Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.Jetzt erst sieht man, (was von der ungeheueren Masse des in Paris Wenn diese beiden Abtheilungen des Museums noch nicht aus dem Jetzt erst sieht man, (was von der ungeheueren Masse des in Paris Wenn diese beiden Abtheilungen des Museums noch nicht aus dem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0431" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117435"/> <p xml:id="ID_1404"> Jetzt erst sieht man, (was von der ungeheueren Masse des in Paris<lb/> Zusammengehäuften erdrückt wurde und gering erschien) wie bedeutend und wie<lb/> gut gewählt die von der Regierung und den Vertrauensmännern des Instituts<lb/> allein schon auf der pariser Ausstellung gemachten Erwerbungen gewesen sind.<lb/> Die Schränke mit den orientalischen Geweben und Stickereien, mit den Bronce-<lb/> und Metallarbeiten, den Thon- und Porzellangefäßen enthalten bereits jeht<lb/> sehr reichhaltige und besonders höchst instructive Sammlungen. Die täuschend<lb/> genauen Nachbildungen mustergültiger älterer kunstgewerblicher Meisterwerke<lb/> ergänzen dieselben, die Originale vollständig ersetzend. Und diese Sammlungen<lb/> sind eine vortreffliche Einrichtung — mit Ausnahme der hohen Kirchenfesttage,<lb/> des Buß-, Neujahrs- und jedes Montags, nicht nur von 10—2 Uhr täglich,<lb/> sondern außerdem auch Dienstag, Mittwoch, Sonnabend und Sonntag von<lb/> 7—10 Uhr abends jedem „anständig Gekleideten" zum Eintritt geöffnet, die<lb/> Bibliothek des Museums in den genannten Abendstunden des Dienstags,<lb/> Mittwochs, Donnerstags und Freitags. Zudem Bestand der letzteren haben<lb/> einige Buchhandlungen, wie Ernst Korn, F. Schneider in Berlin und See¬<lb/> mann in Leipzig, mit sehr anerkennenswerther Liberalität beigesteuert, die<lb/> übrigen deutschen Collegen dafür bisher der Aufforderung eine um so auf¬<lb/> fälligere Zurückhaltung entgegengesetzt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1405" next="#ID_1406"> Wenn diese beiden Abtheilungen des Museums noch nicht aus dem<lb/> Stadium des Werdens zu einer bestimmten Form des Gebrauches gelangt<lb/> sind, so hat die dritte, die Unterrichtsanstalt, bereits eine solche gefunden.<lb/> Dieselbe bietet, neben directen praktischen Lehr- und Uebungs-Cursen, Vor¬<lb/> lesungen über die gewerblichen Hilfswissenschaften. Keine Art von Prüfungen,<lb/> keine Ausweise, Älteste, einzugehende Verbindlichkeiten behindern oder er¬<lb/> schweren den Zutritt der Schüler, und die Lage der Stunden, die außer¬<lb/> ordentliche Billigkeit des Honorars macht ihre Benutzung jedem möglich, der<lb/> danach verlangt. Folgende Classen sind seither eröffnet und haben es in ihrer<lb/> Gesammtheit bereits auf 200 Schüler gebracht. Die Sonntagsclasse für<lb/> »gebundenes Zeichnen" unter Leitung des Ingenieurs Greiner (d. h. für<lb/> geometrisches und Maschinenzeichnen mit Projeetionslehre und Schatten-<lb/> construction), von Maschinenbauern und Baugewerbtreibenden zahlreich<lb/> besucht, für welche sich der Preis der Stunde etwa auf 6 Pfennige<lb/> stellt; die beiden Abendclassen (von 7'/«--10 Uhr) für Gefäß- und archi¬<lb/> tektonisches Ornamentzeichnen unter dem Baumeister Jacobsthal und<lb/> Löste. Ersterer versteht es ganz vorzüglich, die Schüler in die aus der Na¬<lb/> tur dieser Dinge hervorgehenden Gesetze der künstlerischen Gestaltungen ein¬<lb/> zuführen. Er läßt diese an der Tafel in derber, fester Kohlenzeichnung von<lb/> den einfachsten Grundformen beginnend, vor ihnen entstehen, und durch freies<lb/> nachzeichnen derselben lernen sie das Wesentliche, Gesetzmäßige aller dieser</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0431]
Jetzt erst sieht man, (was von der ungeheueren Masse des in Paris
Zusammengehäuften erdrückt wurde und gering erschien) wie bedeutend und wie
gut gewählt die von der Regierung und den Vertrauensmännern des Instituts
allein schon auf der pariser Ausstellung gemachten Erwerbungen gewesen sind.
