Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.die Eingehung des Zollvereins handelte, den er heute auf so klägliche Weise ""Das ist nicht wahr!"" donnerte Moriz Mohl, das verehrliche Mit¬ "Hier sehen Sie diese schriftliche Arbeit." (Homerisches Gelächter) "Das " "Durchdrungen von der Ueberzeugung, daß dieser Vertrag den Rechten Und er hat damals verlangt, daß dieser Zollverein, der jetzt von Jeder¬ Und Herr Moriz Mohl schwieg. Wie am 30. October 1867 der Antrag, dem Allianzvertrag vom 13. die Eingehung des Zollvereins handelte, den er heute auf so klägliche Weise „„Das ist nicht wahr!"" donnerte Moriz Mohl, das verehrliche Mit¬ „Hier sehen Sie diese schriftliche Arbeit." (Homerisches Gelächter) „Das „ „Durchdrungen von der Ueberzeugung, daß dieser Vertrag den Rechten Und er hat damals verlangt, daß dieser Zollverein, der jetzt von Jeder¬ Und Herr Moriz Mohl schwieg. Wie am 30. October 1867 der Antrag, dem Allianzvertrag vom 13. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0066" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117072"/> <p xml:id="ID_184" prev="#ID_183"> die Eingehung des Zollvereins handelte, den er heute auf so klägliche Weise<lb/> zu Grabe trägt. Er hat damals in einer 42 Bogen langen Eingabe an den<lb/> König auseinandergesetzt, daß Würtemberg ruinirt sei, wenn der Zollvereins¬<lb/> vertrag ausgeführt werde/'--</p><lb/> <p xml:id="ID_185"> „„Das ist nicht wahr!"" donnerte Moriz Mohl, das verehrliche Mit¬<lb/> glied für Aalen, Varnbüler greift in sein Portefeuille, holt ein Manuscript<lb/> heraus, hält es triumphirend in die Höhe, sodaß sich Mohl unwillkürlich<lb/> bückt, als wolle es ihm Varnbüler an den Kopf werfen, und fährt ge¬<lb/> lassen fort:</p><lb/> <p xml:id="ID_186"> „Hier sehen Sie diese schriftliche Arbeit." (Homerisches Gelächter) „Das<lb/> verehrliche Mitglied für Aalen kam in dieser Arbeit zu folgender Conclufion:</p><lb/> <p xml:id="ID_187"> „ „Durchdrungen von der Ueberzeugung, daß dieser Vertrag den Rechten<lb/> und Interessen der Krone und des Landes zu nahe tritt, und bei der an<lb/> die Unmöglichkeit gränzenden Auflösung desselben, würde ich meiner Pflicht<lb/> nicht genügen, wenn ich nicht ehrfurchtsvoll (gegenüber dem Könige) dies<lb/> ausspräche.""</p><lb/> <p xml:id="ID_188"> Und er hat damals verlangt, daß dieser Zollverein, der jetzt von Jeder¬<lb/> mann als die glückliche Frucht der deutschen Einigung erkannt wird, und<lb/> auch von ihm selbst gegenwärtig als solche erkannt wird, nicht zu Stande<lb/> komme. Er handelte damals aus bester Ueberzeugung, ebenso gewiß wie auch<lb/> heute. Allein ich schließe daraus, daß auch die redlichsten Ueberzeugungen<lb/> Irrthümer sein können."</p><lb/> <p xml:id="ID_189"> Und Herr Moriz Mohl schwieg.</p><lb/> <p xml:id="ID_190"> Wie am 30. October 1867 der Antrag, dem Allianzvertrag vom 13.<lb/> August 1866 die verfassungsmäßige Zustimmung zu ertheilen, mit S8 gegen<lb/> 32 von der zweiten Kammer angenommen wurde, so erfolgte am Tage da¬<lb/> nach, am 3l. October 1867, die Annahme des Antrages: „dem Vertrage<lb/> zwischen dem norddeutschen Bunde, Baiern, Würtemberg, Baden und Hessen,<lb/> die Fortdauer des Zoll- und Handelsvereins betreffend, vom 8. Juli 1867,<lb/> und der Uebereinkunft vom 8. Mai 1867 wegen Erhebung einer Abgabe<lb/> von Salz, unter der Voraussetzung, daß die Regierung auf Herabsetzung<lb/> der