Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

die innere Verkleidung dieser Wand aber besteht nirgend aus Holz, sondern
nur aus Filz, sodaß die Wand auch von Spreng- und Brandgeschossen ohne
jede Gefahr sür das Schiff durchschossen werden kann. Aus demselben Grunde
sind die immobilem Ausstattungsstücke im Inneren sämmtlich von Eisen, wie
denn der ganze Schiffskörper der größeren Leichtigkeit und namentlich der Un-
verbrennbarkeit wegen von Eisen sein muß. Das Beispiel des verbrannten
Panzerkanonenboots "Palestro" bei Lissa lehrt, daß absolut nichts brennbar
sein darf, selbst nicht die Fütterung hinter dem Panzer, in welche doch ein¬
mal ein Schuß treffen mag- kann man sie nicht aus Holz herstellen, welches
durch chemisches Präpariren unverbrennbar gemacht ist, so müssen andere
nachgiebige Stoffe, Filz, Leder oder dergl. genommen werden. Bloße Löcher
von crepirten Granaten sind dagegen in diesem Theil nicht bedenklich, da
hier kein Wasser eindringen, oder doch des Batteriedecks wegen nichts scha¬
den kann.

Innerhalb des großen Raums zwischen Batteriedeck und Oberdeck, wel¬
chen die dünne eiserne Schiffswand umschließt, steigt nun aus der Mitte
des Batteriedecks der Panzertunnel empor, ein auf allen vier Seiten
von senkrechten starken Panzerwänden umschlossener Raum, welcher etwa
das mittlere Drittel der Schiffslänge einnimmt, und auch nur so breit ist,
wie der Durchmesser der Geschützdrehscheiben, sodaß nicht blos vor und hinter
ihm, sondern auch auf beiden Flanken ein leerer ungeschützter Raum bleibt,
die Gewichtsvertheilung aber sich in günstigster Weise für die Stabilität des
Schiffs gestaltet. Der ungeschützte Raum ist, abgesehen vom Gefecht, für
den Aufenthalt der Besatzung bestimmt, und kann alle Bequemlichkeiten ge¬
wöhnlicher Passagierdampfer erhalten, da nirgend Rücksicht auf Panzerung
genommen zu werden braucht; für Reisen in tropische Gegenden mag seine
Wand zur Abwehr der Hitze weiß gestrichen oder für die Zeiten, wo kein
Gefecht in Aussicht steht, mit weißem Segeltuch umspannt werden. Während
des Gefechts dagegen, wo die äußere Wand schwarz bleibt, um weniger deut¬
liche Ziele zu bieten, ziehn sich die Mannschaften in den Tunnel zurück und
bergen auch alle Utensilien unter dem bombenfesten Oberdeck- Der Tunnel
aber in der Mitte umschließt und sichert in vollständigster Weise die Basis
der Geschützdrehscheiben mit dem hydraulischen Apparat, die Masten und die
Schornsteine, soweit dieselben unter dem Oberdeck liegen. Auch über das
Oberdeck, dessen Neilings sich niederklappen lassen, steigt der Tunnel noch
etwa 4--5' empor und ersetzt hier in einer, wie wir gleich zeigen werden,
sehr zweckmäßigen Weise eine Reihe von 4--6 Geschützthürmen.

Schon früher, bei unseren Vorschlägen für die neuen Glattoeckcor-
vetten. denen wir 6 -- 10 Pivotgeschütze hintereinander auf dem Oberdeck
geben wollten, haben wir hervorgehoben, daß die Anzahl der Geschütze nicht


die innere Verkleidung dieser Wand aber besteht nirgend aus Holz, sondern
nur aus Filz, sodaß die Wand auch von Spreng- und Brandgeschossen ohne
jede Gefahr sür das Schiff durchschossen werden kann. Aus demselben Grunde
sind die immobilem Ausstattungsstücke im Inneren sämmtlich von Eisen, wie
denn der ganze Schiffskörper der größeren Leichtigkeit und namentlich der Un-
verbrennbarkeit wegen von Eisen sein muß. Das Beispiel des verbrannten
Panzerkanonenboots „Palestro" bei Lissa lehrt, daß absolut nichts brennbar
sein darf, selbst nicht die Fütterung hinter dem Panzer, in welche doch ein¬
mal ein Schuß treffen mag- kann man sie nicht aus Holz herstellen, welches
durch chemisches Präpariren unverbrennbar gemacht ist, so müssen andere
nachgiebige Stoffe, Filz, Leder oder dergl. genommen werden. Bloße Löcher
von crepirten Granaten sind dagegen in diesem Theil nicht bedenklich, da
hier kein Wasser eindringen, oder doch des Batteriedecks wegen nichts scha¬
den kann.

