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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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ten gleicher Größe überlegen sein werden, weil sie durchweg lauter Pivot¬
geschütze führen. Ueberdies weiden dieselben nicht blos für die Küstenverthei¬
digung im Kriege und als Segelübungsschiffe im Frieden bedeutenden Nutzen
stiften, sondern namentlich auch für den Schutz des Handels in Ostasien sich
bewähren, wo großen Schiffen ihres Tiefgangs wegen der Zugang zu vielen
Ankerplätzen verwehrt ist. Insbesondere gilt dies von den beiden leichteren
der drei Classen, den neuen Schraubendreunastschovnern zu 3 Geschützen und
den Schraubcnbriggs zu 4 Geschützen, die wir für den Küstendienst wie die
Schraubenklipper (Barth, zu 3 Geschützen) mit je einer Lteu.in,-ig,uneK ausge¬
rüstet zu sehen wünschen, wie die englischen großen Schiffe sie haben, d. h. mit
einem Boot mit einer Doppelschraubenmaschine von im Ganzen 6 Pferdekraft
und mit einem gezogenen Gußstahlvlerpfünder im Bug. Dtese Schiffe werden
dann im Stande sein, die chinesischen Malen in ihre Schlupfwinkel, ihre seich¬
ten Buchten hinein und die Ströme hinauf zu verfolgen, ein Dienst, zu dem
man die bisherigen Schraubenkanonenboote nicht benutzen konnte, weil der
innere Raum so beschränkt ist, daß in heißem Kltma die Gesundheit der Mann¬
schaft gefährdet werden würde, und dann auch, weil sie zu klein sind, um mit
Sicherheit eine so weite, oft gefahrvolle Reise zu unternehmen. Unter Um¬
ständen allerdings würden auch die kleinen Kanonenboote, wie wir sie jetzt haben
(erster Classe), die Reise nach China ebenso gut machen können, wie kleine
Schooner der Handelsmarine von 120 Tonnen mit einer Bemannung von nur
9--11 Köpfen sie oft unternehmen; aber sie würden, wie das Beispiel deS
"Frauenlob", allerdings eines Scgelschooners, gezeigt hat, dabei doch nicht sicher
genug sein, und der Staat hat doch die Pflicht, in Friedenszeiten das Leben
seiner Mannschaften nicht ohne Noth auss Spiel zu setzen. Wenn man also
gefordert hat, daß eine Anzahl unserer jetzigen Schraubenkanonenboote zum
Schutz des Handels nach Ostasien gesandt werde, so können wir dieses Verlan¬
gen nicht als berechtigt anerkennen; und gar an eine Vermehrung der Mann¬
schaft auf diesen Fahrzeugen, die kaum für die jetzige Bemannung Platz genug
haben, "um den Asiaten zu imponiren", ist für eine Reise in tropische Gegen¬
den gar nicht zu denken. Auch die Entsendung einer Glattdeckcorvelte wie der
"Nymphe" in jene Gewässer scheint uns unpractisch, da ihr bei dem Mangel
"ner Batterie die Brauchbarkeit als rLeeiving-Sulp, wie die Engländer sagen,
völlig abgeht, ein Zweck, von dem sogleich die Rede sein wird. Uebrigens würde
unseren neuen Schraubendreimastschoonern und Schraubenbriggs der geringe
Tiefgang auch die Möglichkeit gewähren, kleinere Reparaturen fast überall mit
großer Leichtigkeit ausführen zu können, ein Vorzug, der größeren Schiffen
gänzlich abgeht. Der Dienst in jenen Gegenden würde so zu organisiren sein,
daß die Flotille für Ostasien aus einem halben Dutzend dieser leichteren Fahr-
zeuge und einer leichten Fregatte (gedeckten Corvette) als Flaggenschiff des Coa"


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ten gleicher Größe überlegen sein werden, weil sie durchweg lauter Pivot¬
geschütze führen. Ueberdies weiden dieselben nicht blos für die Küstenverthei¬
digung im Kriege und als Segelübungsschiffe im Frieden bedeutenden Nutzen
stiften, sondern namentlich auch für den Schutz des Handels in Ostasien sich
bewähren, wo großen Schiffen ihres Tiefgangs wegen der Zugang zu vielen
Ankerplätzen verwehrt ist. Insbesondere gilt dies von den beiden leichteren
der drei Classen, den neuen Schraubendreunastschovnern zu 3 Geschützen und
den Schraubcnbriggs zu 4 Geschützen, die wir für den Küstendienst wie die
Schraubenklipper (Barth, zu 3 Geschützen) mit je einer Lteu.in,-ig,uneK ausge¬
rüstet zu sehen wünschen, wie die englischen großen Schiffe sie haben, d. h. mit
einem Boot mit einer Doppelschraubenmaschine von im Ganzen 6 Pferdekraft
und mit einem gezogenen Gußstahlvlerpfünder im Bug. Dtese Schiffe werden
dann im Stande sein, die chinesischen Malen in ihre Schlupfwinkel, ihre seich¬
ten Buchten hinein und die Ströme hinauf zu verfolgen, ein Dienst, zu dem
man die bisherigen Schraubenkanonenboote nicht benutzen konnte, weil der
innere Raum so beschränkt ist, daß in heißem Kltma die Gesundheit der Mann¬
schaft gefährdet werden würde, und dann auch, weil sie zu klein sind, um mit
Sicherheit eine so weite, oft gefahrvolle Reise zu unternehmen. Unter Um¬
ständen allerdings würden auch die kleinen Kanonenboote, wie wir sie jetzt haben
(erster Classe), die Reise nach China ebenso gut machen können, wie kleine
Schooner der Handelsmarine von 120 Tonnen mit einer Bemannung von nur
9—11 Köpfen sie oft unternehmen; aber sie würden, wie das Beispiel deS
»Frauenlob", allerdings eines Scgelschooners, gezeigt hat, dabei doch nicht sicher
genug sein, und der Staat hat doch die Pflicht, in Friedenszeiten das Leben
seiner Mannschaften nicht ohne Noth auss Spiel zu setzen. Wenn man also
gefordert hat, daß eine Anzahl unserer jetzigen Schraubenkanonenboote zum
Schutz des Handels nach Ostasien gesandt werde, so können wir dieses Verlan¬
gen nicht als berechtigt anerkennen; und gar an eine Vermehrung der Mann¬
schaft auf diesen Fahrzeugen, die kaum für die jetzige Bemannung Platz genug
haben, „um den Asiaten zu imponiren", ist für eine Reise in tropische Gegen¬
den gar nicht zu denken. Auch die Entsendung einer Glattdeckcorvelte wie der
„Nymphe" in jene Gewässer scheint uns unpractisch, da ihr bei dem Mangel
«ner Batterie die Brauchbarkeit als rLeeiving-Sulp, wie die Engländer sagen,
völlig abgeht, ein Zweck, von dem sogleich die Rede sein wird. Uebrigens würde
unseren neuen Schraubendreimastschoonern und Schraubenbriggs der geringe
Tiefgang auch die Möglichkeit gewähren, kleinere Reparaturen fast überall mit
großer Leichtigkeit ausführen zu können, ein Vorzug, der größeren Schiffen
gänzlich abgeht. Der Dienst in jenen Gegenden würde so zu organisiren sein,
daß die Flotille für Ostasien aus einem halben Dutzend dieser leichteren Fahr-
zeuge und einer leichten Fregatte (gedeckten Corvette) als Flaggenschiff des Coa«


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/77>, abgerufen am 27.09.2024.