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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

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Schiffs zu steigern oder die Anbringung einer schweren Bugbatterie zu ermög¬
lichen, als einen schweren Sporn für das Anrennen zu construiren.

Unter Wasser ist der Körper der Fregatte "Kronprinz" nach dem Zellen-
system geschützt, wie z, B. auch der englische "Bellerophon": Der Boden,
die Eisenwand, ist völlig doppelt, als ob in dem Eisenschiff noch ein andres Eisen¬
schiff von nur wenig geringeren Dimensionen steckte. Der Zwischenraum
zwischen beiden Eisenwänden ist durch sich kreuzende horizontale und senk¬
rechte Eisenplatten in Zellen abgetheilt, sodaß, wenn die Schiffswand an einer
Stelle beschädigt wird, das Wasser nur in diese Zelle eindringt, sonst aber
das'Schiff gänzlich unbelästigt bleibt. Und ebenso läuft hinter dem Panzer
eine ^VÄtLi-tiglrt vving' pg-ssagö, ein freier Gang, auf dem Beschädigungen der
Panzerung ausgebessert werden können, und der den Schaden eines Leckes
an dieser Stelle ebenfalls localisirt.

Die Panzerung der Fregatte "Kronprinz" stammt aus der berühmten
Fabrik von Brown in Sheffield und besteht aus einem hohen Eisengürtel,
der rings um das ganze Schiff läuft und die Wasserlinie durch Panzerplatten
sowohl über als unter Wasser gänzlich sichert, da die Platten bis 6 Fuß
unter Wasser reichen -- weiter als bei irgend einem englischen Schiffe -- und
aufwärts bis zum Batteriedeck (unir aceti) gehn. Von den letzteren Platten¬
gängen, d. h. den über Wasser befindlichen senkrecht auseinanderstehenden
Plattenlager, haben die drei oberen 4V- Zoll, die drei unteren 3 Zoll Stärke,
eine Stärke, die an den Enden des Schiffs der Erleichterung halber auf 4'/-"
abnimmt, immer noch eine Dicke wie an den stärksten Theilen der meisten
englischen Schiffe.

In der Mitte des Schiffs steigt für eine Länge von 120 Fuß der Panzer
auf beiden Seiten noch über das Batteriedeck hinaus bis zum Oberdeck empor,
um die 14 Kanonen der Batterie zu schützen, während das vordere und das
Hintere Drittel des Schiffskörpers, soweit er über dem Batteriedeck liegt, un¬
gepanzert ist. Etwaige Schüsse in diese Theile werden nicht gerade gefährlich,
da dieselben während des Gefechts geräumt sind, und Wasser bei der Höhe
des Batteriedecks nicht eindringen kann. An seinen Enden ist dieses schu߬
sichere zwischen Batteriedeck und Oberdeck liegende Drittel durch gepanzerte
Querschotten (Querwände, duilckeuäs) abgeschlossen und ganz gegen das ge¬
fährliche Enfilirfeuer geschützt: es enthält die Batterie, die ursprünglich 32
Kanonen erhalten sollte, jetzt aber nur 14, dafür um so stärkere Geschütze, 7
an jeden Bord, bekommt, gezogene 300Pfänder Hinterlader, von 7 Tons
d. h. 140 Centner Rohrgewicht. Die Batterie liegt 7V" Fuß über Wasser,
über 2 Fuß mehr als bei den meisten französischen Panzerfregatten: und dies
ist wichtig, da letztere bei nur etwas bewegter See des eindringenden Wassers
wegen die Pforten schließen müssen, die Fregatte "Kronprinz" aber auch


Schiffs zu steigern oder die Anbringung einer schweren Bugbatterie zu ermög¬
lichen, als einen schweren Sporn für das Anrennen zu construiren.

Unter Wasser ist der Körper der Fregatte „Kronprinz" nach dem Zellen-
system geschützt, wie z, B. auch der englische „Bellerophon": Der Boden,
die Eisenwand, ist völlig doppelt, als ob in dem Eisenschiff noch ein andres Eisen¬
schiff von nur wenig geringeren Dimensionen steckte. Der Zwischenraum
zwischen beiden Eisenwänden ist durch sich kreuzende horizontale und senk¬
rechte Eisenplatten in Zellen abgetheilt, sodaß, wenn die Schiffswand an einer
Stelle beschädigt wird, das Wasser nur in diese Zelle eindringt, sonst aber
das'Schiff gänzlich unbelästigt bleibt. Und ebenso läuft hinter dem Panzer
eine ^VÄtLi-tiglrt vving' pg-ssagö, ein freier Gang, auf dem Beschädigungen der
Panzerung ausgebessert werden können, und der den Schaden eines Leckes
an dieser Stelle ebenfalls localisirt.

Die Panzerung der Fregatte „Kronprinz" stammt aus der berühmten
Fabrik von Brown in Sheffield und besteht aus einem hohen Eisengürtel,
der rings um das ganze Schiff läuft und die Wasserlinie durch Panzerplatten
sowohl über als unter Wasser gänzlich sichert, da die Platten bis 6 Fuß
unter Wasser reichen — weiter als bei irgend einem englischen Schiffe — und
aufwärts bis zum Batteriedeck (unir aceti) gehn. Von den letzteren Platten¬
gängen, d. h. den über Wasser befindlichen senkrecht auseinanderstehenden
Plattenlager, haben die drei oberen 4V- Zoll, die drei unteren 3 Zoll Stärke,
eine Stärke, die an den Enden des Schiffs der Erleichterung halber auf 4'/-"
abnimmt, immer noch eine Dicke wie an den stärksten Theilen der meisten
englischen Schiffe.

