreicher war, theils abgerüstete<lb/> Schiffe, mit dem Rumpf hoch über Wasser liegend und nur von kahlen Mast-<lb/> stumpfen nebst den Marsen überragt, theils ausgerüstete Schiffe mit stolzer<lb/> Takelage und blitzenden Kanonen in der Brettseite — gegenwärtig meist nur<lb/> solche Fahrzeuge, die entweder eben ausgebessert worden sind oder noch der<lb/> Ausbesserung harren.</p><lb/> <p xml:id="ID_897" next="#ID_898"> Trotz der Verlegung der Werftdivision und aller andren Hauptmarine¬<lb/> behörden nach Kiel, trotz der Einrichtung eines vollständigen Marinedepots an<lb/> letzterem Orte hat man es im Uebrigen doch zweckmäßig gefunden, die könig¬<lb/> liche Werft vorläufig in Danzig zu lassen; und auch für die Zukunft, selbst<lb/> wenn der Kriegshafen in Kiel in der allervollständigsten Weise ausgebaut ist,<lb/> wird sich dies empfehlen. Ein Abbrechen dieser Etablissements und eine<lb/> Ueberführung des Materials nach Kiel würde einmal an sich überaus kost¬<lb/> spielig sein, namentlich im Verhältniß zum Werth des Materials selber, und<lb/> außerdem den Hauptwerth derselben vernichten, da dieser in der Arbeit des<lb/> Aufbaues bestanden hat (bis 1864 waren schon 400,000 Thlr. auf diese</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0350]
sind, wobei der First und das ganze Gebäude stark nach dem Wasser ge¬
neigt ist: darin aber erhebt sich, auf colossalen Stapelklötzen ruhend, der ge¬
waltige Bau einer Corvette mit ihren massigen Eichenstamm - Spanten und
den völlig sichtbaren schönen feinen Formen, deren scharfe Schneide an den
Enden allmählich mit der mächtigen Wölbung des Körpers in der Mitte
verschmilzt und hinten den Schraubenbrunnen mit seinen bronzenen Führun¬
gen zum Auf- und Abwinden der Schraube zeigt. Am südlichsten Theil des
Stromufers aber, gegenüber der weiter binnen liegenden Schmiede, den Reep¬
schlägerbahnen für Anfertigung der Taue und den Segelmacherböden, lag
früher das Kasernenschiff „Barbarossa", das jetzt seinen Platz in Kiel am
königlichen Schlosse gefunden hat, stationär vor Anker; dessen grotesk buntes,
unkünstlerisches Gallionbild, aus den Zeiten der deutschen Flotte stammend,
starrt als Holzstatue Kaiser Rothbarts noch heute in den Magazinen dem
Besucher überraschend entgegen.
Unweit des südlichsten Theiles der Werft liegt endlich gegenüber einer
Schanze des rechten Ufers im Strom verankert das hölzerne, schwimmende
Dock des Schiffbaumeisters Klaevitter, das aber mit seinen Schleusenthoren
und seiner geringen Tiefe nur Schiffen bis 13 Fuß Tiefgang Eingang ver¬
stattet, sodaß „Gefion" und „Thetis" erst gänzlich abrüsten mußten, um
darin ausgebessert werden zu können, und die gedeckten Corvetten sogar
noch Maschinen und Kessel herzugeben gezwungen waren, obwohl eine sichere,
feste Lage dieser Stücke von höchster Wichtigkeit ist. Weiter abwärts
im Strom, vom Dock aus gerechnet, zieht sich ziemlich nahe dem Ufer
eine ganze Kette von Kriegsschiffen hin, die allerdings vor der Verlegung
der Mannestation nach Kiel noch weit zahlreicher war, theils abgerüstete
Schiffe, mit dem Rumpf hoch über Wasser liegend und nur von kahlen Mast-
stumpfen nebst den Marsen überragt, theils ausgerüstete Schiffe mit stolzer
Takelage und blitzenden Kanonen in der Brettseite — gegenwärtig meist nur
solche Fahrzeuge, die entweder eben ausgebessert worden sind oder noch der
Ausbesserung harren.
Trotz der Verlegung der Werftdivision und aller andren Hauptmarine¬
behörden nach Kiel, trotz der Einrichtung eines vollständigen Marinedepots an
letzterem Orte hat man es im Uebrigen doch zweckmäßig gefunden, die könig¬
liche Werft vorläufig in Danzig zu lassen; und auch für die Zukunft, selbst
wenn der Kriegshafen in Kiel in der allervollständigsten Weise ausgebaut ist,
wird sich dies empfehlen. Ein Abbrechen dieser Etablissements und eine
Ueberführung des Materials nach Kiel würde einmal an sich überaus kost¬
spielig sein, namentlich im Verhältniß zum Werth des Materials selber, und
außerdem den Hauptwerth derselben vernichten, da dieser in der Arbeit des
Aufbaues bestanden hat (bis 1864 waren schon 400,000 Thlr. auf diese
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