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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

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und Seecadetten in See gehalten werden, 2 Segelfregatten für die speciell
artilleristische Ausbildung der Matrosen und einige andere Fahrzeuge für Hafen-
und Vermessungsarbeiten in Dienst gestellt sein. Die Zahl der Küstenpanzer¬
fahrzeuge wird von der Regierungsvorlage mit Recht etwas höher, die Zahl
der Kanonenboote, der Transportschiffe, der Avisos") in Rechnung auf im
Kriegsfall zu miethende Dampfer der Handelsmarine mit Recht etwas niedri¬
ger normirt; auch würde eine größere Anzahl Transportschiffe wenig nützen,
so lange die active Flotte noch nicht stark genug ist, ein Landungsheer auf
denselben sicher zu escortiren. Doch müssen dann die Transportschiffe größer
werden, als der "Rhein". Daß die Regierung die Zahl der jetzigen Ka¬
nonenboote nicht vermehren will, ist aus den oben angeführten Gründen
ebenfalls nur zu billigen; doch möchten wir für Küstenvertheidigung und
Handelsschutz 2 guil-vessels von 400, 2 solche von 600 und 2 solche von
800 Tons in der Weise erbaut sehen, wie wir es in einem früheren Artikel
präcisirten.

Die Stärke der Flotte, wie sie die Regierung in den nächsten 10 (9)
Jahren, wo die Hafenbauten noch das Geld für Schaffung einer Hochsee-
Panzerflotte absorbiren, herzustellen beabsichtigt, wird somit betragen: '16
Panzer-Schiffe und -Fahrzeuge, 21 (20?) gedeckte und Glattdeckscorvetten,
8 Avisos, 3 Transportschiffe, 22 Schraubenkanonenboote, 2 Segelfregatten
als Artillerieschulfchiffe und 3 Uebungsschiffe für Cadetten und Schiffsjungen.
Wenn wir also den Stamm der bereits vorhandenen, bez. im Bau begriffe¬
nen Schiffe abrechnen, würden innerhalb der nächsten 9 Jahre noch neu zu
erbauen sein: 11 Panzerschiffe und Panzerfahrzeuge, 6 Fregatten (gedeckte
Corvetten), 6 Glattdeckscorvetten, 1 Uebungssegelschiff (außer der für dieses
Jahr in Aussicht genommenen Brigg), S Avisos und 2 Transportschiffe.

Hinsichtlich der Benennung dieser neuzuerbauenden Schisse hätten wir
noch einen Wunsch auszusprechen, der nicht ganz so äußerlich ist, wie er
zunächst erscheinen kann. Bei den Dampfercompagnien der Handelsmarine
ist es gebräuchlich, daß jede Compagnie die Namen ihrer Schiffe aus einer
bestimmten Categorie wählt, daß also eine Gesellschaft alle ihre Schiffe nach
Erdtheilen, die andere dieselben nach Flüssen nennt u. s. w. Dasselbe möchten
wir für die verschiedenen Schiffselassen unserer Kriegsmarine eingeführt sehen;
auch die französische Kriegsmarine nennt eine Classe von Schiffen, d. h. alle
ihre Transportschiffe mit den Namen von Departements (meist Flüsse, wie



') Diese Schiffsclasse ist die einzige, bet der eine Vermehrung durch Ankauf in Amerika
nicht unzweckmäßig wäre. Denn Amerika hat so viele ehemalige Blockadebrecher, daß es die¬
selben gar nicht verwenden kann, und auch gute Schisse dieser Art unter dem Herstcllungs-
wcrth verkaufen wird, daß also hier eine Ucbcrvorthcilung wie bei den Panzerschiffen nicht zu
besorgen ist. Doch wendet man den Verdienst vielleicht besser inländischen Werften zu.

und Seecadetten in See gehalten werden, 2 Segelfregatten für die speciell
artilleristische Ausbildung der Matrosen und einige andere Fahrzeuge für Hafen-
und Vermessungsarbeiten in Dienst gestellt sein. Die Zahl der Küstenpanzer¬
fahrzeuge wird von der Regierungsvorlage mit Recht etwas höher, die Zahl
der Kanonenboote, der Transportschiffe, der Avisos") in Rechnung auf im
Kriegsfall zu miethende Dampfer der Handelsmarine mit Recht etwas niedri¬
ger normirt; auch würde eine größere Anzahl Transportschiffe wenig nützen,
so lange die active Flotte noch nicht stark genug ist, ein Landungsheer auf
denselben sicher zu escortiren. Doch müssen dann die Transportschiffe größer
werden, als der „Rhein". Daß die Regierung die Zahl der jetzigen Ka¬
nonenboote nicht vermehren will, ist aus den oben angeführten Gründen
ebenfalls nur zu billigen; doch möchten wir für Küstenvertheidigung und
Handelsschutz 2 guil-vessels von 400, 2 solche von 600 und 2 solche von
800 Tons in der Weise erbaut sehen, wie wir es in einem früheren Artikel
präcisirten.

Die Stärke der Flotte, wie sie die Regierung in den nächsten 10 (9)
Jahren, wo die Hafenbauten noch das Geld für Schaffung einer Hochsee-
Panzerflotte absorbiren, herzustellen beabsichtigt, wird somit betragen: '16
Panzer-Schiffe und -Fahrzeuge, 21 (20?) gedeckte und Glattdeckscorvetten,
8 Avisos, 3 Transportschiffe, 22 Schraubenkanonenboote, 2 Segelfregatten
als Artillerieschulfchiffe und 3 Uebungsschiffe für Cadetten und Schiffsjungen.
Wenn wir also den Stamm der bereits vorhandenen, bez. im Bau begriffe¬
nen Schiffe abrechnen, würden innerhalb der nächsten 9 Jahre noch neu zu
erbauen sein: 11 Panzerschiffe und Panzerfahrzeuge, 6 Fregatten (gedeckte
Corvetten), 6 Glattdeckscorvetten, 1 Uebungssegelschiff (außer der für dieses
Jahr in Aussicht genommenen Brigg), S Avisos und 2 Transportschiffe.