Salzverbrauchsabgabe hinwirke und demnächst die Interessen des Tabaks¬<lb/> baues und der Tabaksfabrikation nach Möglichkeit wahre, die verfassungs¬<lb/> mäßige Zustimmung zu ertheilen" mit 73 gegen 16 Stimmen. Diese 16<lb/> Stimmen gehörten Herrn Mohl, sowie 3 Rittern und einem Dutzend<lb/> von Schutzzöllnern ü. la. Deffner und Ammermüller, Radicalen Z. Ja Tafel<lb/> und Hopf und Großdeutschen ä la Osterlen, Schott und Probst, welcher<lb/> letztere seiner Zeit im würtembergischen Abgeordnetenhause die durch einen<lb/> dunkeln Canal von Wien nach Stuttgart importirte östreichische Concordats-<lb/> politik zwar mit Eifer und Geist, aber ohne Erfolg vertheidigte.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0066]
die Eingehung des Zollvereins handelte, den er heute auf so klägliche Weise
zu Grabe trägt. Er hat damals in einer 42 Bogen langen Eingabe an den
König auseinandergesetzt, daß Würtemberg ruinirt sei, wenn der Zollvereins¬
vertrag ausgeführt werde/'--
„„Das ist nicht wahr!"" donnerte Moriz Mohl, das verehrliche Mit¬
glied für Aalen, Varnbüler greift in sein Portefeuille, holt ein Manuscript
heraus, hält es triumphirend in die Höhe, sodaß sich Mohl unwillkürlich
bückt, als wolle es ihm Varnbüler an den Kopf werfen, und fährt ge¬
lassen fort:
„Hier sehen Sie diese schriftliche Arbeit." (Homerisches Gelächter) „Das
verehrliche Mitglied für Aalen kam in dieser Arbeit zu folgender Conclufion:
„ „Durchdrungen von der Ueberzeugung, daß dieser Vertrag den Rechten
und Interessen der Krone und des Landes zu nahe tritt, und bei der an
die Unmöglichkeit gränzenden Auflösung desselben, würde ich meiner Pflicht
nicht genügen, wenn ich nicht ehrfurchtsvoll (gegenüber dem Könige) dies
ausspräche.""
Und er hat damals verlangt, daß dieser Zollverein, der jetzt von Jeder¬
mann als die glückliche Frucht der deutschen Einigung erkannt wird, und
auch von ihm selbst gegenwärtig als solche erkannt wird, nicht zu Stande
komme. Er handelte damals aus bester Ueberzeugung, ebenso gewiß wie auch
heute. Allein ich schließe daraus, daß auch die redlichsten Ueberzeugungen
Irrthümer sein können."
Und Herr Moriz Mohl schwieg.
Wie am 30. October 1867 der Antrag, dem Allianzvertrag vom 13.
August 1866 die verfassungsmäßige Zustimmung zu ertheilen, mit S8 gegen
32 von der zweiten Kammer angenommen wurde, so erfolgte am Tage da¬
nach, am 3l. October 1867, die Annahme des Antrages: „dem Vertrage
zwischen dem norddeutschen Bunde, Baiern, Würtemberg, Baden und Hessen,
die Fortdauer des Zoll- und Handelsvereins betreffend, vom 8. Juli 1867,
und der Uebereinkunft vom 8. Mai 1867 wegen Erhebung einer Abgabe
von Salz, unter der Voraussetzung, daß die Regierung auf Herabsetzung
der Salzverbrauchsabgabe hinwirke und demnächst die Interessen des Tabaks¬
baues und der Tabaksfabrikation nach Möglichkeit wahre, die verfassungs¬
mäßige Zustimmung zu ertheilen" mit 73 gegen 16 Stimmen. Diese 16
Stimmen gehörten Herrn Mohl, sowie 3 Rittern und einem Dutzend
von Schutzzöllnern ü. la. Deffner und Ammermüller, Radicalen Z. Ja Tafel
und Hopf und Großdeutschen ä la Osterlen, Schott und Probst, welcher
letztere seiner Zeit im würtembergischen Abgeordnetenhause die durch einen
dunkeln Canal von Wien nach Stuttgart importirte östreichische Concordats-
politik zwar mit Eifer und Geist, aber ohne Erfolg vertheidigte.
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