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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

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das bereits bei Mittel-Pöllnitz stehende Corps über die Saale zurückgenom¬
men und die Armee nach der Unstrut vorgeschoben wurde. Für Napoleon
bedeutete er die Vereinigung seines linken Flügels, der von Coburg über
Gräfenthal herausmarschirte, mit dem Centrum, welches von ihm selbst von
Kronach auf Schleiz und Gera dirigirt wurde. Ehe diese Vereinigung zu
Stande gekommen, wollte er nicht vorrücken. ,Ma jonetivu avec eng, Zauelis
u'est xas eucors kalts," schreibt er am Morgen des 10. Oct. an Soult,
"vu an monts xar ach xostss de eavalerie, c^ni ne signikevt riev. I.e
ins-rSodal I^g-viles n'arrivera pu'arrjourä'Iiui a L^alkelä, a moins <zue l'ennemi
u> soll en doree evllsiäSradle. ^ohl los journöes an 10. et nu 11. seront
perüues. Li ma jouetioll est kalte, je xousserg.i en avant jusW' a Z^eustaät
et I>ixtis.'° Und über die Stärke des Feindes, den er dort erwartete, schreibt
er an den Großherzog von Berg, der die Avantgarde des Centrums führte:
"Vous 8g>v<Z2 oorvdisli it in'imxorte ac eovvattre acus Je>. jourvee 1e mouve-
msnt sur Laaltslä, ann c^ne, si 1'öQuemi g.van röuni 1^ xlus ac 2S.000
domines, je Misse taire wareder ass revkvrts xg.r ^oesueek et Iss
prenäre en yueue." Von dieser Lage der Dinge auf Seiten der Feinde
wird sich der Prinz durch die Nachrichten überzeugt haben, die er am Abend
von der Gräfenthaler und der Pößnecker Straße empfing, und wie besorgt
er auch jetzt um die Position sein mochte: er mußte sie um jeden Preis zu
halten suchen bis zur Ankunft der Anvantgarde der Hauptarmee, die ihm
versprochen worden war. Von einem leichtsinnig entrirten Gefechte kann
hier nicht die Rede sein, und der Prinz war, wie man sieht, keineswegs in
leichter zuversichtlicher Stimmung.

Was nun unsere specielle Frage betrifft, so ist zunächst zu constatiren,
daß der Reiter des Windorfschen Berichtes und jener Guindey, welcher in
den schlesischen Provinzialvlärtern v. I. 1808 erklärte, den Prinzen im Zwei¬
kampfe besiegt zu haben, und dem auch T. R. diese That zuschreibt, nicht
eine und dieselbe Person sind. Denn dieser trug in der Affaire von Saal¬
feld mehrere Säbelhiebe davon, und sein Pferd erhielt eine Kugel; jener
blieb, wie sein Pferd, unverwundet, -- eine Thatsache, deren sich Herr Win¬
dorf genau erinnert. Beide aber gehörten, wie ich nicht mehr bezweifeln
kann, zu demselben Regiments, den 10. Husaren. Zwar Herr Windorf nennt
ihn. und mit ihm ein anderer Augenzeuge, einen Dragoner, von einigen
Andern wird er als Chevauxleger bezeichnet, und ich vermuthete des geraden
Säbels wegen, den er trug, daß er von den lüdasseurs ä elieval gewesen
sei, die mit unter Lannes' Befehl standen; aber diese blieben, wie Guindey
glaubwürdig versichert, den Tag über in Reserve, und es wird ihnen -- dies
war mir der einzige schwierige, aber bei der auffälligen Unsicherheit der
Quellen nicht durchaus anstößige Punkt der Windorfschen Erzählung -- auch


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das bereits bei Mittel-Pöllnitz stehende Corps über die Saale zurückgenom¬
men und die Armee nach der Unstrut vorgeschoben wurde. Für Napoleon
bedeutete er die Vereinigung seines linken Flügels, der von Coburg über
Gräfenthal herausmarschirte, mit dem Centrum, welches von ihm selbst von
Kronach auf Schleiz und Gera dirigirt wurde. Ehe diese Vereinigung zu
Stande gekommen, wollte er nicht vorrücken. ,Ma jonetivu avec eng, Zauelis
u'est xas eucors kalts," schreibt er am Morgen des 10. Oct. an Soult,
„vu an monts xar ach xostss de eavalerie, c^ni ne signikevt riev. I.e
ins-rSodal I^g-viles n'arrivera pu'arrjourä'Iiui a L^alkelä, a moins <zue l'ennemi
u> soll en doree evllsiäSradle. ^ohl los journöes an 10. et nu 11. seront
perüues. Li ma jouetioll est kalte, je xousserg.i en avant jusW' a Z^eustaät
et I>ixtis.'° Und über die Stärke des Feindes, den er dort erwartete, schreibt
er an den Großherzog von Berg, der die Avantgarde des Centrums führte:
„Vous 8g>v<Z2 oorvdisli it in'imxorte ac eovvattre acus Je>. jourvee 1e mouve-
msnt sur Laaltslä, ann c^ne, si 1'öQuemi g.van röuni 1^ xlus ac 2S.000
domines, je Misse taire wareder ass revkvrts xg.r ^oesueek et Iss
prenäre en yueue." Von dieser Lage der Dinge auf Seiten der Feinde
wird sich der Prinz durch die Nachrichten überzeugt haben, die er am Abend
von der Gräfenthaler und der Pößnecker Straße empfing, und wie besorgt
er auch jetzt um die Position sein mochte: er mußte sie um jeden Preis zu
halten suchen bis zur Ankunft der Anvantgarde der Hauptarmee, die ihm
versprochen worden war. Von einem leichtsinnig entrirten Gefechte kann
hier nicht die Rede sein, und der Prinz war, wie man sieht, keineswegs in
leichter zuversichtlicher Stimmung.