Innerhalb des großen Raums zwischen Batteriedeck und Oberdeck, wel¬
chen die dünne eiserne Schiffswand umschließt, steigt nun aus der Mitte
des Batteriedecks der Panzertunnel empor, ein auf allen vier Seiten
von senkrechten starken Panzerwänden umschlossener Raum, welcher etwa
das mittlere Drittel der Schiffslänge einnimmt, und auch nur so breit ist,
wie der Durchmesser der Geschützdrehscheiben, sodaß nicht blos vor und hinter
ihm, sondern auch auf beiden Flanken ein leerer ungeschützter Raum bleibt,
die Gewichtsvertheilung aber sich in günstigster Weise für die Stabilität des
Schiffs gestaltet. Der ungeschützte Raum ist, abgesehen vom Gefecht, für
den Aufenthalt der Besatzung bestimmt, und kann alle Bequemlichkeiten ge¬
wöhnlicher Passagierdampfer erhalten, da nirgend Rücksicht auf Panzerung
genommen zu werden braucht; für Reisen in tropische Gegenden mag seine
Wand zur Abwehr der Hitze weiß gestrichen oder für die Zeiten, wo kein
Gefecht in Aussicht steht, mit weißem Segeltuch umspannt werden. Während
des Gefechts dagegen, wo die äußere Wand schwarz bleibt, um weniger deut¬
liche Ziele zu bieten, ziehn sich die Mannschaften in den Tunnel zurück und
bergen auch alle Utensilien unter dem bombenfesten Oberdeck- Der Tunnel
aber in der Mitte umschließt und sichert in vollständigster Weise die Basis
der Geschützdrehscheiben mit dem hydraulischen Apparat, die Masten und die
Schornsteine, soweit dieselben unter dem Oberdeck liegen. Auch über das
Oberdeck, dessen Neilings sich niederklappen lassen, steigt der Tunnel noch
etwa 4—5' empor und ersetzt hier in einer, wie wir gleich zeigen werden,
sehr zweckmäßigen Weise eine Reihe von 4—6 Geschützthürmen.

Schon früher, bei unseren Vorschlägen für die neuen Glattoeckcor-
vetten. denen wir 6 — 10 Pivotgeschütze hintereinander auf dem Oberdeck
geben wollten, haben wir hervorgehoben, daß die Anzahl der Geschütze nicht