Hinsichtlich der Benennung dieser neuzuerbauenden Schisse hätten wir
noch einen Wunsch auszusprechen, der nicht ganz so äußerlich ist, wie er
zunächst erscheinen kann. Bei den Dampfercompagnien der Handelsmarine
ist es gebräuchlich, daß jede Compagnie die Namen ihrer Schiffe aus einer
bestimmten Categorie wählt, daß also eine Gesellschaft alle ihre Schiffe nach
Erdtheilen, die andere dieselben nach Flüssen nennt u. s. w. Dasselbe möchten
wir für die verschiedenen Schiffselassen unserer Kriegsmarine eingeführt sehen;
auch die französische Kriegsmarine nennt eine Classe von Schiffen, d. h. alle
ihre Transportschiffe mit den Namen von Departements (meist Flüsse, wie



') Diese Schiffsclasse ist die einzige, bet der eine Vermehrung durch Ankauf in Amerika
nicht unzweckmäßig wäre. Denn Amerika hat so viele ehemalige Blockadebrecher, daß es die¬
selben gar nicht verwenden kann, und auch gute Schisse dieser Art unter dem Herstcllungs-
wcrth verkaufen wird, daß also hier eine Ucbcrvorthcilung wie bei den Panzerschiffen nicht zu
besorgen ist. Doch wendet man den Verdienst vielleicht besser inländischen Werften zu.
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[0356] und Seecadetten in See gehalten werden, 2 Segelfregatten für die speciell artilleristische Ausbildung der Matrosen und einige andere Fahrzeuge für Hafen- und Vermessungsarbeiten in Dienst gestellt sein. Die Zahl der Küstenpanzer¬ fahrzeuge wird von der Regierungsvorlage mit Recht etwas höher, die Zahl der Kanonenboote, der Transportschiffe, der Avisos") in Rechnung auf im Kriegsfall zu miethende Dampfer der Handelsmarine mit Recht etwas niedri¬ ger normirt; auch würde eine größere Anzahl Transportschiffe wenig nützen, so lange die active Flotte noch nicht stark genug ist, ein Landungsheer auf denselben sicher zu escortiren. Doch müssen dann die Transportschiffe größer werden, als der „Rhein". Daß die Regierung die Zahl der jetzigen Ka¬ nonenboote nicht vermehren will, ist aus den oben angeführten Gründen ebenfalls nur zu billigen; doch möchten wir für Küstenvertheidigung und Handelsschutz 2 guil-vessels von 400, 2 solche von 600 und 2 solche von 800 Tons in der Weise erbaut sehen, wie wir es in einem früheren Artikel präcisirten. Die Stärke der Flotte, wie sie die Regierung in den nächsten 10 (9) Jahren, wo die Hafenbauten noch das Geld für Schaffung einer Hochsee- Panzerflotte absorbiren, herzustellen beabsichtigt, wird somit betragen: '16 Panzer-Schiffe und -Fahrzeuge, 21 (20?) gedeckte und Glattdeckscorvetten, 8 Avisos, 3 Transportschiffe, 22 Schraubenkanonenboote, 2 Segelfregatten als Artillerieschulfchiffe und 3 Uebungsschiffe für Cadetten und Schiffsjungen. Wenn wir also den Stamm der bereits vorhandenen, bez. im Bau begriffe¬ nen Schiffe abrechnen, würden innerhalb der nächsten 9 Jahre noch neu zu erbauen sein: 11 Panzerschiffe und Panzerfahrzeuge, 6 Fregatten (gedeckte Corvetten), 6 Glattdeckscorvetten, 1 Uebungssegelschiff (außer der für dieses Jahr in Aussicht genommenen Brigg), S Avisos und 2 Transportschiffe. Hinsichtlich der Benennung dieser neuzuerbauenden Schisse hätten wir noch einen Wunsch auszusprechen, der nicht ganz so äußerlich ist, wie er zunächst erscheinen kann. Bei den Dampfercompagnien der Handelsmarine ist es gebräuchlich, daß jede Compagnie die Namen ihrer Schiffe aus einer bestimmten Categorie wählt, daß also eine Gesellschaft alle ihre Schiffe nach Erdtheilen, die andere dieselben nach Flüssen nennt u. s. w. Dasselbe möchten wir für die verschiedenen Schiffselassen unserer Kriegsmarine eingeführt sehen; auch die französische Kriegsmarine nennt eine Classe von Schiffen, d. h. alle ihre Transportschiffe mit den Namen von Departements (meist Flüsse, wie ') Diese Schiffsclasse ist die einzige, bet der eine Vermehrung durch Ankauf in Amerika nicht unzweckmäßig wäre. Denn Amerika hat so viele ehemalige Blockadebrecher, daß es die¬ selben gar nicht verwenden kann, und auch gute Schisse dieser Art unter dem Herstcllungs- wcrth verkaufen wird, daß also hier eine Ucbcrvorthcilung wie bei den Panzerschiffen nicht zu besorgen ist. Doch wendet man den Verdienst vielleicht besser inländischen Werften zu.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/356>, abgerufen am 24.08.2024.