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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

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den Ring stets absolut gedeckt sind. Das eine Modell zeigt ein ganzes
Schiff in kleinerem, das andere das Mittelstück des Schiffs in größerem
Maßstabe, und die verschiedenen Dicken der Panzerung sind durch Lackirung
mit verschiedenen Farben markirt. Auch ist die Widerstandskraft der Ringe
nicht blos durch ungewöhnliche Dicke der Platten, sondern auch durch das
Trägheitsmoment erzielt, das aus fester Verbindung zwischen Drehscheibe und
Geschütz hervorgeht und ein Festklemmen wie bei den Thürmen unmöglich
machen dürfte, während andrerseits die Gewichtsvertheilung so günstig ist,
wie bei Thurmschiffen.

Mit den Modellen des Ringtunnelsystems*) wären wir am Ende der
eigentlichen maritimen Ausstellung angelangt: und wir haben hier keine Ver¬
anlassung, auf die Säle des "eommvios du Hapi-s" einzugehen, wo alle
Handelsobjeete Havres, alle Rohprodukte der Tropen lagern, oder auf die
Galerie der Pianos, wo die "See-Pianos", vor Verstimmung durch das Ar¬
beiten des Schiffes gesichert, nur den kleinsten Theil bilden, oder aber auf
die Mlerie an vLtewönt, wo Marineoffizier-Uniformen nur die Einleitung
bilden zu den Kunsterzeugnissen der t-Msurs in jedem Genre; selbst in der
Maschinengalerie sind neben einer einsamen 7^ Zoll dicken Panzerplatte
die Proben von Marine-Maschinen aus dem bekannten Etablissement von
Muzline im Havre, das einen großen Theil der französischen Marine und
auch unsere norddeutschen Korvetten "Victoria" und "Augusta" versorgt hat,
das Einzige, was sich auf Marine bezieht. Auch in der Galerie der schönen
Künste sehen wir unter den meist unbedeutenden Kunstwerken nur wenige
Gemälde oder Photographien, die zur Marine in engerer Beziehung stehen als
die Ausstellung der berühmten Silberservices von Christofle in Paris, der
hier die Services vor Augen führt, wie sie auf den französischen Messagerie¬
dampfern im Gebrauch sind.

Treten wir lieber durch die große nordöstliche Eingangshalle, wo unter
anderen nautischen Emblemen ein colossaler Martinsanker in natura prangt,
hinaus in den Park, und dann an zwei Bassins mit lebenden Seehunden,
einer colossalen Seeschildkröte und mehreren Krokidillen vorbei nach dem See¬
wasser-Aquarium. Von hohen schwarzen Basaltfelsen, schwarzen kantigen
Prismen wie Baumstämmen gebildet, auf welchen eine weißgraue Felsschicht
lagert, zieht sich hier ein langer Steincoloß in Form eines großen Schup¬
pens hin. Durch eine Brücke dringen wir in die inneren Hohlräume, wir
steigen einige Stufen hinab und stehen plölich überrascht in einem langen



") In deren Nähe befindet sich ein Object mehr nautisch-historiscker Art, Beschreibung
und Abbildungen des Modells eines antiken Ruderkrtegsschiffs von fünf Rüde>reihen, das im
berliner Museum aufgestellt ist, und die Unrichiigkm der napoleonischen Tnrcmc handgreiflich
klar macht.

den Ring stets absolut gedeckt sind. Das eine Modell zeigt ein ganzes
Schiff in kleinerem, das andere das Mittelstück des Schiffs in größerem
Maßstabe, und die verschiedenen Dicken der Panzerung sind durch Lackirung
mit verschiedenen Farben markirt. Auch ist die Widerstandskraft der Ringe
nicht blos durch ungewöhnliche Dicke der Platten, sondern auch durch das
Trägheitsmoment erzielt, das aus fester Verbindung zwischen Drehscheibe und
Geschütz hervorgeht und ein Festklemmen wie bei den Thürmen unmöglich
machen dürfte, während andrerseits die Gewichtsvertheilung so günstig ist,
wie bei Thurmschiffen.

Mit den Modellen des Ringtunnelsystems*) wären wir am Ende der
eigentlichen maritimen Ausstellung angelangt: und wir haben hier keine Ver¬
anlassung, auf die Säle des „eommvios du Hapi-s" einzugehen, wo alle
Handelsobjeete Havres, alle Rohprodukte der Tropen lagern, oder auf die
Galerie der Pianos, wo die „See-Pianos", vor Verstimmung durch das Ar¬
beiten des Schiffes gesichert, nur den kleinsten Theil bilden, oder aber auf
die Mlerie an vLtewönt, wo Marineoffizier-Uniformen nur die Einleitung
bilden zu den Kunsterzeugnissen der t-Msurs in jedem Genre; selbst in der
Maschinengalerie sind neben einer einsamen 7^ Zoll dicken Panzerplatte
die Proben von Marine-Maschinen aus dem bekannten Etablissement von
Muzline im Havre, das einen großen Theil der französischen Marine und
auch unsere norddeutschen Korvetten „Victoria" und „Augusta" versorgt hat,
das Einzige, was sich auf Marine bezieht. Auch in der Galerie der schönen
Künste sehen wir unter den meist unbedeutenden Kunstwerken nur wenige
Gemälde oder Photographien, die zur Marine in engerer Beziehung stehen als
die Ausstellung der berühmten Silberservices von Christofle in Paris, der
hier die Services vor Augen führt, wie sie auf den französischen Messagerie¬
dampfern im Gebrauch sind.

Treten wir lieber durch die große nordöstliche Eingangshalle, wo unter
anderen nautischen Emblemen ein colossaler Martinsanker in natura prangt,
hinaus in den Park, und dann an zwei Bassins mit lebenden Seehunden,
einer colossalen Seeschildkröte und mehreren Krokidillen vorbei nach dem See¬
wasser-Aquarium. Von hohen schwarzen Basaltfelsen, schwarzen kantigen
Prismen wie Baumstämmen gebildet, auf welchen eine weißgraue Felsschicht
lagert, zieht sich hier ein langer Steincoloß in Form eines großen Schup¬
pens hin. Durch eine Brücke dringen wir in die inneren Hohlräume, wir
steigen einige Stufen hinab und stehen plölich überrascht in einem langen



") In deren Nähe befindet sich ein Object mehr nautisch-historiscker Art, Beschreibung
und Abbildungen des Modells eines antiken Ruderkrtegsschiffs von fünf Rüde>reihen, das im
berliner Museum aufgestellt ist, und die Unrichiigkm der napoleonischen Tnrcmc handgreiflich
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/293>, abgerufen am 04.07.2024.