In der Mitte des Schiffs steigt für eine Länge von 120 Fuß der Panzer
auf beiden Seiten noch über das Batteriedeck hinaus bis zum Oberdeck empor,
um die 14 Kanonen der Batterie zu schützen, während das vordere und das
Hintere Drittel des Schiffskörpers, soweit er über dem Batteriedeck liegt, un¬
gepanzert ist. Etwaige Schüsse in diese Theile werden nicht gerade gefährlich,
da dieselben während des Gefechts geräumt sind, und Wasser bei der Höhe
des Batteriedecks nicht eindringen kann. An seinen Enden ist dieses schu߬
sichere zwischen Batteriedeck und Oberdeck liegende Drittel durch gepanzerte
Querschotten (Querwände, duilckeuäs) abgeschlossen und ganz gegen das ge¬
fährliche Enfilirfeuer geschützt: es enthält die Batterie, die ursprünglich 32
Kanonen erhalten sollte, jetzt aber nur 14, dafür um so stärkere Geschütze, 7
an jeden Bord, bekommt, gezogene 300Pfänder Hinterlader, von 7 Tons
d. h. 140 Centner Rohrgewicht. Die Batterie liegt 7V» Fuß über Wasser,
über 2 Fuß mehr als bei den meisten französischen Panzerfregatten: und dies
ist wichtig, da letztere bei nur etwas bewegter See des eindringenden Wassers
wegen die Pforten schließen müssen, die Fregatte „Kronprinz" aber auch


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[0022] Schiffs zu steigern oder die Anbringung einer schweren Bugbatterie zu ermög¬ lichen, als einen schweren Sporn für das Anrennen zu construiren. Unter Wasser ist der Körper der Fregatte „Kronprinz" nach dem Zellen- system geschützt, wie z, B. auch der englische „Bellerophon": Der Boden, die Eisenwand, ist völlig doppelt, als ob in dem Eisenschiff noch ein andres Eisen¬ schiff von nur wenig geringeren Dimensionen steckte. Der Zwischenraum zwischen beiden Eisenwänden ist durch sich kreuzende horizontale und senk¬ rechte Eisenplatten in Zellen abgetheilt, sodaß, wenn die Schiffswand an einer Stelle beschädigt wird, das Wasser nur in diese Zelle eindringt, sonst aber das'Schiff gänzlich unbelästigt bleibt. Und ebenso läuft hinter dem Panzer eine ^VÄtLi-tiglrt vving' pg-ssagö, ein freier Gang, auf dem Beschädigungen der Panzerung ausgebessert werden können, und der den Schaden eines Leckes an dieser Stelle ebenfalls localisirt. Die Panzerung der Fregatte „Kronprinz" stammt aus der berühmten Fabrik von Brown in Sheffield und besteht aus einem hohen Eisengürtel, der rings um das ganze Schiff läuft und die Wasserlinie durch Panzerplatten sowohl über als unter Wasser gänzlich sichert, da die Platten bis 6 Fuß unter Wasser reichen — weiter als bei irgend einem englischen Schiffe — und aufwärts bis zum Batteriedeck (unir aceti) gehn. Von den letzteren Platten¬ gängen, d. h. den über Wasser befindlichen senkrecht auseinanderstehenden Plattenlager, haben die drei oberen 4V- Zoll, die drei unteren 3 Zoll Stärke, eine Stärke, die an den Enden des Schiffs der Erleichterung halber auf 4'/-" abnimmt, immer noch eine Dicke wie an den stärksten Theilen der meisten englischen Schiffe. In der Mitte des Schiffs steigt für eine Länge von 120 Fuß der Panzer auf beiden Seiten noch über das Batteriedeck hinaus bis zum Oberdeck empor, um die 14 Kanonen der Batterie zu schützen, während das vordere und das Hintere Drittel des Schiffskörpers, soweit er über dem Batteriedeck liegt, un¬ gepanzert ist. Etwaige Schüsse in diese Theile werden nicht gerade gefährlich, da dieselben während des Gefechts geräumt sind, und Wasser bei der Höhe des Batteriedecks nicht eindringen kann. An seinen Enden ist dieses schu߬ sichere zwischen Batteriedeck und Oberdeck liegende Drittel durch gepanzerte Querschotten (Querwände, duilckeuäs) abgeschlossen und ganz gegen das ge¬ fährliche Enfilirfeuer geschützt: es enthält die Batterie, die ursprünglich 32 Kanonen erhalten sollte, jetzt aber nur 14, dafür um so stärkere Geschütze, 7 an jeden Bord, bekommt, gezogene 300Pfänder Hinterlader, von 7 Tons d. h. 140 Centner Rohrgewicht. Die Batterie liegt 7V» Fuß über Wasser, über 2 Fuß mehr als bei den meisten französischen Panzerfregatten: und dies ist wichtig, da letztere bei nur etwas bewegter See des eindringenden Wassers wegen die Pforten schließen müssen, die Fregatte „Kronprinz" aber auch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/22>, abgerufen am 24.08.2024.