Was nun unsere specielle Frage betrifft, so ist zunächst zu constatiren,
daß der Reiter des Windorfschen Berichtes und jener Guindey, welcher in
den schlesischen Provinzialvlärtern v. I. 1808 erklärte, den Prinzen im Zwei¬
kampfe besiegt zu haben, und dem auch T. R. diese That zuschreibt, nicht
eine und dieselbe Person sind. Denn dieser trug in der Affaire von Saal¬
feld mehrere Säbelhiebe davon, und sein Pferd erhielt eine Kugel; jener
blieb, wie sein Pferd, unverwundet, — eine Thatsache, deren sich Herr Win¬
dorf genau erinnert. Beide aber gehörten, wie ich nicht mehr bezweifeln
kann, zu demselben Regiments, den 10. Husaren. Zwar Herr Windorf nennt
ihn. und mit ihm ein anderer Augenzeuge, einen Dragoner, von einigen
Andern wird er als Chevauxleger bezeichnet, und ich vermuthete des geraden
Säbels wegen, den er trug, daß er von den lüdasseurs ä elieval gewesen
sei, die mit unter Lannes' Befehl standen; aber diese blieben, wie Guindey
glaubwürdig versichert, den Tag über in Reserve, und es wird ihnen — dies
war mir der einzige schwierige, aber bei der auffälligen Unsicherheit der
Quellen nicht durchaus anstößige Punkt der Windorfschen Erzählung — auch


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[0297] das bereits bei Mittel-Pöllnitz stehende Corps über die Saale zurückgenom¬ men und die Armee nach der Unstrut vorgeschoben wurde. Für Napoleon bedeutete er die Vereinigung seines linken Flügels, der von Coburg über Gräfenthal herausmarschirte, mit dem Centrum, welches von ihm selbst von Kronach auf Schleiz und Gera dirigirt wurde. Ehe diese Vereinigung zu Stande gekommen, wollte er nicht vorrücken. ,Ma jonetivu avec eng, Zauelis u'est xas eucors kalts," schreibt er am Morgen des 10. Oct. an Soult, „vu an monts xar ach xostss de eavalerie, c^ni ne signikevt riev. I.e ins-rSodal I^g-viles n'arrivera pu'arrjourä'Iiui a L^alkelä, a moins <zue l'ennemi u> soll en doree evllsiäSradle. ^ohl los journöes an 10. et nu 11. seront perüues. Li ma jouetioll est kalte, je xousserg.i en avant jusW' a Z^eustaät et I>ixtis.'° Und über die Stärke des Feindes, den er dort erwartete, schreibt er an den Großherzog von Berg, der die Avantgarde des Centrums führte: „Vous 8g>v<Z2 oorvdisli it in'imxorte ac eovvattre acus Je>. jourvee 1e mouve- msnt sur Laaltslä, ann c^ne, si 1'öQuemi g.van röuni 1^ xlus ac 2S.000 domines, je Misse taire wareder ass revkvrts xg.r ^oesueek et Iss prenäre en yueue." Von dieser Lage der Dinge auf Seiten der Feinde wird sich der Prinz durch die Nachrichten überzeugt haben, die er am Abend von der Gräfenthaler und der Pößnecker Straße empfing, und wie besorgt er auch jetzt um die Position sein mochte: er mußte sie um jeden Preis zu halten suchen bis zur Ankunft der Anvantgarde der Hauptarmee, die ihm versprochen worden war. Von einem leichtsinnig entrirten Gefechte kann hier nicht die Rede sein, und der Prinz war, wie man sieht, keineswegs in leichter zuversichtlicher Stimmung. Was nun unsere specielle Frage betrifft, so ist zunächst zu constatiren, daß der Reiter des Windorfschen Berichtes und jener Guindey, welcher in den schlesischen Provinzialvlärtern v. I. 1808 erklärte, den Prinzen im Zwei¬ kampfe besiegt zu haben, und dem auch T. R. diese That zuschreibt, nicht eine und dieselbe Person sind. Denn dieser trug in der Affaire von Saal¬ feld mehrere Säbelhiebe davon, und sein Pferd erhielt eine Kugel; jener blieb, wie sein Pferd, unverwundet, — eine Thatsache, deren sich Herr Win¬ dorf genau erinnert. Beide aber gehörten, wie ich nicht mehr bezweifeln kann, zu demselben Regiments, den 10. Husaren. Zwar Herr Windorf nennt ihn. und mit ihm ein anderer Augenzeuge, einen Dragoner, von einigen Andern wird er als Chevauxleger bezeichnet, und ich vermuthete des geraden Säbels wegen, den er trug, daß er von den lüdasseurs ä elieval gewesen sei, die mit unter Lannes' Befehl standen; aber diese blieben, wie Guindey glaubwürdig versichert, den Tag über in Reserve, und es wird ihnen — dies war mir der einzige schwierige, aber bei der auffälligen Unsicherheit der Quellen nicht durchaus anstößige Punkt der Windorfschen Erzählung — auch 35^

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/297>, abgerufen am 04.07.2024.