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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

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220') zur Breite (42' 4'/-"--42') ist der Schnelligkeit weniger günstig
als beim "Arminius", sodaß die Schiffe nur 10V- Knoten machen: desto
mehr aber begünstigt die größere Breite die Stabilität, und auch ihr Tief¬
gang, obwohl etwas größer als beim "Arminius" (14' 11" vorn, 16,4"
hinten -- bei 19'/-' Tiefe im Raum) , paßt für die deutschen Küsten noch
vorzüglich. Die Panzerung von 4'^" Eisen, die von Steven zu Steven
reicht, ruht auf 9" Holz wie beim "Arminius", ist aber an den Enden der
Seefähigkeit halber auf 3" reducirt, während auf dem Deck wie beim
"Arminius" 2 niedrige Thürme stehn, mit zusammen 4 300 Pfändern, und
die Schanzkleidung sich niederklappen läßt. Indessen ist neuerdings ein Haupt¬
vorzug dieser Thürme verloren gegangen, da die Admiralität im Interesse
der Seefähigkeit sich veranlaßt gesehn hat, vorn und hinten auf dem Ober¬
deck eine kleine Back und Schanze anzubringen, die trotz ihrer abgeschrägten
Seiten natürlich doch noch das Feuern gerade nach vorn oder nach
hinten verhindern. Auf hoher See sind diese Schiffe ihrer Niedrigkeit wegen
nicht zu brauchen: zum Küstenvertheidigungsdienst aber möchten wir ihre
frühere, unserem "Arminius" ähnliche Einrichtung vorziehen Wenn auch ein¬
mal eine Welle über Deck bricht, die volle Schußfreiheit ist hier doch wich¬
tiger als die Sicherung gegen Überschwemmung des Decks in See. Von
beiden Schiffen waren übrigens Modelle auf der diesjährigen pariser Aus¬
stellung, vom "Scorpion" ein Halbmodell seitens der Admiralität und ein
Ganzmodell seitens Lairds, von der "Wivern" dagegen, die auch die Revue
vor dem Sultan mitmachte, ein aufgetakeltes Modell durch Laird aus¬
gestellt. Als Bemastung führt die "Wivern" eine Barktakelage mit Coles-
schen Tripods (die wir oben beschrieben) statt der Unterwanten, und Sten¬
gen, die sich hinter den Masten an Schncmmasten streichen lassen, eine
Takelage, die unstreitig zweckmäßig ist, aber doch noch verbessert werden
könnte, wie wir unten sehn werden. Die einzigen Fehler dieser Schiffe sind
ihre Untüchtigkeit und Langsamkeit bei sehr bewegter See, die sich bei der
Probefahrt der englischen Panzerflotte schlagend heraus gestellt hat, und so¬
dann die Schwächung des Panzers an den Enden. Mit diesen Fehlern
müssen wir uns darüber trösten, daß uns die Erwerbung zweier Widder¬
schiffe für den Küstenvertheidigungsdienst vereitelt worden ist. Wir haben
desto mehr Geld für Neubauten übrig, bei denen die angegebenen Fehler
vermieden werden können.

Wie wir oben bemerkten, halten wir das Breitseitensystem auch für
Hochseepanzerschiffe (svÄgoing stilys) keineswegs für so vollkommen, daß
man sich mit demselben begnügen könnte; und zugleich sind wir in der Lage,
hier ein System angeben zu können, das allen Anforderungen an Hochsee-
Panzerschiffe weit vollkommener als die bisher gebräuchlichen Systeme genügen


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220') zur Breite (42' 4'/-"—42') ist der Schnelligkeit weniger günstig
als beim „Arminius", sodaß die Schiffe nur 10V- Knoten machen: desto
mehr aber begünstigt die größere Breite die Stabilität, und auch ihr Tief¬
gang, obwohl etwas größer als beim „Arminius" (14' 11" vorn, 16,4"
hinten — bei 19'/-' Tiefe im Raum) , paßt für die deutschen Küsten noch
vorzüglich. Die Panzerung von 4'^" Eisen, die von Steven zu Steven
reicht, ruht auf 9" Holz wie beim „Arminius", ist aber an den Enden der
Seefähigkeit halber auf 3" reducirt, während auf dem Deck wie beim
„Arminius" 2 niedrige Thürme stehn, mit zusammen 4 300 Pfändern, und
die Schanzkleidung sich niederklappen läßt. Indessen ist neuerdings ein Haupt¬
vorzug dieser Thürme verloren gegangen, da die Admiralität im Interesse
der Seefähigkeit sich veranlaßt gesehn hat, vorn und hinten auf dem Ober¬
deck eine kleine Back und Schanze anzubringen, die trotz ihrer abgeschrägten
Seiten natürlich doch noch das Feuern gerade nach vorn oder nach
hinten verhindern. Auf hoher See sind diese Schiffe ihrer Niedrigkeit wegen
nicht zu brauchen: zum Küstenvertheidigungsdienst aber möchten wir ihre
frühere, unserem „Arminius" ähnliche Einrichtung vorziehen Wenn auch ein¬
mal eine Welle über Deck bricht, die volle Schußfreiheit ist hier doch wich¬
tiger als die Sicherung gegen Überschwemmung des Decks in See. Von
beiden Schiffen waren übrigens Modelle auf der diesjährigen pariser Aus¬
stellung, vom „Scorpion" ein Halbmodell seitens der Admiralität und ein
Ganzmodell seitens Lairds, von der „Wivern" dagegen, die auch die Revue
vor dem Sultan mitmachte, ein aufgetakeltes Modell durch Laird aus¬
gestellt. Als Bemastung führt die „Wivern" eine Barktakelage mit Coles-
schen Tripods (die wir oben beschrieben) statt der Unterwanten, und Sten¬
gen, die sich hinter den Masten an Schncmmasten streichen lassen, eine
Takelage, die unstreitig zweckmäßig ist, aber doch noch verbessert werden
könnte, wie wir unten sehn werden. Die einzigen Fehler dieser Schiffe sind
ihre Untüchtigkeit und Langsamkeit bei sehr bewegter See, die sich bei der
Probefahrt der englischen Panzerflotte schlagend heraus gestellt hat, und so¬
dann die Schwächung des Panzers an den Enden. Mit diesen Fehlern
müssen wir uns darüber trösten, daß uns die Erwerbung zweier Widder¬
schiffe für den Küstenvertheidigungsdienst vereitelt worden ist. Wir haben
desto mehr Geld für Neubauten übrig, bei denen die angegebenen Fehler
vermieden werden können.

