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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

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zu den schmeichelhaftesten Ergebnissen führte; wie sogar die Mehrzahl der
europäischen Culturvölker in dem großen Wettkampf auf einzelnen von diesen
Gebieten gegen die Orientalen und -manche von uns als Halbwilde mit Ge¬
ringschätzung angesehene Volksstämme unbestreitbar unterliegen mußte. Wenn
die für jeden offenen Sinn unabweislich gewordene Selbsterkenntniß und
Einsicht in die Vorzüge der einen, in die Schwächen der andern, wenn die
ungeheuere Erweiterung des Gesichtsfeldes und der Anschauung des Ge¬
leisteten schon als ein großer und wichtiger Gewinnst dieser Weltausstellung
anzusehen ist, so wurde dieselbe für die Angelegenheit des Gewerbemuseums
dadurch nicht minder folgenreich,' daß sie eine so einzig kostbare Gelegenheit und
Möglichkeit bot, die besten, lehrreichsten Muster jeder Gattung gewerblicher Er¬
zeugnisse für die Sammlungen des zu begründenden Instituts zu gewinnen. Hier
griff der Staat auf Verwendung der Kronprinzeß in dankenswerther Weise mit
ein durch Bewilligung einer Summe von 13.000 Thalern zu Ankäufen solcher
Objecte für das Museum. Das ist gegen die colossalen Summen gehalten,
welche z. B. das Kensington-Museum zu gleichem Zweck auf der Ausstellung
verwendete, nicht viel. Jedenfalls aber konnte damit ein guter Grundstock
für die Sammlungen gewonnen werden. Tausch mit andern Ausstellern und
Regierungen, Schenkungen internationaler Höflichkeit und Freundschaft, und
wohl auch Erwerbungen von der königlichen Familie und Privaten haben diesen
Bestand noch in Paris bedeutend und systematisch zu vermehren geholfen.
Nicht ohne warme Anerkennung konnte man dort besonders die hingebende
unablässige Thätigkeit des bereits unter den ersten Begründern genannten
Dr. F. Jagor für die Interessen dieses werdenden Instituts sehen, der nicht
müde wurde, zu suchen, zu sichten, auszuwählen in allen Richtungen, Wege
des vortheilhaftesten Erwerbens zu finden und mit den eignen reichen Mitteln
zu kaufen, was nur irgend unserm Zweck dienstlich erschien.

Während man in Paris am Zusammenbringen mit so schönem Eifer
thätig war, arbeitete man daheim an der Consolidirung, der Organisation
und Gründung eines Hauses für das junge Institut.

Nach den am 1. Juli 1867 veröffentlichten "Satzungen" repräsentirt nun
das "Deutsche Gewerbemuseum zu Berlin" einen Verein, der den Zweck hat,
den Gewerbetreibenden die Mittel der Wissenschaft und Kunst zugänglich zu
machen und beides durch die Gründung einer öffentlichen Sammlung von
künstlerischen und technischen Mustern und Modellen und gleichzeitig durch
eine Unterrichtsanstalt zu erreichen strebt, in welcher Gelegenheit zur Er¬
werbung wissenschaftlicher und künstlerischer Fachbildung geboten wird, außer¬
dem aber Vorlesungen über künstlerische, gewerbliche und wissenschaftliche
Gegenstände veranstaltet werden. Die Kosten sollen in der Hauptsache durch
Ausgabe von Antheilsscheinen zu lOO THlr., auf den Namen des Einzcchlen-


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zu den schmeichelhaftesten Ergebnissen führte; wie sogar die Mehrzahl der
europäischen Culturvölker in dem großen Wettkampf auf einzelnen von diesen
Gebieten gegen die Orientalen und -manche von uns als Halbwilde mit Ge¬
ringschätzung angesehene Volksstämme unbestreitbar unterliegen mußte. Wenn
die für jeden offenen Sinn unabweislich gewordene Selbsterkenntniß und
Einsicht in die Vorzüge der einen, in die Schwächen der andern, wenn die
ungeheuere Erweiterung des Gesichtsfeldes und der Anschauung des Ge¬
leisteten schon als ein großer und wichtiger Gewinnst dieser Weltausstellung
anzusehen ist, so wurde dieselbe für die Angelegenheit des Gewerbemuseums
dadurch nicht minder folgenreich,' daß sie eine so einzig kostbare Gelegenheit und
Möglichkeit bot, die besten, lehrreichsten Muster jeder Gattung gewerblicher Er¬
zeugnisse für die Sammlungen des zu begründenden Instituts zu gewinnen. Hier
griff der Staat auf Verwendung der Kronprinzeß in dankenswerther Weise mit
ein durch Bewilligung einer Summe von 13.000 Thalern zu Ankäufen solcher
Objecte für das Museum. Das ist gegen die colossalen Summen gehalten,
welche z. B. das Kensington-Museum zu gleichem Zweck auf der Ausstellung
verwendete, nicht viel. Jedenfalls aber konnte damit ein guter Grundstock
für die Sammlungen gewonnen werden. Tausch mit andern Ausstellern und
Regierungen, Schenkungen internationaler Höflichkeit und Freundschaft, und
wohl auch Erwerbungen von der königlichen Familie und Privaten haben diesen
Bestand noch in Paris bedeutend und systematisch zu vermehren geholfen.
Nicht ohne warme Anerkennung konnte man dort besonders die hingebende
unablässige Thätigkeit des bereits unter den ersten Begründern genannten
Dr. F. Jagor für die Interessen dieses werdenden Instituts sehen, der nicht
müde wurde, zu suchen, zu sichten, auszuwählen in allen Richtungen, Wege
des vortheilhaftesten Erwerbens zu finden und mit den eignen reichen Mitteln
zu kaufen, was nur irgend unserm Zweck dienstlich erschien.

Während man in Paris am Zusammenbringen mit so schönem Eifer
thätig war, arbeitete man daheim an der Consolidirung, der Organisation
und Gründung eines Hauses für das junge Institut.

Nach den am 1. Juli 1867 veröffentlichten „Satzungen" repräsentirt nun
das „Deutsche Gewerbemuseum zu Berlin" einen Verein, der den Zweck hat,
den Gewerbetreibenden die Mittel der Wissenschaft und Kunst zugänglich zu
machen und beides durch die Gründung einer öffentlichen Sammlung von
künstlerischen und technischen Mustern und Modellen und gleichzeitig durch
eine Unterrichtsanstalt zu erreichen strebt, in welcher Gelegenheit zur Er¬
werbung wissenschaftlicher und künstlerischer Fachbildung geboten wird, außer¬
dem aber Vorlesungen über künstlerische, gewerbliche und wissenschaftliche
Gegenstände veranstaltet werden. Die Kosten sollen in der Hauptsache durch
Ausgabe von Antheilsscheinen zu lOO THlr., auf den Namen des Einzcchlen-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/427>, abgerufen am 01.10.2024.