Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band. Als ich zuerst, o Herrin, Euch erblickt, Als mich umstrahlte Eurer Schönheit Glanz, Ward jeder andre Wunsch dem Sinn entrückt, Und nur nach Euch ging all' mein Sehnen ganz. Da Ihr ins Herz mir senktet heißes Minnen Mit einem Blick, mit einem Lächeln süß, Das mich die Welt ringsum vergessen ließ. Der Schönheit Macht, der Lippen holder Scherz, Die Freundlichkeit, der güt'gen Worte Lust, Die mir vergönnt, umstrickten so mein Herz, Daß nimmermehr es weilt in meiner Brust. Euch weih' ich es; es sei mein einz'ges Sinnen, Nur Euren Preis zu singen fern und nah, Wie's besser nie um Minne-Lohn geschah. Auf meine Treue, Herrin, könnt Ihr bau'n, Nur Euch zu lieben zwingt mich holde Macht; Oft scherzt' ich Wohl mit liebreich schönen Frau'n Um zu vergessen, was mich traurig macht. Doch jede andre Liebe flieht von hinnen, Denk' ich an Euch, der höchster Werth sich beugt; Euch bleib' ich treu, unwandelbar geneigt. Auch des Versprechens, Herrin, nun gedenkt, Womit Ihr jüngst versüßt des Scheidens Pein, Deß hat sich Wonne in mein Herz gesenkt, Denn freud'ger Hoffnung hießet Ihr mich sein! Und.konnt' ich auch dem Leide nicht entrinnen, So hoff' ich doch, gefällt's Euch, noch einmal, Daß Ihr mit Lust mir lohnt der Sehnsucht Qual. Und keine Kränkung flößt mir Schrecken ein, Ich weiß ja, daß ich hoffend warten soll Auf eine Gunst, und wär' sie noch so klein, Drum ist selbst herbes Leid mir freudenvoll. Denn wer den Lohn der Liebe will gewinnen, Muß gern verzeih'n der Laune argem Spiel; Geduldig harrend kommt er so zum Ziel. Wann, Herrin, wird der schöne Tag beginnen, Wo Ihr in güt'ger Huld mich also ehrt, Daß Ihr des Freundes Namen mir gewährt? Als ich zuerst, o Herrin, Euch erblickt, Als mich umstrahlte Eurer Schönheit Glanz, Ward jeder andre Wunsch dem Sinn entrückt, Und nur nach Euch ging all' mein Sehnen ganz. Da Ihr ins Herz mir senktet heißes Minnen Mit einem Blick, mit einem Lächeln süß, Das mich die Welt ringsum vergessen ließ. Der Schönheit Macht, der Lippen holder Scherz, Die Freundlichkeit, der güt'gen Worte Lust, Die mir vergönnt, umstrickten so mein Herz, Daß nimmermehr es weilt in meiner Brust. Euch weih' ich es; es sei mein einz'ges Sinnen, Nur Euren Preis zu singen fern und nah, Wie's besser nie um Minne-Lohn geschah. Auf meine Treue, Herrin, könnt Ihr bau'n, Nur Euch zu lieben zwingt mich holde Macht; Oft scherzt' ich Wohl mit liebreich schönen Frau'n Um zu vergessen, was mich traurig macht. Doch jede andre Liebe flieht von hinnen, Denk' ich an Euch, der höchster Werth sich beugt; Euch bleib' ich treu, unwandelbar geneigt. Auch des Versprechens, Herrin, nun gedenkt, Womit Ihr jüngst versüßt des Scheidens Pein, Deß hat sich Wonne in mein Herz gesenkt, Denn freud'ger Hoffnung hießet Ihr mich sein! Und.konnt' ich auch dem Leide nicht entrinnen, So hoff' ich doch, gefällt's Euch, noch einmal, Daß Ihr mit Lust mir lohnt der Sehnsucht Qual. Und keine Kränkung flößt mir Schrecken ein, Ich weiß ja, daß ich hoffend warten soll Auf eine Gunst, und wär' sie noch so klein, Drum ist selbst herbes Leid mir freudenvoll. Denn wer den Lohn der Liebe will gewinnen, Muß gern verzeih'n der Laune argem Spiel; Geduldig harrend kommt er so zum Ziel. Wann, Herrin, wird der schöne Tag beginnen, Wo Ihr in güt'ger Huld mich also ehrt, Daß Ihr des Freundes Namen mir gewährt? <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0271" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/288103"/><lb/> <lg xml:id="POEMID_3" type="poem"> <l> Als ich zuerst, o Herrin, Euch erblickt,<lb/> Als mich umstrahlte Eurer Schönheit Glanz,<lb/> Ward jeder andre Wunsch dem Sinn entrückt,<lb/> Und nur nach Euch ging all' mein Sehnen ganz.