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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

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Dichter mit Beifall begrüßten, aber er schlug nicht los und war hoch er¬
freut, M im Jahr 20 v. Chr. die Parther sich endlich entschlossen die er¬
beuteten Feldzeichen freiwillig auszuliefern, als Gesandte von Indien und
China kamen, um Verträge zu schließen. Die Ehre war gerettet, die Macht
des römischen Staats anerkannt, der Glanz seines Namens leuchtete hell aus
und zum Zeichen, daß seine Herrschaft der Friede sei, konnte Augustus den
Janustempel schließen. Auch Horaz sang


Dein Leben, Cäsar,
Gab unsrer Feldflur wieder die Segensfrucht
Und seine Adler unserem Jupiter,
Entrafft der Parther stolzen Pfosten.
Schloß den von Fehden geräumten Janus-

Quirinustempel, legte die Zügel an
Aus Recht und Ordnung schweifender Ueppigkeit,
Die Lasterthaten tilgte er aus, und
Brachte zurück die Zucht der Väter.


Im Jahr vorher hatte Agrippa die Celtiberier entwaffnet, in den
nächsten Jahren wurden unruhige gallische Stämme und Alpenvölker
unterjocht. Nicht treffender konnte daher die Situation bezeichnet werden,
in welcher Augustus durch die Erfolge seiner Waffen und das Ansehen seines
Namens seine Herrschaft im Osten und Westen gesichert sah und nun die
Segnungen des Friedens seinem Reiche versprechen durfte, als wir es im
Bilde vor uns sehen. Horaz Worte im Säculargesang


Venus und Anchises erlauchter Sprößling
Herrsche, weit vorragend im Kampf dem Feinde,
Mild dem Besiegten! ,
Seinen Arm, allmächtig in Meer und Landen
Fürchtet schon der Parther und Romas Beile,
Seines Ausspruchs warten, noch stolz vor kurzem,
Scythen und Inder.
Treue schon und Frieden und Ehr und alte
Scheu und längst vergessne Tugend kehren
Uns zurück; glückspcndender Ueberfluß auch
Ströme aus dem Füllhorn!

sind wie eine Unterschrift unter dieser Vorstellung.

Nicht minder scharf bezeichnend ist auch die Anwesenheit der Götter
Apollo und Diana. Der griechische Gott Apollo hatte zwar lange schon
seinen Platz im Cultus des römischen Staats gefunden, allein seitdem Au¬
gustus den Sieg bei Aelina dem Apollo zu verdanken behauptete, machte


Dichter mit Beifall begrüßten, aber er schlug nicht los und war hoch er¬
freut, M im Jahr 20 v. Chr. die Parther sich endlich entschlossen die er¬
beuteten Feldzeichen freiwillig auszuliefern, als Gesandte von Indien und
China kamen, um Verträge zu schließen. Die Ehre war gerettet, die Macht
des römischen Staats anerkannt, der Glanz seines Namens leuchtete hell aus
und zum Zeichen, daß seine Herrschaft der Friede sei, konnte Augustus den
Janustempel schließen. Auch Horaz sang


Dein Leben, Cäsar,
Gab unsrer Feldflur wieder die Segensfrucht
Und seine Adler unserem Jupiter,
Entrafft der Parther stolzen Pfosten.
Schloß den von Fehden geräumten Janus-

Quirinustempel, legte die Zügel an
Aus Recht und Ordnung schweifender Ueppigkeit,
Die Lasterthaten tilgte er aus, und
Brachte zurück die Zucht der Väter.


Im Jahr vorher hatte Agrippa die Celtiberier entwaffnet, in den
nächsten Jahren wurden unruhige gallische Stämme und Alpenvölker
unterjocht. Nicht treffender konnte daher die Situation bezeichnet werden,
in welcher Augustus durch die Erfolge seiner Waffen und das Ansehen seines
Namens seine Herrschaft im Osten und Westen gesichert sah und nun die
Segnungen des Friedens seinem Reiche versprechen durfte, als wir es im
Bilde vor uns sehen. Horaz Worte im Säculargesang


Venus und Anchises erlauchter Sprößling
Herrsche, weit vorragend im Kampf dem Feinde,
Mild dem Besiegten! ,
Seinen Arm, allmächtig in Meer und Landen
Fürchtet schon der Parther und Romas Beile,
Seines Ausspruchs warten, noch stolz vor kurzem,
Scythen und Inder.
Treue schon und Frieden und Ehr und alte
Scheu und längst vergessne Tugend kehren
Uns zurück; glückspcndender Ueberfluß auch
Ströme aus dem Füllhorn!

sind wie eine Unterschrift unter dieser Vorstellung.

Nicht minder scharf bezeichnend ist auch die Anwesenheit der Götter
Apollo und Diana. Der griechische Gott Apollo hatte zwar lange schon
seinen Platz im Cultus des römischen Staats gefunden, allein seitdem Au¬
gustus den Sieg bei Aelina dem Apollo zu verdanken behauptete, machte


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[0100] Dichter mit Beifall begrüßten, aber er schlug nicht los und war hoch er¬ freut, M im Jahr 20 v. Chr. die Parther sich endlich entschlossen die er¬ beuteten Feldzeichen freiwillig auszuliefern, als Gesandte von Indien und China kamen, um Verträge zu schließen. Die Ehre war gerettet, die Macht des römischen Staats anerkannt, der Glanz seines Namens leuchtete hell aus und zum Zeichen, daß seine Herrschaft der Friede sei, konnte Augustus den Janustempel schließen. Auch Horaz sang Dein Leben, Cäsar, Gab unsrer Feldflur wieder die Segensfrucht Und seine Adler unserem Jupiter, Entrafft der Parther stolzen Pfosten. Schloß den von Fehden geräumten Janus- Quirinustempel, legte die Zügel an Aus Recht und Ordnung schweifender Ueppigkeit, Die Lasterthaten tilgte er aus, und Brachte zurück die Zucht der Väter. Im Jahr vorher hatte Agrippa die Celtiberier entwaffnet, in den nächsten Jahren wurden unruhige gallische Stämme und Alpenvölker unterjocht. Nicht treffender konnte daher die Situation bezeichnet werden, in welcher Augustus durch die Erfolge seiner Waffen und das Ansehen seines Namens seine Herrschaft im Osten und Westen gesichert sah und nun die Segnungen des Friedens seinem Reiche versprechen durfte, als wir es im Bilde vor uns sehen. Horaz Worte im Säculargesang Venus und Anchises erlauchter Sprößling Herrsche, weit vorragend im Kampf dem Feinde, Mild dem Besiegten! , Seinen Arm, allmächtig in Meer und Landen Fürchtet schon der Parther und Romas Beile, Seines Ausspruchs warten, noch stolz vor kurzem, Scythen und Inder. Treue schon und Frieden und Ehr und alte Scheu und längst vergessne Tugend kehren Uns zurück; glückspcndender Ueberfluß auch Ströme aus dem Füllhorn! sind wie eine Unterschrift unter dieser Vorstellung. Nicht minder scharf bezeichnend ist auch die Anwesenheit der Götter Apollo und Diana. Der griechische Gott Apollo hatte zwar lange schon seinen Platz im Cultus des römischen Staats gefunden, allein seitdem Au¬ gustus den Sieg bei Aelina dem Apollo zu verdanken behauptete, machte

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/100>, abgerufen am 05.02.2025.