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0229" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117235"/>
            <p xml:id="ID_605" prev="#ID_604"> die innere Verkleidung dieser Wand aber besteht nirgend aus Holz, sondern<lb/>
nur aus Filz, sodaß die Wand auch von Spreng- und Brandgeschossen ohne<lb/>
jede Gefahr sür das Schiff durchschossen werden kann. Aus demselben Grunde<lb/>
sind die immobilem Ausstattungsstücke im Inneren sämmtlich von Eisen, wie<lb/>
denn der ganze Schiffskörper der größeren Leichtigkeit und namentlich der Un-<lb/>
verbrennbarkeit wegen von Eisen sein muß. Das Beispiel des verbrannten<lb/>
Panzerkanonenboots &#x201E;Palestro" bei Lissa lehrt, daß absolut nichts brennbar<lb/>
sein darf, selbst nicht die Fütterung hinter dem Panzer, in welche doch ein¬<lb/>
mal ein Schuß treffen mag- kann man sie nicht aus Holz herstellen, welches<lb/>
durch chemisches Präpariren unverbrennbar gemacht ist, so müssen andere<lb/>
nachgiebige Stoffe, Filz, Leder oder dergl. genommen werden. Bloße Löcher<lb/>
von crepirten Granaten sind dagegen in diesem Theil nicht bedenklich, da<lb/>
hier kein Wasser eindringen, oder doch des Batteriedecks wegen nichts scha¬<lb/>
den kann.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_606"> Innerhalb des großen Raums zwischen Batteriedeck und Oberdeck, wel¬<lb/>
chen die dünne eiserne Schiffswand umschließt, steigt nun aus der Mitte<lb/>
des Batteriedecks der Panzertunnel empor, ein auf allen vier Seiten<lb/>
von senkrechten starken Panzerwänden umschlossener Raum, welcher etwa<lb/>
das mittlere Drittel der Schiffslänge einnimmt, und auch nur so breit ist,<lb/>
wie der Durchmesser der Geschützdrehscheiben, sodaß nicht blos vor und hinter<lb/>
ihm, sondern auch auf beiden Flanken ein leerer ungeschützter Raum bleibt,<lb/>
die Gewichtsvertheilung aber sich in günstigster Weise für die Stabilität des<lb/>
Schiffs gestaltet. Der ungeschützte Raum ist, abgesehen vom Gefecht, für<lb/>
den Aufenthalt der Besatzung bestimmt, und kann alle Bequemlichkeiten ge¬<lb/>
wöhnlicher Passagierdampfer erhalten, da nirgend Rücksicht auf Panzerung<lb/>
genommen zu werden braucht; für Reisen in tropische Gegenden mag seine<lb/>
Wand zur Abwehr der Hitze weiß gestrichen oder für die Zeiten, wo kein<lb/>
Gefecht in Aussicht steht, mit weißem Segeltuch umspannt werden. Während<lb/>
des Gefechts dagegen, wo die äußere Wand schwarz bleibt, um weniger deut¬<lb/>
liche Ziele zu bieten, ziehn sich die Mannschaften in den Tunnel zurück und<lb/>
bergen auch alle Utensilien unter dem bombenfesten Oberdeck- Der Tunnel<lb/>
aber in der Mitte umschließt und sichert in vollständigster Weise die Basis<lb/>
der Geschützdrehscheiben mit dem hydraulischen Apparat, die Masten und die<lb/>
Schornsteine, soweit dieselben unter dem Oberdeck liegen. Auch über das<lb/>
Oberdeck, dessen Neilings sich niederklappen lassen, steigt der Tunnel noch<lb/>
etwa 4&#x2014;5' empor und ersetzt hier in einer, wie wir gleich zeigen werden,<lb/>
sehr zweckmäßigen Weise eine Reihe von 4&#x2014;6 Geschützthürmen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_607" next="#ID_608"> Schon früher, bei unseren Vorschlägen für die neuen Glattoeckcor-<lb/>
vetten. denen wir 6 &#x2014; 10 Pivotgeschütze hintereinander auf dem Oberdeck<lb/>
geben wollten, haben wir hervorgehoben, daß die Anzahl der Geschütze nicht</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0229] die innere Verkleidung dieser Wand aber besteht nirgend aus Holz, sondern nur aus Filz, sodaß die Wand auch von Spreng- und Brandgeschossen ohne jede Gefahr sür das Schiff durchschossen werden kann. Aus demselben Grunde sind die immobilem Ausstattungsstücke im Inneren sämmtlich von Eisen, wie denn der ganze Schiffskörper der größeren Leichtigkeit und namentlich der Un- verbrennbarkeit wegen von Eisen sein muß. Das Beispiel des verbrannten Panzerkanonenboots „Palestro" bei Lissa lehrt, daß absolut nichts brennbar sein darf, selbst nicht die Fütterung hinter dem Panzer, in welche doch ein¬ mal ein Schuß treffen mag- kann man sie nicht aus Holz herstellen, welches durch chemisches Präpariren unverbrennbar gemacht ist, so müssen andere nachgiebige Stoffe, Filz, Leder oder dergl. genommen werden. Bloße Löcher von crepirten Granaten sind dagegen in diesem Theil nicht bedenklich, da hier kein Wasser eindringen, oder doch des Batteriedecks wegen nichts scha¬ den kann. Innerhalb des großen Raums zwischen Batteriedeck und Oberdeck, wel¬ chen die dünne eiserne Schiffswand umschließt, steigt nun aus der Mitte des Batteriedecks der Panzertunnel empor, ein auf allen vier Seiten von senkrechten starken Panzerwänden umschlossener Raum, welcher etwa das mittlere Drittel der Schiffslänge einnimmt, und auch nur so breit ist, wie der Durchmesser der Geschützdrehscheiben, sodaß nicht blos vor und hinter ihm, sondern auch auf beiden Flanken ein leerer ungeschützter Raum bleibt, die Gewichtsvertheilung aber sich in günstigster Weise für die Stabilität des Schiffs gestaltet. Der ungeschützte Raum ist, abgesehen vom Gefecht, für den Aufenthalt der Besatzung bestimmt, und kann alle Bequemlichkeiten ge¬ wöhnlicher Passagierdampfer erhalten, da nirgend Rücksicht auf Panzerung genommen zu werden braucht; für Reisen in tropische Gegenden mag seine Wand zur Abwehr der Hitze weiß gestrichen oder für die Zeiten, wo kein Gefecht in Aussicht steht, mit weißem Segeltuch umspannt werden. Während des Gefechts dagegen, wo die äußere Wand schwarz bleibt, um weniger deut¬ liche Ziele zu bieten, ziehn sich die Mannschaften in den Tunnel zurück und bergen auch alle Utensilien unter dem bombenfesten Oberdeck- Der Tunnel aber in der Mitte umschließt und sichert in vollständigster Weise die Basis der Geschützdrehscheiben mit dem hydraulischen Apparat, die Masten und die Schornsteine, soweit dieselben unter dem Oberdeck liegen. Auch über das Oberdeck, dessen Neilings sich niederklappen lassen, steigt der Tunnel noch etwa 4—5' empor und ersetzt hier in einer, wie wir gleich zeigen werden, sehr zweckmäßigen Weise eine Reihe von 4—6 Geschützthürmen. Schon früher, bei unseren Vorschlägen für die neuen Glattoeckcor- vetten. denen wir 6 — 10 Pivotgeschütze hintereinander auf dem Oberdeck geben wollten, haben wir hervorgehoben, daß die Anzahl der Geschütze nicht

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/229
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/229>, abgerufen am 05.02.2025.