Wie wir oben bemerkten, halten wir das Breitseitensystem auch für
Hochseepanzerschiffe (svÄgoing stilys) keineswegs für so vollkommen, daß
man sich mit demselben begnügen könnte; und zugleich sind wir in der Lage,
hier ein System angeben zu können, das allen Anforderungen an Hochsee-
Panzerschiffe weit vollkommener als die bisher gebräuchlichen Systeme genügen


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[0227] 220') zur Breite (42' 4'/-"—42') ist der Schnelligkeit weniger günstig als beim „Arminius", sodaß die Schiffe nur 10V- Knoten machen: desto mehr aber begünstigt die größere Breite die Stabilität, und auch ihr Tief¬ gang, obwohl etwas größer als beim „Arminius" (14' 11" vorn, 16,4" hinten — bei 19'/-' Tiefe im Raum) , paßt für die deutschen Küsten noch vorzüglich. Die Panzerung von 4'^" Eisen, die von Steven zu Steven reicht, ruht auf 9" Holz wie beim „Arminius", ist aber an den Enden der Seefähigkeit halber auf 3" reducirt, während auf dem Deck wie beim „Arminius" 2 niedrige Thürme stehn, mit zusammen 4 300 Pfändern, und die Schanzkleidung sich niederklappen läßt. Indessen ist neuerdings ein Haupt¬ vorzug dieser Thürme verloren gegangen, da die Admiralität im Interesse der Seefähigkeit sich veranlaßt gesehn hat, vorn und hinten auf dem Ober¬ deck eine kleine Back und Schanze anzubringen, die trotz ihrer abgeschrägten Seiten natürlich doch noch das Feuern gerade nach vorn oder nach hinten verhindern. Auf hoher See sind diese Schiffe ihrer Niedrigkeit wegen nicht zu brauchen: zum Küstenvertheidigungsdienst aber möchten wir ihre frühere, unserem „Arminius" ähnliche Einrichtung vorziehen Wenn auch ein¬ mal eine Welle über Deck bricht, die volle Schußfreiheit ist hier doch wich¬ tiger als die Sicherung gegen Überschwemmung des Decks in See. Von beiden Schiffen waren übrigens Modelle auf der diesjährigen pariser Aus¬ stellung, vom „Scorpion" ein Halbmodell seitens der Admiralität und ein Ganzmodell seitens Lairds, von der „Wivern" dagegen, die auch die Revue vor dem Sultan mitmachte, ein aufgetakeltes Modell durch Laird aus¬ gestellt. Als Bemastung führt die „Wivern" eine Barktakelage mit Coles- schen Tripods (die wir oben beschrieben) statt der Unterwanten, und Sten¬ gen, die sich hinter den Masten an Schncmmasten streichen lassen, eine Takelage, die unstreitig zweckmäßig ist, aber doch noch verbessert werden könnte, wie wir unten sehn werden. Die einzigen Fehler dieser Schiffe sind ihre Untüchtigkeit und Langsamkeit bei sehr bewegter See, die sich bei der Probefahrt der englischen Panzerflotte schlagend heraus gestellt hat, und so¬ dann die Schwächung des Panzers an den Enden. Mit diesen Fehlern müssen wir uns darüber trösten, daß uns die Erwerbung zweier Widder¬ schiffe für den Küstenvertheidigungsdienst vereitelt worden ist. Wir haben desto mehr Geld für Neubauten übrig, bei denen die angegebenen Fehler vermieden werden können. Wie wir oben bemerkten, halten wir das Breitseitensystem auch für Hochseepanzerschiffe (svÄgoing stilys) keineswegs für so vollkommen, daß man sich mit demselben begnügen könnte; und zugleich sind wir in der Lage, hier ein System angeben zu können, das allen Anforderungen an Hochsee- Panzerschiffe weit vollkommener als die bisher gebräuchlichen Systeme genügen 28*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/227>, abgerufen am 05.02.2025.