<lb/> Da Ihr ins Herz mir senktet heißes Minnen<lb/> Mit einem Blick, mit einem Lächeln süß,<lb/> Das mich die Welt ringsum vergessen ließ.</l> <l> Der Schönheit Macht, der Lippen holder Scherz,<lb/> Die Freundlichkeit, der güt'gen Worte Lust,<lb/> Die mir vergönnt, umstrickten so mein Herz,<lb/> Daß nimmermehr es weilt in meiner Brust.<lb/> Euch weih' ich es; es sei mein einz'ges Sinnen,<lb/> Nur Euren Preis zu singen fern und nah,<lb/> Wie's besser nie um Minne-Lohn geschah.</l> <l> Auf meine Treue, Herrin, könnt Ihr bau'n,<lb/> Nur Euch zu lieben zwingt mich holde Macht;<lb/> Oft scherzt' ich Wohl mit liebreich schönen Frau'n<lb/> Um zu vergessen, was mich traurig macht.<lb/> Doch jede andre Liebe flieht von hinnen,<lb/> Denk' ich an Euch, der höchster Werth sich beugt;<lb/> Euch bleib' ich treu, unwandelbar geneigt.</l> <l> Auch des Versprechens, Herrin, nun gedenkt,<lb/> Womit Ihr jüngst versüßt des Scheidens Pein,<lb/> Deß hat sich Wonne in mein Herz gesenkt,<lb/> Denn freud'ger Hoffnung hießet Ihr mich sein!<lb/> Und.konnt' ich auch dem Leide nicht entrinnen,<lb/> So hoff' ich doch, gefällt's Euch, noch einmal,<lb/> Daß Ihr mit Lust mir lohnt der Sehnsucht Qual.</l> <l> Und keine Kränkung flößt mir Schrecken ein,<lb/> Ich weiß ja, daß ich hoffend warten soll<lb/> Auf eine Gunst, und wär' sie noch so klein,<lb/> Drum ist selbst herbes Leid mir freudenvoll.<lb/> Denn wer den Lohn der Liebe will gewinnen,<lb/> Muß gern verzeih'n der Laune argem Spiel;<lb/> Geduldig harrend kommt er so zum Ziel.</l> <l> Wann, Herrin, wird der schöne Tag beginnen,<lb/> Wo Ihr in güt'ger Huld mich also ehrt,<lb/> Daß Ihr des Freundes Namen mir gewährt?</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0271]
Als ich zuerst, o Herrin, Euch erblickt,
Als mich umstrahlte Eurer Schönheit Glanz,
Ward jeder andre Wunsch dem Sinn entrückt,
Und nur nach Euch ging all' mein Sehnen ganz.
Da Ihr ins Herz mir senktet heißes Minnen
Mit einem Blick, mit einem Lächeln süß,
Das mich die Welt ringsum vergessen ließ. Der Schönheit Macht, der Lippen holder Scherz,
Die Freundlichkeit, der güt'gen Worte Lust,
Die mir vergönnt, umstrickten so mein Herz,
Daß nimmermehr es weilt in meiner Brust.
Euch weih' ich es; es sei mein einz'ges Sinnen,
Nur Euren Preis zu singen fern und nah,
Wie's besser nie um Minne-Lohn geschah. Auf meine Treue, Herrin, könnt Ihr bau'n,
Nur Euch zu lieben zwingt mich holde Macht;
Oft scherzt' ich Wohl mit liebreich schönen Frau'n
Um zu vergessen, was mich traurig macht.
Doch jede andre Liebe flieht von hinnen,
Denk' ich an Euch, der höchster Werth sich beugt;
Euch bleib' ich treu, unwandelbar geneigt. Auch des Versprechens, Herrin, nun gedenkt,
Womit Ihr jüngst versüßt des Scheidens Pein,
Deß hat sich Wonne in mein Herz gesenkt,
Denn freud'ger Hoffnung hießet Ihr mich sein!
Und.konnt' ich auch dem Leide nicht entrinnen,
So hoff' ich doch, gefällt's Euch, noch einmal,
Daß Ihr mit Lust mir lohnt der Sehnsucht Qual. Und keine Kränkung flößt mir Schrecken ein,
Ich weiß ja, daß ich hoffend warten soll
Auf eine Gunst, und wär' sie noch so klein,
Drum ist selbst herbes Leid mir freudenvoll.
Denn wer den Lohn der Liebe will gewinnen,
Muß gern verzeih'n der Laune argem Spiel;
Geduldig harrend kommt er so zum Ziel. Wann, Herrin, wird der schöne Tag beginnen,
Wo Ihr in güt'ger Huld mich also ehrt,
Daß Ihr des Freundes Namen mir gewährt?
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