Die Schränke mit den orientalischen Geweben und Stickereien, mit den Bronce-
und Metallarbeiten, den Thon- und Porzellangefäßen enthalten bereits jeht
sehr reichhaltige und besonders höchst instructive Sammlungen. Die täuschend
genauen Nachbildungen mustergültiger älterer kunstgewerblicher Meisterwerke
ergänzen dieselben, die Originale vollständig ersetzend. Und diese Sammlungen
sind eine vortreffliche Einrichtung — mit Ausnahme der hohen Kirchenfesttage,
des Buß-, Neujahrs- und jedes Montags, nicht nur von 10—2 Uhr täglich,
sondern außerdem auch Dienstag, Mittwoch, Sonnabend und Sonntag von
7—10 Uhr abends jedem „anständig Gekleideten" zum Eintritt geöffnet, die
Bibliothek des Museums in den genannten Abendstunden des Dienstags,
Mittwochs, Donnerstags und Freitags. Zudem Bestand der letzteren haben
einige Buchhandlungen, wie Ernst Korn, F. Schneider in Berlin und See¬
mann in Leipzig, mit sehr anerkennenswerther Liberalität beigesteuert, die
übrigen deutschen Collegen dafür bisher der Aufforderung eine um so auf¬
fälligere Zurückhaltung entgegengesetzt.
Wenn diese beiden Abtheilungen des Museums noch nicht aus dem
Stadium des Werdens zu einer bestimmten Form des Gebrauches gelangt
sind, so hat die dritte, die Unterrichtsanstalt, bereits eine solche gefunden.
Dieselbe bietet, neben directen praktischen Lehr- und Uebungs-Cursen, Vor¬
lesungen über die gewerblichen Hilfswissenschaften. Keine Art von Prüfungen,
keine Ausweise, Älteste, einzugehende Verbindlichkeiten behindern oder er¬
schweren den Zutritt der Schüler, und die Lage der Stunden, die außer¬
ordentliche Billigkeit des Honorars macht ihre Benutzung jedem möglich, der
danach verlangt. Folgende Classen sind seither eröffnet und haben es in ihrer
Gesammtheit bereits auf 200 Schüler gebracht. Die Sonntagsclasse für
»gebundenes Zeichnen" unter Leitung des Ingenieurs Greiner (d. h. für
geometrisches und Maschinenzeichnen mit Projeetionslehre und Schatten-
construction), von Maschinenbauern und Baugewerbtreibenden zahlreich
besucht, für welche sich der Preis der Stunde etwa auf 6 Pfennige
stellt; die beiden Abendclassen (von 7'/«--10 Uhr) für Gefäß- und archi¬
tektonisches Ornamentzeichnen unter dem Baumeister Jacobsthal und
Löste. Ersterer versteht es ganz vorzüglich, die Schüler in die aus der Na¬
tur dieser Dinge hervorgehenden Gesetze der künstlerischen Gestaltungen ein¬
zuführen. Er läßt diese an der Tafel in derber, fester Kohlenzeichnung von
den einfachsten Grundformen beginnend, vor ihnen entstehen, und durch freies
nachzeichnen derselben lernen sie das Wesentliche, Gesetzmäßige aller dieser
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